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Macht der Überflieger jetzt den Abflug?

Macht der Überflieger jetzt den Abflug?

Dass Raul Santos für Juri Leoben nicht langfristig zu halten ist, war Klubchef Claus Hödl schon seit einigen Jahren klar.

Zu groß ist das Ballgefühl, zu wuchtig sind die Würfe und zu känguruhaft sind die Sprünge des mittlerweile 20-Jährigen. Doch nun könnte der Linksaußen bereits im Jänner den HLA-Klub verlassen.

Den internationalen Großklubs sind die Anlagen des gebürtigen Dominikaners nicht verborgen geblieben.

Und so kommt es, dass mit den Rhein-Neckar Löwen der aktuelle Tabellenzweite der deutschen Bundesliga, der oft zitierten "stärksten Handball-Liga" der Welt, um den österreichischen Nationalspieler wirbt.

Santos befindet sich dieser Tage sogar in einem Probe-Training bei den Mannheimern.

Dänisches Denkmal sagt ab

Bei den Rhein-Neckar Löwen ist in personeller Sicht seit einigen Tagen Feuer am Dach. Der Shooter vom Dienst, Torschützenkönig Uwe Gensheimer, fällt mit einem Achillessehnenriss lange aus.

Da vor der Saison aufgrund von Etat-Einsparungen kein adäquater Backup für den deutschen Nationalspieler engagiert wurde, müssen die Löwen derzeit mit den beiden jungen und unerfahrenen Denni Djozic und Kevin Bitz ihr Auskommen finden.

Die Vereinsführung sucht nun händeringend nach einem Notnagel. Zuletzt fragte Manager Thorsten Storm sogar bei Dänen-Oldie Lars Christiansen nach. Der 40-Jährige, der im Sommer seine erfolgreiche Karriere beendete, sagte allerdings ab. "Das war ein attraktives Angebot, und ich habe es ernst genommen", erklärte Christiansen dänischen Medien, dass er sich für eine Rückkehr in die Bundesliga aber nicht fit genug fühle.

Abseits davon kursieren mit Andreas Kunz, Rafn Sigurmannsson und Charlie Sjöstrand noch weitere Namen. Von diesen Dreien verfügt allerdings nur Erstgenannter über Erfahrung in der deutschen Elite-Klasse.

Mehr als ein Notnagel

Unter all den potenziellen Nothelfern sieht das deutsche Szene-Portal "handball-world.com" Santos aber zu Höherem berufen. Die Webseite erklärt den Rechtshänder zu einer "Investition in die Zukunft". "Sicher wäre, mit Gensheimer und Santos hätten die Löwen auf Linksaußen vielleicht das stärkste Gespann aller Bundesligisten", heißt es an selber Stelle weiter.

Dass die Löwen das wohl größte österreichische Handball-Talent ebenfalls nicht nur als kurzfristige Lösung sehen, dafür spricht die Tatsache, dass Leoben-Trainer Volker Hage von einem längerfristigen Vertragsangebot wissen will. "Raul soll einen Drei-Jahres-Vertrag bekommen", so der Coach gegenüber "Kleine Zeitung".

Santos mit seinem sportlichen Ziehvater Claus Hödl

Hage warnt allerdings im gleichen Atemzug auch vor dem Schicksal "Ersatzspieler". Schließlich werde Publikumsliebling Gensheimer nicht ewig verletzt sein.

Fakt ist jedenfalls, dass Leoben-Boss Hödl betont, Santos erst nach Ende des HLA-Grunddurchgangs (letzte Runde am 30. Dezember), in dem die Steirer nach 13 von 18 Runden den sechsten Platz belegen, freizugeben - und das auch nicht ohne adäquate finanzielle Gegenleistung.

Schließlich hat das Juwel einen gültigen Vertrag bis Sommer 2013.

Auch Hamburg dran?

In puncto Ablöse will sich Hödl zumindest öffentlich nicht festlegen, spricht nur von einem "angemessenen Betrag".

Dieser dürfte angesichts der Tatsache, dass Santos mit 108 Treffern derzeit überlegen die HLA-Schützenliste anführt, wohl nicht zu niedrig sein. Zumal Hödl auch vom HSV Hamburg als Nebenbuhler spricht.

Ob das die Wahrheit oder nur ein kaufmännischer Kniff ist, sei dahingestellt. Feststehen dürfte allerdings, dass Santos' Tage in Leoben alsbald gezählt sind. Doch das war den Verantwortlichen ohnehin schon länger klar.