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"Wir sehen das Verletzungspech als Chance"

Glück im Unglück für die Fivers.

Der HLA-Meister kann in absehbarer Zeit wieder auf Romas Kirveliavicius zurückgreifen. Der Handballer des Jahres aus der Vorsaison verletzte sich beim Aufwärmen für das Leoben-Spiel am Knöchel und konnte seiner Mannschaft gegen die Steirer nicht helfen.

Wie sich nun unter der Woche herausstellte, handelt es sich bei der Verletzung um eine Bänderdehnung im Sprunggelenk und der Litauer könnte schon am Samstag zu Hause gegen Krems wieder mit von der Partie sein.

Während die Ärzte bei „Kiwi“ also Entwarnung geben, legen sie bei Martin Abadir die Stirn in Falten. Der Rückraumspieler musste sich, ebenso wie Mannschaftskollege Jörg Merten, einer Knieoperation unterziehen. Wann der Nationalspieler wieder zurückkehren wird ist derzeit fraglich. Aus diesem Grund haben die Wiener in der Vorwoche nochmals auf dem Transfermarkt zugeschlagen und mit dem Litauer Tomas Eitutis Ersatz für den Linkshänder geholt.

Gerüchten zufolge steht sogar ein Karriereende Abadirs im Raum, da sich die Knorpelverletzung als schwerwiegender als zuvor angenommen herausstellt.

LAOLA1 hat mit Fivers-Trainer Peter Eckl über eben diese Gerüchte, seine Verantwortung als Trainer und die weiteren Verletzten gesprochen.

LAOLA1: Herr Eckl, Sie müssen mit Abadir auf eine wichtige Stütze verzichten. Weiter fällt Merten langfristig aus und Kiwi ist angeschlagen. Wie gehen sie mit dieser Situation um?

Peter Eckl: Wir sehen das Verletzungspech als Chance. Wir haben sehr viele junge Spieler und die bekommen nun früher als erwartet die Möglichkeit, sich auf höchstem Niveau zu profilieren. Die Linie, die der Verein seit Jahren in Sachen Jugend verfolgt, ist sehr gut. Da ist es einfach junge Spieler zu integrieren. Diese müssen und wollen nun Verantwortung übernehmen. Schon gegen Leoben hat meine junge Mannschaft eine gute Leistung gezeigt und wir haben souverän gewonnen.

LAOLA1: Trotz der vielen Jungen haben Sie mit Tomas Eitutis kurzfristig einen neuen Spieler verpflichtet. Wieso das?

Eckl: Wir haben nicht erwartet, dass Martin Abadir gleich zu Saisonbeginn ausfällt und das war natürlich eine negative Überraschung. Da war eine Neuverpflichtung naheliegend, da wir im rechten Rückraum, sprich bei den Linkshändern, im Nachwuchs nicht so eine Dichte haben, wie auf anderen Positionen. Der neue Mann hat uns im Probetraining sehr gut gefallen. Er ist kein Superstar, wie man erhoffen würde, aber ein sehr guter Spieler mit guter Grundschule. Er passt sehr gut zu uns.

LAOLA1: Als „Kiwi“ nach Wien gekommen ist war er auch kein Superstar und hat sich dann prächtig entwickelt.

Eckl: „Kiwi“ war damals 19 und Eitutis ist bereits 30 Jahre alt. Er ist kompletter und fertiger Handballer. Er hat Potenzial und kann sich natürlich trotz seines Alters noch entwickeln, aber im Großen und Ganzen ist er ein fertiger Spieler, der uns sofort weiterhelfen kann.

LAOLA1: Gerüchten zufolge kehrt Abadir nicht mehr zurück. Ein Karriereende steht aufgrund eines Knorpelschadens im Raum. Können sie als Trainer Licht in die Sache bringen?

Eckl: Diese Gerüchte streuen nicht wir. Wenn man bei dem einen oder anderen HLA-Spieler in die Knie hineinsehen würde, würde man wohl zahlreiche Knorpelschäden erkennen. Ich weiß, dass Viktor Szilagyi ähnliche Probleme mit den Knien hat wie Martin. Sollte Martin, wenn er zurückkehrt wie Szilagyi spielen, wäre das durchaus in Ordnung. (schmunzelt)

LAOLA1: Abadir war auch schon zu Beginn des letzten Jahres verletzt. Wieso erwischt es immer ihn?

Eckl: Knorpelschäden kommen ja nicht spontan von heute auf morgen. Er hat jahrelang über seinem Limit trainiert und das wirkt sich auf seinen Körper aus. Seine Knie waren nicht immer stabil genug und dann bekommt unweigerlich der Knorpel etwas ab. Man darf aber nicht vergessen, dass wir uns im Leistungssport bewegen und den hat Martin Abadir ja lange Zeit versucht auszuüben. Auf diesem Niveau muss man Verletzungen auch in Kauf nehmen. Natürlich sollte man es tunlichst vermeiden, aber bei ihm ist es uns nicht gelungen.

LAOLA1: Kann es sein, dass Abdir in den letzten Jahren schlicht falsch trainiert hat/wurde?

Eckl: Er war jedes Mal am Limit. Da kommt alles zusammen. Seine persönliche Fitness und dass in der ein oder anderen Situation in der Vergangenheit nicht richtig entschieden wurde. Nicht nur von den Trainern, sondern auch von ihm selbst. Man kann auch selber an seinem Körper arbeiten, gerade in den Vorbereitungsphasen oder dergleichen. Er hat mittlerweile viel daraus gelernt, nur ist das ebenso wie wenn man sich jahrelang die Zähne nicht putzt, irgendwann geht was kaputt, aber das merkt man eben nicht sofort.

LAOLA1: Sie wirken als wären sie ein wenig sauer?

Eckl: Nein, ich bin überhaupt nicht sauer. Mir geht es eigentlich ganz gut.

LAOLA1: Durch die Verletzung von Abadir und die von Kirveliavicius musste Markus Kolar in die Presche springen. Wie zufrieden sind Sie mit seiner bisherigen Leistung?

Eckl: Markus hat uns bereits in der ersten Saisonhälfte des letzten Jahres sehr geholfen als Martin noch nicht 100 Prozent fit war. Da war er definitiv erste Wahl. In der zweiten Saisonhälfte hat er nicht alles ausgeschöpft, was er kann und da kann man durchaus unzufrieden sein. In dieser Saison hatte Markus zu Beginn eine Verletzung am Hüftgelenk und war dadurch nicht voll leistungsfähig. Das Spiel gegen Leoben war das erste, das er ohne Schmerzen spielen konnte. Dementsprechend hat er sehr gut gespielt. Er hat in der Vorbereitungszeit in diesem Jahr eine sehr gute Leistung gezeigt und wir haben für unsere Verhältnisse bereits relativ früh mit ihm verlängert.

LAOLA1: Sie sprechen die Verletzung von Kolar an. Wie schon erwähnt stehen noch einige andere auf der Verletztenliste. Hinterfragen Sie sich und ihre Trainingsmethoden, wenn so viele Spieler ausfallen?

Eckl: Man muss sich immer hinterfragen und darauf achten, was für Auswirkungen die Dinge haben, die man tut. Kiwi ist einem Mitspieler auf den Fuß gestiegen und umgeknickt. Da nehme ich mich jetzt mal aus der Verantwortung. So etwas kann immer passieren und hat nichts mit Fehlverhalten oder überhöhter Belastung zu tun. Wir adaptieren unsere Trainings, wenn wir merken, dass es Defizite oder Probleme gibt. Ich habe noch keine groben Fehler entdeckt, aber wenn mir jemand begründet sagen kann, dass gewisse Dinge gar nicht gehen, dann werde ich das natürlich auch hinterfragen und überprüfen, wie weit das korrekt ist. Ich bin nicht gefeit vor Fehlern, aber wer ist das schon?

Das Interview führte Sebastian Rauch