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"Damengolf braucht einen weiblichen Tiger Woods"

Österreichs Golf hat das erfolgreichste Jahr seiner Geschichte hinter sich.

Manuel Trappel holte 2011 erstmals den Einzel-EM-Titel nach Österreich, die U18-Burschen wurden EM-Zweite und Österreichs Profis sorgten auf der European Tour für mehrere Podestplätze.

Im ÖGV-Wintercamp in Florida übt Österreichs Golf-Nachwuchs für die Profi-Karriere.

Im Interview spricht ÖGV-Nationalcoach Fredrik Jendelid über den heimischen Nachwuchs, Golf-Stipendien in den USA und weiß, was dem Damen-Golf fehlt.

Frage: Was waren die Ziele des Florida-Camps?

Fredrik Jendelid: "Wir wollten damit Golf etwas mehr 'rund um's Jahr' am
Leben erhalten und die Amateur-Spieler früher auf die Saison
vorbereiten. Dazu wollen wir sie mit einem Entwicklungsprogramm
begleiten, damit sie auf die nächsthöhere Stufe kommen. Am meisten zu
gewinnen ist beim Kurzspiel, also dem Wedging, dem Pitching und dem
Putting. Hauptziel ist, die schlechten Schläge wegzubekommen."

Frage: Jänner-Training in Florida, das klingt nach einer kostspieligen
Angelegenheit. Typisch Golf werden viele sagen, oder?

Jendelid: "Das Wetter hier ist sehr gut, das Ganze ist vor allem
leistbar. Je 14 Spieler leben in einem angemieteten Haus, wir kochen
selbst, das ergibt Tageskosten von 22 Dollar (16,9 Euro) pro Person
und Tag. Das ist billiger als jedes Hotel, und die Flüge zahlen die
Spieler selbst."

Frage: Sie haben früher schon eng mit Österreichs Profis gearbeitet.
Wie sehen Sie Ihre aktuelle Aufgabe?

Jendelid: "Mein Job ist, die jungen Spieler auf Profi-Level zu
bringen. Ich kann keinem 15-Jährigen garantieren, dass er später
Millionen verdient. Ich kann aber sehen, ob er die Anlagen dazu hat.
Die Entwicklung ist gut, die Situation hat sich total positiv
geändert. Ein Manuel Trappel, ein Matthias Schwab, ein Robin Goger
sind auf einem guten Niveau. Bei den Mädchen sind es Marina Stütz,
Sarah Schober oder Fanny Wolte."

Frage: Viele ÖGV-Amateure, vor allem Damen, reisten direkt aus den USA
an. Auf US-Unis dank Golf-Stipendien zu studieren scheint attraktiv
zu sein, oder?

Jendelid: "Kann sein, muss es aber nicht. Wir reden von
18-Stunden-Tagen. Es gibt viele gute Coaches hier, aber auch richtig
schlechte. Ich hörte von beinhartem Training, bis zu fünf Stunden
ohne Pause und Wasser sowie angedrohten Strafen. Es gibt 21.000
Colleges und 27 Millionen Golfer. Wenn das College-System so gut
wäre, würden die USA andauernd Spitzengolfer produzieren. Aber die
meisten College-Spieler sind Europäer."

Frage: Manuel Trappel wird als Amateur-Europameister bei den British
Open spielen. Was erwarten Sie von ihm?

Jendelid: "Sein Leben hat sich geändert wie das eines
Lotto-Millionärs. Einen größeren Schritt kann man in so kurzer Zeit
nicht machen. Zu viele stürzen nach solchen Erfolgen ab, weil sie zu
viel verändern. Aber er ist ein cooler Bursche, er schafft das."

Frage: Golf hat bei uns immer noch das Image eines Oberklassen-Sports.
Was muss sich ändern?

Jendelid: "Es muss cooler werden, speziell für die Jugendlichen.
Wenn man am Sonntag spielen will, muss man am Donnerstag davor eine
Entscheidung fällen. Kinder wollen aber spontan loslegen. Wir
brauchen Plätze, auf denen das Gras einfach in vier Stufen
geschnitten wird und jeder sofort Spaß haben kann. Und die Bekleidung
muss egal sein. Warum gibt es nicht Sechs- oder Fünfloch-Plätze? Weil
man damit nicht Mitglied im Golfverband sein kann. So sind die Plätze
am Ende wieder alle gleich."

Frage: Das heißt, Kinder und Jugendliche sind der Schlüssel?

Jendelid: "Ja, siehe IKEA. Oder McDonald's. Auch die verkaufen
Hamburger nicht an alte Menschen. Wenn die Kinder hingehen, kommen
auch die Eltern."

Frage: Damengolf führt in der öffentlichen Wahrnehmung ein
Dornröschen-Dasein. Warum?

Jendelid: "Sie brauchen mehr 'Typen'. Wie die Williams-Schwestern im
Tennis. Solche wie Christina Kim, die ist total verrückt. Damengolf
braucht einfach einen weiblichen Tiger Woods."