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"Das wird der Eurovisions Song Contest of Golf"

Nicht nur für Bernd Wiesberger geht das Golf-Jahr 2015 in die Zielgerade, auch die österreichische Ryder-Cup-Bewerbung 2022 rüstet sich für das Finale.

Ende Oktober fällt die Entscheidung, wo der prestigeträchtige Teamvergleich zwischen Europa und den USA in sieben Jahren stattfindet.

ÖGV-Präsident Peter Enzinger versprach am Montag: "Wir wollen den besten Ryder Cup machen, den Europa je hatte."

Golf ist anders

Der Golfverband präsentierte sieben Wochen vor der voraussichtlichen Entscheidung - einen genauen Termin gibt es nicht - in Wien den aktuellen Stand der rot-weiß-roten Bewerbung und schon da wurde klar, dass Golf anders ist.

Die Pressekonferenz wurde in Englisch abgewickelt, neben den Proponenten des hoffnungsvollen Gastgeberlandes inklusive Profi Bernd Wiesberger waren auch Vertreter aus vielen östlichen Nachbarländern dabei, weil der ÖGV gleich neun Partnerländer intensiv eingebunden hat.

"Sind auf Augenhöhe"

Spanien, Italien und Deutschland sind die verbliebenen ÖGV-Konkurrenten.

Man rechnet sich in Österreich mittlerweile aber gute Chancen aus, diesen alle zwei Jahre wechselweise in den USA und Europa stattfindenden Kontinentalvergleich, der täglich an die 50.000 Zuschauer auf die Anlage und Millionen vor die TV-Schirme bringt, in den GC Fontana Oberwaltersdorf südlich von Wien zu holen.

"Anfangs wurden wir belächelt, dann waren wir der Underdog. Mittlerweile sind wir auf Augenhöhe", ist etwa Event-Profi Herwig Straka überzeugt.

Enzinger unterstrich: "Es wäre der größte Golf-Event aller Zeiten in Österreich. Wir wollen das perfekt machen."

Komitee beeindruckt

Offenbar hat man schon bisher das Ryder-Cup-Komitee beeindruckt, das die - bereits einmal um ein Monat verschobene - Entscheidung Ende Oktober oder Anfang November im englischen Wentworth fällen wird.

Für die in ein 448 Seiten starkes Bewerbungsbuch eingearbeiteten Fakten mit ihren fünf Haupt-Kriterien gab es laut ÖGV Applaus.

Zahlen und Fakten

Und die Fakten sind beeindruckend. Auch in punkto Infrastruktur. In einer Viertelstunde ist man etwa vom internationalen Flughafen (Schwechat) auf der Anlage.

Aus Wien in 35 Minuten. 25.000 Parkplätze sind kein Problem. Der Vorzeige-Golfplatz von Siegfried Wolf, auf dem schon mehrere Turniere der European Tour stattgefunden haben, soll komplett runderneuert werden.

Noch beeindruckender sind aber die - letztlich ausschlaggebenden - Wirtschaftszahlen. Diese haben die Bundesregierung auch im vergangenen April per Ministerratsbeschluss veranlasst, über die nächsten zwölf Jahre - auf so lange wäre das Projekt angelegt - 48 Millionen Euro für die Veranstaltung zu garantieren.

Das Budget der Veranstaltung beliefe sich aber auch auf gewaltige 130 bis 160 Millionen Euro.

"Werden 21.000 Arbeitsplätze schaffen"

Alle Wertschöpfungseffekte zusammengefasst sind für den Berechnungszeitraum zwischen 2015 und 2027 durch den Ryder Cup Fiskaleffekte von etwa 300 Mio. Euro zu erwarten. Das geht aus einer Studie des Industriewissenschaftlichen Institutes (IWI) hervor.

Präsentator DDr. Herwig Schneider sprach von drei Mrd. Euro zusätzlicher Umsätze sowie über 1,1 Mrd. Euro an Wertschöpfung. "Und, wir werden in dieser Zeit über 21.000 Arbeitsplätze schaffen", erklärte Schneider.

Schneider begründete dies damit, dass die Golfwirtschaft in Österreich sehr vital und weit verflochten sei.

"Die Zahlen sind schon sehr überzeugend, es gibt unglaubliche Effekte." Der Wirtschaftsforscher ("Ich bin kein Golfer") ist daher überzeugt: "Wir haben das ökonomische Umfeld für so eine Event." Besonders stark profitieren würde der Osten des Landes. Schneider: "Die Wertschöpfung bleibt im Land, besonders stark in Ost-Österreich."

Public Viewing am Rathausplatz

Am meisten in Wien, wo alleine 10.000 Beschäftigungsverhältnisse entstünden.

Auf dem Wiener Rathausplatz würde dann auch ein gewaltiges Public-Viewing stattfinden. Ebenso in den vielen Städten der Nachbarländer bis hin zu Zypern oder - wenn die Kooperation gelingt - auch in Moskau.

"Das wird der Eurovisions Song Contest of Golf", ist der mit der Bewerbung federführend betraute ÖGV-Generalsekretär Robert Fiegl überzeugt.

Bernd Wiesberger will als Lokalmatador dabei sein

Wiesberger ist stolz

Begeistert zeigte sich auch Wiesberger. "Ich bin stolz auf alle, die sich hier einsetzen, weil ich weiß, was das für eine Arbeit ist. Und ich bin stolz, mein Land repräsentieren zu dürfen, denn der Ryder Cup ist ein emotionaler Sportbewerb der Gänsehaut erzeugt", sagte der Weltranglisten-30., der diese Woche nach einer vierwöchigen Pause mit den Italian Open in Monza wieder ins Geschehen eingreift.

"Es wär natürlich ein Wahnsinn, 2022 als Lokalmatador dabei zu sein", sagte der Burgenländer. "Ich hoffe aber, ich schaffe es schon früher, in einem Ryder Cup Team zu stehen", hat sich der 29-Jährige vorgenommen.

Die Konkurrenz

Die Entscheidung über den 44. Ryder Cup - alle anderen bis inklusive 2024 sind bereits vergeben - könnte ein Dreikampf werden.

Spanien war bereits Austragungsland und habe daher geringere Chancen, heißt es.

Und in Deutschland, wo man sich mit dem Faldo-Platz in Bad Saarow bewirbt, hat man erneut das Problem, dass man das "Steuerprivileg" für national bedeutsame Sportveranstaltungen nicht bekommt.

Und das trotz Major-Sieger Martin Kaymer und der Tatsache, dass es sich um das größte Ereignis im internationalen Golfsport handelt.

"Spielen um das letzte Loch"

Fiegl wollte aber fest gehalten wissen, dass auch Österreich keine fiskalischen Privilegien habe.

"Wir haben saubere Arbeit geleistet, wirtschaftliche, fiskalische Daten aufgearbeitet und deshalb eine sehr gute Gesprächsbasis, unter anderem mit dem Herrn Finanzminister und seinem Büro. Wir haben kein Privileg erhalten und auch nicht angefragt. Wir wollten nur eine ökonomisch korrekte und sinnvolle Unterstützung durch die Regierung."

Die verbleibenden Wochen will man nützen, alles Restliche abzuarbeiten. Straka beschrieb es so: "Alle haben noch Hausaufgaben zu erledigen, auch wir. Aber wir sind alle am 18. Grün angelangt und spielen nun um das letzte Loch."