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Wiesberger: "Es gibt kein spezielles Erfolgsgeheimnis"

Wiesberger:

Bernd Wiesberger wird bei dem am 9. April startenden US Masters in Augusta als erster Österreicher an den Start gehen.

Bei den seit 1934 ausgetragenden Traditions-Event werden insgesamt neun Millionen Dollar Preisgeld ausgeschüttet.

Im APA-Interview spricht der 29-jährige Burgenländer über seine Erwartungen beim ersten Major-Turnier des Jahres und über die Schwierigkeiten, in die Weltklasse des Golfsports zu gelangen.

Frage: Was bedeutet ihnen der erste Start beim Masters und dass sie nun als erster Österreicher alle vier Major-Turniere gespielt haben werden? Hievt sie das auf eine Ebene mit anderen österreichischen Sportgrößen?

Wiesberger: "Für mich ist es ein persönlicher Meilenstein, dass ich nach den British Open, den US Open und der US-PGA-Championship nun auch das vierte Major spielen darf. Ich will mich deshalb aber sicher nicht mit anderen österreichischen Sportgrößen vergleichen. Ich bin der erste österreichische Golfer, der das erreicht hat. Darauf bin ich stolz und ich möchte Österreich bestmöglich vertreten. Aber sicher werde ich nicht der letzte Golfer aus Österreich dort sein."

Frage:Das könnte dauern, denn hinter ihnen ist derzeit kein Österreicher in den Top-Tausend der Weltrangliste. Ist es für einen Österreicher schwieriger, im Profigolf ganz nach oben zu kommen?

Wiesberger: "Ich glaube nicht, dass in Österreich geboren zu sein es schwieriger macht. Natürlich ist bei uns nicht so das perfekte Wetter wie in Südafrika, Florida oder Kalifornien. Aber wenn man die Zeit, die man in Österreich hat, gut nützt und die richtigen Leute zur richtigen Zeit trifft, kann es funktionieren. Ich habe von meinen bisherigen Trainern sehr profitiert, auch von den Coaches auf Amateurebene, die ich dank der Förderung des Golfverbandes hatte. Dadurch ist es möglich, so weit, wenn nicht noch weiter, zu kommen."

Frage: Was ihr persönliches Erfolgsgeheimnis?

Wiesberger: "Es hängt letztlich immer vom Einzelnen ab, welche Motivation oder Willen er hineinsteckt. Es gibt kein Erfolgsgeheimnis außer gut arbeiten und seinen Weg gehen und an das glauben, was man macht. Wenn man darauf vertraut, kann man auch im Golf ganz weit nach oben kommen."

Frage: Sie haben es letztlich praktisch ohne Sieg geschafft, in die Top-50 der Weltrangliste zu kommen. Das ist im Golf eine entscheidende Grenze, ist nur wenigen bisher gelungen und spricht für konstante Top-Leistungen. Gibt es den Plan, weniger zu spielen und dafür "große Dinger" zu gewinnen?

Wiesberger: "Meine guten Turniere heuer waren solche, bei denen es sehr viele Weltranglisten-Punkte gab. Da war ein zweiter Platz wie in Malaysia mehr wert als ein Sieg bei einem anderen Turnier. Jetzt kann ich dank meiner Weltranglisten-Position große Events spielen und werde erst im Mai wieder in Europa auftreten. Als Einzelsportler will man die größten Turniere mitnehmen und sich mit den Besten messen."

Frage: Warum hat es ihrer Meinung nach 2015 mit dem Durchbruch endlich geklappt?

Wiesberger: "Ich habe zu einem guten Zeitpunkt bei vielen Turnieren gut gespielt und ordentlich Weltranglisten-Punkte mitgenommen. Deshalb bin ich sehr schnell raufgeschossen. Das gute Gefühl hat einen regelrechten Flow erzeugt und ist zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Das war in der Vergangenheit nicht immer so."

Frage: Sie werden in diesem Jahr 30 Jahre alt. Welche Rolle spielt das Alter im Golf?

Wiesberger: "Auf jeden Fall keine so vordergründige Rolle wie in vielen anderen Sportarten. Zur Zeit kommen zwar sehr viele junge Spieler nach, umgekehrt gewinnen Leute wie Thomas Björn oder Miguel Angel Jimenez mit Anfang 40 oder 50 immer noch Turniere. Das Alter ist also sehr weit gestreckt, geht von 18 bis 50."

Frage: Ihre aktuellen Leistungen, die österreichische Ryder-Cup-Bewerbung, die Rückkehr von Golf ins Olympiaprogramm. Was bedeutet das aus ihrer Sicht?

Wiesberger: "Der Ryder Cup gepaart mit Olympia bringt sicher einen Auftrieb im österreichischen Golf. Es wird wieder mehr drüber gesprochen, auch meine Teilnahme in Augusta trägt sicher etwas dazu bei und macht mich stolz. Es ist schön, wenn meine Sportart wieder mehr an Popularität zunimmt. Vor allem weil sie nun wieder olympisch ist."

Frage: Der trickreiche Augusta National mit seinen schnellen Grüns ist ein komplett neuer Kurs für sie. Wie groß ist der Nachteil und was tun sie, um diesen zu verkleinern?

Wiesberger: "Natürlich ist es auf einem Kurs, den man schon kennt, einfacher. Also habe ich mich mit Spielern, die schon Masters-Erfahrung haben, kurzgeschlossen und etwa mit Jimenez und Jose Maria Olazabal, einem zweifachen Masters-Sieger, gleich für Sonntag Proberunden angedacht. Beide haben enorme Erfahrung, da kann man einiges mitnehmen. Ich hoffe, ich kann da und in den weiteren Trainingstagen mit anderen bekannten Spielern und Freunden in kurzer Zeit einiges lernen."

Frage: Ihr neuer Putter war am Jahresbeginn brennheiß, hat dann in den USA aber nicht immer gleich das Ziel gefunden. Gibt es Gründe dafür?

Wiesberger: "Ich fühle mich nach wie vor sehr wohl mit diesem Putter, auch wenn zuletzt die Leistung auf den Grüns nicht ganz so gut war wie am Jahresanfang. Ich habe mich aber nun mit meinem Kurzspieltrainer besser aufs Putten vorbereitet und kleine Änderungen vorgenommen, um beim ersten Major des Jahres gut angreifen zu können. Ich bin sicher, die Putts werden so fallen wie am Anfang des Jahres."

Frage: Was können sie schon zur Turnierplanung nach dem Masters sagen?

Wiesberger: "Ich spiele danach noch die Zürich Classic in New Orleans, dann das zweite WGC in San Francisco, das zählt auch zur Europa-Tour. Es sollte sich von der Weltranglisten-Platzierung auch noch die Players Championship Anfang Mai in Florida ausgehen. Erst danach geht es wieder Richtung Europa. Das erste Turnier wird die BMW-PGA-Championship ab 21. Mai in Wentworth sein."