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"Behrnt Vees-burger" kann Geschichte schreiben

Erlebt Österreich heute Nacht eine sportliche Sternstunde?

Sollte Bernd Wiesberger im Valhalla Golfclub von Louisville im US-Bundesstaat Kentucky gewinnen, steigt er in den heimischen Athleten-Olymp auf und ist künftig in einem Atemzug mit Niki Lauda, Thomas Muster oder Werner Schlager zu nennen.

Unabhängig vom Ergebnis seiner Schlussrunde hat der 28-Jährige in den USA ein kräftiges Ausrufezeichen gesetzt. Ausgerechnet dort, wo der Burgenländer heuer auch seine größten Tiefschläge hinnehmen musste.

US-Tiefschläge weggesteckt

Ende Februar reiste Wiesberger mit hohen Erwartungen zur Match Play Championship in die Wüste von Arizona, um beim WGC-Event in der 1. Runde des K.o.-Bewerbs sang- und klanglos gegen Titelverteidiger Matt Kuchar (USA) auszuscheiden. "Das hat richtig weg getan", erklärte Wiesberger im Vorfeld der Lyoness Open in Atzenbrugg.

Nach seinem 2. Endrang beim Heim-Turnier qualifiziert er sich im letzten Moment für die US Open, scheitert allerdings am Cut und verpasst es erneut, eine Duftnote zu setzen.

Wiesbergers "Schlag des Tages"

Wiesberger bleibt in den USA damit weiter ein unbeschriebenes Blatt, ehe er in den letzten drei Tagen richtig durchstartet und sich speziell am "Moving Day" einen Namen schafft. Nicht nur der "Schlag des Tages", ein grandioser Annäherungsschuss auf der 17. Spielbahn über 160 Yards trägt dazu bei.

In der Pressekonferenz nach seiner 65er-Runde muss er wiederholt erklären, wie sein Name ausgesprochen wird. Die US-Reporter einigen sich auf "Behrnt Vees-burger".

"Die lustigsten Varianten meines Namens wiederhole ich aber nicht, sonst höre ich das den ganzen Sonntag", zeigt sich Wiesberger gut gelaunt. In Übersee wird "Börnd" oft auch liebevoll "Cheeseburger" gerufen.

Modelathlet kann Jackpot knacken

Noch kann Wiesberger in Amerika unerkannt durch die Straßen bummeln, auch auf der Wiener Kärntnerstraße drehen sich, wie er in einem LAOLA1-Interview versichert, nur wenige Leute nach dem Modelathlet (1,88 m groß und 89 kg schwer) um.

Wiesberger spielt in der Finalrunde auch um seinen höchsten Preisgeld-Scheck. Bislang sind die 367.500 Euro für den Erfolg bei der Ballantine's Championship 2012 in Korea die "fetteste Beute". Insgesamt hat der Rechtshänder auf der European Tour bereits über drei Mio. Euro an Preisgeld eingespielt.

Knackt Wiesberger in der Nacht den PGA-Jackpot (dem Sieger winken über 1,6 Mio. Dollar) würde er mit einem Schlag viele seiner gesetzten Ziele erreichen. Top 50 der Welt, Qualifikation für die US PGA Tour und der Pro des Reiters Golf & Country Clubs in Bad Tatzmannsdorf. Und, vielleicht öffnet sich für den Maturant der HAK Oberwart sogar im letzten Moment noch die Tür in Europas Ryder-Cup-Team, das Ende September im schottischen Gleneagles gegen die USA den Titel verteidigen will...

Was hat Bernd Wiesberger bisher erreicht?

Nach einer erfolgreichen Amateur-Karriere ist der 28-Jährige seit 2006 Profi. Über die Tourschool qualifiziert er sich für die European Tour 2009, die höchste Spielklasse in Europa.

Nach einem schwachen Jahr verliert er die Berechtigung und muss 2010 wieder zurück auf die Challenge Tour, die 2. Liga des europäischen Golfsports.

Mit zwei Siegen in Frankreich (Open de Lyon und Open du Grand Toulouse) sowie dem fünften Endrang in der Jahreswertung erkämpft sich der Burgenländer ein zweites Mal die Spielberechtigung für die European Tour. 2011 erreicht der Oberwarter mit vier Top-10-Rängen, darunter zwei Mal Platz zwei, den 64. Endrang in der Geldrangliste.

Was ist ein Major-Turnier?

Major-Turniere sind die vier bedeutendsten, jährlich stattfindenden Events der Golf-Welt.

Vergleichbar sind sie mit den Grand-Slam-Events im Tennis, wo die Australian Open, die French Open, Wimbledon und die US Open ebenfalls eine Sonderstellung einnehmen.

Beim Golf zählen The Masters Tournament (auch US-Masters genannt), die US Open, The Open Championship (meist als British Open tituliert) und die PGA Championship zu den Majors.

Um welche Trophäe wird gespielt?

Der Siegerpokal der PGA Championship wird auch Wanamaker Trophy genannt.

Rodman Wanamaker stellte das Geld für die erste Austragung 1916 zur Verfügung, er war es auch, der die ca. 70 cm hohe und 13 kg schwere Trophäe entwarf. Ende der Zwanziger-Jahre war der Wander-Pokal für einige Zeit verschollen, da Rekordsieger Walter Hagen nicht mehr wusste, wo er die Trophy verwahrt hatte.

1930 wurde das gute Stück in Detroit in einem Keller in einem der Golfclubs von Walter Hagen gefunden. Das Original befindet sich aktuell im PGA Museum in Port St. Lucie in Florida. Den Siegern, die nach wie vor verpflichtet sind, die PGA-Championship-Trophäe an den nächsten Gewinner weiterzugeben, wird ein Duplikat ausgehändigt. Eine kleinere Version der Wanamaker Trophy darf jeder Champion behalten.

Wer hat die PGA Championship zuletzt gewonnen?

2013 gewann Jason Dufner (USA). Der Titelverteidiger muss die Auftakt-Runde nach der 10. Spielbahn wegen seiner Rückenschmerzen abbrechen. 2012 sichert sich Rory McIlroy nach dem Gewinn der US Open 2011 den zweiten Major-Titel. 2011 hieß der Sieger Keegan Bradley (USA) und 2010 gewann der Deutsche Martin Kaymer.

Tiger Woods, der insgesamt bei 14 Major-Erfolgen hält, triumphierte 1999, 2000, 2006 und 2007. Der Ire Padraig Harrington sicherte sich 2008 den Titel und 2009 sorgte der Koreaner Yong-eun Yang für den ersten asiatischen Sieg bei der PGA Championship.

Phil „Lefty“ Mickelson (USA) konnte sich 2005 in die Siegerliste eintragen. Rekordsieger sind Walter Hagen, der das Major zwischen 1921 und 1927 ebenso fünf Mal für sich entscheiden konnte wie Jack Nicklaus, der seine Erfolge in den Jahren 1963, 1971, 1973, 1975 und 1980 feierte.

Peter Rietzler