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Türkische Offensive

Türkische Offensive

Die Türkei, insbesondere die Region rund um Antalya und Belek, hat sich ohne Zweifel zu einer der beliebtesten Golfregionen Europas entwickelt.

In den letzten Jahren wurden neue Golfplätze und Hotels aus dem Boden gestampft, die in puncto Qualität alle Stücke spielen.

Doch während man die Touristen vor allem aus dem deutschsprachigen Raum in Scharen anlocken konnte, fehlte irgendwie doch noch eines: ein großer Profi-Event, der für internationale Aufmerksamkeit sorgt.

Millionenspektakel

Also saßen Ahmet Ali Agaoglu, der Präsident der Turkish Golf Federation, und Andrew „Chubby“ Chandler, Managing Director von International Sports Management (ISM), im Frühjahr 2012 zusammen und gebaren die Idee, einen hochklassigen Event in der Türkei stattfinden zu lassen.

Da man auf die Schnelle natürlich von der European Tour keinen Sanktus für einen regulären Event bekam, entschlossen sich Chubby und sein türkischer Freund, einen Show-Wettkampf ganz in der Tradition von IMG-Gründer Mark McCormack durchzuführen.

Mit Turkish Airlines hatte man auch gleich den potenten Sponsor an der Hand, für den es scheinbar ein Klacks war, mal eben 5,3 Mio. Dollar Preisgeld und noch ein paar Millionen mehr Antrittsgeld für die Topstars Tiger Woods, Rory McIlroy & Co auf den Tisch zu legen. In der Woche nach dem Ryder Cup begab sich nun also dieser Show-Wettkampf, der unter dem Namen „Turkish Airlines World Golf Final“ firmierte.

Lange Hosen stechen

Acht der weltbesten Spieler teilten sich im Antalya Golf Club auf zwei Gruppen auf, in denen in einem 18-Loch-Zählwettspiel-Matchplay-Format gegeneinander gespielt wurde. Zwar wollte sich niemand die Blöße geben, gegen den Kontrahenten zu verlieren, doch so richtig tierisch ernst nahmen es nach den Ryder-Cup-Strapazen nicht alle.

Der Weltranglistenerste Rory McIlroy etwa genoss sichtlich mehr die Zeit mit seiner Freundin Caroline Wozniacki, die den Golf-Superstar in die Türkei begleitet hatte. Zwar kam es zum Prestige-Duell gegen Tiger Woods, doch ließ den Nordiren selbst die hier folgende Niederlage ziemlich kalt.

Am Pool gab es ja schließlich süßen Trost von seiner Tennis-Queen. Manche der Pros traten sogar in Shorts an, ein Faktum, das mancherorts auf herbe Kritik stieß, da sich dies – so die Meinung mancher Puristen – für Pros nicht gezieme. Einem Lee Westwood war dies aber ziemlich egal und so spielte er sich auch in kurzen Hosen bis ins Finale, wo er auf seinen englischen Landsmann und Ryder-Cup-Kumpel Justin Rose (in langen Hosen) traf.

Die langen Hosen hatten dann aber doch das bessere Ende für sich: Rosey gewann nach dem Halbfinaltriumph über Tiger Woods auch das Finale gegen Westy in beeindruckender Manier. Mit einer 5-unter-Par 66er-Runde auf dem Sultan Course distanzierte er die ehemalige Nummer eins der Welt um einen einzigen Schlag.

„Das war eine großartige Woche. Die ganze Woche ungeschlagen zu überstehen ist ein großartiges Gefühl.“ Lohn der Arbeit war ein Preisgeld in der Höhe von schlanken 1,5 Mio. Dollar, gleichbedeutend mit dem höchsten Siegerscheck seiner ganzen Karriere. Doch auch Westwood, der immerhin noch eine Million Dollar für Platz zwei kassierte, verließ die Türkei mit einem guten Gefühl. „Wir haben beide sehr gut gespielt heute, der kleine Unterschied lag auf den Greens.“

Rory McIlroy soll zum Stammgast in der Türkei werden

Turkish Open 2013

Erstaunlich ruhig verhielten sich in dieser Woche die Vertreter der European Tour, die – so sollte man meinen – nicht gerade „amused“ sein konnten, dass parallel zum Portugal Masters dieses Millionen-Showspektakel mit den Topstars stattfand. Doch im Laufe der Woche kam Licht ins Dunkel, als die Austragung der Turkish Open 2013 offiziell verkündet wurde.

Mit 7 Mio. Dollar dotiert soll der hochkarätige Event im nächsten Jahr (und die beiden Jahre darauf) als letztes Turnier vor dem Saisonfinale, der DP World Tour Championship in Dubai, stattfinden. Von 7. bis 10. November 2013 werden die bes­ten 78 Spieler der abgelaufenen European-Tour-Saison im Montgomerie Maxx Royal an den Start gehen. Eventveranstalter wird dann – welch Zufall – auch wieder Chubby Chandler von ISM sein, der schon in diesem Jahr für das Turkish Airlines World Golf Final verantwortlich zeichnete.

"Weltbeste Golfer" als Stammgäste

„Das ist ein großartiger Schritt für die Türkei“, meinte Chubby. „Dieses Turnier eignet sich perfekt für die Türkei, die unbedingt die Olympischen Spiele 2020 haben möchten. Große Events wie dieses Turnier auszurichten, unterstützt diese Strategie.“

Und auch Keith Waters, Chief Operating Officer der European Tour, war bei der Präsentation des Turnieres vor Ort: „Die Türkei ist eine der sich am schnellsten entwickelnden Golfnationen der Welt und die Turkish Open werden diese Entwicklung nur noch verstärken. Als vorletzter Event der European-Tour-Saison 2013, noch dazu mit einem dermaßen signifikanten Preisgeld, erwarten wir, dass viele der weltbes­ten Golfer zu regelmäßigen Besuchern in der Türkei werden.“

Und am allerglücklichsten war natürlich Ahmet Ali Agaoglu, der als treibende Kraft hinter den Bestrebungen gesehen wird. „Ich fühle mich geehrt, zu verkünden, dass wir in der Lage sind. diesen Top-European-Tour-Event in die Türkei zu bringen. Wir glauben, dass die Türkei und insbesondere Belek und Antalya die beste Golfregion Europas ist und es sich verdient hat, einen solchen Weltklasseevent auszurichten.“

Riesenpotenzial

Mit dem Montgomerie Maxx Royal hat man wohl auch den geeigneten Schauplatz für dieses Spektakel gefunden. Der frühere Ryder-Cup-Kapitän Colin Montgomerie unterstützt bereits seit vielen Jahren die Entwicklung des Golfsports in der Türkei.

„Die Entwicklungsmöglichkeiten für Golf in der Türkei sind phänomenal. Ich bin total beeindruckt von den Maßnahmen, die von der Turkish Golf Federation und der Regierung gesetzt werden, um den Golfsport weiterzuentwickeln.“ Rund um Antalya und Belek gibt es im Moment 14 Golfplätze und mehrere 5-Sterne Hotels. „Ich erwarte, dass diese Entwicklung weiter geht und dass wieder neue Plätze in den nächsten zwei bis fünf Jahren eröffnet werden“, meinte Ahmet Agaoglu.

Und auch vonseiten der Politik kommt Unterstützung, so meinte etwa Mevlüt Cavusoglu, der Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates: „Um die Popularität als Golfdestination aufrechtzuerhalten, ist es wichtig, dass die Türkei weiterhin hochqualitative Plätze erbaut, denn der globale Markt ist sehr kompetitiv. Die Kunden erwarten Weltklasseresorts, also müssen wir ihren Erwartungen gerecht werden.“

Beste Airline Europas

Bezeichnend für die aufstrebende Wirtschaftsleistung der Türkei ist das Beispiel Turkish Airlines. Die Fluglinie, die zum zweiten Mal in Folge zur besten Airline Europas gewählt wurde, zeigt, dass man im umkämpften Flugmarkt sehr wohl reüssieren kann. Alleine im Jahr 2011 konnte Turkish Airlines die Umsatzerlöse um 40 % steigern und einen operativen Gewinn von 339 Mio. TL (145 Mio Euro) verbuchen.

Der Nettogewinn betrug stattliche 19 Mio. TL (8,1 Mio. Euro). Auch die Passagierzahlen erhöhten sich 2011 um 12 % auf 32,7 Millionen, die Flotte umfasst bereits 180 Flieger. „Turkish Airlines ist bewusst, dass eine langfristige Wachstumsstrategie nur mithilfe einer gesunden Integration von operativer und finanzieller Disziplin erreicht werden kann“, hieß es in einer Aussendung. „Turkish Airlines geht zuversichtlich in die nächsten Jahre, ohne von ihrem Kosteffizienzmanagement abzuweichen.“

Man darf also gespannt sein, inwieweit sich auch das Engagement im Golfsport zukünftig noch verstärken wird. Zwar wurde Turkish Airlines noch nicht als Sponsor für die Turkish Open 2013 präsentiert, jedoch würde es angesichts des Investments alleine in diesem Jahr überraschen, wenn dieses nicht fortgesetzt werden würde.

Markus J. Scheck