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"Goldfisch" Michael Phelps spielt jetzt Golf

Er ist zwar schon wieder im Pool gewesen, "ganz alleine, nur einfach so". Dennoch genießt Michael Phelps knapp zwei Monate nach dem Karriere-Ende seine Schwimm-Pension in vollen Zügen.

Das tägliche Aufstehen um sechs Uhr und der anschließende Sprung ins kalte Becken fehlen dem Rekord-Olympiasieger ebenso wenig wie Chlorgeruch oder die Schinderei in der Kraftkammer.

Es sei Zeit gewesen für einen Neuanfang, lautet seine Standardantwort mit überzeugender Stimme.

Reisen und Golfspielen

Phelps zieht inzwischen leidenschaftlich seine Bahnen auf dem Golfplatz. Bereits nach seinem letzten Olympia-Einsatz in London hatte er Reisen und Golf spielen als kommende Vorlieben verkündet.

Das Spiel mit Schläger und dem keinen weißen Ball verbindet beides.

Derzeit weilt Phelps beim PGA-Turnier in Schottland, wo er beim Pro-Am der Dunhill-Championship eine Runde im Flight mit Franz Klammer bestritt.

Vergangene Woche trat der 27-Jährige im Vorfeld des Ryder Cups zu einem Show-Event in Medinah/Illinois an, zusammen mit einstigen US-Profis.

Vom Ryder Cup beeindruckt

Mit Baseballmütze und Sonnenbrille getarnt verfolgte Phelps anschließend den sensationellen 14,5:13,5-Sieg der Europäer beim prestigeträchtigen Kontinentalvergleich gegen Gastgeber USA.

"Ich habe viele Olympische Spiele erlebt, aber nichts war vergleichbar mit der Atmosphäre beim Ryder Cup", meinte er beeindruckt. "Da stehen dir alle Nackenhaare zu Berge."

Hilfe vom Woods-Trainer

Phelps spielt seit Jahren Golf. Sein Handicap, liege "wohl über 20" - viel Luft nach oben also.

Der "Golf Channel" hat unlängst für die Dokumentation "The Haney Project" den ehemaligen Schwung-Trainer von Tiger Woods, Hank Haney an die Seite von Phelps gestellt, um an dessen Abschlag zu arbeiten.

Auch Basketball-Legende Michael Jordan hat Hilfe angeboten.

Bei Jordan schüchtern

Der ehemalige Superstar der Chicago Bulls ist seit mehr als 20 Jahren leidenschaftlicher Golfer. Als Jordan kürzlich in einer Talkshow erstmals Phelps persönlich traf, meinte er spontan: "Golf - jederzeit. Wenn du bereit ist, bin ich es auch."

Phelps lachte und wirkte außergewöhnlich schüchtern, als er auf der Couch neben seinem großen Idol saß. Er hatte immer wieder erklärt, einmal im Leben Jordan kennenlernen zu wollen.

Als es soweit war, "habe ich mich wie einer dieser verrückten Justin-Bieber-Fans gefühlt, die anfangen zu heulen, wenn sie ihn treffen", gestand der 18-fache Olympia-Goldmedaillengewinner.

"Wollte Sport auf nächste Stufe führen"

Das Faszinierende an Jordan sei, so Phelps, dass er den Basketball-Sport verändert habe. Gleiches sei auch immer sein Ziel fürs Schwimmen gewesen. "Ich wollte den Sport auf die nächste Stufe führen."

Und das, betonte Missy Franklin, ist ihm gelungen. Phelps habe Menschen dazu gebracht, das Unmögliche neu zu überdenken, sagte die vierfache Olympiasiegerin von London.

"So beendet, wie ich es wollte"

In seiner zwölfjährigen Karriere gewann der Superstar aus Baltimore 22 Olympische Medaillen. Die letzte davon holte er am 4. August beim Triumph mit der US-Lagenstaffel im Aquatics Center in London.

Der Blick zurück fällt Phelps deshalb leicht. "Ich habe meine Karriere so beendet, wie ich es wollte. Das ist ziemlich cool."

Erstes Gold am "wertvollsten"

Das wertvollste Edelmetall, sei "wohl das erste Gold 2004 in Athen" gewesen, sagte er.

Am meisten ärgere er sich über die Niederlage im Finale über 200 Meter Delfin gegen den Südafrikaner Chad le Clos.

Dieses Rennen, bei dem Phelps als Zweiter anschlug, würde er gerne noch einmal schwimmen.

Phelps nimmt Comeback-Wette an

So gelassen wie er über seine legendäre Laufbahn spricht, sieht Phelps auch die Spekulationen um ein mögliches Comeback bei den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro.

Dara Torres hatte sich bereits via Twitter erkundigt, ob jemand mit ihr wetten wolle, wie lange es bei Phelps bis zum Rücktritt vom Rücktritt dauern werde. Einer der ersten, der anbiss war - Phelps. "Ich würde gerne mit ihr wetten."

"Würde ihn lieber im Pool sehen"

Rowdy Gaines, 1984 dreifacher Schwimm-Olympiasieger bei den Heimspielen in Los Angeles, rät ihm "jetzt erstmal einige Jahre zu pausieren und dann schauen, wie er sich fühlt. Er wäre immer noch jung genug, um 2016 konkurrenzfähig zu sein."

Gaines arbeitet als Experte für den TV-Sender NBC. Er hatte 1996 im Alter von 35 Jahren ein Comeback versucht, dies aber wieder abgebrochen. Gaines hebt hervor, dass er sich Phelps in vier Jahren auch an seiner Seite als TV-Fachmann vorstellen könne.

"Er wäre bestimmt ein guter Experte. Aber ich würde ihn lieber im Pool sehen."

Finanziell ausgesorgt

Egal, was Phelps macht, finanziell hat er längst ausgesorgt. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" hatte sein Eigenkapital bereits vor London auf rund 40 Mio. US-Dollar (30,89 Mio. Euro) geschätzt.

Mittlerweile könne es sich sogar verdoppelt haben. Genug Geld also, für zwei kostspielige Hobbys wie Reisen und Golf.