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"Möchte Europa beim Ryder Cup vertreten"

Martin Wiegele ist derzeit Österreichs bester Golfer. Am Montag feierte er seinen 33. Geburtstag. Mit dem vierten Rang bei den top-besetzten Scottish Open machte sich der Steirer selbst das größte Geschenk.

Für seinen jüngsten Erfolg erhielt der Grazer umgerechnet rund 126.000 Euro. Im Race to Dubai liegt er nun an der beachtlichen 64. Stelle.

Im LAOLA1-Interview spricht Wiegele über die das „Enfant terrible“ des Golfsports, John Daly, der mit seiner schrillen Art und zahlreichen Alkoholexzessen immer wieder für Aufsehen sorgte.

Außerdem gibt der Steirer Auskunft über die Austrian Open, seine Karriereziele, Tiger Woods und seinen Favoriten bei den British Open.

LAOLA1: Die Austrian Open haben mit John Daly einen weiteren Star verpflichten können. Du kennst den exzentrischen Amerikaner bestimmt von der Tour. Wie hast du ihn kennen gelernt ?

Wiegele: Er ist leider nicht allzu oft in Europa, sondern teilweise auch auf der US Tour tätig. Ich habe ihn aber schon öfter gesehen.  Bis jetzt hat es leider nie geklappt, dass wir zusammen gespielt haben, aber vielleicht schaffen wir das in Atzenbrugg.

LAOLA1: Was ist er aus deiner Sicht für ein Typ?

Wiegele: Ich sehe ihn als sehr lockeren Typ. Er ist von seinem Lebensstil her sicher kein Vorbild für die Jugend. Aber ich denke, er hat sich geändert. Trotzdem ist er eine schillernde Persönlichkeit, eine Charakterperson. Man kann sicherlich zu ihm aufschauen. Er hat wahnsinnig viel erreicht in seiner Karriere. Unvergessen sind seine zwei Major-Siege. Ich freue mich schon darauf ihn zu sehen.

LAOLA1: Was sagst du zu seinen bunten Hosen? Kannst du dir vorstellen mit einem ähnlichen Kleidungsstil zu spielen?

Wiegele: Ich hatte einmal eine Zeit, in der ich in Hawaii-Hemden gespielt habe. Das war aber eher ein Gag von einer Modefirma. Das war gar nicht so sehr meines. Privat trage ich eher einfärbige Kleidung. Das ist mir am liebsten. Ich bin nicht so ein bunter Vogel. John Daly hat sich mit den bunten Hosen ein neues Image aufgebaut. Es ist sicher besser man gilt als der Mann mit den bunten Hosen, als der Mann mit dem Alkoholproblem. Aber ich denke, die Probleme die er hatte, gehören der Vergangenheit an.

LAOLA1: Siehst du den vierten Platz am vergangenen Wochenende bei den Top-Besetzen Scottish Open  (Anm.: Höchstes Preisgeld seiner Karriere) als deinen bisher größten Erfolg an oder zählt der Turniersieg auf der European Tour im vergangenen Jahr doch mehr?

Wiegele: Für mich ist der Triumph in St. Omer am wertvollsten. Das war mein erster Erfolg auf der European Tour, das wird immer etwas Besonderes bleiben. Auch wenn ich hoffentlich noch bedeutendere Turniere gewinnen werde, wird dieses eine immer einen speziellen Platz haben. Schottland war vom sportlichen her sicher ein riesen Erfolg, weil ich viele Spitzen-Spieler hinter mir lassen konnte. Von den anwesenden Top-Ten-Spielern war nur der Weltranglisten-Erste Luke Donald vor mir. Das Gute ist, dass ich gesehen habe, dass ich überall vorne mitspielen kann und das ist sicher für den Kopf sehr wichtig.

LAOLA1: Wie enttäuscht bist du über den knapp verpassten Startplatz bei den British Open?

Wiegele: Das Positive und die Glücksgefühle überwiegen ums Zehn- oder Hundertfache. Allerdings ist es natürlich ein kleiner bitterer Beigeschmack am Sonntag nach Hause fliegen zu müssen und nicht nach Sandwich fahren zu können. Das gute ist, dass ich schon einmal dabei war. Das macht die Sache für mich leichter. Ich konnte viel Preisgeld mit nach Hause nehmen und die Tourkarte für nächstes Jahr so gut wie sicher. Ziel ist jetzt die Top 60 im Race to Dubai zu erreichen.

LAOLA1: Was muss jetzt noch passieren, damit du im Ranking weiter nach vorne kommst?

Wiegele: Ich muss so weiterspielen wie zuletzt. Wir haben noch einige große Turniere in diesem Jahr bei denen es einiges an Preisgeld zu gewinnen gibt. Dann gibt es auch noch die Austrian Open. Ich hoffe, dass zahlreiche Zuseher dabei sein werden. Der Heimvorteil hat schon einige Male Früchte getragen im Golf. Die Motivation durch die Fans kann den Ausschlag geben.

LAOLA1: Deine Karriere ist noch jung. Was erhoffst du dir von der Zukunft?

Wiegele: Mein großes Ziel ist es Europa einmal beim Ryder Cup zu vertreten bzw. ein Top-50-Spieler der Welt zu werden. In weiterer Folge wäre ein Major-Titel das weitere Ziel. Aber da muss halt wirklich alles zusammen passen. Es gibt einige große Namen, denen dies nie geglückt ist. Man siehe Colin Montgomerie, der in seiner Bilderbuch-Karriere nahezu alles erreicht hat, außer einen Major-Sieg. Auch Lee Westwood und Luke Donald die beide schon die Nummer eins der Welt waren bzw. sind, haben es bisher noch nicht geschafft. Auf der anderen Seite stehen Spieler wie Todd Hamilton, Paul Lawrie oder Ben Curtis, die aus dem nichts einen Major-Titel feiern konnten. So etwas kann man wahrscheinlich nicht planen. Man braucht für so einen Triumph einfach das nötige Quäntchen Glück. Wie gesagt, alles muss zusammenpassen.

Wiegele will unter die Top-50

LAOLA1: Was sagst du zu Tiger Woods? Wie sehr hat er mit seinem Verhalten dem Golfsport geschadet?

Wiegele: Es ist schade, dass so eine Ikone und ein toller Sportler wie er, durch so eine private Sache, die eine absolute Katastrophe und komplett falsch war, seinen guten Ruf und seine Vorbildwirkung verliert. Speziell für die Jungend. Für mich persönlich hat sich sportlich nichts verändert. Für mich ist er immer noch der beste Golfer, den es je gegeben hat und ich bin mir sicher er wird wieder groß zurückkommen. Vielleicht nicht so stark wie in seinen allerbesten Zeiten. Er hat durch die aufstrebenden Youngsters harte Konkurrenz bekommen. Aber er wird definitiv wieder stark zurückkommen.

LAOLA1: Glaubst du, dass er den Major-Rekord von Jack Nicklaus, mit 18 Major-Titeln übertreffen wird?

Wiegele: Ich glaube schon. Vor dem Skandal hätte ich seine Chancen mit 99, 9 Prozent  beziffert. Jetzt bin ich ungefähr  bei 80 Prozent. Die Frage ist, ob sein Knie das mitmacht. Ich glaube er muss sich an dieser Stelle jetzt zum vierten Mal operieren lassen. Es gibt viele Ärzte die sagen, dass das einfach zu viel ist und seine Gesundheit nicht mitspielen wird. Ich hoffe aber für ihn, dass er groß zurückkommen wird und diesen Rekord brechen wird. Verdient hätte er es auf jeden Fall.

LAOLA1: Du hast vorhin die junge Konkurrenz angesprochen. Spontan fällt mir da natürlich Rory McIlroy ein. Was denkst du über den Shootingstar?

Wiegele: Mir fällt neben Rory McIlroy auch noch Matteo Manassero sofort ein. Oder auf der anderen Seite, Rickie Fowler. Diese drei Spieler sind sicher ganz große Ausnahmetalente, die alle ganz jung angefangen haben und eine ähnliche Begabung wie Tiger Woods mitbringen. Jetzt kommt es auf die nächsten Jahre an, aber sie haben die Möglichkeiten eine ähnliche Karriere wie Tiger hinzulegen.

LAOLA1: Was nimmst du dir für die Austrian Open vor?

Wiegele:  Wenn ich eine Traumwoche erwische ist sicher alles möglich. Mein Spiel muss gut sein. Ganz speziell das Putten und  Chippen. Auch das Wetter muss mitspielen. Da braucht man etwas Glück. Letztes Jahr kam mir ein Brotmesser dazwischen, da war ich dann leicht gehandicapt(Anm.: Schnitt sich vor dem Turnier mit in den Finger). Ich habe ja schon die Gösser Open und die Kärnten Open jeweils einmal gewinnen können. Nach dem Alps Tour Titel und den Challenge Tour Titel fehlt mir jetzt nur noch ein Titel auf der European Tour. Dann hätte ich das Heim-Triple geschafft. Das wäre natürlich eine ganz große Sache. Wir haben bei Markus Brier gesehen, was so ein Heimsieg für eine Euphorie auslösen kann.

LAOLA1: Apropos Markus Brier. Wie ist dein Verhältnis zu ihm und Bernd Wiesberger?

Wiegele: Das Verhältnis ist wirklich sehr gut. Markus ist zwar genau 10 Jahre älter als ich, allerdings ist er nicht wie ein typischer 43-Jähriger. Er ist ein bisschen jugendlicher als man das von einem Mann in seinem Alter erwarten würde. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass er durch seinen Beruf sehr viel mit jüngeren Personen zu tun hat. Ich finde seine Art echt super und wir verstehen uns bestens. Ich verstehe mich aber auch mit Bernd sehr gut. Zwischen uns Drei herrscht eine klasse Atmosphäre. Wir gehen auch oft zu dritt essen, wenn es die Zeit zulässt.

LAOLA1: Ist aus deiner Sicht Luke Donald, obwohl er noch kein Major gewinnen konnte, zurecht die Nummer eins der Welt?

Wiegele: Ich glaube Luke Donald, Lee Westwood sowie Martin Kaymer haben es derzeit verdient oben zu stehen. Martin hat nach seiner tollen Serie, derzeit eine bisschen schwächere Phase. Allerdings hat jeder Spieler seine Ups and Downs. Die wird Luke genauso haben, wie Lee Westwood oder auch Tiger Woods. Derzeit glaube ich, Luke ist der beste Spieler der Welt. Das hat er in dieser Saison mit seinen Siegen in Wentworth oder am vergangenen Wochenende in Schottland gezeigt. Er wird sicherlich auch ein entscheidendes Wort  bei den British Open mitreden.

LAOLA1: Zum Abschluss noch ein Experten-Tipp. Wer ist dein Favorit für die British Open?

Wiegele: Obwohl Luke einen guten Lauf hat, würde ich trotzdem eher Lee Westwood sagen. Er hat auch noch kein Major gewonnen. Westwood hat aber bei den letzten zwei British Open die Plätze zwei und drei belegt. Er hat eine irrsinnige Konstanz und spielt fast immer um den Sieg mit. Seit seiner Kindheit spielt er Links-Golf, dadurch hat er sicher einen großen Vorteil. Zwar hat auch Luke diesen Vorteil, aber ich denke im Spiel mit dem Wind gibt es kaum einen besseren als Lee Westwood.

Das Gespräch führte Lukas Peisteiner