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"Wenn wir gegen Kanada verlieren, wäre es peinlich"

Jeder Sportfan kennt das Bild.

Ein US-amerikanischer Präsident begrüßt im Weißen Haus ein erfolgreiches Team seiner Nation.

Ähnliches, wenn auch auf deutlich kleinerer Ebene, spielte sich am Donnerstag in Wien ab.

Der US-Botschafter in Wien, William C. Eacho III., lud das US-Football-Nationalteam und Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Medien zum typisch amerikanischen Barbecue.

Ein Hauch von Weißem Haus lag über Wien 13, dank Swimming Pool, Botschafter-Hund und vor allem verstärkt durch die im US-Stil gehaltene Villa.

Dort, wo vor 50 Jahren John F. Kennedy und Nikita Chrustschow sich über die entstehende Berliner Mauer austauschten, fand an diesem Donnerstag ein nicht ganz so historisches Gespräch statt.

Denn mittendrin im angenehmen Gewusel nahm sich Stephan Virgil Zeit, um mit LAOLA1 zu sprechen.

Der Cornerback spielte für eines der prominenteren US-Colleges, Virgina Tech.

Michael Vick, der wegen Beteiligung an illegalen Hundekämpfen ins Gefängnis musste, war ebenfalls auf dieser Schule und ist spätestens seit seinem erfolgreichen Comeback 2010/11 eine der schillerndsten NFL-Figuren.

Warum es der 24-jährige Virgil nicht in die NFL geschafft hat und warum er Österreich schön findet, schildert der Mann mit den langen Rasta-Haaren im LAOLA1-Interview:

LAOLA1: Ihr steht im Finale. Das kam für euch wohl nicht überraschend.

Stephan Virgil: Richtig. Wir sind mit einem Ziel nach Österreich gekommen und wir haben Gold eingeplant.

LAOLA1: Es kommt zum Bruderduell mit Kanada. Wie stark schätzt ihr euren Finalgegner ein?

Virgil: Wir haben ein bisschen etwas von ihnen gesehen. Sie spielen hart und körperlich sehr gut. Aber wir sind die USA und wir haben alles, was es braucht, um zu gewinnen. Wir wollen ein großes Spiel zeigen und wir werden sehen, wie das Resultat dann aussieht.

LAOLA1: Warum haben dich die Buffalo Bills nicht ins Team aufgenommen?

Virgil: In erster Linie wurde ich nicht gedraftet, weil ich am Ende meiner College-Zeit eine Verletzung hatte. Deswegen wurde ich zu einem Free Agent und ich musste mich so an die Spitze kämpfen. Manchmal ist es eben so, dass Dinge nicht wie geplant laufen. Ich wurde bei den Bills aus dem Kader gestrichen und bislang nicht von einem anderen Team ausgewählt. Ich arbeite hart weiter, gehe zur Schule, versuche als Spieler und Mensch zu wachsen und einfach besser zu werden.

LAOLA1: Es drängen so viele Spieler in die NFL. Wie wichtig ist ein Plan B?

Virgil: Du musst immer einen Plan B haben. Auf einem College bist du Athlet und Student zugleich, da musst du einen Plan A und einen Plan B haben. Wenn du einer der besten Spieler sein willst und dafür hart arbeitest, kann das ein Plan A sein – aber es gibt keine Garantie dafür, dass es klappt. Es ist eine Option. Du musst Bücher lesen und deine Abschlüsse machen, um dort hinzukommen, wo du sein willst, wenn du nicht dort hinkommst, wo du nicht hin kannst.

LAOLA1: Wie groß sind denn momentan die Chancen auf eine NFL-Rückkehr?

Virgil: Mit dem momentanen Lockout sind sie gerade nicht groß, aber es kann immer etwas passieren. Wenn ich einen Anruf bekomme, freue ich mich, wenn nicht, muss ich weiter arbeiten. Ich hole mir den Abschluss auf der Virginia Tech und lebe mein Leben. Vielleicht komme ich zurück und genieße das Leben. Weil hier in Österreich ist es wirklich schön.

LAOLA1: Was macht es so schön?

Virgil: Es ist wirklich ein wunderschönes Land. Ich war noch nie außerhalb den USA und hier sind die Landschaft und Szenerie schön anzuschauen, die Leute sind nett. Ich nehme von hier so viel Positives mit.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler

LAOLA1: Wäre es peinlich zu verlieren?

Virgil: Ja, es wäre wirklich peinlich. Aber das haben wir auch nicht vor. Wir wollen Leistung zeigen und nicht ohne Gold zurückreisen. Es wird in den USA auch verfolgt. Jeder, den ich traf, sagte zu mir: „Ihr solltet besser Gold zurückbringen. Wenn ihr es nicht habt, solltet ihr besser nicht heimkommen.“ (lacht)

LAOLA1: Wie groß war bisher die Anstrengung?

Virgil: Mexiko war ein harter Gegner aber das ganze Turnier ist körperlich anstrengend. Viele waren noch nie hier und dann drei Spiele binnen sechs Tagen waren ziemlich viel. Aber wir sind eben hier, um Gold nach Hause zu holen und wir spielen immer so, als wäre es unser letztes Spiel. Wir bereiten uns gut vor und versuchen alles, was in uns steckt, herauszuholen.

LAOLA1: Die USA sind als haushoher Favorit nach Österreich gekommen. Wie steht es mit dem Klischee, ihr würdet auch gut zu feiern wissen?

Virgil: Manche Teams tun das vielleicht, aber wir bereiten uns einfach nur auf das nächste Spiel vor. Das ist das Beste, was du machen kannst. Je mehr du das tust, desto weniger wirst du bluten. Diese Mentalität habe ich schon im College auf den Weg bekommen und das gebe ich auch hier weiter.

LAOLA1: Du kommst von Virginia Tech, einem sehr prominenten College, das auch schon Michael Vick besuchte.

Virgil: Er ist ein großer Leader und er kommt auch immer wieder auf das College zurück. Er ist eine Inspiration sowie die gesamten Einrichtungen, die er auch benutzte. Es ist eine Ehre, dort zu sein, wo er war.

LAOLA1: Wie knapp warst du an der NFL dran?

Virgil: Ich hatte die Chance, in die NFL zu gehen, aber es hat für mich nicht allzu lange gedauert. Ich habe gesagt, ich gehe zurück nach Atlanta, wo ich herkomme, und arbeite weiter an mir. Ich sehe dieses Turnier auch als Chance, dass erkannt wird, was das Team, das mich nicht genommen hat, an mir haben könnte. Ich versuche mich zu zeigen, besser zu werden und in die NFL zu kommen. Das liebe ich und dafür spiele ich Football.