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"Ein Highlight zum Abschluss ist etwas Besonderes"

Es war ein versöhnlicher WM-Abschluss für den Gastgeber.

Es lag den Spielern und vielen anderen noch immer im Magen, nach der Niederlage gegen Frankreich nicht am Samstag vor einer großen Kulisse gegen Deutschland um Platz fünf zu spielen.

Die Frustbewältigung bekam Australien zu spüren. Mit einem 48:10 zerlegte Österreich seinen Gegner vor 4100 Zuschauern und holte nicht nur den siebten und damit vorletzten WM-Platz.

„Sehr wichtig für Football-Österreich“

Im Ernst-Happel-Stadion wurde mit dem ersten Sieg Geschichte geschrieben – es war der erste rot-weiß-rote Erfolg bei einer A-Weltmeisterschaft.

"Für ganz Football-Österreich war der Sieg sehr wichtig. Es ist ein gutes Gefühl, dass wir es drauf haben“, hielt Thomas Haider folgerichtig fest.

Der Quarterback sprang dieses Mal von Beginn an für den angeschlagenen und davor unglücklich agierenden Christoph Gross ein, und lieferte eine fehlerfreie Partie ab.

„Wie ein Champion“

Zwölf seiner 18 Passversuche kamen an, 184 Yards Raumgewinn wurden erzielt und sein Pass auf Daniel Stanzel über 26 Yards sorgte auch für einen Touchdown.

„Thomas hat die Chance genützt, wie es ein Champion tut“, lobte Head Coach Rick Rhoades, der gegen einen sehr schwachen Gegner mit seiner Offense dieses Mal vollends zufrieden sein konnte.

Der Sieg war natürlich auch für den Teamchef Balsam für die Seele.

"Es tut sehr gut, dass wir gewonnen haben, denn nach dem Spiel gegen Frankreich waren wir alle noch sehr enttäuscht.“

Auch wenn alle Spieler und Trainer, die aufgrund der umfangreichen Videostudien wenig schliefen, körperlich am sprichwörtlichen Zahnfleisch daher krochen, war dieser Sieg Ehrensache.

„Jeder hat noch einmal alles gegeben und aus sich herausgeholt“, wusste Roman Meklau.

Stolz und Gänsehaut

Auch den Defensive Tackle ließ die Frankreich-Niederlage zwei Tage danach nicht unberührt, er verwies aber auf das ganze Turnier und den Willen, den sein Team durchwegs hatte.

„Wir sind einfach nur stolz, weil wir durch und durch gekämpft haben. Ich habe bei diesem Turnier Gänsehaut über Gänsehaut gehabt und Tränen geweint bei der Nationalhymne. Es ist neben der Geburt meiner Tochter das Schönste, was ich in meinem Leben erlebt habe.“

Andreas Pröller schlug in dieselbe Kerbe: „Dieses Erlebnis kann uns kein Mensch mehr im Leben nehmen.“

Für den Tiroler Receiver war es wie für viele andere das letzte Spiel. Für manche nicht nur im Nationalteam sondern überhaupt.

Ende einer Generation

Mario Nerad, der gegen die „Aussies“ drei Touchdowns erlief, beendete mit dieser Partie ebenso seine Karriere wie Mario Rinner oder Jakob Dieplinger.

Das Hobby, das viel Zeit und Geld kostet, aber nichts Monetäres einbringt, kann sich nicht jedermann auf Dauer leisten.

 „So ein Highlight zum Abschluss ist etwas Besonderes. Wir haben für die nächste Generationen viel vorgelegt“, ist sich Pröller sicher.

Rhoades konnte sich bei diesen Spielern, die 2006 bei der Reaktivierung bis hierher dabei waren und viel geopfert haben, nur bedanken: „Es sind ganz besondere Menschen, die jetzt aufgehört haben.“

Für die Zukunft malt der US-Amerikaner nicht schwarz: „Wir haben viele junge Spieler, die noch am Anfang stehen.“

„Eine fantastische Generation“

Mit dem siebten Platz bei dieser Heim-WM wurde ein wichtiger Schritt im sportlichen Prozess des österreichischen Footballs gemacht.

„Die Spieler wissen jetzt, was es braucht, um auf diesem Level mithalten zu können. Es gibt viel Positives mitzunehmen, es ist eine fantastische Erfahrung gewesen.“

Klar ist auch: Es war mehr drin. Das verlorene Schlüsselspiel gegen Frankreich, das man sich selbst ankreiden muss (Ponce de Leon: „Es ist fahrlässig, wen zu unterschätzen“), ärgerte nach wie vor.

„Momentan fühlt sich Platz sieben ganz gut an, es wäre aber mehr drinnen gewesen“, sprach Haider das aus, was alle wussten.

Der bittere Beigeschmack blieb, auf der anderen Seite wurde mit dem ersten WM-Sieg Geschichte geschrieben. Fünf Jahre nachdem das Nationalteam aus der Versenkung an die Oberfläche zurückkam.

Ein Erfolg, der mehr als nur Trost sein sollte.

 

Bernhard Kastler