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Und schon wieder trifft Atlanta auf "heißestes" Team...

Und schon wieder trifft Atlanta auf

Die NFL-Playoffs 2013 gehen unaufhaltsam weiter!

Nach den Wildcard-Games am vergangenen Wochenende sind nun an dem kommenden die Divisionals an der Reihe.

In der AFC duellieren sich dabei die exakt vier selben Teams wie vergangene Saison (das gab's in der NFL noch nie), nur in unterschiedlichen Paarungen: Die Denver Broncos (1) empfangen die Baltimore Ravens (4/SA, 22:30 Uhr MESZ), die New England Patriots (2) treffen auf Houston(3/SO, 22:30).

In der NFC gastieren die Seattle Seahawks (5) bei den an Nr. 1 gesetzten Atlanta Falcons (SO, 19 Uhr), in San Francisco kommt es zum Kracher zwischen den 49ers (2) und den Green Bay Packers (3/SO, 2 Uhr). Vier heiße Duelle um den Auftstieg ins jeweilige Conference Final sind garantiert!

Traditionell stimmt LAOLA1 auf das Playoff-Wochenende mit den Matchups ein - weiter geht es mit Atlanta gegen Seattle:

ATLANTA FALCONS (1)                                             SEATTLE SEAHAWKS (5)

Sonntag, 19 Uhr, Georgia Dome, Atlanta

AUSGANGSLAGE

Die Vorgabe an die Atlanta Falcons ist denkbar simpel: Gewinnt endlich ein Playoff-Spiel! 2008 hat die Ära von Head Coach Mike Smith und Quarterback Matt Ryan in der Metropole des Bundesstaats Georgia begonnen. Niemand wird bestreiten, dass die Falcons seither zu den qualitativ besseren NFL-Franchises gehören. Aber Playoff-Siege? Null. Nichts. Nada. Niente. Drei Mal verabschiedete man sich bereits im ersten Antreten - im Vorjahr mit einer peinlichen 2:24-Abfuhr beim späteren Champion New York Giants, 2011 als Nummer eins der NFC mit einem 21:48-Heimdebakel gegen den späteren Champion Green Bay Packers. Im Berechnungszeitrum seit dem Amtsantritt von Smith/Ryan lautet die Regular-Season-Bilanz 56-24 - die zweitbeste der NFL hinter den New England Patriots. Der Playoff-Fluch schwebt wie eine dunkle Wolke über den Falcons. In Atlanta wurde in dieser Saison alles darauf ausgerichtet, in der Postseason Erfolg zu haben. In der Regular Season wurde die Basis dafür gelegt, der Heimvorteil für die gesamten Playoffs gesichert. Jetzt zählt's! Blöd nur, dass die Situation ein wenig an die vergangenen beiden Jahre erinnert, als die Falcons gegen das jeweils heißeste Team (und späteren Champion) flogen - und als dieses gelten aktuell die Seahawks.

Sechs Siege in Folge, die notorische Auswärtsschwäche bereits am Ende der Regular Season abgelegt und diesen Trend in den Wildcards in Washington bestätigt - keine Frage: Die Seattle Seahawks sind aktuell jenes Team, gegen das keiner gerne spielt. Das Laufspiel, angeführt von Marhsawn Lynch, funkt. Von den gehypten Rookie-Quarterbacks ist nur noch Russell Wilson im Rennen - und das zurecht. Denn der junge Seahawks-Spielmacher agiert seit Wochen auf einem hohen Niveau. Dazu kommt eine hammerharte Defense, die für gewöhnlich keine Gnade walten lässt. Sieht man vom Startviertel in Washington ab, in dem die Redskins mit 14:0 in Führung gegangen sind. Ob es in dieser Tonart weitergegangen wäre, wenn sich Robert Griffin III nicht verletzt hätte? Das junge Team aus dem Nordwesten könnte sich in Atlanta die vermeintliche Underdog-Rolle zunutze machen. Der Druck lastet fraglos auf den Schultern Atlantas.

 

SCHLÜSSELSPIELER

QUARTERBACKS

Auf kaum einen Spieler der Falcons trifft das zentrale Thema dieser Partie so zu wie auf auf Matt Ryan. Der 27-Jährige ist zweifelsohne ein sehr guter Quarterback, die ganz Großen seiner Zunft glänzen jedoch in den Playoffs. Und angesichts seiner sieglosen Postseason-Bilanz verblassen seine 56 Regular-Season-Siege, auch wenn in der NFL-Geschichte in den ersten fünf Karriere-Jahren zuvor noch kein Spielmacher so viele eingefahren hat. Ryan lebt von seiner Präzision - 68,8 Prozent an den Mann gebrachte Pässe sind gleichauf mit Denvers Peyton Manning ligaweiter Bestwert. Im etwas passlastigeren System des neuen Offensive Coordinators Dirk Koetter geht es bisweilen jedoch auch aggressiver zur Sache, Ryan beherrscht fraglos auch den riskanten, tiefen Pass. 4719 Passing Yards und 32 Touchdown-Pässe sind Karriere-Bestleistungen und sprechen für sich.

Hat der Mann denn gar keine Nerven? In den Playoffs tun sich junge Quarterbacks oft schwer, der Druck ist ungleich höher als in der Regular Season. Russell Wilson ließ sich in Washington nichts anmerken und spielte eine hervorragende Partie. Sicher profitiert er davon, dass die Last in Seattle nicht alleine auf seinen Schultern lastet, dennoch muss man erst einmal so exekutieren, wenn es darauf ankommt. Ein Trend der vergangenen Wochen hat sich gegen die Redskins fortgesetzt: Wilson wird immer aktiver ins Laufspiel miteinbezogen, kam auf 67 Rushing Yards und begeisterte auch mit dem einen oder anderen Block für Lynch. Dies könnte auch gegen die eher unterdurchschnittliche Laufverteidigung der Falcons ein probates Mittel sein.

ANDERE SPIELER

Das Kräftemessen dieser beiden Teams bietet einige Schlüssel-Matchups. Auf Seiten Atlantas müssen sich die beiden Star-Receiver Julio Jones und Roddy White gegen Seattles physisch starke Cornerbacks Richard Sherman und Brandon Browner durchsetzen und somit Ryan Hilfestellung leisten. Gut möglich jedoch, dass der Falcons-QB öfter, als ihm lieb ist, ausweichen muss - zum Beispiel auf Tony Gonzalez, den Haudegen unter den NFL-Tight-Ends, oder den dritten Receiver Harry Douglas. Die beiden Running Backs Michael Turner und Jacquizz Rodgers müssen das Passspiel am Boden entlasten - keine leichte Aufgabe gegen Seattles Defense. Der bald 31-jährige Turner leidet seit heuer ein wenig unter "Altersschwäche" (nur 800 Rushing Yards), hat aber immer noch ein Näschen für die Endzone, wie zehn Rushing-TDs beweisen. Atlantas Defense ist gut. Gegen Seattle ist die Routine von Spieler wie Cornerback Asante Samuel oder Defensive End John Abraham gefragt.

Die Seahawks überlaufen ihre Gegner aktuell im wahrsten Sinne des Wortes. Alleine in den letzten drei Auswärtsspielen kam man im Schnitt auf 223,3 Rushing Yards, in Washington waren es genau 224. Praktisch, dass Atlantas Laufverteidigung als verwundbar gilt. Dies könnte eine Einladung für Running Back Marshawn Lynch, der in Topform agiert, und den mobilen QB Wilson sein. Man darf erwarten, dass Atlanta versuchen wird, diese Stärke der Seahawks zu entschärfen und Wilson per Pass die Verantwortung zu übertragen. In der Defense wimmelt es vor Playmakern - einer davon fehlt jedoch. Der beste Pass Rusher, Chris Clemons, erlitt in Washington einen Kreuzbandriss und wird von Erstrunden-Draftpick Bruce Irvin ersetzt. Es wird interessant, wie der Jungspund dieser Aufgabe gewachsen ist. Die bärenstarke Secondary mit Richard Sherman, Brandon Browner, Earl Thomas und Kam Chancellor erwartet das möglicherweise entscheidende Duell mit Atlantas Passangriff. Pech: Der verlässlich Kicker Steven Hauschka ist verletzt, für ihn wurde Ryan Longwell verpflichtet.

ZAHLENSPIELE

  • Atlanta und Seattle stehen sich erstmals in den Playoffs gegenüber. In der Regular Season gab es dieses Duell bislang 13 Mal, Seattle führt mit einer Bilanz von 8-5 - die letzten drei Begegnungen entschied jedoch Atlanta für sich.
  • Seattle wäre nach den Los Angeles Rams im Jahr 1989 erst das zweite Westküsten-Team, dem zwei Playoff-Auswärtssiege in Folge an der Ostküste gelingen.
  • Keine Playoff-Siege? Über dieses Thema sollten sich einige Falcons-Akteure erst einmal mit Tony Gonzalez unterhalten. Der bald 37-Jährige ist seit 1997 in der Liga, einer der besten Tight Ends aller Zeiten, kennt das Gefühl eines Erfolgs in der Postseason jedoch nur vom Hörensagen - sowohl jüngst in Atlanta, als auch davor in zwölf Jahren Kansas City blieb ihm ein solcher verwehrt.

LAOLA1-PROGNOSE

Peter Altmann

Das ist natürlich historisches Pech für Atlanta - schon wieder treffen die Falcons auf das heißeste Team. Das ist einerseits eine hervorragende Chance zu beweisen, dass man selbst über Championship-Kaliber verfügt. Andererseits kann man das Blatt drehen und wenden, wie man will - Seattle ist derzeit einfach besser. Passiert kein Rückfall in die alte Auswärtsschwäche oder schlagen die Reisestrapazen zu, gewinnen sie auch souverän. 27:17 SEA.

Bernhard Kastler

Serien sind da, um gerissen zu werden. So weit zu den Floskeln. Atlanta hat das Talent und die Qualität, mit der entsprechenden zu Hause auch gegen das als heißeste geltende Team zu gewinnen. Druck hin oder her. Das erste Viertel in Washington hat gezeigt, dass Seattle verwundbar ist. Es wird ein Krimi, mit der finalen Postseason-Befreiung für die Falcons. 27:26 ATL.


Peter Altmann