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Jungstar Kaepernick fordert Superstar Rodgers

Jungstar Kaepernick fordert Superstar Rodgers

Die NFL-Playoffs 2013 gehen unaufhaltsam weiter!

Nach den Wildcard-Games am vergangenen Wochenende sind nun an dem kommenden die Divisionals an der Reihe.

In der AFC duellieren sich dabei die exakt vier selben Teams wie vergangene Saison (das gab's in der NFL noch nie), nur in unterschiedlichen Paarungen: Die Denver Broncos (1) empfangen die Baltimore Ravens (4/SA, 22:30 Uhr MESZ), die New England Patriots (2) treffen auf Houston(3/SO, 22:30).

In der NFC gastieren die Seattle Seahawks (5) bei den an Nr. 1 gesetzten Atlanta Falcons (SO, 19 Uhr), in San Francisco kommt es zum Kracher zwischen den 49ers (2) und den Green Bay Packers (3/SO, 2 Uhr). Vier heiße Duelle um den Auftstieg ins jeweilige Conference Final sind garantiert!

Traditionell stimmt LAOLA1 auf das Playoff-Wochenende mit den Matchups ein - diesmal ist der Showdown zwischen San Francisco und Green Bay an der Reihe:

SAN FRANCISCO 49ERS (2)                                      GREEN BAY PACKERS (3)

Sonntag, 2 Uhr, Candlestick Park, San Francisco

AUSGANGSLAGE

Football-Herz, was willst du mehr? Zwei der traditionsreichsten NFL-Franchises kreuzen die Klingen, wenn der fünffache Super-Bowl-Champion San Francisco den vierfachen Super-Bowl-Champion Green Bay empfängt. Rechnet man die Prä-Super-Bowl-Ära dazu, sind die Packers mit 13 Titeln Rekord-Champion. Dieses Spiel hätte auch gut und gerne in Green Bay über die Bühne gehen können. Die Packers verloren Platz zwei im NFC-Ranking erst in Woche 17 durch eine Pleite in Minnesota zurück an die Niners. So freuten sich die San Francisco 49ers über ein Freilos in der Wildcard-Runde. Für das Team aus Kalifornien ist es nach einem dunklen Jahrzehnt in den sportlichen Niederrungen der NFL im zweiten Jahr nach der Amtsübernahme von Head Coach Jim Harbaugh die zweite Playoff-Teilnahme. In der Bay Area setzt man dabei weitestgehend auf die gleichen Stärken wie im Vorjahr: Effizientes Defensiv-Spiel (17,1 zugelassene Punkte im Schnitt, nur Seattle ließ weniger zu) und kraftvolles Laufspiel. Anders, nämlich weniger konservativ, kommt seit Mitte dieser Saison das Passspiel daher. Nach einer Gehirnerschütterung von Alex Smith übernahm Colin Kaepernick das Ruder. Der Youngster deutete genügend Potenzial an, um von Harbaugh auch nach der Genesung von Smith das Vertrauen ausgesprochen zu bekommen. "Kaeps" Performance in seinem Playoff-Debüt dürfte den Verlauf dieser Partie wesentlich beeinflussen.


Dass die Performance der Green Bay Packers maßgeblich von ihrem Quarterback beeinflusst wird, hat Tradition. Aaron Rodgers gehört auf seiner Position zur absoluten Elite, viele halten ihn ohnehin für den besten Spielmacher der Gegenwart. Diese Partie hat viele Facetten, eine davon ist fraglos, dass Rodgers diese Begegnung gut und gerne auch auf Seiten San Franciscos bestreiten könnte. Der Superstar wuchs als riesiger 49ers-Fan auf und wäre auch beinahe von seinem Lieblingsteam gedraftet worden (Hier geht's zur LAOLA1-Story). Bei seinem allerersten Antreten im Candlestick Park will Rodgers den Weg in Richtung Super Bowl fortsetzen. Im Vorjahr als Titelverteidiger nach einer grandiosen 15-1-Saison in den Divisional Playoffs unsanft vom späteren Champion New York Giants gestoppt, soll die Vince-Lombardi-Trophy wieder nach Green Bay heimkehren. Die Vorzeichen stehen nicht schlecht: Die Pflichtübung Minnesota wurde souverän bestanden, und wie gekonnt teils gravierende Verletzungssorgen kaschiert wurden, erinnert frappant an die Championship-Saison vor zwei Jahren.

SCHLÜSSELSPIELER

QUARTERBACKS

Wie Rodgers verbindet Colin Kaepernick ebenfalls eine Jugendliebe mit dem Gegner, allerdings auch mit seinem aktuellen Arbeitgeber. Die ersten vier Lebensjahre verbrachte er nämlich in Wisconsin, ehe er nach Kalifornien übersiedelte. Was lag also näher, als in Jugendjahren in einem Brief an sich selbst den Traum aufzuschreiben, im Erwachsenen-Alter entweder für die Packers oder die 49ers spielen zu wollen. Letztere drafteten ihn 2011 in der 2. Runde. Viel war bislang von den Super-Rookies auf der Quarterback-Position die Rede, Kaepernick ist jedoch mit lediglich sieben Karriere-Starts der Unerfahrenste von ihnen. Coach Harbaugh geht volles Risiko und vertraut auf das enorme Potenzial des 25-Jährigen, anstatt auf die eher biedere, dafür jedoch zuletzt bewährte Sicherheitsvariante Alex Smith zu setzen. Eine Entscheidung, die zukunftsträchtig, für diese Playoffs jedoch womöglich zu früh ist. Von seinen Anlagen her bringt der Modellathlet Kaepernick aber fraglos eine neue Dimension ins Passspiel der 49ers. Seine Mobilität entspricht dem von Spieler wie Robert Griffin III oder Cam Newton vorgelebten Trend, doch auch seine Qualitäten als Pocket-Passer sind keineswegs zu unterschätzen. Mit ihm ist der Passangriff der Niners vertikaler als unter Smith, es werden vermehrt die Big Plays gesucht. In seinen bisherigen Partien wechselten sich Licht und Schatten munter ab. Ohne starke Vorstellung des "Frischlings" wird es gegen Green Bay vermutlich nicht gehen.


ESPN-Analytiker Trent Dilfer (2001 Super-Bowl-Champion mit Baltimore) bringt die Vorzüge von Aaron Rodgers auf den Punkt: "Es gibt vier Wege, wie dich ein Quarterback besiegen kann. Erstens mit seinem Gehirn, indem er weiß, was die Defense tun wird. Zweitens indem er den Ball schneller wirft, als die Defense reagieren kann. Drittens mit der Passgenauigkeit, dass sein Mitspieler der einzige ist, der den Ball fangen kann. Viertens mit seinen Füßen, indem er einen Spielzug so lange in die Länge zieht, bis die Coverage zusammenbricht. Aaron ist der einzige in der NFL, der alle vier Dinge tun kann. Er ist der beste Quarterback dieser Liga, und das meiner Meinung nach nicht einmal knapp. Sein Spiel hat die meisten Dimensionen. Nicht falsch verstehen: Peyton Manning und Tom Brady sind großartig, aber Aaron ist der Dominanteste von ihnen." Dieser Huldigung muss man nicht viel hinzufügen - ein positiver und ein negativer Stat sind jedoch eine Erwähnung wert. Der positive: In den Playoffs agiert Rodgers oft noch besser - lediglich vier Interceptions in 253 Passversuchen (das entspricht gerade einmal 1,58 Prozent) deuten dies an. Der negative: 51 Sacks, kein Quarterback ging in dieser Saison so oft zu Boden. Green Bays O-Line muss ihren Superstar schützen, denn dies ist sicher ein Punkt, an dem die aggressive 49ers-Defense ansetzen wird.

ANDERE SPIELER

Auf die Defense der 49ers kommt Schwerstarbeit zu. Basis für einen Erfolg wäre es, die Packers bei so wenigen Punkten wie möglich zu halten. Besonders die Front Seven, die als eine der besten der NFL gilt, wird gefordert sein. Einerseits gilt es, Rodgers so gut wie möglich das Laufspiel wegzunehmen. Andererseits muss Green Bays Star unter Druck gesetzt werden. Eminent wichtig ist so gesehen das Comeback von Defensive Tackle Justin Smith, ohne den die Kalifornier zuletzt defensiv nicht so gut wie gewohnt ausgesehen haben. Außerdem öffnet er Räume für Sack-Monster Aldon Smith. Hervorzuheben sind zudem Patrick Willis und NaVorro Bowman, das beste Inside-Linebacker-Duo der Liga. Offensiv ist das von Routinier Frank Gore gekonnt angeführte Laufspiel die Basis. Durch die Luft ist die Receiver-Riege verletzungsbedingt ein wenig dezimiert, aber immerhin erfüllte Michael Crabtree zuletzt die hohen Erwartungen. Mehr oder weniger kein Faktor war in den letzten Wochen Star-Tight-End Vernon Davis. Ob er in den Playoffs vermehrt eingebunden wird? Und dann gibt es ja noch einen gewissen Randy Moss. Die Allzeit-Größe hat eine sportlich dezente, aber wenigstens charakterlich einwandfreie Saison hinter sich. Die Postseason wäre der richtige Moment, um zu zeigen, wie viel Klasse noch in ihm steckt. Großes Sorgenkind war zuletzt Kicker David Akers. Der innerhalb des Teams beliebte Oldie bekommt aber weiter den Vorzug vor dem eilig verpflichteten Billy Cundiff.


Aaron Rodgers braucht Unterstützung - nicht nur von seinen überdurchschnittlich begabten Anspielstationen. Damit ist vielmehr vor allem das Laufspiel gemeint. Vor zwei Jahren am Weg zur Super Bowl tauchte wie aus dem Nichts James Starks auf, die heurige Version davon ist DuJuan Harris, der immer wieder wertvolle Yards erkämpft. Auch wenn Green Bay freiwillig sehr passlastig ist, sollte man die Wichtigkeit der Rushing-Yards niht unterschätzen. In Goalline-Situationen bleibt wiederum Fullback John Kuhn eine verlässliche Waffe. Wer über ein Receiver-Quartett wie Greg Jennings, Jordy Nelson, James Jones und Randall Cobb plus Tight End JerMichael Finley verfügt, hat wenig Sorgen. Da kann man sogar auf Franchise-Legende Donald Driver verzichten. Die Defense gehört vielleicht statistisch nicht zu den besten der Liga, ist aber unangenehm zu spielen. Dass Oldie Charles Woodson rechtzeitig zu den Playoffs fit wurde, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Wichtig wird, die Niners nicht ins Laufen kommen zu lassen. Dies gilt auch für Kaepernick. Wie man mit einem mobilen Quarterback umgeht, konnten Clay Matthews und Co. in der "Trainingseinheit" gegen Minnesotas Joe Webb studieren. Muss der 49ers-Spielmacher per Pass die Hauptlast tragen, könnte dies ob seiner Unerfahrenheit ein Schlüssel zum Packers-Sieg sein. Auch das Team aus Wisconsin plagten immense Sorgen bezüglich des Kickers. Die Treue zu Mason Crosby zahlte sich jedoch aus, in den letzten Spielen agierte er fehlerfrei.

ZAHLENSPIELE

  • San Francisco und Green Bay stehen sich zum sechtsen Mal in den Playoffs gegenüber. Die Packers führen im Head-to-Head klar mit 4:1. Im heurigen Regular-Season-Duell behielten indes die 49ers die Oberhand und gewannen am Kickoff-Weekend auswärts im Lambeau Field 30:22.
  • Jim Harbaugh (49ers) ist erst der achte Head Coach seit 1970, dem es gelingt, sein Team in seinen ersten beiden Saisonen jeweils zum Division-Titel zu führen.
  • Die beiden 49ers-Legenden Joe Montana und Steve Young waren die Jugend-Idole von Rodgers. Gemeinsam mit Young bildet Rodgers den exklusiven Klub jener Spielmacher, die in vier aufeinanderfolgenden Jahren ein Quarterback-Rating von über 100 fabriziert haben.

LAOLA1-PROGNOSE

Peter Altmann

Dieses Matchup verspricht einen Kracher, sofern Jungspund Colin Kaepernick seine Nerven im Griff hat und sich die 49ers-Defense nach der Rückkehr von Justin Smith wieder so präsentiert wie vor seiner Verletzungspause. Die Vorzeichen sind ähnlich wie vor San Franciscos tränenreichem Divisional-Playoff-Klassiker im Vorjahr gegen New Orleans. Diesmal fließen in der Bay Area allerdings keine Tränen der Freude. Aaron Rodgers wird es für Green Bay richten. 27:24 GB.

Bernhard Kastler

Wer wird den Unterschied ausmachen? Die Defense der Hausherren oder die Offense der Gäste? Beides bärenstark! Für Rodgers ist es eine emotionale Premiere im Candlestick Park, doch dem MVP 2011 wird das nicht anzusehen sein: Er ist eiskalt! Defense wins championships, aber Offense wins (this) game. Auch wenn Minnesota vergangene Woche geschwächt war, die Packers haben den Playoff-Modus intus. Routine spielt ebenso eine wichtige Rolle, sorry SF - 24:17 GB.  


Peter Altmann