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Nächster Patriots-Anlauf beginnt gegen "Angstgegner"

Nächster Patriots-Anlauf beginnt gegen

Die NFL-Playoffs 2015 gehen unaufhaltsam weiter!

Nach den Wild-Card-Games am vergangenen Wochenende sind nun die Divisionals an der Reihe.

In der NFC matchen sich die vier topgesetzten Teams der Regular Season, wobei mit den Carolina Panthers (4) eines davon eine negative Bilanz aufwies. In der Nacht von Samstag auf Sonntag (2:15 Uhr) versucht der Underdog bei Champion Seattle Seahawks (1) das Unmögliche möglich zu machen. Am Sonntag (19:15 Uhr) kommt es zum Klassiker Green Bay Packers (2) gegen Dallas Cowboys (3).

In der AFC bekommen es die New England Patriots (1) zum Auftakt der Divisionals am Samstag (22:35 Uhr) mit den Baltimore Ravens (6) zu tun. Zum Abschluss greifen am Sonntag (22:40 Uhr) die Denver Broncos (2) gegen die Indianapolis Colts (4) ins Postseason-Geschehen ein.

Vier heiße Duelle um den Auftstieg ins jeweilige Conference Final sind garantiert!

Traditionell stimmt LAOLA1 auf das Playoff-Wochenende mit den Matchups ein - weiter geht es mit New England Patriots gegen Baltimore Ravens.

NEW ENGLAND PATRIOTS (1)                           BALTIMORE RAVENS (6)

Samstag, 22:35 Uhr, Gillette Stadium, Foxborough

AUSGANGSLAGE

Der nächste Anlauf! Die New England Patriots unter Head Coach Bill Belichick und Quarterback Tom Brady sind eines der dominantesten Teams der NFL-Geschichte. Elf Division-Titel in den vergangenen zwölf Saisonen sind Rekord. Der letzte von drei Super-Bowl-Titeln ist jedoch schon zehn Jahre her - eine lange Zeit, wenn man bedenkt, welch großartige Teams die Patriots im vergangenen Jahrzehnt auf das Feld schickten. Ähnlich wie bei Peyton Manning tickt auch für den 37-jährigen Brady die Uhr unaufhaltsam. Die Vorzeichen in dieser Saison stehen - wieder einmal - gut. Brady hat die vielleicht beste Patriots-Defense seit 2004 im Rücken, die Offense-Maschine läuft nach wie vor auf Hochtouren und man hat den Playoff-Heimvorteil im Rücken. Mit einem Sieg gegen Baltimore würde man zum vierten Mal in Folge ins Championship Game der AFC einziehen. Vor allem der Heimvorteil ist ein großer. 16 der 17 letzten Spiele in Foxborough hat New England gewonnen - die einzige Niederlage resultierte aus dem bedeutungslosen Week-17-Duell mit Buffalo, in dem Schlüsselspieler geschont wurden. Die Heimbilanz in den Playoffs lautet 15-4. Beeindruckende Statistiken begleiten die Patriots jedoch durch ihr titelloses Jahrzehnt. Bezüglich der Anzahl der Super-Bowl-Triumphe steht in diesem Zeitraum jedoch mit der Null eine ganz unangenehme Zahl. Irgendetwas kam in den letzten Jahren - spätestens im NFL-Endspiel selbst - immer dazwischen. Umso dringender der Wunsch, es in diesem Jahr bis zum erfreulichen Ende durchzuziehen.

Mitunter waren es auch die Baltimore Ravens, die New England dazwischen kamen und sich als Playoff-Spielverderber erwiesen. Zwei der vier Playoff-Heimniederlagen in der Patriots-Geschichte gehen nämlich auf das Konto von Head Coach John Harbaugh, Quarterback Joe Flacco und Co. - letztmals vor zwei Jahren, als die Ravens mit einem 28:13-Erfolg in Foxborough das Super-Bowl-Ticket lösten und abschließend das Finale grande auch gewannen. Entsprechend darf man annehmen, dass die Freude in Boston überschaubar groß war, als sich Baltimore in der Wild-Card-Runde gegen Erzfeind Pittsburgh durchgesetzt hat. Ein Erfolg, der zum Playoff-Mythos, den sich Flacco inzwischen aufgebaut hat, passt. Kaum ist es Jänner, sind der Spielmacher rund seine Kollegen voll da - selbst falls die Souveränität in der Regular Season zu wünschen übrig ließ. Selbstvertrauen kann man aus den bisherigen Erfolgserlebnissen in New England tendenziell generieren. Allzu viel Bedeutung sollte man ihnen aber auch nicht beimessen, hat sich in den vergangenen zwei Jahren doch einiges geändert. 36 von 53 Kadermitgliedern sind bei Baltimore im Vergleich zum Championship-Team neu, auch die Patriots schicken 32 neue Spieler auf das Feld.

SCHLÜSSELSPIELER

QUARTERBACKS

Für Tom Brady sind es gar nur drei Heimniederlagen in seiner so erfolgreichen Playoff-Geschichte, zwei davon allerdings gegen die Ravens. Mit 18 Postseason-Siegen ist er der erfolgreichste Postseason-QB der NFL-Geschichte und gedenkt seinen Vorsprung in dieser Wertung in den kommenden Wochen auszubauen. Aus der Ruhe bringt die lebende Legende inzwischen nichts mehr. Schon gar nicht Wettervorhersagen. Minus 7 Grad soll es am Samstagabend in Foxborough haben. Bradys coole Reaktion? "I'm a fucking machine, man. I'm a fucking machine! C'mon baby!" Tja. Eine Maschine ist Brady auch, wenn es um das Bedienen seiner Passempfänger geht. Gegen Baltimore gilt es auf zwei Dinge zu achten. Einerseits muss er hinter einer nicht immer sattelfesten O-Line vor dem Pass Rush der Ravens auf der Hut zu sein. Viele schnelle, kurze Pässe gehören aber ohnehin zum Spielstil der Patriots. Andererseits gibt es in der Baltimore-Defense mit der Secondary eine Schwachstelle. Gegen Pittsburgh gelang es, dies zu kaschieren. Kann Brady diese verletzungsbedingt entstandenen Lücken besser ausnützen?

Wie sich die Zeiten ändern. Vier von zehn Pässen für 34 (!) Yards brachte Joe Flacco vor fünf Jahren beim Playoff-Gastspiel in New England an den Mann, dazu warf er eine Interception. Baltimore gewann diese Partie wohlgemerkt 33:14. Ja, man kann im Football auch ohne Hilfe des QBs gewinnen. Flacco ist jedoch ein gutes Beispiel dafür, was es bringt, wenn man Spielmacher reifen lässt. Mit dem Jungspund von damals hat der frühere Erstrunden-Draftpick, der kommenden Freitag seinen 30. Geburtstag feiert, nicht mehr viel zu tun. Inzwischen ziert ein Super-Bowl-Ring seine Hand. Das Geheimnis seiner Leistungssteigerungen im Jänner sollte er nach Karriereende mal in Buchform an nachfolgende Generationen weitergeben. 13 TD-Pässe und null Interceptions lautet seine eindrucksvolle Bilanz in den letzten fünf Playoff-Spielen. Mit zehn Postseason-Siegen rangiert er in der ewigen Bestenliste inzwischen in den Top 10. Eine beeindruckende Nervenstärke für einen Spielmacher, der in der Regular Season durchaus auch für seine Ausreißer nach unten bekannt ist. Auch in New England wird wieder viel von seiner Tagesverfassung abhängen. Ein Erfolgsgeheimnis: Flacco weiß, dass in den Playoffs bisweilen eine aggressive Herangehensweise von Nöten ist. Immer wieder versucht er dank seines starken Arms mit tiefen Pässen sein Glück.

Ravens-RB Justin Forsett muss den Ball effizient bewegen

ANDERE SPIELER

Was lässt sich Belichick - ein Großmeister der Gameplans - diesmal einfallen? Die Patriots agierten heuer noch passlastiger, wohl auch wegen eines nicht ideal besetzten Backfields. Aber beim New England-Guru muss das genau gar nichts heißen. Als man vor einem Jahr in den Divisional Playoffs Indianapolis ganz schlecht aussehen ließ, zog er RB LeGarrette Blount aus seinem Hut, der die Colts mit 166 Rushing Yards und vier TDs im Alleingang erledigte. Nach einem zwischenzeitlichen Abstecher nach Pittsburgh stünde Blount wieder für neue Heldentaten zur Verfügung. Gemeinsam mit dem aktiv ins Passspiel eingebundenen Shane Vereen, Jonas Gray und Brandon Bolden bildet er eine RB-Gruppe, die nicht gerade die Basis der Offense darstellt. Gray war mit 412 Yards in der Regular Season der Beste. Aber wer weiß... Wahrscheinlicher ist, dass wie üblich Rob Gronkwoski eine Schlüsselrolle zukommt. Der derzeit beste TE der Liga ist für jeden Gegenspieler ein Matchup-Albtraum. Man darf gespannt sein, wie die Ravens ihn covern wollen. "Gronk" ganz aus dem Spiel zu nehmen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Mit Tim Wright greift ein weiterer TE immer wieder ins Geschehen ein. Die Receiver-Riege wird von Julian Edelman, dessen Rückkehr nach einer Gehirnerschütterung enorm wichtig ist, und Brandon LaFell angeführt. Die Liga-Elite auf dieser Position steht Brady nicht zur Verfügung. Gegen die Ravens-Secondary sollten sich jedoch Lücken ergeben. New Englands Defense ist unangenehm zu spielen. Die Verpflichtung von Darrelle Revis hat sich extrem bezahlt gemacht. Man darf gespannt sein, auf welchen Ravens-Smith der Shutdown-Corner bevorzugt angesetzt wird. In die Richtung von Revis werfen gegnerische QBs eher ungern, also dürfte auf den zweiten CB Brandon Browner mehr Arbeit zukommen. Der ist kein Schlechter, aber nicht der Allerschnellste und zumindest anfällig für Strafen. In der Riege davor haben die Patriots mit Chandler Jones, Jamie Collins, Dont'a Hightower, Rob Ninkovich oder Veteran Vince Wilfork gutes Personal zur Verfügung, das es der Ravens-Offense schwer machen könnte, den Ball effizient zu bewegen.

Ein wichtiger Faktor im Versuch, den Ball effizient zu bewegen, wird Justin Forsett. Der Billig-Running-Back ist eine der Entdeckungen dieser Saison. Ein funktionierendes Laufspiel ist die Bedingung für das Play-Action-Spiel der Ravens. Allgemein wird vermutet, dass Belichick den Fokus darauf legen wird, den Ravens das Laufspiel wegzunehmen, was wiederum zu Eins-gegen-Eins-Duellen in der Secondary führen könnte. Es wird an den beiden WR Steve Smith und Torrey Smith liegen, etwaige Lücken zu finden. Vor allem jener aus dem Smith-Duo, der es nicht mit Revis zu tun bekommt, muss Flacco hilfreich zur Seite stehen. Auch auf TE Owen Daniels sollte Arbeit zukommen. In der Defense gibt es zwei entscheidende Duelle. Wie bereits angesprochen, muss die dezimierte Cornerback-Riege um Lardarius Webb den Pässen Bradys standhalten. Gegen Pittsburgh und Ben Roethlisberger funktionierte dies auch dank der Hilfe der Vorderleute ordentlich. Womit wir beim zweiten Faktor wären: Es muss dem starken Pass Rush der Ravens gelingen, möglichst flott zu Brady vorzudringen. Der besitzt die Gabe, den Ball schnell loszuwerden. Aber wenn sein erster Read nicht aufgeht, ist nicht garantiert, dass die Patriots-O-Line dem Druck standhält. Die Rückkehr von Haloti Ngata tat schon gegen die Steelers gut, mit Terrell Suggs und Elvis Dumervil verfügt man über ein brandgefährliches Duo an QB-Jägern. Je besser man Bradys Rhythmus stört, desto leichter wird es für die restliche Defense, zu der mit Rookie-LB C.J. Mosley eine der Entdeckungen dieser Saison zählt. Es sei darauf hingewiesen, dass Ravens-DC Dean Pees von 2004 bis 2009 sechs Jahre lang in New England arbeitete, also tendenziell weiß, was Brady mag und was nicht.

ZAHLENSPIELE

  • Die beiden Franchises treffen zum vierten Mal im Rahmen der Postseason aufeinander. Baltimore gewann zwei der bisherigen drei Duelle. Das ewige Head-to-Head geht mit 8-3 jedoch klar an New England. Es ist übrigens das zehnte Mal seit 2005, dass das an Nummer 1 und Nummer 6 gesetzte Team in den NFL-Playoffs aufeinanderreffen. Die an Nummer 6 gesetzten Teams führen interessanterweise 5-4. Ein Trend, den man in Baltimore bestimmt gerne liest.
  • Die Patriots und ihre Jagd nach Rekorden. Tom Brady (43) braucht noch drei TD-Pässe, um Joe Montana (45) und Brett Favre (44) zu überholen und der QB mit den meisten TD-Pässen der Playoff-Geschichte zu werden. Bill Belichick fehlt noch ein Sieg, um mit Tom Landrys 20 Siegen als erfolgreichster Playoff-Coach gleichzuziehen. Mit 18 Erfolgen sind Belichick-Brady ohnehin schon das erfolgreichste Coach-QB-Duo in der Postseason-Geschichte.
  • Joe Flacco hat in den Playoffs 166 Pässe in Folge ohne Interception geworfen, womit er sich auf Rekordkurs befindet. Drew Brees (226) in New England einzuholen, ist unwahrscheinlich. Aber an den beiden San-Francisco-Legenden Joe Montana (179) und Steve Young (173) sollte er vorbeiziehen können.

LAOLA1-PROGNOSE

Baltimore zeichnen Mentalität und Effizienz aus, zudem eine Ausgeglichenheit im Kader. Vorzüge, die wie geschaffen für die Playoffs sind. In dieser Football-Jahreszeit hilft es oft, möglichst wenige Schwächen zu haben, die der Gegner nutzen kann. So gesehen freut man sich in New England wohl nicht nur wegen der jüngeren Vergangenheit denkbar wenig über die Gäste aus Maryland. Überraschen würde mich das nächste Ravens-Husarenstück definitiv nicht. Ich sehe trotzdem New England vorne. Und zwar aus einem Grund: Während die Offense ohnehin seit Jahren verlässlich produziert, steht New England tendenziell die beste Defense seit längerer Zeit zur Verfügung. Sie ist nicht unüberwindbar, aber gut genug, um Gegnern Probleme zu bereiten. Und dies macht es für Brady und Co. definitiv leichter. Diesmal geht das Duell also an die "Maschine". 23:16 NE.

Peter Altmann