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Zwei Traditions-Teams bereit für einen Klassiker

Zwei Traditions-Teams bereit für einen Klassiker

Die NFL-Playoffs 2015 gehen unaufhaltsam weiter!

Nach den Wild-Card-Games am vergangenen Wochenende sind nun die Divisionals an der Reihe.

In der NFC matchen sich die vier topgesetzten Teams der Regular Season, wobei mit den Carolina Panthers (4) eines davon eine negative Bilanz aufwies. In der Nacht von Samstag auf Sonntag versuchte der Underdog bei Champion Seattle Seahawks (1) das Unmögliche möglich zu machen, scheiterte aber mit 17:31.

Am Sonntag (19:05 Uhr) kommt es zum Klassiker Green Bay Packers (2) gegen Dallas Cowboys (3).

In der AFC warfen die New England Patriots (1) zum Auftakt der Divisionals am Samstag die Baltimore Ravens (6) nach einem hochklassigen Krimi 35:31 raus. Zum Abschluss greifen am Sonntag (22:40 Uhr) die Denver Broncos (2) gegen die Indianapolis Colts (4) ins Postseason-Geschehen ein.

Vier heiße Duelle um den Auftstieg ins jeweilige Conference Final sind garantiert!

Traditionell stimmt LAOLA1 auf das Playoff-Wochenende mit den Matchups ein - den Abschluss bildet das Duel der Green Bay Packers mit den Dallas Cowboys.

GREEN BAY PACKERS (2)                              DALLAS COWBOYS (6)

Sonntag, 19:05 Uhr, Lambeau Field, Green Bay

AUSGANGSLAGE

Was für ein Volksfest für jeden, der etwas für Traditions-Teams übrig hat! Was für ein Volksfest für jeden, der schlagkräftige Offenses liebt! Wenn man mit der NFL in Berührung kommt und sich beginnt, ein wenig mit ihrer Geschichte auseinander zu setzen, steht die "Ice Bowl" mit Garantie auf dem Stundenplan. Das NFC-Finale der Saison 1967. Ein zeitloser Klassiker. Bei -26 Grad und einem Wind-Chill-Faktor von -36 Grad besiegten die Green Bay Packers die Dallas Cowboys mit 21:17 und zogen in die Super Bowl ein. Am Sonntag treffen die beiden Kontrahenten erstmals seit damals wieder im altehrwürdigen Lambeau-Field in einem Playoff-Duell aufeinander. Die allgemeine Erwartungshaltung: der nächste zeitlose Klassiker! Jahrelang galt das Packers-Stadion gerade im Jänner als uneinnehmbare Festung. Ein Ruf, der in der jüngeren Vergangenheit einige Kratzer erhielt. Umso spannender die Ausgangsposition für dieses Kräftemessen. Erstmals überhaupt in der Postseason-Geschichte empfängt ein Team mit makelloser 8-0-Heimbilanz einen Gast mit makelloser 8-0-Auswärtsbilanz. Die Hoffnungen der Packers, dass ihre Serie hält, ruhen wie gehabt auf einer sensationellen Offense, deren Leader Aaron Rodgers in dieser Saison einen neuen Höhepunkt seiner Schaffenskraft erreicht hat. Trotzdem geht Green Bay mit einer gewissen Drucksituation ins Spiel. Seit dem Super-Bowl-Triumph vor vier Jahren will es in der Postseason ganz und gar nicht mehr laufen. Erst zerstörten die New York Giants eine grandiose 15-1-Saison mit einem Auswärtssieg im Lambeau Field, in den vergangenen beiden Saisonen war jeweils gegen San Francisco und vor allem QB Colin Kaepernick kein Kraut gewachsen. Ein Playoff-Trauma, sprich eine weitere Niederlage, gilt es mit aller Macht zu verhindern.

Während Green Bay in den vergangenen Jahren ein Stammgast in den Playoffs war, freunden sich die Dallas Cowboys langsam wieder mit dem Turnier um die Super Bowl an. Nach fünf Jahren Abstinenz feierten die Texaner in der Wild-Card-Runde einen - durchaus umstrittenen - Sieg gegen die Detroit Lions. Dabei prägten nur wenige Franchises die NFL-Playoffs so wie "America's Team", dem erst in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten ein wenig das Erfolgsgen abhanden kam. Zum 31. Mal ist der fünffache Super-Bowl-Champion bereits in der Postseason mit dabei, ebenso Bestwert wie die 34 gewonnenen Playoff-Spiele. Dass auch Green Bay zum 30. Mal mit von der Partie ist, zeugt von der Tradition, die dieses Duell umgibt. Dallas ist eines der Überraschungs-Teams dieser Saison, reist aber als Außenseiter in den hohen Norden. Dass die Truppe von Head Coach Jason Garrett jedoch Kraft aus ihrer unglaublichen Auswärtsserie schöpft, liegt auf der Hand. Ob man das Tempo der Packers-Offense mitgehen kann, wird wohl davon anhängen, wie gut das famose Offense-Trio Tony Romo, DeMarco Murray und Dez Bryant ins Spiel findet. Angesagte Shootouts finden selten statt, aber angesichts dieser beiden Angriffsreihen kombiniert mit nicht unüberwindbaren Defenses könnte es ein denkwürdiges Punktefestival geben.

SCHLÜSSELSPIELER

QUARTERBACKS

Ein Rating von 133,2, 25 TD-Pässe, 0 Interceptions - ingesamt bereits 477 Passversuche ohne dass der Ball vom Gegner abgefangen wurde. Imposanter als die Heimbilanz von Aaron Rodgers in dieser Saison geht es kaum mehr. Würde er trotz namhafter Konkurrenz zum MVP gewählt werden, wäre dies bestimmt kein Fehlurteil. Auch für das Attribut "Bester QB der Gegenwart" lassen sich gute Argumente finden, so subjektiv diese Einschätzung sein mag. Die Kombination aus Beweglichkeit, Wurfstärke, Übersicht, beeindruckender Präzision und Nervenstärke machen ihn zu einem speziellen Spieler. Die "Beweglichkeit" haben wir diesmal mit Absicht an die erste Stelle gestellt. Denn die Frage, wie fit ihr Superstar wirklich ist, quält die Packers-Fans nun schon seit zwei Wochen. Ist die Bewegungsfreiheit des 31-Jährigen eingeschränkt, fliegen gleich einmal viele wichtige Spielzüge aus dem Playbook. Ein entscheidender Nachteil. Wie für sein Team gilt auch für Rodgers selbst: Es ist höchste Zeit für einen längeren Playoff-Aufenthalt. Das kann und muss man von einem Spielmacher seiner Qualität verlangen.

Der einzige Spielmacher, der in dieser Saison ein noch höheres QB-Rating als Rodgers (112,2) hingelegt hat, war Tony Romo mit 113,2. Ein höheres kombiniertes Rating als 225,4 gab es in den Playoffs in einem Quarterback-Duell noch nie. Auch Romo agiert mit seinen 34 Jahren in der Form seines Lebens, und dies liegt zu einem guten Teil daran, dass er angesichts der Steigerung im Laufspiel weniger Verantwortung tragen muss. Im Idealfall aus Dallas-Sicht trifft das auch auf den Spielverlauf in Green Bay zu (dazu später mehr). Es erscheint jedoch alles andere als unwahrscheinlich, dass die Cowboys einem Rückstand hinterherlaufen müssen. Dann wäre natürlich Romos in der Vergangenheit nicht immer vorhandene Nervenstärke gefragt. Gegen Detroit hielt er diesem Test jedoch mit einem TD-Pass zum Sieg kurz vor Schluss stand.

Jordy Nelson zählt zu den verlässlichsten Receivern der NFL

ANDERE SPIELER

Ein Erfolgsgeheimnis von Green Bay beruht darauf, dass man versucht, den jeweiligen Gegner gleich von Beginn an niederzuwalzen und angesichts eines erheblichen Rückstands unter Druck zu setzen. Dank des Star-Potenzials auf der offensiven Seite des Balls ein legitimes Mittel. Die kongenialen Partner von Rodgers im Passpiel heißen Jordy Nelson und Randall Cobb. Die beiden sind das erste WR-Duo der NFL-Geschichte, das jeweils über 1200 Receiving Yards und zumindest 12 Touchdowns in einer Saison hingelegt hat. Vor allem Nelson genießt das Vertrauen seines Spielmachers, die beiden sind auch im Privatleben eng befreundet. In den vergangenen Jahren stand Rodgers meist ein dritter Receiver-Star zur Verfügung (Greg Jennings, James Jones). Dieser fehlt zurzeit, wobei mit Rookie Davante Adams ein hoffnungsvoller Passempfänger aufgebaut wird. Ein Auge gilt es auf die beiden Tight Ends Andrew Quarless und Richard Rodgers zu haben, die zwar keine integralen Bestandteile des Passangriffs sind, aber je nach Matchups eine gute Rolle spielen können. Sehr wohl ein wichtiges Puzzleteil ist Eddie Lacy. Dem Running Back sollte auch gegen Dallas eine wichtige Rolle zukommen. Erstens ist bei kaltem Wetter (erwartet werden -10 Grad) Laufspiel grundsätzlich ein legitimes Mittel, zweitens müsste er für den Fall, dass Rodgers nicht ganz fit ist, mehr Arbeit übernehmen. Dies sollte kein Problem darstellen. Nach durchwachsenem Saisonstart kam Lacy immer besser in die Gänge. James Starks fungiert als gute Abwechslung zu Lacy. Green Bays Defense ist keine schlechte, furchterregend geht jedoch auch anders. Grund zur Sorge gibt vor allem die Laufverteidigung, welche die Saison lediglich auf Rang 23 abschloss (im Schnitt ließ man 119,9 Rushing Yards zu) - und das, obwohl man nur mit wenigen Ausnahmekönnern der RB-Szene konfrontiert war. Dies ist gegen DeMarco Murray bekanntlich anders. Dass mit Clay Matthews der beste Playmaker vermehrt nach innen gezogen wurde, half zumindest. Wie sehr, wird Dallas sicherlich eingehend überprüfen. Mit Rookie Ha Ha Clinton-Dix haben die Packers einen guten Griff gemacht, ebenso mit Oldie-Neuzugang Julius Peppers, der sich endlich seinen Super-Bowl-Traum erfüllen will.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Händen von DeMarco Murray. Warum? Dallas muss mit Laufspiel und kurzen Pässen - sprich längeren Drives - versuchen, möglichst viel Zeit von der Uhr zu nehmen und so Aaron Rodgers vom Feld zu halten. Mit dem besten RB dieser Saison hinter der besten O-Line der Liga gegen eine unterdurchschnittliche Laufverteidigung ist dies durchaus machbar. Green Bay mag sich gegen den Lauf ein wenig gesteigert haben, aber mit der Qualität Detroits in der Vorwoche können die Packers keineswegs mithalten. Dies kommt den Cowboys entgegen, ist doch genau diese Herangehensweise die Basis des Erfolgs. Darauf aufbauend kommt Romo mit Dez Bryant, einem Ausnahmekönner auf der WR-Position, und seinen weiteren guten Anspielstationen Terrance Williams, Cole Beasley und TE Jason Witten zum Zug. Gerade Williams hat gegen die Lions bewiesen, wozu er in der Lage ist, wenn man ihm beim Versuch, Bryant aus dem Spiel zu nehmen, zu viele Freiräume gönnt. Dies wird eine Herausforderung für die Secondary der Hausherren. Im Umkehrschluss trifft dies noch mehr auf die Secondary der Cowboys gegen das Passfeuerwerk von Rodgers zu. Mit Orlando Scandrick verfügt man über einen Cornerback, der eine gute Entwicklung hinter sich hat. Er wird vermutlich auf Cobb angesetzt. Seine Nebenleute zählen jedoch nicht zur NFL-Spitze. Gegen das Detroit-Duo Calvin Johnson und Golden Tate hatte man Probleme, in Green Bay wird es tendenziell nicht leichter. Defensive Coordinator Rod Marinelli wird gefordert sein, wie schon über weite Strecken der Saison kreative Formationen auf das Feld zu schicken. Alles in allem spielt die Dallas-Abwehr nämlich über dem Niveau, das man ihr zugeraut hätte. Dazu gehört auch das gerade in den Playoffs wichtige Talent, Turnover zu forcieren. Immerhin 15 Takeaways gelangen in den letzten fünf Spielen. Green Bays Offense hat sich in der kompletten Saison jedoch nur 13 Mal einen Ballverlust erlaubt. Mit einer Differenz von +14 führen die Packers die Liga an - auch auf diesem Gebiet kann diese Begegnung entschieden werden.

ZAHLENSPIELE

  • Die beiden Franchises treffen zum siebten Mal im Rahmen der Postseason aufeinander. Das letzte Mal ist schon einige Zeit her. Im Jänner 1996 setzte sich Dallas im NFC-Championship-Game 38:27 durch. Die letzten vier Playoff-Duelle gingen allesamt an die Cowboys. Inklusive Postseason führen die Texaner im Head-to-Head 16-15. Zu Hause sind jedoch die Packers mit 9-4 im Vorteil.
  • Warm anziehen ist angesagt im Lambeau Field. Für die Meteorologen unter unseren Statistik-Freunden: Sinkt die Außentemperatur auf unter 5 Grad, sinkt auch Tony Romos Passer-Rating auf 86,3 - 11,3 unter seinem 97,6 Karriere-Rating. Als Green-Bay-Spielmacher ist man die Kälte eher gewohnt. Aaron Rodgers kommt bei frostigen Temperaturen auf ein Rating von 104,7 - nur 1,3 unter seinem Karriere-Schnitt von 106.
  • Während Dallas-Head-Coach Jason Garrett sein Playoff-Debüt am vergangenen Wochenende gewonnen hat, verfügt sein Packers-Gegenüber Mike McCarthy über mehr Postseason-Erfahrung. Seine Bilanz ist mit 6-5 zwar positiv, jedoch nicht übertrieben eindrucksvoll.

LAOLA1-PROGNOSE

Das Lambeau Field. Heimmacht gegen Auswärtsmacht. Zwei grandiose Offenses, zwei nicht gerade unüberwindbare Defenses - das verspricht Punkte, Punkte und noch mal Punkte, geschätzte Damen und Herren! Die Vorfreude ist entsprechend grenzenlos. Aus Erfahrung weiß man, dass diese bisweilen enttäuscht wird. Manche Experten erwarten jedoch nichts Geringeres als ein Spiel für die Ewigkeit, also schließen wir uns der Hoffnung auf einen Klassiker an. Gelingt Green Bay kein Blitzstart beziehungsweise kann Dallas Schritt halten, könnte es in der Tat ein unvergessliches Erlebnis werden. Vor allem, weil man die Cowboys nie abschreiben darf. Im Saisonverlauf gelangen schon einige Aufholjagden, zuletzt auch in den Wild-Cards gegen Detroit. Mit Murray haben sie einen nicht zu unterschätzenden Trumpf. Es wird spannend, ob die Packers ein Gegenmittel finden. Letztlich könnte es jedoch die Dallas-Defense sein, die in diesem Spiel an ihre Grenzen stößt. Rodgers und Co. agieren eher auf hammerharte Abwehrreihen wie jene von Seattle oder Buffalo allergisch, weniger auf guten Durchschnitt wie jene der Cowboys. Frei nach Rodgers setzen wir also - nach einem epochalen Thriller - auf R-E-L-A-X. 34:31 GB.

Peter Altmann