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"American Football soll selbstverständlich werden"

Das Jahr 2014 wird der Football-Verband nicht so schnell vergessen.

Über allem stand natürlich die Heim-EM, die vor 26.000 Zuschauern im Ernst-Happel-Stadion mit einem furiosen, fast epischen Finale endete.

Dass Österreich in zweiter Overtime Deutschland unterlag, tat weh.

"Noch hängt eine halbe Träne im Augenwinkel", gab AFBÖ-Boss Michael Eschlböck am Mittwoch bei seiner Jahresbilanz zu. Doch das lachende Auge überwiege freilich, gab es doch etwa "perfekte Folgewirkungen".

Beliebt wie nie zuvor

Das hat weniger damit zu tun, dass das AFBÖ-Team bei der Sportlerwahl vor dem ÖFB auf Rang sechs lag, als mehr mit dem stetig steigenden Interesse an der Sportart American Football.

Die WM 2011 und EM 2014, jeweils in Österreich, haben beigetragen, dass das Bewusstsein von American Football hierzulande steigt.

"Football ist so beliebt wie nie zuvor", hält der Verband fest. Das manifestiert sich auch in der Statistik.

"Boomt wie Hölle"

Gab es 2010 noch 40 Vereine, sind es fast fünf Jahre später nun 53, die Anzahl der Mitglieder, also aktive Spieler, stieg um zehn Prozent von 6135 auf 6750.

2014 waren bei diversen Sportveranstaltungen - unter anderem der "Eat the Ball" Flag Football Schoolbowl vor dem EM-Finale im Happel-Stadion - 19.037 Teilnehmer involviert. 2010 waren es noch 1193.

Tackle Football, Flag Football, Cheeleading (Eschlböck: "Das boomt wie die Hölle, der Zulauf ist gigantisch") - basierend auf diesen drei Säulen "wollen wir eine große Sportart werden", gibt der AFBÖ-Boss als Ziel aus und schießt nach: "Wir wollen selbsterverständlich werden."

Nachwuchs im Vordergrund

Football soll für jegliches Alter angeboten werden, freilich geht es aber vor allem um den Nachwuchs.

Das nahm schon 2001 seinen Anfang, als man das Herren-Nationalteam auflöste und mit dem Nachwuchs vermehrt zu arbeiten begann.

Zehn Jahre später wurde man WM-Siebenter, 13 Jahre später gab es nun mit EM-Silber den vorläufigen Höhepunkt.

"Die Sportler werden immer jünger", zieht Eschlböck auch hier eine positive Bilanz.

"Es gibt Wachstumsschmerzen"

Doch freilich gibt es nicht nur Grund zum Jubeln.

Denn nächste Saison gibt es keine Heim-EM, da steht die Austrian Football League (AFL) wieder im Haupt-Fokus. Der Wunsch nach einer Aufstockung erfüllte sich dabei nicht, es wird weiter eine Liga mit fünf Klubs bleiben.

"Es gibt Wachstumsschermerzen", gibt Eschlböck diesbezüglich zu. "Es ist uns nicht gelungen, die AFL auf acht Teams aufzustocken."

GFL lockt heimische Liga-Stars

Für viele Teams ist dieser Sprung zu groß, das Leistungsgefälle zu enorm und auch aus organisatorischer Sicht ein zu großer Aufwand in einer Sportart, in der keine Athleten bezahlt werden.

Im Gegensatz zu Deutschland, wohin die AFBÖ-Team-Stars Laurinho Walch (Frankfurt) und wohl auch Andreas Hofbauer wechseln, wird aber auch weiter in der AFL nichts bezahlt werden.

"Die Gesamtphilosophie ist uns wichtiger", setzt Eschlböck auf den Nachwuchs. Nichtsdestoweniger soll die Liga wieder attraktiver werden.

2016 soll AFL mit acht Teams starten

"Daran arbeiten wir", stellt Eschlböck weitere Anreize in Aussicht und hofft, 2016 dann acht Teams in der AFL spielen zu sehen. "Wir wollen mit aller Vehemenz die AFL ausbauen", so der Verbandschef.

Eine weitere ausländische Mannschaft wie jetzt in der Fünfer-Liga Prag wäre dabei denkbar, aber "im Idealfall sind es vorwiegend heimische Teams". Am Interesse scheitert es offenbar nicht: Vier Teams, u.a. aus Brünn, Ljubljana und Bratislava, haben um Aufnahme angesucht.

Ihr Interesse galt der AFL, die als eine der Top-Ligen Europas allerdings eine Nummer zu groß ist.

Rache an Deutschland in Schweden?

Doch auch hier gibt es gute Nachrichten: Mit "Knabbernossi" konnte einer von von vier möglichen neuen Partnern für die Liga gewonnen werden. Immerhin gibt es 2015 erstmals auch fünf Ligen, ob sieben neuer Teams gibt es dann auch eine Division 4.

Und natürlich gibt es nach 2011 auch wieder eine Weltmeisterschaft.

Die findet 2015 in Schweden statt. Da soll auch Revanche an Deutschland genommen werden. "Wir wollen das beste Team Europas werden", gibt der AFBÖ-Boss die Marschroute aus.

Wenn das der Fall ist, würde man auch auf 2015 sehr positiv zurückblicken.

 

Bernhard Kastler