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Touchdown Tuesday: LAOLA1 im Wembley

Touchdown Tuesday: LAOLA1 im Wembley

Und da sind wir auch schon wieder!

Die Ergebnisse sind euch allen freilich wie immer bekannt, doch die größte und teuerste Profiliga der Welt hat viele Stories zu erzählen.

Wie gewohnt widmet sich LAOLA1 den Auffälligkeiten des Spieltages.

Wer ist Winner? Wer ist Loser? Wer oder was war awesome? Wer oder was war awful? Wer sorgte noch für Aufsehen? 

Das ist der Touchdown Tuesday - die Endzone von LAOLA1 - Episode 4:

Was war das für ein herzerfrischender Jubel! Aber wer will es den Spielern der Washington Redskins verübeln? Dieser Sieg gegen die Philadelphia Eagles war schon ein Statement, auch wenn in Zeiten wie diesen eh fast jeder gegen den Chip-Kelly-Personal-Mix gewinnt. Aber so ein siegbringender Touchdown 26 Sekunden vor Schluss nach einem 5:39 Minuten lang dauernden 90-Yard-Drive kann schon was. Mit einer Bilanz von 2-2 liegen die Hauptstädter in der NFC East gleichauf mit den New York Giants und den Dallas Cowboys. Wer hätte es gedacht? In sechs der vergangenen sieben Spielzeiten beendeten die Redskins ihre Division als Letzter. Die vergangenen beiden Saisonen wurden mit einer 3-13- bzw. 4-12-Bilanz abgeschlossen. Da sind zwei Siege nach vier Matches definitiv ein Fortschritt. Und das mit einem gesunden Robert Griffin III - allerdings nicht auf dem Feld, sondern deaktiviert an der Seitenlinie. Kirk Cousins macht seine Sache ordentlich, da braucht man den verhinderten Superstar nicht. Man fragt sich halt nur, wie viel weniger Lücken dieser inzwischen deutlich verbesserte Roster hätte, wenn man seine Seele beim RGIII-Deal nicht an St. Louis verkauft hätte?

Es ist ja auch wirklich ein undankbarer Job! So ganz ernst, also so als "richtigen" Football-Spieler, nehmen dich die wenigsten. Spitzenverdiener wirst du nie. Du hast fehlerfrei zu funktionieren, das ist der Normalzustand. Aber wehe, wenn du versagst! Dann, ja dann, gehören dir die Schlagzeilen! Dann wirst du wahrgenommen. Und wie! Sapperlot, was für ein brutales Wochenende für die Kicker in der NFL! Angefangen hat es mit dem Totalversagen von Pittsburghs Josh Scobee im Duell mit Erzrivalen Baltimore, was dem früheren Jacksonville-Akteur inzwischen den Job gekostet hat. Sein Nachfolger bei den Jaguars, Jason Myers, machte es nicht besser und vergab den Game-Winning-Kick - in der Overtime siegte Indianapolis. In Tampa Bay leidet man nach den jüngsten beiden Spielen bereits an einem Kyle-Brindza-Trauma. In New Orleans ermöglichte Zach Hocker mit seinem Fehlschuss wenigstens die große Drew-Brees-Show (siehe Play). Eigentlich ein Wunder, dass bei der Mutter aller Field-Goal-Trauma-Duelle Buffalo gegen New York Giants (liebe Bills-Fans, eure Ururururur-Enkel werden irgendwann über diese Super-Bowl-Pleite hinwegkommen!) diesbezüglich nichts Entscheidendes passierte. Viele Teams setzen auf immer jüngere Kicker, die neue Extra-Punkt-Regel scheint zusätzlichen Druck aufzubauen. Alleine in Week 4 wurden zehn (!) Kicks innerhalb von 40 Yards verfehlt (sechs FG-Versuche, vier Extrapunkte). In der kompletten letzten Saison wurden acht Extrapunkte vergeigt, 2015 nach vier Spieltagen bereits 17. Mehr Drama fürs Publikum bringt offenkundig mehr Stress für die Kicker. Für alle? Nein, natürlich nicht! Adam Vinatieri werden noch unsere Ururururur-Enkel kicken sehen. Der 42-Jährige schoss die Colts in der Overtime zum Sieg und ist seit diesem Wochenende der erste Spieler der NFL-Geschichte, der für zwei verschiedene Teams (New England und Indianapolis) jeweils zumindest 1000 Punkte erzielte. Ja, Kicker können auch positive Schlagzeilen schreiben!

Langsam könnten wir diese Kategorie in "Play zum 400. TD-Pass" umbenennen. Dafür, dass in der langen NFL-Geschichte erst fünf Quarterbacks diese Schallmauer durchbrochen haben, ist es umso kurioser, dass es gleich an zwei Wochenenden in Folge vorkommt. Nachdem wir in der Vorwoche Tom Brady abgefeiert haben, verdient nun natürlich auch Drew Brees seine Würdigung. Einen Hang, die großen Momente seiner Karriere vor landesweitem TV-Publikum und auf spektakuläre Art und Weise zu zelebrieren, kann man dem Spielmacher der New Orleans Saints ohnehin nicht absprechen. Und viel spektakulärer, als mit einem siegbringenden 80-Yard-TD-Pass auf C.J. Spiller in der Overtime das Sunday Night Game gegen Dallas zu entscheiden, geht es ohnehin nicht. Eine denkwürdige Nummer 400! Brees gesellt sich im 400er-Klub damit zu Peyton Manning, Brett Favre, Dan Marino und Brady. Und keine Sorge: Wir können nicht viel im Leben ausschließen, aber kommende Woche wird es kein 400er-Jubiläum geben. Der nächstbeste Aktive in der ewigen Rangliste ist Eli Manning mit 266. Noch zwei kleine Anmerkungen: Brees durchbrach gleichzeitig als dritter QB nach Favre und P. Manning die Schallmauer von 5000 Completions. Und irgendwie passend zu Week 4, dass erst ein Fehlschuss von Saints-Kicker Zach Hocker die Overtime und somit das Jubiläum möglich machte (siehe Verlierer).

Und wir haben unsere erste Trainer-Entlassung in dieser noch jungen Saison! Gut, es ist schon ein Viertel für die meisten Teams vorbei, aber gefühlt dauert die Spielzeit ja erst zwei Minuten. Die „Two-Minutes-Warning“ hat bei Joe Philbin für keinen Turnaround gesorgt. Bereits nach dem Blowout-Loss bei der Heimpremiere gegen Buffalo war der Head Coach der Dolphins angezählt, die Niederlage in London gegen die Jets tat ihr Übriges. Das war mit und ohne Ball einfach wieder viel zu lange nichts, auch wenn sich Philbin nach dem Spiel keine Sorgen über seinen Job machte. Doch wenn man mit Ndamukong Suh den teuersten Verteidiger der NFL hat und ihn lange Zeit nicht mitbekommt, läuft irgendetwas falsch. Offensiv erzielte Miami in erster Linie nur durch Pass-Interference-Calls Raumgewinne. Das sagt eigentlich alles – oh Boy! Lieber früh reagieren und etwas versuchen, als hier länger zuzuschauen. (Auf was hinaus verlängerte Owner Stephen Ross Philbins Vertrag eigentlich?) Dan Campbell, Tight-Ends-Coach und Super-Bowl-Champ mit New Orleans, übernimmt interimistisch. Man hält große Stücke auf ihn. Schlimmer wird’s nimmer!

DIE NFL EROBERT LONDON: DEM WEMBLEY-TONI HÄTT'S GEFALLEN

 

 

UND DIESMAL WAREN ES KEINE REPLACEMENT REFS

Herzlich Willkommen zur Millionen-Show! Uuups, die läuft ja Montag. Da sind wir einen Tag zu spät dran und zu den Quizmaster-Qualitäten von Armin Assinger fehlt uns die semierfolgreiche Weltcup-Karriere. Wir möchten das Rätsel aus der vorigen Woche aber dennoch auflösen. Das erste QB-Brüderpaar, das am selben NFL-Wochenende gestartet hat, waren im November 2000 Brock (Seattle) und Damon Huard (Miami). User "MatthiasH" hat dies als Erstes gewusst, nachdem "dellione" knapp dran war, aber bei seinem persönlichen 50:50-Joker danebengegriffen hat. Herzliche Gratulation! Preis gibt es wie angekündigt leider keinen. Aber sollte die Touchdown-Tuesday-Franchise einmal so erfolgreich werden, dass wir eigene Fanartikel auf den Markt bringen, bekommst du natürlich höchstpersönlich das erste T-Shirt, haha. Und Kollege Kastler sei getröstet: Auch wenn ich soooooo viel älter bin, hätte ich es auch nicht auswendig gewusst, wäre es mir nicht zufällig untergekommen. Aber bleiben wir doch bei Quarterback-Brüdern: What about the New York Football Giants? Einmal googlen und jeder weiß, dass ich ein größerer Peyton- als Eli-Fan bin. Das digitale Archiv lügt nicht. Das ändert jedoch nichts daran, dass das Team vom kleinen Manning spätestens seit diesem Wochenende auf meinem Radar ist. Man muss erst einmal nach Buffalo fahren und eine derart komplette Mannschaftsleistung abliefern - und das beziehe ich auch darauf, dass Odell Beckham diesmal nur ein untergeordneter Faktor war. Das Laufspiel ist auf drei Schultern verteilt (Jennings, Williams, Vereen), langsam entwickeln sich Anspielstationen abseits von Beckham, und Victor Cruz hat man ja auch noch in der Hinterhand. Eli wird für mich nie für ELIte stehen, aber er gehört selbstredend zur gehobeneren Klasse an Spielmachern. Und die Leistung der Defense kann man beileibe nicht unterschätzen. Wenn man nun einrechnet, dass die Giants in Dallas (noch als Super-Bowl-Co-Favorit mit Romo und Bryant!) und gegen Atlanta (Jaja, die unstoppbaren Falcons!) auf selten dämliche Art und Weise verloren haben, weil Clock Management nicht jedermanns Sache ist, kommt man unweigerlich zum Schluss: Diese Giants sind vielleicht doch eine Spur heißer, als man nach diesem Kaltstart vermuten hätte können. Im Moment sehe ich sie in der NFC East jedenfalls vor den Romo-losen Cowboys, Philadelphia (Oh boy!) und den eigentlich eh irgendwie Spaß machenden Redskins. Und was passieren kann, wenn die Kaderdichte stimmt, Eli nicht alles im Alleingang erledigen muss und die Giants die Playoffs erreichen, wissen wir eh alle. Liebe Grüße an Tom Brady!

Im Bereich Draft-Fantasy-Football spiele ich in zwei "normalen" Jahres-Ligen und in einer Keeper-Liga. In jeder dieser Ligen habe ich Todd Gurley gedraftet. Okay - Keeper-League eh klar. Da hat mich eher gewundert, dass er bis zum als Letztes draftenden Vorjahres-Champion (liebe Grüße an Kollegen Kastler!) runterrutscht. In den normalen Draft-Ligen war es ob seiner Verletzung zu Saisonbeginn eher ein Risiko. Aber der Running Back der St. Louis Rams spielt inzwischen früher, als ich dachte - und wie! Ich habe die Überraschung in Arizona nur in der NFL-Redzone gesehen (Ich schätze "Mundafinga" wird dies wie gewohnt und extrem geschätzt ausführlicher schildern können), aber gefühlt hat der Bursche in der Schlussphase jedes Mal, wenn sie nach Glendale geschalten haben, einen tollen Lauf hingelegt. Am Schluss standen 146 Rushing Yards zu Buche. Das nennt man dann wohl Talentprobe. Von jemandem, der als Ballträger mit dem größten Talent seit Adrian Peterson beworben wird, erwartet man dies freilich in aller Regelmäßigkeit. Womit wir an dem Punkt angelangt wären, auf den ich eigentlich hinaus will: Meine Damen und Herren, wenn Sportsfreund Gurley dieses Versprechen ansatzweise hält, dann ist er derjenige, der den Rams zum nächsten Schritt in Richtung Playoff-Team verhelfen wird. Denn dann werden sich im Passangriff Räume öffnen, die auch ein Durchschnitts-QB wie Nick Foles (3 TD-Pässe gegen die Cardinals) nutzen kann. Und wenn mit Tavon Austin noch ein weiterer Erstrunder plötzlich aufwacht, dann viel Spaß (aber daran glaube ich erst, wenn ich es einige Spiele in Folge sehe)! Wie auch immer: Diese Defense, speziell die D-Line, ist jetzt schon stark, wenngleich nicht ganz ausgewogen besetzt. Zieht die Offense konstant nach, ist der Aufschwung aufgelegt. In L.A. freut man sich schon... (PS.: Gibt es eigentlich Rams-Fans unter unseren Lesern? Oder sind die Zeiten der Kurt-Warner-Marshall-Faulk-Fanboys vorbei? Mich würde ihre Einschätzung interessieren!)

Wieder mal ein kleiner Nerd-Fakt - und nein, er hat nichts mit der Anspielung des auch gar nicht mal so jungen Kollegen Kastler auf mein Alter zu tun, denn so lange in der NFL noch ältere Akteure ihre Arbeit verrichten, ist alles okay. Man nehme die Draft-Klasse von 1998 (!) her - ein Jahr, in dem manche unserer Leser vermutlich noch nicht einmal geboren waren. Gleich drei Spieler aus diesem Jahrgang machten an diesem Spieltag auf sich aufmerksam. Selbstredend die damalige Nummer 1, Peyton Manning. Die lebende QB-Legende mag vielleicht nicht mehr Woche für Woche ein Pass-Feuerwerk zünden, aber Denver gewinnt und gewinnt. Er kann auf eine fantastische Defense bauen und irgendwie erinnert das alles sehr an den Weg zum ersten Super-Bowl-Sieg von Broncos-Ikone John Elway (eh klar, im Jahr 1998). Der musste damals auch nicht alles im Alleingang regeln. Von dem her verfolge ich das Geschehen in Colorado ein wenig entspannter als andere Beobachter. An Nummer vier wurde im Draft 1998 Charles Woodson gezogen, und der Haudegen weiß immer noch, wie man Pässe verteidigt. Gegen Chicago gelang dem 38-jährigen Oakland-Routinier eine Interception. Und in der 6. Runde wurde damals ein gewisser Matt Hasselbeck von den Green Bay Packers gewählt. Okay, in Wisconsin kam er nicht an einem Spieler namens Brett Favre vorbei, aber seine NFL-Karriere kann sich denoch sehen lassen. Eine Woche nach seinem 40. Geburtstag bewies der Ersatz von Andrew Luck, dass er den Ball immer noch bewegen kann (282 Passing Yards, 1 TD-Pass, keine Interception). Gut, das Match gegen Jacksonville war zwar eher schwer verdaubare Kost und unter dem Strich ein Glückssieg. Aber erstens traue ich mich zu behaupten, dass andere Teams auf der Position des Backup-QBs derzeit schlechter aufgestellt sind und darunter leiden. Zweitens reicht so ein "junger" Spielmacher, wenn der Matchwinner mit Adam Vinatieri noch ein Stückerl älter ist (siehe oben).

Apropos Glückssieg! Kam Chancellor ist keine Woche zu früh zu den Seattle Seahawks zurückgekehrt (mit ihm gab es zwei Siege), und Marshawn Lynch sollte sich mit seiner Genesung nicht allzu viel Zeit lassen. Denn das war kein sonderlich souveräner Auftritt des Super-Bowl-Verlierers vor heimischen Publikum gegen die sieglosen Detroit Lions. Ohne Geniestreich von Chancellor, der ein Fumble von Calvin Johnson kurz vor der Endzone und somit kurz vor dem womöglich siegbringenden TD provoziert hat, und ohne kurzzeitigem Verlust der Sehstärke der Referees (kein Alleinstellungsmerkmal der österreichischen Fußball-Bundesliga), die nicht mitbekamen, dass K.J. Wright den Ball eher nicht out of bounds hätte bugsieren dürfen, wäre das eine ziemliche Blamage für die Seahawks geworden. So ganz rund läuft das Werkl in Seattle in dieser Saison noch nicht. Die O-Line ist und bleibt ein Problem und zwei Mal entkam nicht einmal mehr Russell Wilson dem Druck, was zu zwei Fumbles führte. Andererseits gibt es derzeit wohl keinen QB, der aus Notsituationen so gut improvisierte Big Plays produzieren kann. Und die Defense schaut schon wieder vernünftig aus. Kam Chancellor kam eben keine Woche zu spät zurück.

Jim Tomsula ist das geborene Opfer. Wenig Ausstrahlung, kauziger Look und Nachfolger eines Chef-Charismatikers wie Jim Harbaugh. Ich kann dennoch wenig damit anfangen, wie nach nur vier gespielten Wochen auf den neuen Head Coach der San Francisco 49ers eingeprügelt wird. Ja, kaum ein Team schaute bislang schlechter aus, aber in Pittsburgh (noch mit Ben Roethlisberger), in Arizona und gegen Green Bay sind schon andere Teams untergegangen. Gegen die Packers machte die unerfahrene Defense eigentlich nicht einmal eine so schlechte Figur, wenngleich Aaron Rodgers und Co. wohl nicht das Allerletzte aus sich rausholen mussten. Tomsula erlebt gerade, was der Nachfolger von Marcel Koller erleben könnte, wenn er im Schatten eines übermächtigen Vorgängers plötzlich ohne David Alaba, Julian Baumgartlinger, Aleksandar Dragovic und den einen oder anderen weiteren Schlüsselspieler agieren müsste. Könnte schwierig werden. Quervergleiche zum Fußball funktionieren selten, aber diesmal passt's. Denn Harbaugh übernahm einst wie Koller 2011 ein Team, das schon weiter war, als es unter dem überforderten Vorgänger (Mike Singletary/Didi Constantini) den Anschein hatte, und formte es zu einer Spitzen-Franchise. Doch auch unter Harbaugh, und hier hören die Koller-Parallelen auf, gab es in der Vorsaison einige entsetzliche Leistungen, und das mit damals noch wesentlich besserem Spielermaterial. Auch die erstaunliche Rückwärtsentwicklung von Colin Kaepernick begann unter dem QB-Guru. Während Spielmacher üblicherweise mit zunehmender Routine auch zunehmend besser werden, liefert "Kap" von Jahr zu Jahr schlechtere Leistungen ab. Aber dies soll gar kein Kaepernick-Bashing werden - es wird ohnehin schwer genug, die Psyche dieses einstmals so selbstbewussten Sportlers wieder auf die Höhe zu bringen. Das Hauptproblem ist diese miese O-Line, in der mit LT Joe Staley nur ein wirklicher Eckpfeiler erhalten blieb, aber selbst der schwächelt mittlerweile. Jahrelang hatten die Niners eine der besten Lines der Liga, und wenn man dieses Offensiv-System mit viel Laufspiel (auch von Kaepernick) spielen will, braucht man das auch. Tauchen die ersten Defender schon vor Kaepernick auf, bevor er den Ball richtig unter Kontrolle hat, ist er von vornherein der falsche Mann. Der Handlungsschnellste war er noch nie, seine Reads brauchen (zu viel) Zeit. Und beim Entwischen von Druck ist auch der Star des Erzrivalen besser. Da hatte Clay Matthews schon recht, als er Kaepernick veräppelte: "You ain't Russell Wilson, bro!"

Apropos Quarterback-Bashing! Was bezüglich Spielmacher bei den Houston Texans abgeht, könnte inzwischen ein Buch füllen (auch wenn dieses wohl ein Ladenhüter wäre). Aber diese Ryan-Mallett-Brian-Hoyer-Wir-haben-bei-Tom-Brady-nicht-genau-genug-hingeschaut-Story ist in meinen Augen nur eine der Problemzonen. Bitte schnell das Kurzzeitgedächtnis einschalten: Kann sich noch jemand an Jadeveon Clowney erinnern? Ja, richtig, das war der Nummer-1-Pick des Drafts 2014 - ein "Ungeheuer", ein Talent, wie es nicht so oft vorkommt, hieß es damals. Seine Ausbeute bislang? 0 Sacks. Null. Trotz verletzungsbedingt verkürzter Debüt-Saison ein bisschen wenig. Dann gibt es einen gewissen J.J. Watt, den besten Defender der Liga. Mit dem Haudegen Vince Wilfork wurde ein amtierender Super-Bowl-Champion aus New England verpflichtet. Diese drei Namen seien stellvertretend erwähnt, auch sonst bietet diese Defense Akteure, die nicht erst vorgestern mit dem Football-Spielen angefangen haben. Da kann man bei der großen Devonta-Freeman-Show in Atlanta schon einmal 0:42 in Rückstand geraten, oder? Einfach zum Nachdenken...!

Ein Hallihallo aus London! Ja, ich hatte das Privileg, mir erstmals die International Series der NFL live zu geben. Und ich muss sagen: Sehr gerne wieder! Das Wembley kannte ich bereits, als ich mir den immerwährenden Fußball-Klassiker Korea-Gabun bei den Olympischen Spielen 2012 gab, das Stadion ist einfach immer wieder ein Traum. Und nicht nur das! Natürlich dieser Massenauflauf an NFL-Fans mit allmöglichen Jerseys aller Teams. Schon am Flughafen in Wien traf ich Peyton Mannings „Double“ und diverse Jets-Fans, vor Ort dann natürlich umso mehr aus allen Herren Länder. Amerikaner am Flughafen in London, Deutsche im Stadion hinter mir, Schweizer vermochte ich auch zu hören. International Series trifft es auf den Punkt. Sicher, in den USA ist es von der ureigentlichen Atmosphäre immer noch cooler, ein Spiel zu sehen, aber in London funktioniert es tadellos! Sogar Dan Marino war hier, auch Geno Smith musste sich diesmal bezüglich Flug-Tickets nicht den Kopf zerbrechen (spät, aber doch Kollege Altmann...:-) "Together we make football“ ist einer meiner Lieblingsslogans in punkto NFL und dieses „Come together“ trifft es einfach auf den Punkt. Ein Team in London? Die Stimmen werden zurecht lauter. Zwar sollte vor allem zuvor L.A. wieder eines bekommen, aber dann einen Hotspot in Europa zu schaffen: Stadt toll, Arena toll, Zuspruch toll – sehr gerne!

Sportlich möchte ich natürlich auch noch auf London zu sprechen kommen. So oft hat unser einer ja auch nicht die Chance, ein NFL-Spiel live zu sehen. Und ja, ich muss sagen, was Neo-Jets-Coach Todd Bowles bislang fabriziert, das passt! Er hat den Jets keine neue, aber eine eindeutige Identität verpasst. Starkes Laufspiel, starke Defense und Passspiel mit gezieltem Risiko. Nicht mehr, nicht weniger. Chris Ivory lief für 166 Yards, so viele wie noch nie in seiner Karriere in einem Spiel. Er hat etwas vom „Beast“ aus Seattle, da schaut auch Brandon Marshall während eines Spielzugs gerne zu, wie er selbst nach der Partie zugab. Dieser profitierte von der Rückkehr von Eric Decker, der zudem einen TD-Pass fangen konnte. Sowohl Ivory als auch Decker standen bei der einzigen Niederlage gegen Philly in dieser Saison nicht aktiv am Platz. Tun sie das, ist vieles möglich, zudem auch beide Lines überzeugen und Sheldon Richardson (Rookie of the Year 2013) nach Sperre die Laufverteidigung noch verbessern wird. Es ist ein stimmiges Gebilde, in dem sich QB Ryan Fitzpatrick wohl fühlt und wie im ersten Play (Pass auf Marshall) auch tief gehen kann. Bowles tut mit seinem ruhigen Gemüt im lauten New York gut. Ein vielversprechender Start (3-1) und ein leichter Spielplan tun ihr Übriges, um die Jets ins Playoff-Rennen definitiv aufzunehmen!

 Auch noch im dritten Awesome einen London-Fakt: Neben mir saß ein Chicago-Fan, dem ich zu dieser Saison bereits kondolierte und insgeheim viel Glück für den Draft-Spot wünschte. Dann siegen die Bears tatsächlich in dieser Woche. Und das dank Jay Cutler! Ja, das freut mich für meinen Sitzbar-Nachbar und ich richte ihm das auch auf diese Weise aus! Ich meinte noch zu ihm, der größte Fehler sei gewesen, Cutler einen Sechsjahres-Vertrag zu geben. Finde ich zwar noch immer, weil: warum? Aber der QB führte den Comeback-Sieg gegen die Raiders an und zeigte, dass er nicht auf der sprichwörtlichen Nudelsuppe dahergeschwommen ist. Das habe ich auch nie behauptet, aber seien wir uns ehrlich: So werden die Bears auf Dauer auch nicht viel gewinnen. Für die Raiders reicht es und damit zum ersten Sieg. Das ist ja schon mal was.

 Buffalo siegt, Buffalo verliert, Buffalo siegt, Buffalo verliert. Erinnert an die Jets-Saison 2013 (8-8), die lange Zeit so verlief. Damals dort wie heute da Head Coach: Rex Ryan. Und damals wie heute ein Dauerbrenner: Strafen. Viel zu viele Strafen. Unter der Woche sagte er damals wie heute, man darf nicht so viele Strafen begehen und es hat höchste Priorität, dass diese vermindert werden. Beim nächsten Spiel gibt es wieder, wenn nicht sogar mehr, Strafen. Ja, die Spieler lieben es für Rex zu spielen, aber nur „Best Buddy“ (hat nichts mit seinem Vater zu tun...) zu sein, reicht eben nicht. Die Mischung macht's! Es wäre wirklich schade, wenn dieser so talentierte Roster wegen solchen Dingen an sich selbst scheitern würde...

 Was machen wir nur mit den Chiefs? Da spielt der Smith Alex so brav, so wirklich brav, so über seine Verhältnisse, dass es fast schon eine Augenweide ist (Career High von 386 Passing Yards), aber am Ende ist das für die Fische. Denn keine Touchdowns. Weder Rushing noch Passing. Nichts. Und wer diese nicht macht, gewinnt eher keine Spiele. Da reichen auch sieben Field Goals von Cairo Santos nicht. Das ist leider sehr schade für Coach Reid und seinen QB, aber da muss man sich etwas einfallen lassen, denn wie oben die Strafen in Buffalo ist auch das in KC wirklich etwas, woran man arbeiten kann...

Zu „schlechter“ Letzt: Die neue schlechteste Division heißt AFC South und folgt analog zu 2014 der NFC South! Gut, das kommt jetzt nicht überraschend, aber sollte auch mal awful-mäßig erwähnt werden. Indianapolis rettet sich nach superschlechtem Saisonstart zum zweiten Sieg – allerdings ohne Andrew Luck, „dafür“ in Overtime und das obwohl die Jaguars – ja, der Lichtblick dieser Division – die Chance auf den Sieg verkickte. Houston wurde von Kollegen Altmann entsprechend thematisiert und Tennessee machte das für diese Division einzig Richtige in dieser Woche – man hatte eine Bye-Week. Bitte, schafft es zumindest, dass euer Divsion-Sieger eine positive Bilanz hat!

Wir picken jede Woche die Teilnehmer der Super Bowl 50, die am 7. Februar kommenden Jahres in Santa Clara, Kalifornien, stattfinden wird.

Das Levi's Stadium der 49ers liegt eine gute Autostunde von San Francisco entfernt, wo auch die Events rund um die Bowl sein werden.

Wir sind in jedem Fall zuversichtlich, in irgendeiner Woche richtig zu liegen - spätestens nach den Conference Finals...

BERNHARD KASTLER und sein Super-Bowl-Pick nach Week 4:

GREEN BAY PACKERS vs. NEW YORK JETS

Das Warum ist hier relativ schnell erklärt: Die einen (Green Bay) sind einfach sehr gut. Und die anderen (Jets) haben die Dolphins in London geschlagen. Das schafften zuletzt die Giants 2007, die in weiterer Folge die Super Bowl gewannen. Indem sie New England schlugen und ihnen die Perfect Season kaputt machten...

PETER ALTMANN und sein Super-Bowl-Pick nach Week 4:
 
NEW YORK GIANTS vs. NEW ENGLAND PATRIOTS

Ich liebe es ja, wenn sich Kreise schließen (alte Journalisten-Krankheit). Und gegen wen könnte Tom Brady seine Perfect Season perfekter komplettieren als gegen die Giants? Da war doch mal was...
 
PS.: Etwas ernsthafter: Irgendwie ist die Shortlist an Teams, denen man zum jetzigen Zeitpunkt die Super Bowl wirklich zutraut, diesmal gefühlt so kurz wie schon länger nicht mehr. Oder im Umkehrschluss: Meine Favoriten New England bzw. Green Bay (und irgendwie auch immer noch Seattle) haben die Latte für Möchtegern-Herausforderer sehr hoch gelegt.

  • Brandon Marshall hat eine 27 Jahre lange Durststrecke der Jets durchbrochen. Drei Spiele in Folge mit zumindest 100 Receiving Yards hat seit 1988 kein New Yorker Spieler mehr zusammengebracht.
  • Geduld ist keine Stärke in Miami. Don Shula war von 1970 bis 1995 Head Coach der Dolphins. Mit Joe Philbin musste nun bereits sein achter Nachfolger den Hut nehmen. Er ist nach Tony Sparano und Dave Wannstedt der dritte Head Coach des Teams aus Florida, der mitten in der Saison gehen musste - in der NFL eher selten der Fall. Zumindest ist nun wieder ein fähiger Offensive Coordinator auf dem Markt.
  • Bereits nach vier Spielen oder früher wurden seit 1989 vor Philbin überhaupt nur vier Coaches gefeuert. Drei Mal riss bei den Oakland Raiders der Geduldsfaden (Dennis Allen 2014, Lane Kiffin 2008 und Mike Shanahan 1989). Zudem erwischte es 2008 Scott Linehan bei den St. Louis Rams.
  • Wichtiger Spieler? Die Seattle Seahawks haben in den letzten 18 Regular-Season-Quarters keinen Touchdown zugelassen, wenn Kam Chancellor auf dem Feld stand.
  • Der 400. TD-Pass von Drew Brees war kurioserweise sein erster TD-Pass in einer Overtime. Zu seinen besten Zeiten hat er Spiele eben schon früher gewonnen...
  • Peyton Manning führte zum siebten Mal in seiner Karriere sein Team zu einem 4-0-Start - so oft wie kein anderer QB.
  • Die 146 Rushing Yards von Todd Gurley waren die meisten eines Rams-RBs, seit Steven Jackson im Jahr 2011 159 gegen die Saints erlaufen hat. Willkommen im Klub!
  • Atlanta-RB Devonta Freeman ist der erste Spieler seit der NFL-AFL-Fusion 1970, der in seinen ersten beiden Karriere-Stars je drei TDs erläuft.
  • Mit 1612 hat Odell Beckham Jr. mehr Receiving Yards in seinen ersten 16 Karriere-Spielen als jeder andere WR in der NFL-Geschichte davor.
  • Dallas-QB Brandon Weeden hat zehn Starts in Folge verloren.
  • Die Tampa Bay Buccaneers haben zehn Heimspiele in Folge verloren.

In dieser Kategorie lassen sich die NFL-Redakteure von LAOLA1 zu "Bold Predictions" für Woche 5 hinreißen - wie immer ohne Gewähr!

BERNHARD KASTLER über Week 5

  • KC siegt mit Touchdowns. Nein, zu bold. Mit einem Touchdown.
  • Browns siegen. Nein, zu bold. Sie verlieren nicht.
  • Miami macht keine Fehler – ja, zu bold. Aber der jährliche Bye-Week-"Schmäh" muss einfach sein!

PETER ALTMANN über Week 5
  • Tom Brady wird aus Langeweile im "Schlager" gegen Dallas mit der falschen Hand werfen und trotzdem erfolgreicher sein als Brandon Weeden.
  • Baltimore-Kicker Justin Tucker wird gegen Cleveland beim Stand von 27:27 zwei Sekunden vor Schluss ein 39-Yard-Field-Goal vergeben, wodurch die Partie - eigentlich - in die Overtime ginge. Ein Browns-Spieler wird jedoch eine Offside-Strafe kassieren, weshalb der Kick aus 34 Yards wiederholt wird. Diesmal trifft Tucker und Cleveland verliert. Halt! Stop! Aus! Solch eine Ansage ist selbst für die Bold Predictions zu unrealistisch. Solch eine Dämlichkeit würde nicht einmal den Browns in irgendeinem Spiel passieren. Nie und nimmer...
  • Bei Jacksonville gegen Tampa Bay wird es ein gelungenes Field Goal geben. Wenigstens eines! Kommt schon, das schafft ihr!!!

HEUTE NACH WEEK 4

Der September war der erste Monat seit sechs Jahren, in dem kein NFL-Spieler verhaftet wurde. Weiter so!

Week NFC Team AFC Team
1 Seattle Seahawks Indianapolis Colts
2 Dallas Cowboys Denver Broncos
3 Minnesota Vikings Buffalo Bills
Week NFC Team AFC Team
1 Seattle Seahawks New England Patriots
2 Green Bay Packers New England Patriots
3 Arizona Cardinals New England Patriots