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Patriots: Ende einer Dominanz?

Patriots: Ende einer Dominanz?

Am Samstag wurde Odin Lloyd beerdigt.

Der 27-Jährige war am 17. Juni in einem Industrie-Park erschossen aufgefunden worden. Einer der Täter soll Aaron Hernandez gewesen sein.

"Er fuhr das Opfer an einen abgelegenen Platz, und richtete es regelrecht hin", so Staatsanwalt Bill McCauley am vergangenen Mittwoch.

Der Football-Spieler wurde verhaftet und sechsfach angeklagt, in erster Linie wegen Mordes. Der 23-Jährige, der Lloyd wegen dessen Beziehung mit der Schwester seiner Verlobten kannte, soll sich mit dem Opfer beim Ausgehen gestritten haben.

Hernandez' mögliches Motiv

Das Motiv ist noch unklar, laut US-Medien wollte aber Lloyd Geheimnisse über Hernandez an die Öffentlichkeit bringen, die sein Privat- und sein Berufsleben in Gefahr gebracht hätten. Unter anderem wird von Drogen- und Gewaltdelikten berichtet.

Der Football-Star soll unter anderem auch an einem ungeklärten Doppelmord in Boston 2012 beteiligt gewesen sein.

Seinen Beruf wird Hernandez mutmaßlich länger bis gar nicht mehr ausüben können. Wenige Stunden nach seiner Verhaftung setzte sein bisheriger Arbeitgeber New England den logischen Schritt und entließ ihn.

Damit haben die Patriots einen weiteren Star-Spieler in dieser Offseason verloren. Einen weiteren Passempfänger, denn Hernandez ist Tight End. Somit blickt die erfolgsverwöhnte Franchise aus Massachusetts angespannt auf die neue Saison.

Vier der fünf Top-Receiver weg

Denn kamen Quarterback-Superstar Tom Brady doch vier (!) seiner Top-5-Receiver der vergangenen Saison abhanden. Der fünfte ist sein anderer Tight End, Rob Gronkowski, der sich mit Verletzungen plagt.

Allen voran ist des dreifachen Super-Bowl-Champions Lieblings-Anspielstation weg: Wes Welker. Der Receiver wechselte zu Peyton Manning nach Denver.

Brandon Lloyd wurde entlassen, in der Free Agency verabschiedete sich Danny Woodhead, der Running Back ging zu den San Diego Chargers.

Bradys neue Receiver

Diese fünf Herren haben 84 Prozent der Pässe von Brady gefangen. Sollte Gronkowski nicht rechzeitig fit werden, wovon die Ärzte nicht ausgehen, dann hätte der 35-Jährige zum Auftakt in zehn Wochen am 8. September in Buffalo keinen dieser Passempfänger mehr zur Verfügung.

Freilich hat der Super-Bowl-Teilnehmer von 2012 und diesjährige Conference-Finalist, der dem späteren Champ Baltimore Ravens unterlag, nachjustiert.

Aus St. Louis kam Danny Amendola als Welker-Ersatz, dazu der frühere Erstrunden-Fehlgriff Atlantas, Michael Jenkins, sowie der dieses Jahr gedraftete Aaron Dobson. Auf der Tight-End-Position gibt es noch Jake Ballard, der vergangene Saison kein Spiel machte.

Tebow als möglicher Tight End

Der universale Tim Tebow könnte dann tatsächlich auch als Tight End fungieren, obwohl sich der Quarterback in erster Linie als solcher sieht. Head Coach Bill Belichick wird ihn wohl auch anders einsetzen.

In jedem Fall kann erahnt werden, dass die Offensive der Patriots Probleme haben wird. Auch wenn mit Brady ein Elite-Quarterback am Werk ist. Trainer-Fuchs Belichick ist gefordert, denn New England lebte zuletzt von der Offense, die Defense war mehr das Sorgenkind.

"Wenn man einem so viele produktive Spieler wegnimmt, dann braucht auch ein Spieler der Klasse Brady zumindest eine Eingewöhnungszeit. Gronkowski sollte fit werden, denn Brady kann schnell frustriert sein", wird ein NFC-General-Manager von der "New York Post" zitiert.

Seit 2003 nur einmal nicht Division-Sieger

Sollte es auch beim 36 Jahre alt werdenden Brady nicht laufen, dann könnte die Saison eine ganz schwierige werden. Somit wackelt auch die Dominanz der Patrioten, nämlich jene in ihrer Division, der AFC East.

In den letzten zehn Jahren haben die Patriots nur einmal (!) ihre Division nicht gewonnen, 2008 setzten sich die Miami Dolphins durch, vor allem weil Brady in Woche 1 mit Kreuzbandriss Saisonende hatte.

Die Franchise aus Florida hat einmal mehr die besten Karten, die Pats zu beerben, haben sie ein Team mit Potenzial sehr gut verstärkt, allen voran mit Top-Receiver Mike Wallace von den Pittsburgh Steelers.

Den anderen beiden Teams in der AFC East, New York Jets und Buffalo Bills, werden die Patriots wohl auch nach ihren Abgängen das Wasser reichen können. Aber es scheint, dass die Dominanz in der AFC East ein Ende nehmen wird. 

Allerdings wäre es auch nicht das erste Mal, wenn Belichick und Co. die NFL überraschen würden. Dieses Mal gestaltet sich das aber schwieriger.

 

Bernhard Kastler