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NFC West oder die Frage: Konkurrenz für die 49ers?

NFC West oder die Frage: Konkurrenz für die 49ers?

Hohn und Spott war der NFC West in den vergangenen Jahren sicher. Nicht zu Unrecht, war sie doch über einige Saisonen lang die schwächste Division der NFL. Ganz ernst wird das Quartett mancherorts immer noch nicht genommen.

So schlecht, wie sie gemacht wird, ist die Division jedoch nicht mehr. Zumindest ist Besserung in Sicht. Der langjährige Prügelknabe aus San Francisco klopfte schon in der Vorsaison lautstark an die Tür zu altem Ruhm, auch Seattle könnte langsam die Früchte der Aufbauarbeit von Head Coach Pete Carroll ernten. In Arizona und St. Louis, beide Teams stecken im Umbruch, hat man in der Offseason zumindest in der Theorie einiges richtig gemacht.

Für LAOLA1 checken Peter Altmann, Bernhard Kastler und Martin Schauhuber in einer achtteiligen Serie die jeweiligen Divisions. Die Analyse der NFC West übernimmt Peter Altmann:

SAN FRANCISCO 49ERS (Season 2011: 13-3)


THE (OFF)SEASON-TALK

Nach oben kommen, ist nicht schwer, oben zu bleiben dagegen sehr. Die San Francisco 49ers waren das Überraschungsteam der vergangenen Saison. Nach knapp einem Jahrzehnt voller Pleiten, Pech und Pannen schnupperte die Traditions-Franchise aus Kalifornien in der ersten Saison unter Head Coach Jim Harbaugh wieder Höhenluft und verpasste in einem dramatischen Thriller gegen die New York Giants nur um Haaresbreite den Einzug in die Super Bowl.

2012 wird die Frage beantworten, ob dies ein „One-Year-Wonder“ war, oder ob sich die Niners längerfristig an der Spitze der NFL etablieren können. Das Potenzial dazu ist vorhanden. General Manager Trent Baalke gelang das Kunststück, alle elf Starter der Defense auch für diese Saison zu verpflichten – die Einheit um Superstar Patrick Willis gilt praktischerweise als die beste Verteidigung der Liga und ist das Herzstück des Teams. Die Defense soll wie die starken Special Teams auch heuer wieder die Basis des Erfolgs darstellen.

Denn in der Offense waren die 49ers auch in der vergangenen Saison weit von der Liga-Elite entfernt. Die Personalpolitik in der Offseason widmete sich somit intensiv dem Thema Angriff. Inwieweit Besserung garantiert ist, oder ob mehr Masse als Klasse verpflichtet wurde, wird sich weisen.

THE MAN2WATCH – RANDY MOSS

Einer der Neuankömmlinge auf der Problemposition Wide Receiver verfügt über Legenden-Status: Randy Moss. Nach einem Jahr Pause erklärte der inzwischen 35-Jährige seinen Rücktritt vom Rücktritt. In seiner Glanzzeit verfügte Moss über zwei Eigenschaften: Erstens herausragendes sportliches Talent, zweitens einen divenhaften Charakter, der schon so manches Team sprengte.

Fügt sich der Oldie, dessen Hände noch immer kein Super-Bowl-Ring ziert, nahtlos ins Teamgefüge ein und ist er körperlich für sein Alter gut in Schuss, kann er dennoch eine wertvolle Rolle übernehmen. Einerseits sollte er die bislang entsetzlich schwache Red-Zone-Offense beleben, zweitens kann er Räume für seine Mitspieler öffnen. Potenzielle Anspielstationen für Durchschnitts-Quarterback Alex Smith (mit Colin Kaepernick scharrt ein großes Talent als Backup in den Startlöchern) gibt es inzwischen: Von Champion New York kam Mario Manningham, A.J. Jenkins wurde in Runde 1 gedraftet, das ewige Talent Michael Crabtree hat eine verletzungsfreie Offseason hinter sich und Vernon Davis zählt ohnehin zu den besseren Tight Ends der Liga.

Eine Dichte, wie sie inzwischen auch auf der Position des Running Backs herrscht, wo Frank Gore wohl nicht mehr den Alleinunterhalter geben muss. Mit Neuzugang Brandon Jacobs (Giants), dem vielseitigen Rookie LaMichael James, Kendall Hunter und Anthony Dixon hat San Francisco gleich fünf RBs am Roster.

THE PICKS

Der ehrgeizige Harbaugh wird nichts unversucht lassen, um die Lombardi-Trophy zurück nach San Francisco zu holen. In dieser Saison wird es ob der heftigen Konkurrenz in der NFC schwer, auch wenn es mit dem erneuten Playoff-Einzug klappen sollte. So locker, wie viele glauben, wird jedoch auch das nicht von statten gehen. Spannend wird, wie sich der erhöhte Konkurrenzkampf auf die Offense auswirkt.

Und so entscheiden sich die NFL-Redakteure von LAOLA1.

ARIZONA CARDINALS (Season 2011: 8-8)

 


THE (OFF)SEASON-TALK

Sieben Siege in den letzten neun Spielen: Die Cardinals legten 2011 ein mehr als respektables Saison-Finish hin – letztlich jedoch wertlos, wenn man von den ersten sieben Begegnungen nur eine gewonnen hat.

Regisseur dieser Serie am Saison-Ausklang war Quarterback John Skelton. Der No-Name bekommt von Head Coach Ken Whisenhunt auch zum Beginn dieser Spielzeit das Vertrauen ausgesprochen und degradiert das teure Investment in Kevin Kolb (kam im Vorjahr per Trade aus Philadelphia) endgültig zum Flop. Wie viele blaue Flecken sich Skelton hinter einer als überschaubar fähig geltenden O-Line abholen wird, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Das Rebuilding des Super-Bowl-Verlierers von 2009 vorantreiben sollen zwei Jungstars, welche die Offense beleben dürften: In Runde eins des Drafts wählte Arizona Wide Receiver Michael Floyd, zudem ist mit Running Back Ryan Williams der letztjährige Zweitrunden-Pick wieder fit. Während Ersterer noch Zeit brauchen könnte, heimste Zweiterer bislang jede Menge Lob ein. Williams soll gemeinsam mit Beanie Wells den Passangriff entlasten.

THE MAN2WATCH - LARRY FITZGERALD

Apropos Entlastung: Diese benötigt mit Larry Fitzgerald der bisherige Alleinunterhalter der  Cardinals-Offense dringend. Der 29-Jährige zählt zu den herausragenden Passempfängern seiner Generation. Als erst vierter Receiver der NFL-Geschichte komplettierte „Fitz“ 2011 seine vierte Saison mit zumindest 1400 Receiving-Yards – und das erstmals ohne Legende Kurt Warner auf der Position des Spielmachers.

Während die Defense um Jungstar Patrick Peterson zumindest solide wirkt, liegt es auch heuer an Fitzgerald, für die offensiven Highlights zu sorgen. Dass Skeltons Chemie mit dem Superstar besser ist als jene von Kolb, war sicherlich ein entscheidendes Argument in der Quarterback-Frage.

THE PICKS

Es entsteht etwas in der Wüste, San Francisco und auch Seattle sollten in der Entwicklung jedoch den einen oder anderen Schritt weiter sein. Noch hat Arizonas Kader zu viele Löcher. Findet man auf so manches Fragezeichen eine befriedigende Antwort (vor allem muss sich endlich ein Quarterback etablieren), ist eine solide Saison jedoch nicht unwahrscheinlich.

Und so entscheiden sich die NFL-Redakteure von LAOLA1.

SEATTLE SEAHAWKS (Season 2011: 7-9)

 


THE (OFF)SEASON-TALK

Ähnlich wie Arizona präsentierte sich Seattle zum Ausklang der vergangenen Saison enorm verbessert. Dieser Aufwärtstrend fußt jedoch auf einer breiteren Basis als bei den Cardinals. Head Coach Pete Carroll startet in seine dritte Saison. Seine Philosophie lässt sich wie folgt beschreiben: „Coache lieber ungewöhnlich.“

Es ist nicht ganz einfach, bei der Personalpolitik des 60-Jährigen den Überblick zu bewahren. Er probiert gerne und viel, vertraut als ehemaliger College-Guru voll und ganz der Jugend (nur ein Starter über 30) und kommt der richtigen Mischung immer näher.  Vor allem die vom ausgezeichneten Coordinator Gus Bradley geführte Defense nähert sich zunehmend der NFL-Spitze und ist für jeden Gegner unangenehm zu spielen.

In der Offense tummeln sich Könner wie Running Back Marshawn Lynch oder der verletzungsanfällige Receiver Sidney Rice, dazu gesellen sich Talente wie die beiden Passempfänger Doug Baldwin oder Golden Tate. Mit Braylon Edwards versucht ein gefallener Held an alte Stärke anzuschließen. Alternativen gibt es also, mit Kellen Winslow konnte somit sogar ein prominenter Tight-End-Neuzugang entlassen werden.

THE MAN2WATCH - RUSSELL WILSON

Russel wer? Eine berechtigte Frage. Schon im Vorjahr wäre im Nordwesten der USA mit vernünftigem Quarterback-Spiel viel mehr drinnen gewesen. Die unterdurchschnittlichen Leistungen eines Tarvaris Jackson oder eines Charlie Whitehurst sorgten jedoch für mehr als eine schlaflose Nacht.

Also handelte man auf dem Transfermarkt und lotste mit Matt Flynn den begehrtesten Quarterback-Free-Agent (abseits von Peyton Manning natürlich) nach Seattle. Starten wird der bisherige Backup von Aaron Rodgers in Green Bay jedoch nicht.

Das Rennen machte völlig überraschend Rookie Russell Wilson, ein Drittrunden-Draft-Pick. Der 23-Jährige setzte sich gegen Flynn und den unlängst nach Buffalo getradeten Jackson durch. Carroll ist begeistert davon, wie sich sein neuer Spielmacher bislang präsentierte. Ein Auge für Talente hat der Coach allemal. Wie diese ungewöhnliche Personalentscheidung aufgeht, wird einer der Schlüssel für den Erfolg der Seahawks in dieser Saison.

THE PICKS

Wenn Russell dem Druck standhält oder die Erwartungen sogar übertrifft, ist ein signifikanter Sprung nach vorne möglich. Nicht wenige Experten glauben, dass Seattle das Potenzial besetzt, San Francisco das Leben in der NFC West zumindest schwer zu machen. Dem schließen wir uns an. Patzen die 49ers, sind die Seahawks wohl der erste Nachrücker.

Und so entscheiden sich die NFL-Redakteure von LAOLA1.

ST. LOUIS RAMS (Season 2011: 2-14)


THE (OFF)SEASON-TALK

Der stärkste Neuzugang der Rams ist ihr Head Coach. Jeff Fisher hat in Tennessee jahrelang bewiesen, dass er in der Lage ist, starke Teams zu formen. Dies wird auch bei der Franchise aus Missouri seine Aufgabe, wobei nach einer völlig verkorksten Saison mit lediglich zwei Siegen Geduld angebracht ist.

Die erste Offseason lief schon mal nicht schlecht. Beim Draft erwirtschaftete man sich durch geschickte Trades (vor allem das Monster-Geschäft mit Washington bezüglich Robert Griffin III) weitere Picks für die kommenden Jahre, was das Talent-Level sukzessive erhöhen sollte. Selbst wählte man mit Cornerback Janoris Jenkins einen Spieler, dem Star-Potenzial nachgesagt wird. Gemeinsam mit seinem routinierten Gegenüber Cortland Finnegan, ein Fisher-Mitbringsel von den Titans, sollte er die Passverteidigung auf Anhieb verbessern.

Das ändert nichts daran, dass die neue sportliche Führung noch einige Löcher zu stopfen hat, bevor das Team nach Fishers Geschmack zusammengestellt ist. Vor allem die O-Line ist eine Großbaustelle. Wichtig wird sein, dass die Leistungsträger im Gegensatz zum Vorjahr vor Verletzungen verschont bleiben.

THE MAN2WATCH – SAM BRADFORD

Auch der wichtigste Name der Franchise fand sich im Vorjahr öfter als ihm lieb war im Rams-Lazarett wieder: Sam Bradford. Nach einer bärenstarken Rookie-Saison erwischte den Nummer-1-Pick des 2010er-Drafts der berüchtigte Sophomore-Slump mit voller Härte.

Kurzum: Der Weg zurück zu alter Stärke führt in St. Louis ausschließlich über den 24-Jährigen. Als letzter Top-Pick vor dem neuen Kollektivvertrag mussten die Rams ein Vermögen in den Jungstar investieren. Geld, das auf anderen Positionen fehlt. Umso bitterer wäre es, wenn die Rendite nicht stimmen.

Wenn fit, verfügt Bradford über riesiges Potenzial. Die Qualität seiner Anspielstationen ließ indes bislang zu wünschen übrig. Mit Danny Amendola hat zumindest sein Lieblings-Receiver seine schwere Verletzung überwunden, mit Brian Quick investierten die Rams auch einen frühen Draft-Pick in einen Passempfänger. Am meisten helfen könnte dem Quarterback jedoch, dass der neue Offensive Coordinator Brian Schottenheimer ein lauflastiges System bevorzugt. Mit Steven Jackson, dem wahren Star des Teams, verfügt man diesbezüglich seit Jahren über hohe Qualität. Dies sollte ein wenig Verantwortung von Bradfords Schultern nehmen, denn der Druck ist auch so groß genug: Ein weiteres schwaches Jahr, und die Diskussionen um seine Person werden noch heftiger.

THE PICKS

Bei den Rams ist Licht am Ende des Tunnels erkennbar. Gut, finsterer als im Vorjahr kann es auch kaum werden. Für die Playoffs wird es noch nicht reichen. Priorität sollte in dieser Saison haben, Bradfords Karriere wieder in die richtige Richtung zu leiten. Ansonsten wird die kommende Offseason unangenehm.

Und so entscheiden sich die NFL-Redakteure von LAOLA1.