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AFC West oder die Frage: Alles Peyton oder was?

AFC West oder die Frage: Alles Peyton oder was?

Die Wundertüte namens AFC West. Vergangene Saison hätte man die Namen der vier Teams auch in einen Hut werfen und per Los den Division-Champion ermitteln können. So gleichauf war das Quartett bestehend aus Denver, San Diego, Oakland (dieses Trio beendete die Saison mit je acht Siegen und Niederlagen) und Kansas City (7-9).

An dieser Ausgeglichenheit sollte sich wenig ändern. Wobei die Division durch den Wechsel der lebenden Legende Peyton Manning zu den Denver Broncos ungemein an Attraktivität gewonnen hat. Die Quarterback-Situation in der AFC West ist ohnehin eine interessante, weshalb wir den vier Herrschaften in dieser Preview auch gebührend Platz einräumen.

Für LAOLA1 checken Peter Altmann, Bernhard Kastler und Martin Schauhuber in einer achtteiligen Serie die jeweiligen Divisions. In der AFC West hat sich Peter Altmann umgeblickt:

DENVER BRONCOS (Season 2011: 8-8)


 


THE (OFF)SEASON-TALK

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Was wir mit Absatz eins sagen wollen? In Denver gab es in der Offseason genau ein Thema: Peyton Manning. Er ist zurück, der möglicherweise beste Quarterback der NFL-Geschichte, der einzige vierfache MVP, die Legende der Indianapolis Colts, die 36-jährig erstmals ein anderes Dress überstreift.

Also dachten sich die Broncos: Warum „Jünger“ Tebow behalten, wenn man den „Messias“ haben kann? Ergo schickten sie den gottesfürchtigen Tim zum Teufel, im konkreten Fall zu den New York Jets, und ließen sich auf eines der wohl spannendsten Abenteuer dieser NFL-Saison ein.

Es ist mehr Fakt als Floskel, dass der Erfolg des Teams aus Colorado in dieser Saison maßgeblich von der Performance des Altmeisters abhängen wird. Ein Manning in Normalform könnte der entscheidende Trumpf in einer unglaublich engen Division sein. Aber wie gut ist Peyton nach einem Jahr Verletzungspause in Schuss? Wie schnell stimmt die Chemie mit seinen neuen Kollegen? Fragen über Fragen, denen der brutale Schedule zusätzliche Würze verleiht. Kontrahenten wie Pittsburgh, Atlanta, Houston, New England oder New Orleans in den ersten sieben Spielen lassen jedenfalls keine längere Findungsphase zu.

THE MEN2WATCH – ALLE AUSSER PEYTON MANNING

Kleiner Scherz. Natürlich steht Peyton relativ einsam im Rampenlicht. Was wir damit sagen wollen: Im Alleingang geht nichts. Dieses spannende Projekt kann nur von Erfolg gekrönt sein, wenn auch andere Faktoren stimmen.

Zum Beispiel die Defense. In dieser wächst mit Von Miller ein neuer Superstar heran, die Verpflichtungen von Keith Brooking und Jim Leonhard sorgen für zusätzliche Routine, Champ Bailey ist auf seine alten Tage mit allen Wassern gewaschen. Phasenweise waren 2011 gute Ansätze zu erkennen, unterm Strich ließ man aber zu viele Punkte zu. Hält die Defense die Spiele eng, kann Manning den Unterschied ausmachen. Muss er permanent zu viele Gegenpunkte ausgleichen, wird es schwierig. Mit Jack Del Rio holte der clevere Head Coach John Fox einen guten Defensive Coordinator an Bord.

Zum Beispiel das Laufspiel: Vergangene Saison funktionierte dies angeführt von Routinier Willis McGahee (1199 Rushing Yards) bestens, auch Tebow wandelte phasenweise durch gegnerische Defenses wie sein Vorbild über das Wasser. Hat der bald 31-jährige McGahee noch eine 1000-Yards-Saison im Tank? Backup Knowshon Moreno kämpft sich erst mühsam von einer Knieverletzung zurück. Immerhin erntete Rookie Ronnie Hillman, er gilt von der Spielanlage als Typ wie Reggie Bush oder Darren Sproles, bislang viel Lob. Auch wenn Manning in Indy nur bedingt Wert auf das Laufspiel legte, schadet Unterstützung per pedes definitiv nicht.

Zu guter Letzt kommt es natürlich auf Mannings „Supporting Cast“ an, jene Nebendarsteller, von denen Peyton einerseits lebt, die er andererseits zeit seiner Karriere in hellerem Licht erstrahlen ließ. Schon bei den Colts machte er so manchen Passempfänger besser, als er eigentlich ist. Zum Beispiel den verlässlich-braven Brandon Stokley, aktuell praktischerweise Receiver Nummer drei in Denver, oder Jacob Tamme, aktuell praktischerweise einer der Tight Ends in Denver. Hauptsächlich ankommen wird es jedoch auf die beiden Einser-Receiver Eric Decker und vor allem den hoch talentierten Demaryius Thomas. Funktioniert das Manning-Projekt, darf das Duo wohl bald in die Kategorie „NFL-Star“ eingereiht werden.

THE PICKS:

Es ist hart, gegen Peyton Manning zu wetten. Wir tun es trotzdem, zumindest was die Playoffs betrifft. Der Spielplan ist gerade am Anfang zu hart, der Kader (noch) nicht reif für den ganz großen Wurf und Wild-Card wird es für die AFC West vermutlich keine geben. Helfen könnte höchstens, wie im Vorjahr, ein Totalversagen der inkonstanten Division-Konkurrenz. Dennoch wird es Spaß machen, Peyton wieder bei der Arbeit zuzusehen. Und das Projekt ist ja auf mehr als eine Saison ausgelegt…

Und so entscheiden sich die NFL-Redakteure von LAOLA1.

SAN DIEGO CHARGERS (Season 2011: 8-8)


THE (OFF)SEASON-TALK

Wer wird schon gerne als „geborener Loser“ bezeichnet? Auch wenn’s weh tut, manchmal stimmt diese Einschätzung. Die San Diego Chargers verfügten in den vergangenen Jahren über einige wirklich großartige Teams, waren „fun to watch“, wie es so schön heißt. Was haben sie daraus gemacht? Wenig bis gar nichts. Kein Super-Bowl-Triumph, ja nicht einmal eine Teilnahme, dafür einige historisch dumme Playoff-Pleiten. In den vergangenen zwei Jahren verpasste man gar die Postseason.

Langsam läuft einigen Protagonisten die Zeit davon. Quarterback Philip Rivers und Tight End Antonio Gates haben den 30. Geburtstag bereits hinter sich. Ob sie ihre Karrieren jemals mit einem Ring krönen werden? Heuer eher nicht. Jahre der fragwürdigen Personalentscheidungen von General Manager A.J. Smith haben ihre Spuren im Kader hinterlassen, die Qualität ist gesunken. Wobei man für dessen Strategieänderung in dieser Offseason auch Sympathien aufbringen kann – zumindest wenn man es gutheißt, ein Team via Free Agency zu formen.

Dort agierten die Chargers in der Vergangenheit stets zurückhaltend, anders in dieser Saison. Rund ein Dutzend neuer Kräfte wurde in den Süden Kaliforniens gelotst. Kein einziger großer Name, aber solide Handwerker wie die Receiver Robert Meachem und Eddie Royal, Running Back Ronnie Brown oder Fullback Le’Ron McClain. Dies sorgt zumindest für eine gewisse Dichte im Kader. Wirklich weh tut der Abgang von Star-Receiver Vincent Jackson in Richtung Tampa Bay, auch der vielseitige Running Back Mike Tolbert (Carolina) dürfte vermisst werden.

GM Smith und der etwas tollpatschig wirkende, aber fachlich unterschätzte Head Coach Norv Turner sitzen, zumindest medial, seit Jahren am Schleuderstuhl. Daran wird sich nichts ändern. Ob sich die Nibelungentreue spät aber doch auszahlt? Die neue Strategie sollte besser Erfolg haben…

THE MAN2WATCH – PHILIP RIVERS

Ja, es ist fad, den Quarterback in dieser Kategorie zu wählen. Aber gerade in dieser Division, ab sofort bereichert durch Peyton Manning, bietet es sich diesmal an, speziell im Fall von Rivers.

Der 30-Jährige ist ein Top-Quarterback, so viel sei außer Streit gestellt. Aber wird er als Elite in die Geschichte eingehen? Fraglich. Auch in der Vorsaison kam er auf tolle 4624 Passing-Yards, seine 20 Interceptions killten jedoch alle Playoff-Hoffnungen und waren eines der großen Offseason-Gesprächsthemen in San Diego.

Rivers steht fraglos unter Druck, muss wieder Normalform erreichen. Viel wird dabei von seinen Nebenleuten abhängen. Ryan Mathews zählt inzwischen zu den besseren Running Backs der Liga, brach sich im August jedoch das Schlüsselbein. Immerhin steht er bereits wieder im Training. Spätstarter Malcolm Floyd könnte 31-jährig zu einem Einser-Receiver reifen, Meachem und der zuletzt in Denver etwas steckengebliebene Royal (dennoch ein kluger Einkauf) sind solide, ärgerlich ist die längerfristige Verletzung des talentierten Youngsters Vincent Brown. Dafür ist der für Blessuren überanfällige Gates so fit wie schon lange nicht mehr – heißt es zumindest.

THE PICKS

Die gute Nachricht: Rivers wird wieder zu alter Form finden. Die schlechte Nachricht: Es reicht trotzdem nicht zum Divisions-Titel. Gut, beides sind nur subjektive Behauptungen und keine Fakten. Fakt ist indes: Die Chargers waren erstens qualitativ schon wesentlich besser besetzt, und in dieser Division kann man zweitens seriös nichts ausschließen. Anders als in der jüngeren Vergangenheit ist die Super Bowl aber außer Reichweite.

Und so entscheiden sich die NFL-Redakteure von LAOLA1.

OAKLAND RAIDERS (Season 2011: 8-8)

 

THE (OFF)SEASON-TALK

Die Moral der Geschichte gleich am Anfang: Es wäre eine Überraschung, sollte Oakland erstmals seit 2002 die Playoffs erreichen. Dies heißt jedoch nicht, dass in der Bay Area ähnliche Hoffnungslosigkeit herrscht, wie über weite Strecken des vergangenen Jahrzehnts. Besserung ist definitiv in Sicht.

Die Raiders gehen in die erste volle Saison ohne den legendären, während der vergangenen Saison verstorbenen Owner Al Davis. Dieser hatte seine unbestrittenen Verdienste. In der jüngeren Vergangenheit, inzwischen längst greise und starrsinnig, verbockte er mit seinen eigenwilligen Entscheidungen jedoch mehr als er half, sein Team zukunftsfit zu machen. Man muss es so deutlich formulieren. Höchstpersönlich konterkarierte er sein eigenes Motto „Just win baby“.

Sohnemann Mark Davis, neuer Mehrheitseigner, übte gleich zu Beginn eines der liebsten Hobbys seines Papas aus: Er feuerte den Head Coach. Diesmal muss dies kein Fehler gewesen sein. Aus Denver wurde Defensive Coordinator Dennis Allen als Nachfolger abgeworben. Dem 39-Jährigen eilt zumindest ein guter Ruf voraus, ebenso seinem neuen Kompagnon Reggie McKenzie. Der General Manager fand aus Green Bay den Weg nach Kalifornien.

Den beiden fällt die Aufgabe zu, einen durchaus talentierten Roster behutsam Schritt für Schritt zu verbessern. Dies kann jedoch ein, zwei Jahre dauern. Früher oder später darf das Duo auch wieder ernsthaft am Draft teilnehmen. Diesmal stieg man erst am Ende der 3. Runde ein – Altlasten der Vergangenheit…

THE MAN2WATCH – CARSON PALMER

An dieser Stelle könnte auch Darren McFadden stehen. Der Running Back ist das Um und Auf der Raiders, leider jedoch ebenso verletzungsanfällig wie qualitativ hochwertig. Eine volle Saison hat der 25-Jährige in seiner NFL-Karriere noch nicht zustande gebracht. Hält McFadden diesmal durch, wäre dies eine riesige Hilfe für Palmer.

Ebenjener ist der Grund, warum Oakland heuer keinen Erstrunden-Draft-Pick zur Verfügung hatte. In einer Panikattacke bezahlten die Raiders nach Quarterback Jason Campbells Verletzung einen viel zu hohen Preis für den in Cincinnati aufs Abstellgleis gestellten Routinier (2013 ist noch ein Zweitrunden-Pick fällig…).

Diesen konnte der 32-Jährige nicht rechtfertigen. 13 Touchdowns und 16 Interceptions in zehn Matches sind keine gute Bilanz. Die lange Spielpause und fehlende Fitness waren ihm deutlich anzusehen, nur phasenweise blitzte seine alte Klasse auf. Dennoch: Palmer ist kein Schlechter seiner Zunft. Nach einer vollen Offseason mit dem Team sollte er heuer den Rost abschütteln. Je mehr er sich steigert, desto mehr kann er das teure Investment in seiner Person rechtfertigen.

THE PICKS:

Überraschungen sind immer möglich, gerade in dieser engen Division. Dennoch erscheint eine Rückkehr von Schwarz und Silber in die Playoffs unwahrscheinlich. Der Kurs stimmt jedoch. Es ist weiterhin Geduld gefragt…

Und so entscheiden sich die NFL-Redakteure von LAOLA1.

KANSAS CITY CHIEFS (Season 2011: 7-9)


THE (OFF)SEASON-TALK

Es war bestimmt kein Vergnügen, 2011 der Mannschaftsarzt der Kansas City Chiefs zu sein. Außer man hat eine Neigung zum Workaholic, denn Überstunden standen gewiss an der Tagesordnung. Dummerweise zierten auch mit die wichtigsten Spieler die lange Verletzungsliste. Das riesige Safety-Talent Eric Berry, das alle Anlagen zu einem Topstar hat, zog sich bereits beim Season Opener einen Kreuzbandriss zu. Der überragende Running Back Jamaal Charles tat es ihm eine Woche später gleich.

In Woche 10 ging auch noch Quarterback Matt Cassel in die Knie, was ein eher bitteres Chaos auf der Spielmacher-Position auslöste. Einen derartigen Aderlass verkraftet kaum ein Team, trotzdem verpasste Kansas City die Playoffs nur knapp.

Machen wir es kurz: Das Talent der Chiefs auf beiden Seiten des Balls überzeugt. Mit dem 65-jährigen Altmeister Romeo Crennel anstelle der frühzeitig entlassenen „Drama-Queen“ Todd Haley steht ein ruhiger Leader als Head Coach an der Kommandobrücke. Sofern der Mannschaftsarzt eine ruhigere Kugel schieben darf, könnte dies eine aufregende Saison für das Team aus Missouri werden. Wenn, ja wenn…

THE MAN2WATCH – MATT CASSEL

…wenn Cassel auf dem Niveau eines guten Playoff-Quarterbacks spielt. Kaum ein Experte, der die Saison der Chiefs nicht vom Spielmacher abhängig macht. Von seiner Reputation her ist er fraglos der am wenigsten dekorierte Quarterback in dieser Division. Kleine Anekdote am Rande: Während seiner kompletten College-Karriere bei USC war der 30-Jährige der Backup von Carson Palmer und Matt Leinart, die wiederum mittlerweile beide bei den Oakland Raiders unter Vertrag stehen. Ein klassischer Fall von „klein ist die Welt…“

Nehmen wir die bis zu seiner Verletzung unterdurchschnittliche vergangene Saison aus, hat Cassel jedoch schon bewiesen, dass er effektiv sein kann. 2010 führte er die Chiefs sogar überraschend in die Playoffs. Aber verfügt er über Championship-Kaliber? Eher nicht.

Sehen lassen kann sich dafür sein Arsenal an offensiven Waffen. Dwayne Bowe zählt zu den besseren Receivern der Liga und hat seinen Holdout rechtzeitig beendet. Jon Baldwin ist ein riesiges Receiver-Talent, auf seine Performance darf man gespannt sein.

Steve Breaston ist zumindest eine solide Anspielstation, ebenso wie die beiden Tight Ends Kevin Boss und Tony Moeaki, der 2011 ebenfalls wegen eines Kreuzbandrisses verpasste, davor aber durchaus sein Können andeutete. Der vielseitige Dexter McCluster verfügt über Potenzial, schöpfte es bislang jedoch nicht aus. Dazu, last but not least, das nominell starke RB-Duo bestehend aus Charles und einem gewissen Peyton Hillis, der nach völlig verkorkster Saison in Cleveland nun einen Neustart wagt.

THE PICKS:

Bleiben die Chiefs gesund, führt der Weg zum Titel in der AFC West über sie. Cassel ist zumindest gut genug, um das ihn umgebende Talent geschickt zu verwalten. Strebt der notorische Underdog Super-Bowl-Ehren an, muss man sich in Quarterback-lastigen Zeiten wie diesen wohl um einen höherkarätigen Spielmacher umsehen.

Und so entscheiden sich die NFL-Redakteure von LAOLA1.