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Wenn Rekorde geknackt werden, steht die Liga Kopf

Wenn Rekorde geknackt werden, steht die Liga Kopf

24. Dezember, 18:45 Uhr.

Das Mobiltelefon wird abgedreht, der Laptop zugeklappt, der Fernseher läuft sowieso nicht und die Ohren werden auch nur mit Weihnachtslieder in der Dauerschleife beschallt.

Weihnachten wird bei einem „Awesome & Awful“-Redakteur wahrlich groß geschrieben.

Auch wenn die NFL praktisch den kompletten Spieltag von Sonntag auf Samstag verlegt – in den USA geht es bekanntlich am 25. Dezember um mehr als am 24. – stört das die Familien-Idylle nicht.

Warum auch? Schließlich gibt es heutzutage Möglichkeiten, sich das (19 Uhr-) Spiel seines Herzens aufzunehmen und sich dann nach Ende des weihnachtlichen Abends zu Gemüte zu führen.

Aufgenommen und abgeloost

Beschriebene Vorgehensweise war in diesem Fall auch besser so als andere (Live-)Varianten.

Denn die – sagen wir – etwas weniger erquickende Darbietung eines Teams an diesem Samstag und die kausal zusammenhängenden Unmutsäußerungen des Beobachters hätten sich wohl zwischen wohl riechendem Tannenduft, leibfüllendem Keksgeschmack und herzlicher, familiärer Atmosphäre nicht wirklich geziemt. Nein, das hätten sie ganz und gar nicht.

Weihnachten ist schließlich das Fest der Liebe…

Apropos: Weil dem so ist, sind wir nachträglich auch lieb und sorgen für eine einmalige Ausnahme: Es gibt dieses Mal vier „Awesomes“ und nur zwei „Awfuls“!

Ja, wir schreiben nicht nur Weihnachten groß. Auch Barmherzigkeit…

Let’s get awesome and awful – Week 16:

THE AWESOME

Drew Brees

Touching! Nicht anders können die Sekunden und Minuten nach diesem historischen Moment beschrieben werden. Es ist vollbracht, er hat es geschafft, der Rekord ist seiner! Drew Brees hat eine neue Bestmarke für Passing Yards in einer Saison aufgestellt. Der Quarterback der Saints übertraf beim 45:16-Sieg gegen die Atlanta Falcons, das New Orleans nebenbei den Division-Sieg einbrachte, den 27 Jahre alten Rekord von der hinsichtlich Super-Bowl-Siegen ungekrönten Legende Dan Marino um drei Yards und hält ein Spiel vor Ende der diesjährigen Regular Season bei 5087 Yards. Das Zuspiel, das den Rekord sicherte, war Brees‘ vierter Touchdown-Pass an diesem Abend. Die Saints nahmen danach – völlig zurecht – ein Extra-Timeout, um ihren Star – der als erster QB überhaupt zwei Saisonen mit mehr als 5000 Yards ablieferte – entsprechend zu feiern. Noch berührender seine Ansprache nach dem Spiel im Locker Room: „Es geht nicht um eine Person, die ganze Franchise hat ihren Anteil daran.“ Bravo, Drew!

 

Jerome Simpson

Okay, möglicherweise habt ihr folgendes Problem: Ihr seid NFL-begeistert oder zumindest zugetan, neugierig und wollt Sonntagabend gerne Football schauen. Aber der Beziehungspartner lässt euch nicht, weil er vielleicht einen Film – kommenden Sonntag wäre das übrigens „Mamma Mia!“ am „Einser“ – sehen will. Football ist tabu, weil es das Gegenüber nicht begeistert. Kurzum: Ihr braucht große Überredungskünste! Wir hätten da ein Hilfsobjekt für euch. Zeigt das Video von Jerome Simpson her! Dieser Bengal aus Cincinnati lässt euch ohne Probleme die NFL schauen. Warum? Weil sein Move vom Wochenende einfach Hammer war: Kurz vor Ende der ersten Hälfte fängt der Receiver den Ball von QB Andy Dalton, marschiert links die Linie hinunter und überspringt einen Verteidiger zum Touchdown. Überspringen ist vielleicht ein wenig zu kurzgegriffen: Er läuft an, springt kopfüber über seinen Widersacher und steht auch noch auf zwei Füßen. Ein Salto in Perfektion! Zwei Worte: Totally awesome!

 

Detroit Lions

Wer hat mehr vor Freude geweint? Fans von Drew Brees nach dem Aufstellen dessen großartigen Rekords oder die Anhänger der Detroit Lions? Wir haben zwar diesbezüglich keine Zählung durchgeführt, aber gemäß unserer altbewährten „Pi mal Daumen“-Regel behaupten wir, dass mehr Menschen in Detroit nasse Augen hatten als in New Orleans. Wie auch immer: Wir gratulieren den Lions zum Playoff-Einzug – die Löwen sind zum ersten Mal seit 1999 unter den letzten zwölf der NFL! Der 38:10-Kantersieg der Mannschaft von Head Coach Jim Schwartz gegen die San Diego Chargers hat den Lions eine Wild Card für die Postseason gesichert. Jenes Team, das noch vor drei Jahren eine 0-16-Saison hinnehmen musste, mischt wieder bei den Großen mit. Gefällt uns!

 

Victor Cruz

Was haben Victor Cruz und zwölf andere Footballer gemeinsam? Sie alle halten einen NFL-Rekord für den längsten Passempfang inne, nämlich 99 Yards. Der Receiver der New York Giants sorgte mit seinem gigantischen TD-Lauf nach Zuspiel von Eli Manning für den Wendepunkt im großen „Big Apple Derby“ zwischen „Big Blue“ und den Jets. Das Bemerkenswerte: Vor dieser Saison kannte Cruz, der 2010 ungedraftet von den Giants aufgenommen wurde, in der Football-Welt kaum jemand näher, startete er doch als Nummer-vier-Receiver. Dank Verletzungen anderer Passempfänger rückte der 25-Jährige ins Rampenlicht und zahlte es mehr als zurück. Wie gegen die Jets: Mit einem unglaublichem Move entfernte sich Cruz von seinem Bewacher Antonio Cromartie und weg war der Victor! Keiner holte ihn mehr ein, die G-Men waren erstmals vorne – und blieben es auch (29:14). Am Sonntag wartet nun mit der Cowboys-Partie ein echtes Finale um ein Playoff-Ticket – wer gewinnt, ist drin - wer verliert, ist draußen!

 

THE AWFUL

Rex Ryan

„Halt’s Maul, fetter Junge!“ Gut, da haben die Emotionen ein wenig mitgespielt. Auch wenn Brandon Jacobs, der diese Aussage gemäß diverser Medien getätigt haben soll, hier über das Ziel hinausgeschossen ist, kann dem Running Back der Giants wohl auch etwas Verständnis entgegengebracht werden. Schließlich war sein verbaler Widersacher, Jets-Head-Coach Rex Ryan, die Woche vor dem Derby wieder seinem Lieblings-Hobby nachgegangen – trash talking! „Ich bin nicht hierher gekommen, um der kleine Bruder zu sein“ oder ganz simpel: „Wir sind besser die Giants!“. Ja, der wortgewichtige Head Coach hat den Mund zu voll genommen und hat wie sein Team nach der 14:29-Niederlage nun die Häme. Vielleicht sollte man es irgendwann auch mit dem „Müll reden“ gut sein lassen, wenn man zum einen eine Woche zuvor in Philly schon eine Watsche bekommen hat (16:45) und zum anderen sogar die eigenen Spieler zwischen den Zeilen meinen, dass es den Gegner mehr aufstachelt als schadet… Auf der anderen Seite wäre es ohne dies langweilig, deswegen unser Rat: Gib Stoff, Rex!

 

Tim Tebow

„Das Leben ist wie eine Schachtel Praline, man weiß nie, was man bekommt!“ Forrest Gump hatte so Recht! Die von Tom Hanks verkörperte Filmfigur war nicht nur Kriegs-Held, Tischtennis-Champion und Mitbegründer des großen Shrimp-Unternehmens „Bubba Gump“ – sondern auch offenkundig Visionär. Der charmante Außenseiter, der diesen Ausspruch seiner Mutter oftmals wiederholte, muss diesbezüglich wohl auch an Tim Tebows Leistungen in diesem Football-Jahr gedacht haben. Denn der Quarterback liefert mal solche, mal solche Leistungen ab. Rettete der Linkswerfer noch vor zwei Wochen gegen Chicago auf unglaubliche Art und Weise den Sieg, zeigte ihm eine Woche später nach sechs Erfolgen en suite Superstar Tom Brady die QB-Grenzen auf - eine vertretbare Niederlage. Doch dieses Wochenende gab es für Tebow ordentlich eine auf die Mütze: Vier Interceptions – so viele wie noch nie bislang – musste sich der 24-Jährige ankreiden lassen, zwei Mal wurden die Picks zu Touchdowns der Gegner umgewandelt. Aja, der Gegner hieß übrigens Buffalo. Die Bills sind jenes Team, das zuvor sieben Mal in Folge verloren hatte… Das Gute daran: Trotz 14:40-Pleite brauchen die Broncos gegen die Chiefs nur gewinnen, dann wären sie in den Playoffs. Da wäre dann eine andere Praline als die vom Sonntag gefragt, Timmy!

 

Bernhard Kastler

Happy Cheer-Mas!