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Eine ungewöhnliche Liebe und gewöhnlicher Hass

Eine ungewöhnliche Liebe und gewöhnlicher Hass

Wiedersehen macht bekanntlich Freude.

Dem ist in den meisten Fällen auch zuzustimmen. Eine bedingte Ausnahme bietet aber diese Rubrik.

Wiedersehen macht hier nicht immer Freude – jedenfalls nicht, wenn sich die Protagonisten binnen einer Woche zwei Mal für die selbe Kategorie aufdrängen. Selektivität ist unser Programm.

Natürlich hätten wir wieder Tim Tebow - wie schon vergangene Woche - in unsere hochseriöse Auswahl aufnehmen können.

Zwei (!) Pässe für 60 Yards brachte der Broncos-Quarterback im ganzen Spiel gegen Kansas City an den Mann – und trotz dieser Unfassbarkeit gewann Denver 17:10.

Wir könnten jede Woche die Green Bay Packers, die saisonübergreifend nun schon 15 Siege zu Buche stehen haben, hervorheben – aber das läuft hier nicht. Wir setzen auf Abwechslung.

Und es gab genügend Tolles und Nicht-so-Tolles an diesem Wochenende, so dass die Auswahl ohnehin wie immer schwer fiel. Let’s get awesome and awful – Week 10:

THE AWESOME

Der Bill und sein Cowgirl…

7:44 zu verlieren, ist ein harter Schlag ins Gesicht. Glücklicherweise ist Sport – in diesem Fall Football – „nur“ die wichtigste Nebensache der Welt. Für David Nelson, dem Wide Receiver der Buffalo Bills, zählt offenkundig in erster Linie die Liebe… Der Awesome-and-Awful-Redaktion wird sporadisch nachgesagt, knallhart zu sein – doch Freunde, auch wir können Herz zeigen! Deswegen verurteilen wir Nelson nicht dafür, dass der 25-Jährige nach seinem Touchdown zum 6:21 um die 80 Yards zurücklief und Freundin Kelsi Reich den Ball in die Arme drückte – nur weil sie Cheerleaderin der Cowboys, also des Gegners (!), ist. Wir streuen ihm Rosen und preisen die Geste des Spieltags!

Der Bill und sein…

Also wenn wir schon bei Liebespaaren sind, dann müssen wir doch auch gleich in New England Halt machen. Keine Sorge, liebe Sportfreunde, es geht nicht um Gisele Bündchen, ihres Zeichens Supermodel-Ehefrau von Tom Brady. Wohl aber um ihren Göttergatten und dessen gewissermaßen „Arbeits-Ehefrau“, Head Coach Bill Belichick. Es darf gefeiert werden! Denn dieses Gespann hat nun den NFL-Rekord hinsichtlich gewonnener Spiele von Head Coach und Quarterback ganz alleine für sich verbucht. Der fulminante 37:16-Sieg bei den New York Jets war Nummer 117, HC Don Shula und QB Dan Marino verbuchten bei den Dolphins 116. Hut ab vor dieser großartigen Leistung von Belichick und Brady!

Go (NFC) West!

Wir erinnern uns zurück, nicht so weit, eigentlich nur zehn Monate. Da buchten die Seattle Seahawks als Sieger der NFC West das Ticket für die Playoffs. Gut, das ist nicht ungewöhnlich – wie wir wissen, ist jeder der acht Division-Sieger in der Postseason dabei. Das Wie war es: Sieben Siege und neun Niederlagen hatte Seattle damals erreicht. Noch nie hatte sich eine Franchise mit einer Negativ-Bilanz für die Playoffs qualifiziert! Dank der im vergangenen Jahr abartigen NFC West kam es zur Premiere. Und da sind wir auch beim Stichwort: Mit Ausnahme der großen Saison-Überraschung 49ers (8-1) ist die Division auch heuer wieder kein Burner, großes ABER: Zum ersten Mal seit die NFL vor der 2002er-Saison diese Franchises (zusätzlich St. Louis und Arizona) zusammengespannt hat, haben laut ESPN alle Teams an einem Spieltag gewonnen. Das muss einmal realisiert werden…

THE AWFUL

Non-verbaler und verbaler Schlagabtausch

Okay, wir haben es verstanden: In der NFC North mag kein Team das andere. Ist ja auch okay, kein Spieler muss eine andere Franchise mögen – oder deren Cheerleaders… Aber die Fäuste fliegen zu lassen, muss auch nicht unbedingt sein. Bei Chicago-Detroit war es jedoch so. Die Bären schickten die Löwen mit 37:13 heim, es kam, wie es bei so einem Ergebnis zwischen Rivalen kommen musste: Massenrauferei! Weil Matthew Stafford nach seiner vierten Interception etwas heiß war, riss der Lions-QB Chicagos Cornerback D.J. Moore mit den Händen am Kopf nieder. Letzterer ließ sich das nicht gefallen, rannte Stafford mit vollem Karacho über den Haufen und dann ging die Post vor der Detroit-Bank auch schon ab. Moore wurde in der Folge für das restliche Spiel ausgeschlossen, das Thema ist aber noch nicht erledigt: Die NFL schaut sich alles noch einmal an – wie übrigens auch das Video, auf dem Jets-HC Rex Ryan zu sehen und vor allem hören ist, als er einem Fan – sagen wir es einmal so – vorschlug, er möge doch schweigen, nachdem dieser meinte, Patriots-HC Bill Belichick sei besser als er…

Baltimore Ravens

Was ist mit euch, Raben? Wirklich, was ist los mit euch? Wir hätten gerne eine Erklärung, denn ganz blicken wir bei euren Schwankungen nicht mehr durch: Spieltag 1, ein großes 35:7 zu Hause gegen den großen AFC-North-Rivalen aus Pittsburgh (7-3). Spieltag 2, ein 13:26 bei den Tennessee Titans. Gut, eine Niederlage bei einem aktuellen 5-4-Team lassen wir uns nachträglich einreden. Aber: ein 7:12 in Jacksonville (3-6) nach einem 29:14 gegen Houston (7-3) und vor allem nun ein 17-22 bei den Seattle Seahawks (3-6) nach dem 23:20-Erfolg Sieg IN Pittsburgh ist schon mehr als bedenklich. Also wenn ihr nicht in die Playoffs wollt, müsst ihr es nur sagen: Die Steelers und die Cincinnati Bengals (6-3) würden euch nicht böse sein – so wie einige andere Teams in der AFC wohl auch…

Phil Dawson

Cleveland rocks, so heißt es zumindest in einem Song. Ja, das kann schon sein. Wenn es um Football und Kicken geht, dann trifft das aber eher nicht zu. Zumindest in dieser Saison und zumindest aus kurzen Distanzen nicht. In Woche sieben hatte Cleveland-Kicker Phil Dawson beim Heimspiel gegen die Seahawks beim Stand von 6:3 drei Minuten vor Ende einen Field-Goal-Versuch aus 24 Yards vergeben. Vier Spieltage später war die Lage etwas prekärer: 12:13 stand es zu Hause gegen die St. Louis Rams, zwei Minuten waren noch zu spielen – hier ging es also um den Sieg. Und wir sprechen hier nicht von einem Field-Goal-Versuch aus 60, 50, 40 oder 30 Yards – sondern aus läppischen 22 Yards. Gut, der Snap kam irgendwie daher, aber Holder Brad Maynard konnte das Ei noch schön zurechtlegen – doch Dawson versemmelte aus zweiundzwanzig Yards den Sieg. Bitter, bitter, bitter...


Bernhard Kastler