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Football-EM in Österreich: Ihr habt uns begeistert!

Football-EM in Österreich: Ihr habt uns begeistert!

Sie war ein Erfolg auf (fast) allen Linien.

Die Europameisterschaft 2014 im American Football in Österreich ließ in (fast) keinerlei Hinsicht Wünsche übrig.

Österreich holte erstmals Silber, verpasste den ersten Titel nach einer dramatischen Schlacht gegen Titelverteidiger Deutschland hauchdünn und der AFBÖ verzeichnetet mit 27.000 einen neuen Rekord-Besuch.

"Wir haben viele Fans gewonnen"

"Es war ein Football-Fest, die Stimmung war gewaltig. Wir haben viele neue Fans gewonnen, das Team hat fasziniert", sagte Verbandsboss Michael Eschlböck nach der nach 1995 zweiten in Österreich abgehaltenen EM.

2011 trug der AFBÖ bereits die WM im eigenen Land aus. "Sie haben es noch besser gemacht", lobte IFAF-Präsident Tommy Wiking.

LAOLA1 lässt die EM 2014 Revue passieren und blickt nach vorne.

SPORTLICHE LEISTUNG

Egal in welcher Sportart, es ist kein Selbstläufer, an der europäischen Spitze mitzumischen. Auch nicht im Football. Vor acht Jahren hat das AFBÖ wieder ein Nationalteam auf die Beine gestellt. Nach dem Gewinn der C- und B-WM wurden die Footballer 2010 bei der A-EM in Deutschland Dritter, nun bei der Heim-EM Zweiter. Dabei setzte sich das Dieplinger-Team gegen Dänemark (49:7) und in einer Regen-Schlacht gegen Frankreich (28:9) durch. Die Leistung gegen den Vize-Europameister war die beste je gezeigte eines Team Austria. "Sie haben gegen Frankreich eine kleine Sensation geschafft", lobte auch Eschlböck. Dieplinger hat als Jung-Teamchef seine erste große Prüfung tadellos bestanden. Dass in manchen Bereichen weiter gefeilt werden muss, ist den Beteiligten klar. Österreich wäre aber schon jetzt für den EM-Titel bereit gewesen, noch war die Zeit nicht gekommen. Aber der Weg stimmt, denn die Junioren-Europameister von 2011 (elf im 45-Mann-EM-Kader) und 2013 kommen schon aus Österreich. Eschlböck ist glücklich: "Wir haben gezeigt, was Football ist und Football kann."

INTERESSE

Eine Zahl sagt mehr als tausend Worte: 27.000 Zuschauer waren beim EM-Finale Österreich gegen Deutschland im Wiener Ernst-Happel-Stadion. Und als Österreichs Defense am Feld stand, machten die Fans einen solch ohrenbetäubenden Lärm, der sich keinem NFL-Vergleich scheuen braucht. "Besser kann man es sich nicht vorstellen", dankte Andreas Hofbauer, der mit fünf Touchdowns erfolgreichste Scorer Österreichs. "Das Publikum hat uns getrieben", wusste auch Eschlböck. Noch sind die offiziellen Zahlen nicht bekannt, mutmaßlich waren aber zwischen 45.000 und 50.000 Zuschauer bei den EM-Spielen, was einen Tagesschnitt von rund 6.000 macht. Die Österreich-Spiele haben natürlich am meisten gezogen (5.600, 9.800 und 27.000). Bei der Heim-WM 2011 kamen 70.000. Der Tagesschnitt lag bei 8.000 Fans, doch da gab es an zwei Orten auch jeweils ein Spiel. In den USA wurde in der Football-toten Zeit von der EM und vor allem vom spektakulären Finale berichtet ("We fell in love with the European Championships"/SB-Nation.com). Und auch in Österreich kamen Menschen damit in Berührung, die sich mit Football normal nicht auseinandersetzen (und dann wütend auf die Refs waren). Die 27.000 haben ohnehin etwas zu erzählen. Und dieses Mal hatte gewiss nicht die Party, sondern der Sport Priorität. Der gute Mix macht es dann aus.

ORGANISATION

Wieder gab es wie schon bei der Heim-WM 2011 Lob von allen Seiten. "Sie haben es noch besser gemacht als vor drei Jahren. Sie haben daran angeknüpft", gratulierte IFAF-Präsident Tommy Wiking gegenüber LAOLA1 seinem Kollegen Eschlböck und Co. "Die Österreicher sind verrückt nach Football und gleichzeitig höchstprofessionell. Ich hoffe, das war nicht das letzte Turnier hier. Zumal es ja auch viele weitere Turniere abseits WM und EM gibt", streute Wiking weiter Rosen und spricht Frauen-Football- sowie Flag-Football-Turniere an. Frankreich-Teamchef Larry Legault lobte schon in Graz: "Das war ein toller Schauplatz." Finnlands Veikka Lethonen nach dem Spiel um Platz 3 (da waren noch keine 27.000 da): "Es war eine super Atmosphäre, besser geht es nicht." Vor allem punktete der AFBÖ auch mit dem Rundherum am Finaltag. Freilich - und so soll es auch sein - bleibt die dramatische Schlacht um Gold in Erinnerung, aber auch die Pre-Game-Area trug ihren Teil dazu bei, dass sich die 27.000 Zuschauer wohl fühlten. Der kleine Verband und seine vielen Helfer können wie ihr Team auf das Geleistete in der abgelaufenen Woche stolz sein. Eschlböck war es: "Das Event spricht für sich."

NATIONALER AUSBLICK

Auf den Lorbeeren auszuruhen, das gibt es nicht. "Es gibt viel zu tun, es gibt viele Ziele", hielt Eschlböck fest. Zum einen geht es darum, diesen Hype innerhalb des Landes zu nutzen. "Wir hoffen, viele Aktive gewonnen zu haben, so dass der Sport breiter wird." Was dafür von Nöten ist, wusste Eschlböck. "Um Football in der Breite populärer zu machen, braucht es Erfolge des Nationalteams." Das ist mit dem Final-Einzug gelungen. Weiter geht es kommende Woche mit der Big6, der europäischen Elite-Liga, in der die Raiffeisen Vienna Vikings (gegen Dresden Monarchs) und die Swarco Raiders (gegen Berlin Adler) Rache an Deutschland nehmen können. In der AFL stehen noch zwei Spieltage vor den Playoffs aus, am 26. Juli steigt die Austrian Bowl XXX in St. Pölten, eine Woche zuvor könnte es eine inner-österreichische Eurobowl zwischen Wien und Innsbruck geben. Die Junioren-WM findet im Juli in Kuwait statt, Österreich ist als Europameister dabei. Ziel ist es weiter, Jugendliche zum Sport zu bewegen. "Ein Football für jeden Haushalt", lautet die Bewusstseins-Kampagne. Die "Schülerbowl" wurde bereits am Final-Tag im Happel ausgetragen, Flag Football soll noch mehr und mehr den Weg in die heimischen Schulen finden. Der erfolgreiche österreichische Weg soll weitergegangen werden. Mehr Spieler führen zu mehr Talenten, führen zu mehr Teams und zu einer größeren Liga. Denn die AFL ist mit fünf Mannschaften sicherlich ausbaufähig.

INTERNATIONALER AUSBLICK

Das nächste Turnier findet für das A-Team kommende Saison in Schweden statt: Die fünfte IFAF-Weltmeisterschaft geht in Stockholm (alle Partien in der 30.000er-Arena) erstmals mit zwölf Teams über die Bühne. "Sie muss ein Erfolg werden", sagte Wiking. Denn da geht es auch um Olympia. Football will olympisch werden, ist aber vom IOC als Verband (gegründet 1998) noch nicht anerkannt, das soll 2016 passieren. "Man will eine Entwicklung und mehr Verbände sehen", so Wiking weiter. Football wäre schon 2024 für Olympia bereit, realistisch ist aber eher 2032, sagte der Schwede. "Es gibt auch andere Verbände, die älter sind, und sich darum bemühen. Wir würden in jedem Fall einen tollen, aufregenden Sport beisteuern", hoffte Wiking auf baldige Aufnahme. Da wird wohl auch die USA eine Rolle spielen. Denn wollen sie Football olympisch sehen, dann würde der Sender NBC sicher noch etwas Geld draufpacken. Jetzt zählt aber erst einmal die WM und da hat der AFBÖ ambitionierte Ziele. Österreich wurde bei der Heim-WM 2011 Siebenter und Vorletzter, hatte dabei aber gegen den WM-Dritten Japan gute Figur gemacht. Für die Niederlage gegen Frankreich revanchierte man sich schon. Eschlböck: "Wir wollen die Top 4 angreifen." Klar ist, diese EM hat Lust auf mehr gemacht.

 

Bernhard Kastler