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Österreichs Footballer verlieren epischen Krimi

Österreichs Footballer verlieren epischen Krimi

Es hat nicht sollen sein.

Österreichs Footballer verloren ein episches Finale der Heim-Europameisterschaft gegen Deutschland nach zweiter Overtime mit 27:30.

Vor 27.000 Zuschauern im Wiener Happel-Stadion ging der Titelverteidiger mit 14:0 in Führung, Österreich kämpfte sich durch Touchdowns von Laurinho Walch und Philip Margreiter zurück und ging schließlich 17:14 in Führung.

Nach Deutschlands Ausgleich ging es in die Overtime, wo Marco Ehrenfried - nach einer sehr harten Strafe gegen Österreichs Ramon Azim wegen Unsportlichkeit - zum zweiten Mal in dieser Partie Niklas Römer in der Endzone fand.

Österreich hatte sein erstes EM-Finale verloren, aber mehr als nur Silber gewonnen. Die Atmosphäre im Happel-Stadion war einzigartig.

Gänsehaut und ohrenbetäubender Lärm

Schon vor dem Spiel herrschte eine knisternde Atmosphäre.

Am Stadionplatz amüsierten sich tausende Fans in der Pre-Game-Area, später feuerten sie Team Austria beim Aufwärmen vor dem Happel an und spendeten innen beim Durchschreiten der Arena tosenden Applaus. Gänsehaut Nummer 1.

Nummer 2 folgte beim Einmarsch samt Feuerwerkskörpern und Nationalhymnen. Es war mehr als nur angerichtet - schließlich wurde es ein absoluter Krimi.

Den ersten Drive eröffnete Laurinho Walch mit einem Kickoff-Return für 25 Yards.

Ein Pass von Quarterback Christoph Gross fand Clemens Erlsbacher, Running Back Andreas Hofbauer erlief Raumgewinn, doch der weite Pass auf Thomas Haider kam nicht an. Deutschlans Opening Drive war kurz und knackig: Three and out. Die Fans sorgten dabei für ohrenbetäubenden Lärm - es war nicht das letzte Mal.

Österreichs erstes First Down gelang Tight End Manuel Thaller nach Zuspiel von Gross. Punkte gab es keine, denn Robert Zernicke lenkte einen Gross-Pass beim Third Down ab. Man musste fast ein Viertel auf die ersten Punkte warten.

Doch Deutschland schlug dann zwei Mal ordentlich zu.

Deutschland legte vor

Erst ein missglückter Punt von Clemens Erlsbacher nach einem zu hohem Snap führte zu einer deutschen Feldposition an der österreichischen 26-Yards-Linie.

Deutschlands Quarterback Marco Ehrenfried passte gleich im ersten Spielzug zu Receiver Niklas Römer, der sich im Duell mit Benjamin Bubik durchsetzen konnte.

Die ersten sieben Punkte gingen somit auf das Konto des regierenden Champs.

Und es sollte schlimmer kommen: Denn bei Third Down verlor Thomas Haider den Ball und D-Liner Maximilian Wild trug den Ball für 20 Yards in die Endzone.

Glück hatte das AFBÖ-Team als Hofbauer Sekunden vor Ende des ersten Viertels den Ball auch noch fallen ließ, aber Walch ihn glücklicherweise sichern konnte. 

Das zweite Viertel startete nicht wirklich besser.

Ein neuerlich missglückter Punt von Clemens Erlsbacher bescherte Deutschland eine gute Feldposition an der 30. Ein ernüchterndes 0:21 lag in der Luft, doch dann folgte der Turnaround, auf den Football-Österreich so gewartet hat.

Wichtiger Turnover

Denn Niklas Römer sorgte bei Third Down für einen Fumble und damit für Wechsel des Ballbesitzes. Ein ganz wichtiger Moment für das Team Austria.

Es wäre gleich noch schöner weitergegangen, denn Walch konnte einen Gross-Pass für 41 Yards fangen. Weil er sich aber danach unsportlich verhielt und zu viel jubelte, mussten die Gastgeber wieder 15 Yards zurück. Die Referees griffen hier hart durch - und das bis zum bitteren Ende.

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Denn das führte zu einem First Down und zum Touchdown der Gäste. Dominic Hanselmann konnte Ehrenfrieds Pass fangen, Hilgenfeldt blieb beim Point after Touchdown souverän. 

Österreich kam einmal mehr zurück. Ein Trickspielzug, den letztlich QB Gross von Receiver Christian Steffani fangen konnte, sorgte für das 23:24 - Kappel besorgte den PAT.

Deutschland musste im nächsten Drive verteidigen und Hofbauer kam im dritten Versuch nicht durch. Österreich verzichtete auf den Versuch bei 4th Down ein Yard zu schaffen und Kappel verwertete das Field Goal zum 27:24.

Harte Strafe führte zum entscheidenden TD

Wieder konnte dann Hilgenfeldt einen Ball kurz vor der Endzone fangen, schließlich kämpfte sich der Titelverteidiger vor dem dritten Versuch bis einen Yard vor die Endzone. 

Österreich wehrte diesen ab - doch wieder gab es eine gelbe Flagge wegen Unsportlichkeit. Dieses Mal gegen Ramon Azim. Eine viel zu harte Auslegung.

Das war aber letztlich eine Strafe zu viel. Österreichs Fans waren außer sich, auch der Staff - Defensive Coordinator Floredo lief aufs Feld. Es nutzte alles nichts.

Ehrenfried fand letztlich wieder Römer und die Gäste verteidigten mit einem 30:27 nach zwei Verlängerungen den EM-Titel. 

Österreich hatte einen epischen Krimi auf bittere Weise verloren, aber viele Herzen gewonnen.

 

Bernhard Kastler

 

In weiterer Folge holte sich Österreich durch ein erfolgreich ausgespieltes 4th Down Selbstvertrauen. Ein zweites Mal ging es aber nicht auf, deswegen kam Kicker Christopher Kappel auf das Feld und erzielte sein erstes Field Goal im Turnier.

Zwei Minuten vor der Pause traf der Wiener aus 33 Yards zum 3:14.

Walch brachte Österreich zurück

Deutschland marschierte im nächsten Drive zwar zwei Mal durch Ehrenfried-Pässe, profitierte noch durch eine weitere unnötige Strafe Österreichs (Wechsel-Fehler), doch dann kam der Titelverteidiger selbst außer Tritt.

Erst eine Strafe wegen Pass Interference, dann zeigte der 22-jährige Ehrenfried Nerven: Andreas Lunzer sorgte für seine zweite Turnier-Interception und Österreich kam wieder in den Ballbesitz. Wenig später brodelte das Happel einmal mehr.

Denn Walch zeigte bei einem 19-Yards-Pass von Gross seine ganze Klasse, setzte sich gegen Raiders-Legionär Enrico Martini durch und landete in der Endzone.

Weitere Turnover nach der Pause

Der Extrapunkt scheiterte zwar, doch das 9:14 zur Pause gab Österreich den nötigen Kick. 

Nach der Halbzeit stoppte Österreich weiterhin Running Back Danny Washington, der gegen Schweden auf sechs (!) Touchdowns kam. Doch das AFBÖ-Team musste in seinem ersten Drive in Hälfte zwei den nächsten Turnover hinnehmen.

Gross mit einem schlechten Pass, den Cornerback Mark Scherenberg locker fangen konnte. Österreich "revanchierte" sich aber schnell: Denn Benjamin Bubik streckte sich bei einem Pass auf Danilo Naranjo Gonzalez und holte den Ballbesitz per Interception zurück. Den neuerlichen Rückenwind konnte Österreich dann nützen.

Österreich übernahm Führung

Das AFBÖ-Team machte Yard um Yard, Gross mit dem Pass auf Thaller. Hofbauer kämpfte sich in einer unnachahmlichen Art bis zwei Yards an die Endzone.

Und im dritten Versuch tankte sich D-Liner Philipp Margreiter zum Touchdown durch. Die Österreicher wollten um ein Field Goal führen, entschieden sich für die Two-Point-Conversion und Gross persönlich lief erfolgreich rein - 17:14.

Österreich lag erstmals in einem EM-Finale in Front - das Happel-Stadion war ein Tollhaus. Und blieb es auch. Denn Stefan Ruthofer sorgte für die dritte Interception, Ehrenfried zeigte mit einem schlechten Pass wieder Nerven.

Deutschland kam aber wieder zurück. Ein weiter Ehrenfried-Pass fand Jan Hilgenfeldt für 47 Yards.

Der ist nebenbei auch Kicker und traf aus 25 Yards zum 17:17.

Der Krimi ging in die Overtime

Der Krimi ging weiter und weiter. Österreich musste in der Folge 2:50 Minuten vor Schluss punten. Die Deutschen konnten zwar wieder durch Hilgenfeldt viel Raumgewinn erzielen, doch seine Unsportlichkeit beim Jubeln ließen die Gäste 15 Yards zurück an Österreichs 38-Yard-Marke wandern.

Wieder halfen die Fans, Deutschland fabrizierte einen Fehlstart, kam nicht zum First Down und Österreich übernahm wieder den Ballbesitz. 1:09 Minute waren noch zu spielen, das AFBÖ kam aber auch nicht mehr nach vorne - Overtime.

Team Austria entschied sich nach gewonnen Münzwurf mit der Defense zu starten. Jedes Team hatte zumindest einen Versuch, von der 25-Yard-Marke ausgehend zu punkten. Es wurden mehrere Versuche, bis es eine Entscheidung gab.

Österreich glich noch einmal aus

Deutschland profitierte nach einem Fehlpass von einer Unsportlichkeit Matthias Rebls, der mit seinen Händen einen nicht angekommenen Pass anzeigte. Das reichte den Referees schon. Zum Leidwesen der Österreicher.

Österreich vs. Deutschland 27:30
(0:14/9:0/0:0/8:3 OT: 10:13)
SA 7. Juni 2014 19:00 Uhr, 27.000, Ernst Happel-Stadion Wien
 
Scorer Österreich:
Touchdowns: Laurinho Walch, Philipp Margreiter, Christoph Gross
Fieldgoal: Christopher Kappel (2)
2-Point-Conversion: Christoph Gross
Extrapunkt: Christopher Kappel
 
Scorer Deutschland:
Touchdowns: Niklas Römer (2), Maximilian Wild, Dominic Hanselmann
Extrapunkte: Jan Hilgenfeldt (3)
Fieldgoal: Jan Hilgenfeldt
 

Jakob Dieplinger (Teamchef Österreich): "Wir sind als Mannschaft sehr enttäuscht, aber trotzdem sehr stolz auf das, was wir erreicht haben. Wir sind bis ins Finale gekommen vor so einer Kulisse. Darauf haben wir sehr lange hingearbeitet. Dass es so knapp war, ist doppelt bitter. Wie es am Schluss gelaufen ist, ist nicht ganz leicht. Diese Penaltys haben uns schon aus dem Konzept geworfen. Darin darf man aber nicht die Gründe suchen. Wir haben davor nicht gut genug gespielt. Wir hätten das Spiel schon davor sicher machen können. Das haben wir nicht geschafft. Wir müssen die Fehler bei uns suchen und nicht bei den Schiedsrichtern - auch wenn es ein bisschen fragwürdig aussieht."