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Chris Calaycay - Mann der richtigen Entscheidungen

Chris Calaycay - Mann der richtigen Entscheidungen

Chris Calaycay stand der Stolz nach dem Spiel ins Gesicht geschrieben.

Doch nicht der Stolz auf sich selbst, der dem Meister-Headcoach der Vienna Vikings durchaus zugestanden wäre.

Vielmehr war es der Stolz auf seine gesamte Mannschaft. Der US-Amerikaner wurde nicht müde, jedes Mitglied des Teams zu loben.

Und doch waren es die Entscheidungen des Mannes an der Seitenlinie, die den Grundstein zum elften Wikinger-Triumph in einer Austrian Bowl legten.

Riskante Import-Wahl

Dusty Thornhill und Kyle Kaiser aufzustellen, war ein Risiko, wie Calaycay selbst gestand. Laut AFL-Reglement dürfen nur zwei Legionäre pro Spiel im Einsatz sein.

Der Dritte im Bunde der Verfügbaren wäre ein gewisser Tillman Stevens gewesen, der als Defensive Back quasi das „Gegengift“ zu Talib Wise, dem Star-Receiver der Raiders, gewesen wäre.

Wise gewähren lassen

Aber Calaycay ging „all in“. Volle Offensive auf Kosten der Defensive (Wise erzielte vier Touchdowns) – und es ging auf. 48:32 – ein Shootout, das mit einem Sieg der Wiener endete.

„Wir wussten, dass es schwer wird, wenn wir die Offense auf Dusty konzentrieren. Aber wir haben mit Kyle, Laurinho Walch und den anderen österreichischen Receivern einige Playmaker“, hatte der Trainer gegenüber LAOLA1 eine Erklärung für den Erfolg der Offensivabteilung parat.

Auch Chris Gross ein Calaycay-Produkt

Die tragenden Rollen spielten in dieser vor allem zwei Akteure: Dusty Thornhill und Christoph Gross. Dass Letzterer überhaupt an dem Spiel teilnahm, ist ebenfalls dem Langzeit-Trainer der Wikinger zuzuschreiben. Denn er entschied sich vor Jahren dazu, den Burgenländer als Einser-Quarterback zu etablieren.

Damals noch eine Entscheidung, die viel Murren und Unverständnis hervorrief. Heute weiß jeder, dass sie richtig war.

Gross spielte eine hervorragende Saison und krönte sie mit einer ebenso starken Performance in der Austrian Bowl – drei Touchdowns bei 272 erworfenen Yards, für die er folgerichtig zum Final-MVP erkoren wurde.

"Ein gutes Gefühl"

„Es ist ein gutes Gefühl, dass wir eine Entscheidung gefällt haben und sie durchgezogen haben. Ich habe nie daran gezweifelt, denn ich wusste, dass unsere Defense stark genug sein wird, so lange Chris noch lernen muss“, war auch Calaycay zufrieden mit seiner Wahl.

Der MVP selbst gab sich bescheiden - und ehrlich: „Wir wussten, dass wir das Spiel mit der Offense entscheiden mussten. Aber es war die Defense, die das Spiel mit ihren Big Plays am Ende gewonnen hat.“

Raiders stolz auf Leistung

Auch die Verlierer verließen die Hohe Warte erhobenen Hauptes. „Wir haben ein sehr gutes Spiel gespielt“, betonte Running Back Andreas Hofbauer.

„Wir haben uns mit den Turnovers selbst ein Ei gelegt, aber man kann niemandem etwas vorwerfen. Es war von allen eine großartige Leistung und ein großartiger Kampf, das zählt im Endeffekt“, so der zum Young Star der Saison (bester U19-Spieler) gewählte Tiroler.

Der Student zollte den Siegern Respekt: „Sie sind ein großartiges Team, es ist immer wieder ein cooles Erlebnis gegen sie zu spielen.“

"Haben es in der Hand gehabt"

Ganz ohne Wehmut nahm Hofbauer die Niederlage aber nicht hin: „Es war ein Spiel auf Augenhöhe, wir haben es selbst in der Hand gehabt.“

Christoph Gross schlug in die selbe Kerbe: „Die Schlacht war einer Austrian Bowl würdig. Die Raiders haben nie nachgelassen.“

In der Tat war es eine würdige Schlacht. Eine Schlacht, die nicht zuletzt vom Feldherr an der Seitenlinie entschieden wurde.


Martin Schauhuber