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Teil10: Der Stadtmensch und die Alm

Teil10: Der Stadtmensch und die Alm

Liebe Leserinnen und Leser von Laola1.at,

neben einer trainingsfreien Woche für die ganze Mannschaft, habe ich mir persönlich auch eine schreibfreie Woche gegönnt. Ich bitte das zu entschuldigen. Aber auch ich musste mal runterkommen. Dafür füttere ich euch heute wieder mit interessanten Anekdoten.

Aktuell sind wir schon wieder mitten in den Vorbereitungen für unser Rückspiel gegen die Dragons aus Wien am kommenden Wochenende. Es ist nach unserem ziemlich deutlichen Sieg gegen die Roosters aus Helsinki unheimlich schwer, sich wieder auf das Alltagsgeschäft zu konzentrieren.

So eine internationale Begegnung hat schon seinen eigenen Reiz und ich denke, wir haben von der Stimmung her eines der besten Spiele der vergangenen Jahre im Tivoli Stadion miterlebt. Es war einfach ein perfekter Nachmittag. Die Fans und das Team haben von Anfang an keine Zweifel aufkommen lassen, dass nach dem Spiel keine rote Flagge im Mittelkreis des Tivoli wehen würde.

Direkt nach dem Spiel fing es an zu regnen, und es wollte und wollte einfach nicht aufhören. Dies hatte direkten Einfluss auf unseren Aufstieg auf die Sattelberg Alm, von dem ich euch ja schon vor einigen Wochen erzählt hatte. Nach dem wie immer waaahnsinnig anstrengenden Aufstieg (ja ich war wieder einmal der Letzte oben), begrüßte uns heftiges Schneetreiben und eine weiße Pracht auf der Alm.

Ich als Stadtmensch und Berliner, war natürlich geschockt von solch einer Schneepracht zu dieser Zeit. Das meine Kleiderwahl natürlich eher „urban“ gewählt war und den Verhältnissen dort oben total unangemessen war, hätte mir schon bei den mitleidigen Blicken unseres Teamcaptains Florian Hueter auffallen müssen, der total hip und sachgerecht ausgerüstet war. Das war das erste Mal, dass ich einen Regenschutz für Rucksäcke gesehen habe, die ja eigentlich selbst zum schützen da sind.

Schutz für den Schutz, auch eine neue Erfahrung. Der Abend verlief eigentlich ganz gesittet. Jedoch hatte ich meine Bedenken, als die Offensive Line komplett das „Hot Tub“ für sich in Beschlag nahm. Nicht nur, dass dieses Holzbecken komplett im Freien steht, nein, auch vier bis fünf kräftige Burschen gleichzeitig im Schneegestöber im Dampfbad zu sehen, hatte schon etwas Episches an sich.

Zurück in Innsbruck mussten wir dann mit ansehen, wie Tirol in den Wassermassen förmlich unterging. Es macht einen schon ziemlich betroffen, wenn man sieht mit welcher Macht Mutter Natur zuschlagen kann. Ich bange um viele Freunde in Österreich und in Deutschland, die direkt von dieser Katastrophe betroffen sind. In solchen Momenten merkt man erst, was wirklich wichtig ist im Leben.

Doch bei aller Betroffenheit muss ich mich auch auf meine Arbeit konzentrieren. Albert Einstein hat einmal gesagt, dass man die Regeln des Spiels lernt, und dann nur noch besser spielen muss als der Gegner. Ich liebe diese einfache Formel des Erfolgs, nur leider birgt sie immer die Gefahr, dass man eben nicht besser spielt als der Gegner. Genau das kann uns an diesem Wochenende blühen, wenn wir zu den Drachen fahren müssen. Schon im letzten Jahr war unser Spiel in Stadlau nicht besonders überzeugend und die „Grünen“ hatten uns am Rande einer Niederlage.

Unsere junge Truppe muss einfach lernen, dass man Football nicht mit angezogener Handbremse spielen kann. Das Spiel will respektiert werden, und nur weil wir alle Football lieben, heißt das nicht, dass Football uns liebt. Das Spiel ist unnachgiebig, und man kann es nur mit hundertprozentigem Einsatz ausüben. Das ist auch genau das, was ich von unserer Mannschaft an diesem Wochenende erwarte. Und natürlich auch von euch. Wenn ihr also den Weg nach Wien nicht wahrnehmen könnt, dann unterstützt uns zu einhundert Prozent online beim Live-Stream auf www.raidersTV.at. Los geht’s dort um 16:45 Uhr.

 

Euer Shuan Fatah.

Shuan Fatah ist Head Coach der SWARCO Raiders. Er schreibt exklusiv für Laola1.at. In seiner ersten Saison bei den Tirolern führte er das Team 2011 zum “Double”-Gewinn (Austrian Bowl und Eurobowl). In seiner Laufbahn als Spieler und Trainer hat der gebürtige Berliner 13 Meistertitel gewonnen.