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Vermeintlich kleine Änderungen mit großer Wirkung

Vermeintlich kleine Änderungen mit großer Wirkung

Dem Beachvolleyball-Sport steht mit der Saison 2013 offenbar ein großer Umbruch bevor.

Die Präsentation des – erweiterten – Kalenders war nur die Spitze der Änderungen. Im Hintergrund spielen sich weit entscheidendere Veränderungen als nur die Ausweitung des Turnierplans ab.

Noch wird scheinbar am neuen Regelwerk gearbeitet. Wohl auch ein Grund, warum nur zwei Tage nach Präsentation des Kalenders dieser bereits wieder geändert wurde. Der Saisonstart wird nach hinten verschoben. Statt Ende März in Argentinien geht die Saison nun Ende April in China los.

„Diese Änderungen sind eine Katastrophe“

Den Kollegen von „beach-volleyball.de“ liegt ein erster Entwurf der neuen „Technical Terms & Conditions“ vor.

Bei den Betroffenen hält sich die Begeisterung gelinde gesagt in Grenzen. „Veränderungen sind an sich immer doof, aber diese Änderungen sind eine Katastrophe. Es sind so viele unklare und nicht gut durchdachte Regeln dabei, dass man sich fragt, wie kommt man darauf, von heute auf morgen einfach alles über den Haufen zu werfen“, wird Laura Ludwig bei beach-volleyball.de zitiert. Jonas Reckermann meint: „Das kann sie nicht bleiben, das wäre nicht im Interesse der Sportart und der Verbände.“

Die geplanten Änderungen und die Auswirkungen:

Änderungen bei Grand Slams:

Die Top 24 der Welt sind startberechtigt. Vier weitere Plätze werden über eine Qualifikation vergeben. Zwei Fix-Plätze erhält der Veranstalter, zwei weitere werden über Wild Cards vergeben.

Gespielt wird weiterhin im Gruppenmodus. Allerdings sollen nur noch die ersten zwei jeder Gruppe aufsteigen, bisher kamen die Top 3 weiter, wobei die Gruppensieger direkt im Achtelfinale standen und die Zweiten und Dritten eine Zwischenrunde spielten.

Eine gravierende Änderung soll ab dem Viertelfinale greifen: Um ein Finale mit Teams aus dem gleichen Land zu verhindern, müssen Teams aus dem gleichen Land ab dem Viertelfinale gegeneinander spielen.

Auswirkungen: Es werden im Finale in Zukunft mitunter nicht mehr die besten Teams aufeinandertreffen. Extrem-Szenario: Im Halbfinale stehen die Nummer 1 aus Brasilien, die Nummer 1 aus den USA und zwei Teams aus China. Damit müssen die Teams aus den USA und Brasilien gegeneinander antreten, da die beiden chinesischen Teams aufeinandertreffen.

Änderungen bei den Open:

Entgegen dem Begriff Open (=Offen) sollen bei diesen Turnieren nicht mehr alle Teams antreten können. 28 Teams werden über die Weltrangliste gesetzt, dazu kommen zwei Teams für den Ausrichter und zwei Wild-Card-Teams. Maximal dürfen vier Teams pro Nation starten. Eine Qualifikation soll nicht mehr gespielt werden. Gespielt wird auch hier im Gruppen-Modus.

Weltrangliste:

Hier soll es keine World-Tour-Wertung mehr geben. Es werden Punkte der Grand Slams und Open ebenso einfließen, wie Turniere der Kontinental-Serien (CEV-Tour mit der EM) oder Nationalen Serien (mit geringer Dotation).

Änderungen bei der Entry List:

Das System bei den Entry-Points soll komplett umgestellt werden. Was nach einer Vereinfachung klingt, sorgt bei den Spielern für massive Aufregung. Statt wie bisher ein eigenes System für die Entry List zu führen, soll in Zukunft einfach der Weltranglisten-Stand herangezogen werden. In einer Übergangs-Phase bei den ersten vier Turnieren wirken noch anteilsmäßig die Entry-Points mit, ab dem vierten Turnier werden nur noch die Weltranglisten-Punkte herangezogen.

Auswirkungen: Da nur die Top 24 fix für die Grand Slams spielberechtigt sind, werden die Teams praktisch gezwungen, alle Turniere zu spielen. „Dieses System bevorzugt die Vielspieler“, übt auch Clemens Doppler Kritik. Wer einmal Grand-Slam-Status hat und halbwegs Ergebnisse abliefert, kann diesen kaum mehr verlieren. Für Teams von unten wird es schwer, nach oben zu kommen. Auch, weil die Anzahl der Grand Slams jene der Open noch klar übersteigt.

Olympiasieger Jonas Reckermann kommentiert das bei beach-volleyball.de: „Die Regelung mit den Entry-Systemen ist wohl nicht bis zum Ende gedacht – wenn man die ersten Turniere nicht spielt, verfallen alle Punkte? Das kann nicht sein. Selbst wenn es so wäre, dass die Regel auf die Teams und nicht auf die Turniere gemünzt wird, gäbe es mitten in der Saison zwei unterschiedliche Wertungssysteme.“

Wegfall der Quali und Country Quota:

Bei den Open werden keine Qualis mehr gespielt. Bei den großen Beach-Nationen wie Brasilien, USA oder Deutschland, die über mehr als vier Top-Teams verfügen, kann dies zum Problem für junge, aufstrebende Teams werden. War es bisher möglich, über die Country Quota (eine Vorausscheidung vor der Quali) ins Feld zu rutschen, würde dies beim neuen System nur noch langwierig über Punkte sammeln bei unterklassigen Turnieren funktionieren. Auch hier gilt: Wer einmal oben drin ist, kann sich durch viel spielen drin halten.

Clemens Doppler dazu bei LAOLA1: „Für neue Teams das Todes-Urteil, du kommst ja nicht mehr rein. Kunert/Petutschnig sind letztes Jahr zum ersten Turnier nach Brasilien geflogen, weil nicht so viel Teams dort waren, haben sich qualifiziert und sind 13. geworden. Das geht jetzt nicht mehr, weil diese Teams nicht mehr mitspielen dürfen.“

Mehr Turniere und mehr Schauplätze:

Bei der Reform des Kalenders stand wohl klar die Internationalisierung des Sports im Vordergrund. Neue Turnier-Orte in Indien, Südafrika oder Uganda klingen auf den ersten Blick gut. Ein genauerer Blick zeigt aber, dass dieser Plan wohl nicht aufgehen wird. Die Turniere in den neuen Ländern werden als Open gespielt. Die Dotation ist dementsprechend geringer, die Reisekosten aber höher. Finanziell Sinn macht eine Reise zu diesen Turnieren nur, wenn man ins absolute Spitzenfeld kommt. Ansonsten wird es für die Teams zum Minusgeschäft. Die Teilnehmerfelder bei diesen Turnieren werden sich dementsprechend präsentieren.

Preisgeld:

Auch hier gibt es eine schöne Überschrift: „Die FIVB schüttet ein Rekordpreisgeld aus!“ In absoluten Zahlen stimmt dies: Das Gesamt-Preisgeld auf der Tour wird von 7,3 Mio. Dollar auf 7,45 Mio gesteigert. Allerdings gibt es eine deutlich höhere Anzahl an Turnieren. Damit sinkt die Dotation der einzelnen Turniere. Bei Grand Slams etwa von 160.000 Dollar (ohne Bonuspool, der erst am Ende der Saison ausgeschüttet wird) auf 120.000 Dollar. Das Siegerteam erhält damit nur noch 18.500 statt 22.500 Dollar. Ein Open soll mit 75.000 Dollar dotiert sein (statt 110.000).