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"Wenn man weiterliest, kommt die Ernüchterung"

Lange mussten Fans und vor allem Athleten darauf warten, nun ist er da: Der Kalender für die World Tour 2013.

Die auffälligste Änderung: Der Kalender wird deutlich ausgeweitet, die Anzahl der Turniere erhöht.

Allerdings gibt es ein großes ABER, auf das Clemens Doppler im Gespräch mit LAOLA1 verweist: „Die Open-Turniere sind für „Upcoming Teams“. Es weiß aber keiner, was ein „Upcoming Team“ ist.“

Bei den elf Grand-Slam-Turnieren sind die Top 24 der Entry List startberechtigt.

„Heißt es im Umkehrschluss, dass die ersten 24 Teams der Welt nicht bei Open-Turnieren spielen dürfen? Wenn das so wäre, wovon wir ausgehen, dann sind es mit den elf Grand Slams so wenig Turniere wie noch nie.“

Nicht nur der Oberösterreicher und sein Partner Alex Horst tappen im Dunkeln. Ein Monat vor Saisonstart herrscht Ungewissheit über die Zukunft des Beachvolleyball-Sports.

LAOLA1: Spät, aber doch ist der Kalender da. Was sagst du dazu?

Doppler: Noch kann ich wenig sagen. Wir wissen zwar, wo es Turniere gibt und wann die sind. Es sind eine Menge. Das große Problem im Moment ist aber, dass es kein Handbuch gibt, wo drinnen steht, wer welche Turniere spielen darf. Man muss zwischen den Zeilen lesen. Die Open-Turniere sind nur für „Upcoming Teams“. Aber es weiß keiner, was ein „Upcoming Team“ ist. Sind das Teams, die nicht unter den Top 24 der Welt sind? Die Top 24 sind bei den Grand Slams spielberechtigt. Heißt es im Umkehrschluss, dass die ersten 24 Teams der Welt nicht bei Open-Turnieren spielen dürfen? Wenn das so wäre, wovon wir ausgehen, dann sind es mit den elf Grand Slams so wenig Turniere wie noch nie. Ich denke, dass es darauf rausläuft. Aber es weiß keiner. Es weiß auch keiner, welche Punkte für das erste Turnier in Argentinien zählen. Du kannst nur mutmaßen. Das ist ein Wahnsinn, dass sich das ein Monat vor Saisonbeginn so darstellt.

LAOLA1: Ihr seid lange im Dunkeln getappt. Wie schwierig machte die späte Bekanntgabe des Kalenders die Saison-Vorbereitung?

Doppler: Wir haben das erste Trainingslager ins Blaue geplant. Wir haben nicht gewusst: Ist es zu früh? Ist es zu spät? Im Endeffekt ist es sich eh gut ausgegangen. Aber jetzt sind wir und alle anderen Teams daran, das nächste Trainingslager auszumachen. Um vor dem Start noch zu trainieren. Es ist alles ein bisserl eine Nacht-und-Nebel-Aktion. Es ist ein Monat bis zum ersten Turnier, danach ist wieder ein Monat Pause. Das erste Turnier wurde gleich als Grand Slam angesetzt. Ich glaube, aus dem Grund, damit das erste Turnier nicht boykottiert wird. Wäre es ein Open gewesen, hätte es wohl keiner gespielt.

LAOLA1: Die Saison dauert von März bis Dezember und ist so lange, wie nie. Ein Fakt, der in der Planung einbezogen werden muss?

Doppler: Es ist eine schwierige Situation. Eigentlich haben wir unsere Saison komplett auf die WM und die EM ausgerichtet. Eigentlich sogar umgekehrt, wir haben zu Beginn der Vorbereitung die EM als klaren Saison-Höhepunkt ausgegeben und alles andere untergeordnet. Wenn es aber darauf hinausläuft, dass du schauen musst, unter den Top 24 zu bleiben, um die Grand Slams spielen zu dürfen, dann schaut alles anders aus. Dann ist es nicht so einfach zu sagen, du spielst vier Grand Slams nicht, um dich auf die EM zu konzentrieren. Du musst alles spielen, sonst fällst du aus den Grand Slams raus und hast keine Chance, da wieder reinzukommen. Außer über die Open. Und das ist eine mühselige Sache. Dieses System bevorzugt die Vielspieler-Teams, die alles abstauben. Wenn du da mal drinnen bist, musst du dich blöd anstellen, dass du wieder rausfällst. Wir müssen aufs Handbuch warten, aber wenn es bei diesem System bleibt, muss man die Planungen umkrempeln.

LAOLA1: Mehr Turniere sollten eigentlich dazu führen, dass ihr eure Saison freier planen könnt. Das scheint aber nicht der Fall zu sein, oder?

Doppler: Nein. Eigentlich muss man alles spielen. Ein Beispiel: Vor der EM ist in Long Beach ein Grand Slam. Das haben wir von vornherein ausgeschlossen, dass wir da spielen, weil wir uns auf die EM vorbereiten wollten. Jetzt muss man überlegen, was man tut. Wenn alle Teams alle Turniere spielen könnten, worauf es rauslaufen sollte, dann wäre es super. Das wäre das, was sich alle Teams seit Jahren wünschen. Dass es der ATP ein bisserl ähnlich wird, dass du dir aussuchen kannst, welche Turniere du spielst. Die Saison beginnt im März, hört im Dezember auf. Aber das Wichtigste muss sein, dass du dir aussuchen kannst, welche Turniere du spielst. Wenn du zwei Mal aussetzt und beim dritten Turnier wieder einsteigst und in die Quali musst, dann ist das halt so. Wie sich abzeichnet, geht das aber nicht, weil du dann gar nicht mehr teilnehmen kannst. Das ist ein Horror-Szenario. Für neue Teams das Todes-Urteil, du kommst ja nicht mehr rein. Kunert/Petutschnig sind letztes Jahr zum ersten Turnier nach Brasilien geflogen, weil nicht so viel Teams dort waren, haben sich qualifiziert und sind 13. geworden. Das geht jetzt nicht mehr, weil diese Teams nicht mehr mitspielen dürfen. Es gibt auch noch keinen CEV-Tour-Kalender, wo du sagen kannst, da spiele ich wenigstens das. Aber da geht’s um maximal fünf Turniere.

LAOLA1: Eine "schöne" Überschrift ist auch das Rekord-Preisgeld, das es 2013 geben soll.

Doppler: In Wahrheit ist es viel weniger Preisgeld. Ein Grand Slam ist mit 220.000 Dollar dotiert statt bisher mit 300.000. Ein Open mit 100.000 statt 190.000. Es sind so viele Turniere, die weit weg sind. Wenn du so rechnest, machst du weniger Geld. Du musst so weit vorne landen, um etwas zu verdienen. Wenn du bei einem Open nicht in die Top 5 kommst, ist es ein Minus-Geschäft, wenn du nach China fliegst. Das ist eine Marketing-Strategie, die sich beim ersten Satz gut anhört, aber wenn man weiterliest, kommt die Ernüchterung.

LAOLA1: Eine noch offene Frage: Wie schaut es bei euch am Trainer-Sektor aus?

Doppler: Im Moment macht das Robert Nowotny, er war auch mit auf Teneriffa. Wir sind voll zufrieden mit ihm. Mit der endgültigen Entscheidung hat er noch gewartet, bis der Kalender endlich heraus ist, damit er weiß, wie viele Turniere es gibt. Jetzt muss er sich anschauen, bei wie vielen Turnieren er mit dabei sein kann. Wir möchten natürlich bei jedem Turnier einen Trainer dabei haben. Dass es auch ohne geht, haben wir letzte Saison in Polen gesehen, als wir ins Finale gekommen sind. Aber man braucht eigentlich bei jedem Turnier einen Trainer dabei. Jetzt gilt es, gemeinsam eine Lösung zu finden.

Das Gespräch führte Philipp Bachtik