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Doppler: "Werde ich blocken lernen?"

Doppler:

"Neu" ist das Zauberwort bei Clemens Doppler.

Neuer Partner, neuer Trainer, neuer Trainings-Stützpunkt, neue Position am Platz.

Im Alter von 31 Jahren wagt der Oberösterreicher einen kompletten Neustart.

"Mir war ganz wichtig, nach 10 Jahren unter Marco Solustri neue Inputs zu kommen", erklärt der zweifache Europameister im LAOLA1-Gespräch.

 

LAOLA1: Warum gibt es das Team Doppler/Horst?

Doppler: Eine gute Frage. Bei mir waren die letzten Jahre aus sportlicher Sicht einfach nicht zufriedenstellend. Nachdem wir keine Chance mehr auf die Olymia-Quali hatten, war mir der Cut sehr wichtig. In der Vorbereitung auf den Conti Cup haben wir gesehen, dass es mit anderen Partnern besser gehen würde. Bei der Entscheidung bin ich viel nach Gefühl gegangen. Ich bin kein trainierter Blocker, aber das Grundverständnis und das Gefühl waren da. Daher habe ich mir gedacht: Es kann funktionieren. Natürlich mit dem großen Fragezeichen: Werde ich blocken lernen.

LAOLA1: Für Alex ist es "nur" ein Partnerwechsel, für dich ist es eine große Umstellung: Neuer Partner, neue Position, neuer Trainer. Wie geht’s dir damit?

Doppler: Es gibt Trainings, wo alles gut rennt. Und dann gibt es Trainings, wo einfach zu viel da ist. Positiv ist: Ich kann nach sechs Jahren wieder auf die linke Seite wechseln. Es passt vom Anlauf noch nicht alles, aber das Gefühl ist trotzdem besser. Zum Harry als Trainer: Es gibt Trainings, wo wir uns in die Haare kriegen und Trainings, die super funktionieren. Das haben wir beide aber vorher gewusst. Wir sind zwei Persönlichkeiten, die sagen, was Sache ist. Wenn du aber mit 31 Jahren nochmal neu durchstarten willst, dann sind neue Inputs wichtig. Das hast du bei einem neuen Partner, neuen Trainer und die Trainingsbasis in Wien, was mir sehr wichtig war. Ich bin sehr glücklich mit der momentanen Situation.

LAOLA1: Wie groß war und ist der Unsicherheitsfaktor "Block"?

Doppler: Es gibt immer Tage, wo ich einen Lauf habe. Und dann gibt es auch wieder Tage, wo ich gar nichts blockiere. Momentan ist das noch sehr unkonstant. Es geht aber besser, als erwartet. Ich muss  die Tage wegbringen, wo ich blind bin, wo ich nichts sehe. Das ist sicherlich auch vom Spielertyp abhängig, es gibt Spieler, die ich besser lesen kann. Unser Spiel wird sicherlich ein bisserl anders aufgezogen sein, als etwa das Spiel von Alex mit Flo. Der hat sehr viel Wert auf seinen Block gelegt, was logisch war, er war ja einer der besten. Dafür hat er beim Service weniger Risiko genommen. Ich werde versuchen, die Blocks, die ich weniger habe, über das Service zu kompensieren. Es ist eine sehr anstrengende Art, weil du viel springen musst.

LAOLA1: Wie lief es in der Vorbereitung?

Doppler: Die ersten Vergleiche waren sehr positiv. Wir haben zum TeilMain-Draw-Teams eigentlich keine Chance gelassen – das waren meist 2:0-Siege. Wir sollen jetzt noch nicht bei unserem Peak sein, es gibt noch viel Luft nach oben sein. Aber man sieht, dass der Weg stimmt.

LAOLA1: Wird das Spiel grundsätzlich anders ausgelegt, wenn zwei Verteidiger zusammenspielen? Die Versuche mit zwei Blockern waren in den letzten Jahren ja nicht so erfolgreich.

Doppler: Ich glaube, dass es einfacher ist, wenn zwei gelernte Verteidigungsspieler zusammenspielen, als zwei Blocker. Ich bin kein reiner Verteidigungsspieler, war da eigentlich zu groß. Mit Nik habe ich mir die Blockrolle geteilt, davor war ich der Blocker. Ich kann es ja nicht nicht. Weniger blockieren als verteidigen, schaffe ich auch nicht – ich hab ja nicht viel verteidigt.

LAOLA1: Das Service war bei euch beiden eine Waffe. Wird das weiterhin so bleiben?

Doppler: Das hängt vom Spielverlauf ab. Wenn mich die Gegner beschäftigen und viel bewegen, ist die Frage, ob ich die Kraft habe, um draufzuhauen und vorzulaufen. Die grundlegende Idee ist aber schon, dass wir die Gegner mit dem Service unter Druck setzen. Da ist die Chance größer, dass ich blockieren kann, als wenn ich nur einwerfe und den Gegner sein Spiel aufziehen lasse. Ein klassisches Blockspieler-Service wir es von mir eher nicht geben.

LAOLA1: In den letzten Jahren hattet ihr ja beide die Situation, dass ihr kaum anserviert wurdet. Das wird bei der Konstellation wegfallen?

Doppler: Ich denke, dass die Teams zu Beginn mich testen werden. Die sehen ja auch, dass ich jetzt Blockspieler bin. Wenn ich gegen uns spielen würde, würde ich auch auf mich servieren. Einfach um zuschauen, wie geht’s ihm links und wie kommt er mit dem Blockspiel zurecht. Grundsätzlich servierst du, wenn du dir nicht sicher bist, eher auf den Blockspieler, weil der mehr rennen muss. Das Ziel ist aber, dass ich so ein Side-Out spiele, dass sie auf Alex wechseln müssen, damit ich weniger Kraft verliere. Und sie sollen nicht wissen, wen sie anservieren sollen, weil es immer sehr unangenehm ist, wenn du keine Idee hast, auf wen du gehen sollst.

LAOLA1: Nach den ersten gemeinsamen Monaten – wo siehst du eure Stärken?

Doppler: Ich bin unberechenbar, weil ich manchmal irgendwo herumspringe (lacht). Es passt aber ganz gut. Das Service ist sicherlich eine unserer Stärken, damit können wir viel Druck machen. Wenn ich ein konstantes Side-Out hinbekomme, dann denke ich, dass wir ein unangenehmer Gegner sind. Alex ist ein sehr super Verteidigungsspieler, wenn’s bei beiden rennt, haben wir ein gutes Side-Out und ein starkes Service.

LAOLA1: Eure Partnerschaft ist ja sicherlich nicht nur auf London 2012 ausgelegt, sondern langfristig. Ist Olympia 2016 ein Thema?

Doppler: Das Wichtigste ist London, aber bei Olympia 2016 bin ich 35 – Alex 33. Wenn man sich andere Spieler anschaut, die sind mit 33 oder 34 Jahren am Peak und körperlich voll dabei. Unser Sport lebt auch von Erfahrung und ich habe nicht die Angst, dass wir für Rio 2016 zu alt sein werden. Ich weiß nicht, ob ich 2016 aufhören will. Wenn es gut läuft und ich körperlich noch beinander bin, will ich schon noch weiterspielen.

LAOLA1: 2009 war die Rechnung: Bester Beachvolleyballer plus bester Hallenvolleyballer Österreichs = bestes Team. Das hat nicht funktioniert. Warum geht die Rechnung "Die besten Beachvolleyballer Österreichs bilden das beste Team" auf?

Doppler: Zwei gute Spieler müssen nicht immer ein gutes Team sein. Wenn ich der beste Verteidigungsspieler wäre und der Alex der beste Side-Out-Spieler, ich aber nur 1,50 Meter groß bin, dann wären wir trotzdem kein gutes Team. Wir sind zwei spielerische Typen, keine Holzgschnitzten, die nur eine Sache gut können. Und wir kennen das Spiel in-und-auswendig. Daher glaube ich, dass wir unsere Schiene gut fahren können. Wir haben schon alles erlebt. Wir wissen, wie es in der Quali ist. Wir wissen, wie es im Hauptbewerb ist. Wir haben beide schon Medaillen gewonnen. Eine Sicherheit hast du zwar nie, aber das Gefühl ist absolut gut. Ich würde nicht wissen, warum es nicht klappen sollte. Natürlich wird es Zeiten geben, wo es nicht so rennen wird. Es wird vielleicht Turniere geben, wo wir uns nicht qualifizieren - auch wenn ich es nicht hoffe. Wenn wir unseren Weg verfolgen, dann bin ich überzeugt, dass sich der Erfolg einstellen wird. Ein sicheres Rezept, wie es funktioniert, hast du letztlich nie. Was wir bisher gesehen haben, bestätigt uns.

LAOLA1: Rund um die Teamfindung gab es auch kritische Fan-Meinungen. Wie gehst du damit um?

Doppler: Im Vergleich mit einem Fußballer ist das nichts. Ich finde es sogar gut, dass die Leute so daran interessiert sind, wer mit wem spielt. Den einen oder anderen Eintrag konnte ich schon verstehen. Ich habe einfach eine andere Spielweise, als etwa Flo Gosch, der bei jedem Punkt ausgezuckt ist. Wenn ich das mache, dann bin ich nach dem dritten Punkt k.o. Da ich eher ein kraftsparender Typ bin, schaut es vielleicht lethargisch aus. Wenn du dir aber andererseits Rogers/Dalhausser anschaust, die haben gar keine Emotionen am Platz und gewinnen.

Das Gespräch führte Philipp Bachtik