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"Millionär werde ich mit Beachvolleyball nicht"

Er ist der große Verlierer der Rochaden am heimischen Beach: Matthias Mellitzer.

Der Tiroler stand nach der Trennung von Clemens Doppler ohne Partner da. Die Wunsch-Option Alexander Horst entschied sich für Doppler, die Suche nach Ersatz gestaltete sich schwierig. So schwierig, dass Mellitzer letztlich die Ausfahrt Richtung Privatleben nahm und seinen Rücktritt erklärte.

Was ihm die Entscheidung erleichtert und wie er seine Karriere im Rückespiegel sieht:

LAOLA1: Was war der Hauptgrund für deinen Rücktritt?

Matthias Mellitzer: Für mich haben mehrere Sachen den Ausschlag gegeben. Es gibt in Österreich nicht viele Beachvolleyballer, die auf World-Tour-Niveau spielen. Daher ist die Partnerauswahl begrenzt. Mit einem Jungen oder einem, der nicht so gut ist, weiterzuspielen, war für mich sportlich keine Alternative. Die Familien-Situation war auch entscheidend. Ich war fast 300 Tage im Jahr unterwegs, habe einen kleinen Sohn zuhause. Da denkst du dir: Muss das alles wirklich sein.

LAOLA1: Welche Rolle hat das berufliche Angebot gespielt?

Mellitzer: Für mich hat sich bei Red Bull Creative eine gute Lösung geboten. Wer weiß, ob das in ein paar Jahren auch noch möglich ist. Millionär werde ich mit dem Beachvolleyball auch nicht so leicht. Es waren letztlich viele Gründe.

LAOLA1: War dir die Karriere danach immer schon wichtig?

Mellitzer: Es hängt immer irgendwo im Raum. Nur ganz wenige können im Beachvolleyball - oder im Volleyball allgemein - so viel verdienen, dass sie ausgesorgt haben. Es gibt überhaupt nicht viele Sportler, außer vielleicht Fußballer, die sich nicht mit dem Gedanken auseinander setzen müssen. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich die Ausbildung damals durchgezogen habe. Das war auch ein Grund. Natürlich bin ich noch jung – ich könnte den Sport noch einige Jahre machen. Aber wenn du mit 35 Jahren zum Suchen anfängst, nimmt ich dann auch nicht jeder.

LAOLA1: Der Auslöser für den Rücktritt war die Trennung von Clemens. Wie ist das Ganze eigentlich gelaufen? Ward ihr euch einig? Hättest du die Zusammenarbeit fortgesetzt?

Mellitzer: Es war zum Schluss schon schwierig, weil die Ergebnisse einfach nicht gut waren. Im Contintental Cup habe ich mit Alex (Horst) gespielt. Das hat sehr gut funktioniert.  Mit Clemens war es schwierig. Wir hatten einfach keine gute Saison, dadurch war es am Platz schwierig. Es war die Frage, ob man es zusammen noch hinkriegt. Es War nicht nur von seiner Seite, wir haben beide gesehen, dass es nicht mehr funktioniert.

LAOLA1: War es eine Kopfsache?

Mellitzer: Wir haben letztes Jahre eigentlich super gespielt, auch die Vorbereitung war sehr gut. Aber irgendwie war von Beginn weg der Wurm drinnen. Keiner konnte sich erklären, warum und was jetzt einfach los ist. Da war man dann in einer Negativspirale drin. Der Befreiungsschlag blieb aus. Mal war der eine besser, mal der andere – aber es hat nie gemeinsam geklappt. Wir haben viel zu selten unsere Leistung abrufen können, und kaum mal über das ganze Spiel. Das war sehr frustrierend. Die Negativ-Muster sind immer wieder gekommen, das haben wir nicht geschafft, zu durchbrechen.

LAOLA1: Wenn du auf deine Karriere zurückblickst: Würdest du etwas anders machen?

Mellitzer: Das ist immer schwierig. Das Problem bei mir war sicher, dass ich sehr spät zum Beachvolleyball gewechselt bin. Aber es ist beides sehr cool. Wenn man nur aufs Beachvolleyball schaut, wäre es natürlich klüger gewesen, ich hätte früher gewechselt. Da hätte ich sicherlich weniger Probleme gehabt. Ich hab generell spät mit dem Volleyball angefangen, das war speziell am Anfang nicht sehr leicht.

LAOLA1: Was waren deine Karriere-Highlights?

Mellitzer: Am Beach ganz klar der Vize-Europameister-Titel. In Klagenfurt zu spielen war natürlich immer sehr schön. In der Halle war das Pokalfinale in Deutschland cool. Mit Tirol sind wir Dritter im Europacup geworden und haben Champions League gespielt – das waren immer sehr schöne Moment.

LAOLA1: Wenn du einen Vergleich Halle-Beach anstellst: Was hat dir mehr getaugt?

Mellitzer: Es ist schwer zu vergleichen. Das Lebensgefühl am Beach ist cool. Du kannst für dich auch viel mehr entscheiden, bist selbstständig, dein eigener Chef. In einer Mannschafts-Sportart ist das ganz anders. Moment wie wenn du in Klagenfurt auf den Court gehst, hast du als Österreicher in der Halle ganz selten. Es hat beides seine Reize, aber die Silbermedaille von Berlin wiegt von den Momenten her am größten und war das schönste sportliche Ereignis.

LAOLA1: Was wird dir in Zukunft abgehen?

Mellitzer: Eben dieses Gefühl, auf den Court zu gehen, 10.000 Leute auf dich warten und dich anfeuern. Und natürlich die schöne Momente im Sport. Beachvolleyball war zum Teil schön, zum Teil hart zu trainieren. Aber Trainingslager in Rio oder Teneriffa werden mir schon abgehen. Das Leben verändert sich einfach. Als Sportler bist du eine gewisse Persönlichkeit, die Leute kennen dich. Im „normalen“ Leben ist das eine andere Situation.

LAOLA1: Und was nicht?

Mellitzer: Jeden zweiten Tag den Koffer zu packen und irgendwo anders hinzufahren. Das Leben aus dem Koffer. Es ist auch cool, aber momentan freue ich mich schon darauf, dass das mal nicht so ist. Dazu hast du als Sportler immer einen gewissen Druck. Der kommt jetzt im Beruf natürlich auch, aber das ist nicht zu vergleichen.

LAOLA1: Hast du dich schon damit beschäftigt, was auf dich zukommen wird?

Mellitzer: Die Entscheidung zum Rücktritt habe ich schon länger getroffen. Ich wollte noch die Dinge für mich regeln und das zu früh kommunizieren. Dadurch hatte ich schon länger Zeit, mich mit dem Ganzen  auseinanderzusetzen.

Das Gespräch führte Philipp Bachtik