news

"Ich tu mir nicht immer leicht, vor allem bei der Geduld"

Nach dem Rücktritt von Langzeit-Partnerin Sara Montagnolli wollte Barbara Hansel mit Magdalena Jirak einen neuen Anlauf nehmen.

Wollte, denn beim CEV-Masters in Baden (täglich LIVE bei LAOLA1.tv) ist die Salzburgerin, wie schon die bei den bisherigen Saison-Turnieren, mit Talent Katharina Schützenhöfer am Start. Nach der Winter-Vorbereitung tauschte Jirak den Beach gegen die Schulbank und absolviert ihr Schul-Probejahr als Lehrerin.

Bei der Entscheidung spielte auch der Weltverband eine Rolle. "Der World-Tour-Kalender ist erst spät herausgekommen, dadurch konnte sie nicht absprechen, wann sie frei braucht“, erklärt Hansel im LAOLA1-Interview.

Gemeinsam wurde entschieden, dass unter diesen Umständen ein professionelles Beachvolleyball-Team nicht möglich ist. Ersatz war in Person von Nachwuchs-Europameisterin Katharina Schützenhöfer schnell gefunden.

"Musste nicht lange überlegen"

"Ich musste nicht lange überlegen, es war relativ schnell klar, dass ich zusage, weil es eine Super-Chance für mich ist“, erinnert sich die Steirerin. Für die 19-Jährige war es ein Start von 0 auf 100. „Es ist ein gravierender Niveau-Unterschied zu den internationalen Nachwuchs-Turnieren oder einem A-Cup in Österreich. Ich habe vorher ja noch nie World Tour gespielt. Ich war schon überrascht, dass es gleich so gut gegangen ist und wir gut gespielt haben.“

Bei den ersten drei World-Tour-Turnieren schaffte das Duo zwei Mal den Sprung in den Hauptbewerb, in Corrientes gab es zuletzt sogar Rang neun.

LAOLA1 traf Barbara Hansel im Vorfeld des ersten Heim-Auftritts der Saison zum Interview:

 

LAOLA1: Ihr seid erst seit zwei Monaten ein Team. Wie überraschend war es, dass Magdalena Jirak letztlich doch nicht spielen konnte?

Barbara Hansel: Ich habe gewusst, dass es mit ihrem Schul-Praktikum eine organisatorische Herausforderung wird. Wir haben gehofft, dass wir das alles hinbekommen. Es sind aber mehrere Punkte zusammengekommen, die eine professionelle Saison gefährdet haben. Einerseits ist der World-Tour-Kalender sehr spät herausgekommen, wodurch sie nicht absprechen konnte, wann sie frei braucht.  Andererseits war auch das Reglement lange offen. Wir haben nicht gewusst, ob wir alle Turniere spielen müssen oder einzelne auslassen können.  Nachdem es mir sehr wichtig ist, dass alles 100-prozentig professionell ist, weil ich weiß, wie schwer es ist, sich weiterzuentwickeln, haben wir uns gemeinsam entschlossen, umzuplanen. Für Lini hatte die die Schule Priorität, letztlich war es eine sehr schnelle Entscheidung. Mit Kathi haben wir schon einige Male gemeinsam in Graz trainiert. Ich habe gewusst, dass sie eines der Riesen-Talente in Österreich ist. Ich habe mich gefreut, dass sie die Chance so schnell ergriffen hat. Es war ja auch für sie nicht einfach, weil sie mit Lena (Plesiutschnig) schon sehr weit geplant hatte. Wir haben uns schnell zusammengefunden, es ist eigentlich schon normal, dass wir ein Team sind.

LAOLA1: Wie wichtig sind bei einem neuen Team die ersten Erfolgs-Erlebnisse?

Hansel: Wir haben keine einfache Ausgangsposition, sind in der Quali relativ weit hinten gesetzt. Wir haben uns bis auf einmal durch die Quali gespielt, haben auch im Hauptbewerb vereinzelt Spiele gewonnen. Wir können gegen starke Teams auch Sätze gewinnen, für einen Match-Sieg geht es sich noch nicht ganz aus. Aber das ist normal, die anderen spielen schon jahrelang zusammen, haben die Erfahrung, wie sie in knappen Situationen das Spiel in die Hand nehmen. Dafür, dass wir gemeinsam sehr wenig Vorbereitung gehabt haben, läuft es sehr gut. Im Beachvolleyball ist die Abstimmung wichtig, du bist nur zu zweit, musst am Feld harmonieren und wissen, was der andere macht. Man muss auch erst draufkommen, was braucht die andere von einem, wie geht man miteinander um, wie kann man ihr helfen, dass sie die beste Leistung bringt. Für den Anfang haben wir das gut geschafft, natürlich können wir das noch verbessern, aber wir sind auf einem guten Weg.

LAOLA1: Bei einem Zweier-Team ist das Zwischenmenschliche bekanntlich nicht unwichtig. Wie läuft es da – auch mit dem Altersunterschied?

Hansel: Am Anfang haben wir uns gedacht: Zehn Jahre ist schon viel. Aber mit 19 ist man ja auch schon erwachsen, von daher ist das nicht gravierend. Es ist eher so, dass das mehr Energie ins Team reinbringt. Es ist eine neue Herausforderung, mir macht es viel Spaß. Ich glaube, dass jetzt im Team sogar noch mehr Potential drinnen ist, als mit Lini Jirak. Mit 19 kann man noch so viel lernen. Wie ich 19 war, habe ich im Beachvolleyball noch überhaupt nichts gekonnt, sie hat schon so viel drauf.

LAOLA1: Mit Sara Montagnolli hattest du eine erfahrene Spielerin an deiner Seite. Nun bist du in dieser Rolle. Wie geht es dir damit?

Hansel: Am Anfang war Sara viel erfahrener, das hat sich mit der Zeit ausgeglichen. Aber durch ihre Persönlichkeit hatte sie eigentlich immer mehr die Führungsrolle inne. In Spielen hat das aber durchaus gewechselt. Am Anfang war ich meist unter Druck, am Ende war es dann eher sie. Für mich ist es jetzt eine interessante Rolle. Ich tu mir nicht immer leicht, vor allem in Sachen Geduld. Ich will sehr viel, ich verlange sehr viel von Kathi. Einerseits ist das sicher gut, aber ich darf nicht verlangen, dass bereits alles hinhaut. Es funktioniert schon sehr viel, aber in gewissen Situationen muss ich ruhiger bleiben und ihr nicht noch mehr Druck machen, den sie ohnehin schon hat. Da kann ich nicht dazulernen.

LAOLA1: Die Teams auf der World-Tour werden jünger – mit Meppelink/Van Gestel hat ein junges Duo in Corrientes den ersten Turniersieg gefeiert. Ist das ein allgemeiner Trend oder den vergangenen Olympischen Spielen geschuldet?

Hansel: Die Holländer haben einfach seit Jahren eine sehr gute Nachwuchsarbeit. Da merkt man, dass der Nachwuchs in die Spitze drängt und jetzt auch einen Grand Slam gewinnen. Russland arbeitet auch sehr gut. Es gibt aber auch Nationen, wo mal eine Lücke ist. Wenn nicht so wie bei uns eine Erfahrene mit einer Jungen spielt, dann ist es für ein junges Team sicherlich schwierig. Die World Tour wird schon etwas jünger, nach Olympia ist meist ein Wechsel. Einige haben aufgehört, aber die Grundteams sind schon die gleichen. Bei einigen Nationen haben die Paarungen gewechselt, aber ein Großteil der Spielerinnen ist noch da. Was man schon merkt: Dass Larissa/Juliana und May-Treanor/Walsh nicht mehr da sind. Die beiden Teams haben die Tour in den letzten Jahren dominiert. Jetzt fällt auf, dass Teams, die sonst ein, zwei Platzierungen drunter waren, jetzt weiter kommen. Das muss nicht unbedingt wegen der Abwesenheit sein, aber es ist sicherlich ein Faktor. Sie waren in den letzten Jahren einfach dominant und haben alle am Weg rausgeschmissen.

LAOLA1: Die World-Tour-Reform war und ist ein großes Thema. Auch für dich oder war wegen der Teamfindung dafür keine Zeit?

Hansel: Es war letztlich entscheidend, ob ich die Saison mit Lini spielen kann oder nicht. Nachdem da solange nichts weitergegangen ist, mussten wir eine Entscheidung treffen. Es sind einige Dinge, die von Spielerseite sehr schwer zu verstehen sind. Unter den Spielern ist es immer noch ein großes Thema. Die Idee ist, dass sie die World Tour größer machen, in mehr Länder gehen wollen. 2013 soll ein Übergangsjahr sein. Wenn die Teams selbstständig sind und selbst den gesamten finanziellen Aufwand tragen, dann ist es kein faires System. Wenn es so ist, wie in manchen Ländern, wo die Verbände die Kosten tragen und den Spielern ein Gehalt zahlen, dann ist es okay. Aber Beachvolleyball ist noch so weit weg von diesem System, dass ich mich frage, ob es so weit kommt, dass diese Änderungen irgendwann Sinn machen. Bei Spielern, die sich jahrelang alles selbst erarbeitet haben, ist kein Verständnis da, warum diese Änderungen kommen.

LAOLA1: Mit welchen Zielen geht ihr in das erste Heim-Turnier in Baden?

Hansel: Es ist immer schwer zu sagen. Wir wollen in die Top Ten, träumen tut man immer vom Semifinale. Aber das ist nicht realistisch. Dadurch, dass wir andere starke Teams haben, liegt kein Druck auf uns. Wir sind ein neues Team, wir können überraschen, wir wollen überraschen, aber wir müssen nicht.

Das Gespräch führte Philipp Bachtik