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Die Tops und Flops der ersten drei NBA-Monate

Die Tops und Flops der ersten drei NBA-Monate

Zwischenbilanz in der besten Basketball-Liga der Welt.

Rund 50 der 82 Regular-Season-Spiele haben die 30 NBA-Teams bereits hinter sich. Während einige von ihnen deutlich hinter den Erwartungen zurückbleiben, präsentieren sich andere in überraschend guter Form. Selbiges gilt natürlich auch für Spieler oder Manager. 

Bevor es ins All-Star-Break geht, blickt LAOLA1 auf die Tops und Flops der ersten Saisonmonate zurück. Was waren die Highlights, was die Lowlights? Was war hui, was pfui?

 Atlanta Hawks

Hand aufs Herz! Wer hatte die Atlanta Hawks vor der neuen Saison auf der Rechnung? Und zwar nicht auf jener der Playoff-Teilnehmer, sondern auf jener der Titelaspiranten. In der zweiten Saison unter Coach Mike Budenholzer zementieren die Habichte ihren Status als "Spurs des Ostens" jedenfalls ein. Das Team, das trotz dreier All-Stars (Jeff Teague, Paul Millsap und Al Horford) in den Augen vieler ohne Superstar auskommt, zelebriert uneigennützigen Basketball und eine mörderische Effizienz. Die zweitbeste Bilanz der Liga (40:9) spricht für sich. Und auch die fünftlängste Siegesserie der NBA-Geschichte, die Anfang der Woche in New Orleans (100:115) nach 19 Erfolgen en suite zu Ende ging, bedarf keiner weiteren Erläuterungen. Die Hawks sind "for real"!

 New York Knicks

Die glorreichen Zeiten der New York Knicks sind lange vorbei. Dabei standen die Zeichen auf Aufbruch, als "Zen-Meister" Phil Jackson, seines Zeichens 13-facher Champion, sich vor rund einem Jahr anschickte, das Ruder der ziellos im NBA-Ozean umhertreibenden Traditionsfranchise zu übernehmen. Von jener Hoffnung ist zur Saison-Halbzeit auf den ersten Blick nichts mehr zu spüren. Mit zehn Siegen und 38 Niederlagen bilden die "Knickerbockers" den Hawks-Gegenpart und rangieren an der 15. und letzten Stelle der Eastern Conference. Es mag ja sein, dass Rookie-Coach Derek Fisher bislang vieles falsch gemacht hat. Es mag ja sein, dass die Implementierung der "Triangle-Offense" noch Zeit braucht. Es mag ja sein, dass Superstar Carmelo Anthony alles andere als fit ist und dass die Handlungsfähigkeit von Präsident Jackson aufgrund von Millionenverträgen aus der Vergangenheit (u.a. Stoudemire, Bargnani) eingeschränkt ist. Aber: Weniger Siege als die Philadelphia 76ers zu verbuchen, ein Team das eigentlich lieber verlieren als gewinnen will? Flop!

Steve Kerr

 Steve Kerr

Dass die Golden State Warriors das Potenzial haben, an der Spitze der starken Western Conference mitzumischen, darüber war sich die Basketball-Welt einig. Ebenso darüber, dass Point Guard Stephen Curry den nächsten Schritt zum Superstar machen würde. Zweifel gab es lediglich an einer Personalie – Steve Kerr. Würde der langjährige TV-Analyst Steve Kerr in seinem ersten Jahr auf der Trainerbank das Potenzial der Truppe vollends zur Entfaltung bringen? Anfang Februar lautet die Antwort: Ja! Kerr ist längst mehr als nur angekommen. Gemeinsam mit Assistant Coach Ron Adams gelang es ihm, zum einen die ohnehin championshipreife Defense zur besten der Liga zu machen. Zum anderen hauchte er der durchschnittlichen Offense mit geschickten Adaptionen und neuen Sets neues Leben ein. Die Warriors sind nach den Clippers und den Mavericks die dritteffizienteste Mannschaft (rund 110 Punkte pro 100 Angriffe). Auch das Risiko, Draymond Green und Harrison Barnes in die Starting Five zu beordern, macht sich bezahlt. Demnach bleibt nur noch eine Frage: Liefert Golden State auch in den Playoffs?

 Kevin Love

Auch wenn sich Fans und Experten vor der Saison dazu hinreißen ließen, die Cleveland Cavaliers zu den absoluten Titelfavoriten zu zählen, so war allen klar, dass es Anlaufschwierigkeiten geben würde. Doch die Offense sollte, dank der Starpower von LeBron James, Kyrie Irving und Kevin Love, die grausame Defensive überdecken. Und spät aber doch startete das Team kürzlich einen größeren Siegeslauf. Aber Love, der bis zum Vorjahr als bester Vierer der Liga galt, enttäuscht weiterhin und kann die (zu) hohen Erwartungen nicht ansatzweise erfüllen. Es ist aber nicht seine Ausbeute von 17,1 Punkten (im Vorjahr noch 26,1), sondern seine gesunkene Effizienz, die enttäuscht. Obwohl der 26-Jährige fünf Würfe weniger pro Spiel nimmt, ist seine Quote aus dem Feld auf unterdurchschnittliche 42,7 Prozent (32,9% 3PT) gefallen. Mit 10,4 Rebounds greift der werdende Free-Agent so wenige "Bretter" wie seit seiner Rookie-Saison nicht mehr und zeigt bislang weder, dass er mit anderen Superstars zusammenspielen kann, noch warum man zwei Nummer-eins-Picks (Andrew Wiggins, Anthony Bennett) nach Minnesota verschiffte, noch, dass er den angestrebten Maximal-Vertrag verdient.

Adam Silver

 Der Commissioner

Exakt ein Jahr ist Adam Silver nun schon der "Chef" der NBA. Während sein Vorgänger David Stern bei jeder Gelegenheit (Draft) Buh-Rufe und Missgunst erntete, ist Sterns ehemalige rechte Hand – zumindest nach seinem Inaugurationsjahr  – der vielleicht beliebteste Comissioner der US-Sportgeschichte. Und das zu Recht. Zunächst zeigte der 52-Jährige seinem Kollegen, NFL-Commissioner Roger Goodell, in den Fällen "Donald Sterling" (Ausschluss nach Rassismus-Skandal) und "Jeffery Taylor" (24 Spiele Sperre wegen häuslicher Gewalt), wie man Image und Glaubwürdigkeit seiner Liga wahrt. Dann schloss er einen milliardenschweren TV-Deal ab, der die NBA nachhaltig verändern wird. Schlussendlich bleibt Silver in Bezug auf einen möglichen "Lockout" 2017 erfrischend ehrlich. Er werde den Fans nicht vorgaukeln, dass die Gefahr nicht bestehe, so der Comissioner bei „ESPN“. Außerdem kündigt er an, nun "das Spiel an sich" verbessern zu wollen. Ein neues Playoff-Format und eine Reform der Draft-Lottery sollen die nächsten Meilensteine sein. Einen hat er zumindest erreicht, denn ausgerechnet Mavericks-Owner Mark Cuban bewertete die ersten 365 (Arbeits-)Tage der Silver-Ära mit "A+". Wir schließen uns an. 

 Chicago Bulls

In der "Windy City" wurde in den letzten Wochen viel Staub aufgewirbelt. Glaubt man US-Medien, ist das Tischtuch zwischen Head Coach Tom Thibodeau und dem Frontoffice zerschnitten. Das Management sei demnach nicht mit allen Praktiken des Defensiv-Apostels einverstanden (u.a. zu wenige Pausen für Stammspieler) und mit dem Saisonverlauf unzufrieden. Eine Beurteilung von außen fällt schwer, jedoch ist rein basketballerisch festzustellen, dass von der hochgelobten Defense und der gefürchteten Mentalität der Bulls bislang wenig zu sehen war. Was auch daran liegt, dass der fleischgewordene "Wille", Center Yoakim Noah, seiner Fitness verletzungsbedingt hinterherläuft und Jimmy Butler offensiv auf All-Star-Niveau eingespannt ist. Chicago hat das Zeug zum Titel, doch die Störgeräusche übertönen Momentan die Lobeshymnen.

Kyle Korver

 50-50-90

Casting-Shows mag es ja mittlerweile viele geben. Eine Heerschar an Models mit Körpermaßen von "50-50-90" hat es aber Gott sei Dank dennoch nicht ins Rampenlicht geschafft. Ganz anders Kyle Korver. Der sieht zwar wiederum aus wie ein Mitglied einer 90er-Jahre-Boyband, wirft dafür aber den Spalding besser als jemals ein Mensch vor ihm. Mit mehr als 50 Prozent (54 %) Trefferquote von "Downtown", mehr als 50 Prozent (52,3 %) aus dem Feld und deutlich über 90 Prozent von der Freiwurflinie steuert der "ewige Rollenspieler" schnurstracks auf den elitären "50-50-90"-Klub. Gesellschaft leisten kann ihm dort allerdings niemand, denn diese Fabelzahlen blieben bislang stets unerreicht. 

 Verletzungsmisere

Der Verletzungsteufel macht auch vor der NBA nicht Halt, das bekamen u.a. Kevin Durant, Russell Westbrook, Paul George, Ricky Rubio, LeBron James und viele, viele andere Stars zu spüren. Besonders schlimm erwischte es aber bisher die Rookie-Class, die als eine der stärksten der Geschichte "gehyped" wurde. Der zweite Pick der Draft, Jabari Parker, erlitt einen Kreuzbandriss, Joel Embiid (3. Pick) steigt überhaupt erst nächstes Jahr ein, Aaron Gordon (4.) brach sich den Fuß, Marcus Smart (6.) um ein Haar den Knöchel, Julius Randle (7.) das Schienbein. Hoffentlich dürfen bald wieder alle Neulinge uneingeschränkt zeigen, was in ihnen steckt.

Klay Thompson

 Thompsons 37

Golden-State-Star Klay Thompson gelangen beim 126:101-Sieg gegen Sacramento alleine im dritten Viertel 37 Punkte. Damit pulverisierte der Warrior den bisherigen Rekord, den zuvor George Gervin und Carmelo Anthony (je 33) gehalten hatten. Der "Splash-Brother" versenkte dabei sämtliche neun Dreier-Versuche - auch das bedeutete einen neuen NBA-Rekord. Selbstverständlich saßen auch die vier Würfe aus der kürzeren Distanz, ebenso die zwei Freiwürfe. Es muss sich angefühlt haben, wie Golfbälle ins Meer zu schießen, oder wie Kommentatoren-Guru Mark Jackson, im Vorjahr noch Thompsons Coach, sagen würde: "Mama, there goes that man!"

Zu guter Letzt sollte wohl auch noch MVP-Kandidat James Harden, der die Liga eigentlich sämtlichen Offensiv-Statistiken anführt und der sich endlich auch defensiv bemüht zeigt, Erwähnung finden. Bravo, Bart! 

In diesem Sinne, auf eine spannende zweite Saisonhälfte!

 

Kevin Bell