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Erkenntnisse der ersten 20 NBA-Tage

Erkenntnisse der ersten 20 NBA-Tage

20 Spieltage sind in der NBA absolviert.

Durch den wegen des Lockouts komprimierten Spielplan haben die Teams bereits bis zu 13 Spiele hinter sich.

Die auf zwei Wochen verkürzte Vorbereitungszeit hat zu Beginn gerade bei einigen älteren Spielern Spuren hinterlassen.

Mittlerweile dürften sich die Anormalitäten eingependelt haben, erste Trends zeichnen sich ab.

LAOLA1 fasst zusammen, was wir aus den ersten knapp drei Wochen ablesen können.

 

1. RICKY RUBIO IST/WIRD EIN NBA-STAR

Mit großer Skepsis war die Ankunft des "Wunderknaben" in den USA erwartet worden. Hoffte man in Minnesota auf einen zukünftigen Eckpfeiler, sprachen ihm viele Experten nach zwei mäßigen Jahren in Europa die nötige Qualität ab.

Die ersten elf NBA-Partien des 21-Jährigen haben selbst die Prognosen der kühnsten Optimisten übertroffen: Rubio glänzt nicht nur durch Zauber-Pässe, in erster Linie dirigiert der Point Guard die Offense der Timberwolves gekonnter als die meisten Routiniers. Mit dem Spanier auf dem Parkett sind die Wölfe ein anderes, besseres Team. Die Fans lieben ihn: Im All-Star-Voting für die Guards der Western Conference sammelten bislang nur Kobe Bryant und Chris Paul mehr Stimmen.

8,0 Assists und 1,7 Steals im Schnitt konnte man noch erwarten - dass Rubio jedoch zweistellig scort, überrascht doch sehr. Vor allem sein viel gescholtener Wurf stellte sich bislang nicht als wirkliche Schwäche heraus. Das NBA-Game mit weiteren Wegen, mehr Athletik und weniger Aushilfe-Möglichkeiten in der Defense lässt Rubios Stärken weit besser zur Geltung kommen als das internationale Spiel.

Auch die weiteren Rookies wie Kyrie Irving haben mehr Einfluss auf ihre Mannschaften, als ihnen vor der Saison zugetraut worden ist.

 

Tolle Stats, zu wenige Siege: James

2. DIE MIAMI HEAT WERDEN AUCH 2011/12 NICHT DURCHMARSCHIEREN

LeBron James ist überragend in die Saison gestartet. Der Superstar nimmt weniger Dreier und spielt seine Über-Athletik noch mehr aus als zuvor. 29,5 Punkte bei einer für einen Außenspieler unglaublichen Trefferquote von 57,8 Prozent. Dazu 8,2 Rebounds und 7,4 Assists und 2,0 Steals - solche Zahlen beeindrucken auch Kritiker und Feinde.

Doch obwohl Mario Chalmers und Rookie Norris Cole positiv überraschten und die Heat zum Auftakt voll da waren, stellt sich schon nach drei Wochen die Frage, ob sie gegenüber dem Vorjahr gereift sind. Dwyane Wade kämpft zugegeben mit Verletzungen, doch nach drei Niederlagen in Folge - darunter zwei nach Overtime - haben die Heat den Top-Favoriten-Status zumindest vorübergehend verloren.

Bisher haben die defensivstarken Chicago Bulls jedenfalls mehr beeindruckt. Miami liegt im Osten vorerst nur auf Rang sechs - allerdings auch nur knapp hinter Platz zwei.

 

3. AUSGEGLICHENHEIT UND TIEFE MACHEN SICH BEZAHLT

Klar, die derzeitigen Top-Teams wie Bulls, Magic, Thunder oder Lakers stützen sich in erster Linie auf die individuelle Klasse ihrer Starspieler Derrick Rose, Dwight Howard, Kevin Durant oder Kobe Bryant. Aber einige Überraschungs-Teams finden sich in der Tabelle gerade wegen ihrer Ausgeglichenheit weit vorne.

Beeindruckend zum Beispiel, wie die Philadelphia 76ers (8:3) an der Spitze der Eastern Conference mitmischen. Acht Spieler (Lou Williams, Jrue Holiday, Andre Iguodala, Thaddeus Young, Spencer Hawes, Evan Turner, Elton Brand, Jodie Meeks) scoren durchschnittlich zwischen 9,1 und 15,4 Punkten pro Partie. Dazu kommt Rookie Nikola Vucevic, dessen Rolle immer größer wird.

Auch die Indiana Pacers weisen eine 8:3-Bilanz auf. Sieben Spieler erzielen im Schnitt zwischen 14,7 und 10,5 Punkten (Danny Granger, Roy Hibbert, Tyler Hansbrough, David West, Paul George, George Hill, Darren Collison).

Ahnlich verhält es sich mit den Atlanta Hawks und Denver Nuggets, die sich auf viele verschiedene "Waffen" verlassen können.

 

Beeindruckt nicht nur mit Physis: Rose

4. DERRICK ROSE IST ERNEUT EIN MVP-KANDIDAT

Mag die MVP-Auszeichnung von Derrick Rose 2011 als gerechtfertigt, aber auch als eine einmalige Sache angesehen worden sein, so zeigt der Point Guard der Chicago Bulls auch heuer wieder, warum er ein besonderer Spieler ist.

Die NBA hat viele Stars und talentierte Scorer, doch kaum einer schafft es so wie Rose, genau im richtigen Moment zu übernehmen, ohne dem Teamplay seiner Mannschaft zu schaden. Die Willenskraft von Rose ist vorbildlich, seine Athletik für einen Point Guard außergewöhnlich. Und der wichtigste Punkt: Er ist in der Crunch Time voll da.

 

5. DIE MAVERICKS SIND KONKURRENZFÄHIG

Die ersten Saisonauftritte der Mavs waren - gelinde gesagt - eines Meisters nicht würdig. Es hatte den Eindruck, als konnten die Abgänge der dynamischen Tyson Chandler und JJ Barea durch die Routiniers Vince Carter und Lamar Odom nicht wettgemacht werden.

Angst jagen die Mavs noch immer niemandem ein, doch vor allem dank Dirk Nowitzki haben sie die Kurve relativ schnell gekriegt. Delonte West und Ian Mahinmi springen in die Bresche und ergänzen den Stamm um Nowitzki und Jason Terry.

Favorit war Dallas ja auch im Vorjahr nicht, doch ebenso wie die San Antonio Spurs und die L.A. Lakers muss man die Mavs am Ende der Saison auf der Rechnung haben. Die "Wachablöse" der etablierten Teams ist keine Selbstverständlichkeit.

 

6. CELTICS AUF TALFAHRT

Der letzte Satz muss relativiert werden: Teams wie Oklahoma City, Denver, Portland und vielleicht auch die Clippers werden erwartungsgemäß immer stärker. Von den großen Teams werden es im Westen wohl dennoch alle in die Playoffs schaffen.

Anders ist die Situation im Osten, wo sich die Boston Celtics ernsthaft Sorgen um die Postseason-Qualifikation machen müssen. Die Altherren um Kevin Garnett, Ray Allen und Paul Pierce waren bislang bestenfalls Durchschnitt. Die Konstanz von Rajon Rondo lässt die Kelten aber noch hoffen.

 

7. VERLETZUNGEN HÄUFEN SICH

Ob der dichtere Spielplan mit bis zu drei aufeinander folgenden Spielen dazu beiträgt, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass sich zahlreiche Spieler mit Verletzungen herumschlagen. Al Horford, Manu Ginobili, Zach Randolph, Brook Lopez, Eric Maynor, Darrell Arthur und T.J. Ford fallen lange aus. Viele weitere Akteure schleppen kleinere Wehwehchen mit sich herum. Das Thema Fitness ist ein größeres als in normalen Saisonen mit längeren Pausen zwischen den Spielen.


Cousins blieb, Westphal musste gehen

8. IN DER NBA IST DER SPIELER DER BOSS

Gibt es einen größeren "Ungustl" in der NBA als DeMarcus Cousins? Wegen disziplinärer Probleme, Unmutsäußerungen und angeblicher Trade-Forderungen wurde der Center von Kings-Coach Paul Westphal für ein Spiel aus dem Kader gestellt. Ein öffentliches Statement von Westphal folgte, nach der eine Trennung von Cousins unausweichlich schien. Doch was passierte? Wenig später war Westphal seinen Job los ...

 

Hubert Schmidt