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"Das geht über Basketball hinaus"

Die Katze ist aus dem Sack.

LeBron James kehrt als Free Agent nicht zu den von den Spurs entthronten NBA-Champion Miami Heat zurück, sondern an seine alte Wirkungsstätte zu den Cleveland Cavaliers.

Bei "Sports Illustrated" kündigt der vierfache Liga-MVP an: "Ich komme nach Hause. Meine Bindung zum Nordosten Ohios ist größer als Basketball."

Rückkehr nach vier Jahren

Vor vier Jahren hinterließ der 29-Jährige in Cleveland verbrannte Erde, bildete danach mit Dwyane Wade und Chris Bosh die "Big Three" Miamis und krönte sich zweimal in vier Jahren zum NBA-Champion.

Neben den Spurs 2014 unterlagen die Heat 2011 auch Dallas im Finale.

James entschied sich nun u.a. gegen die LA Lakers, Chicago Bulls, New York Knicks oder gegen die Rückkehr nach Florida - und für seine Heimat.

Nach "The Decision", die der Superstar via ESPN-Live-Sendung der Welt vor vier Jahren verkündete, gibt sich James dieses Mal bei "The Decision 2" deutlich zurückhaltender - und vor allem demütiger.

James erklärt sich via Brief

Via "SI.com" begründet er seine Heimkehr und richtet den Fans die folgende, emotionale Botschaft aus.

Ehe sich irgendjemand damit beschäftigte, wo ich einmal Basketball spielen würde, war ich ein Kind aus dem Nordosten Ohios. Dort ging ich, dort lief ich, dort weinte ich, dort blutete ich. Es hat einen speziellen Platz in meinem Herzen. Die Leute haben mich dort aufwachsen sehen. Ich fühlte mich manchmal wie ihr Sohn. Ihre Leidenschaft kann überwältigend sein und sie hat mich angetrieben. Ich wollte ihnen Hoffnung geben, wo ich nur kann. Ich wollte sie inspirieren, wo ich nur kann. Meine Bindung zum Nordosten Ohios ist größer als Basketball. Ich habe das vier Jahre nicht erkannt. Ich tue es jetzt.

Wisst ihr noch, als ich 2010 im "Boys and Girls Club" saß? (Ort der Bekanntgabe von "The Decision", Anm). Ich dachte, das ist wirklich hart. Ich konnte es fühlen. Ich habe etwas verlassen, an dem ich lange gearbeitet habe. Wenn ich es nochmals machen könnte, würde ich Dinge sicherlich anders machen, aber ich wäre dennoch gegangen. Miami war für mich wie College für andere Kinder. Diese vier Jahre haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Ich wurde zu einem besseren Spieler und zu einem besseren Menschen. Ich habe von einer Franchise gelernt, zu solch einer wollte ich gehen. Ich werde Miami immer als mein zweites Zuhause betrachten. Ohne diese Erfahrung, die ich dort gemacht habe, würde ich nicht in der Lage zu sein, das zu machen, was ich heute mache.

Ich bin wegen D-Wade (Dwyane Wade) und CB (Chris Bosh) zu Miami gegangen. Wir haben auf etwas verzichtet, um UD (Udonis Haslem) zu halten. Ich habe es geliebt, ein großer Bruder von Rio (Mario Chalmers) zu werden. Ich glaubte daran, dass wir etwas Magisches machen könnten, wenn wir zusammenkommen würden. Und das ist genau das, was wir gemacht haben! Das Härteste an meinem Abschied ist, das, was wir aufgebaut haben, zu verlassen. Ich habe mit einigen gesprochen und werde das noch mit einigen tun. Nichts wird daran ändern, was wir erreicht haben. Wir sind Brüder fürs Leben. Ich möchte mich auch bei Micky Arison (Besitzer) und Pat Riley (Präsident) für unglaubliche vier Jahre bedanken.

"Ich will mich ungestört erklären"

Ich schreibe diesen Essay deswegen, um mich ungestört zu erklären. Ich will nicht, dass irgendjemand denkt: "Er und Erik Spoelstra verstehen sich nicht...Er und Riles verstehen sich nicht...Die Heat konnten nicht das richtige Team zusammenstellen." Das ist absolut nicht wahr.

Ich werde keine Pressekonferenz geben oder eine Party. Nach diesen Worten ist es Zeit, zur Arbeit zurückzukehren.

Als ich Cleveland verlassen habe, war ich auf einer Mission. Ich habe nach Meisterschaften gesucht und wir haben zwei gewonnen. Miami kannte aber schon das Gefühl. Unsere Stadt hat das schon lange, lange, lange nicht mehr erlebt. Ich will nach wie vor so viele Titel wie möglich gewinnen, keine Frage. Aber das Wichtigste ist mir, einen Titel in den Nordosten Ohios zu bringen.

Ich habe immer gewusst, ich werde nach Cleveland zurückzukehren und meine Karriere hier beenden. Ich wusste nur nicht wann. Nach der abgelaufenen Saison habe ich nicht einmal an die Free Agency gedacht. Aber ich habe zwei Kinder und meine Frau Savannah ist mit unserer Tochter schwanger. Ich habe darüber nachgedacht, wie es sein könnte, meine Familie in meiner Heimatstadt großzuziehen. Ich habe mir andere Teams angesehen, aber ich hätte Miami nur für Cleveland verlassen. Je länger ich darüber nachdachte, desto besser fühlte sich dieser Gedanke an. Es ist das, was mich glücklich macht.

"Wer bin ich, Groll zu hegen?"

Um diese Entscheidung zu treffen, dafür habe ich meine Frau und meine Mutter gebraucht, die sehr hart sein können. Der Brief von Dan Gilbert (Cleveland-Eigentümer), das Buhen der Cleveland-Fans, die verbrannten Jerseys - all das zu sehen, war hart für sie. Meine Gefühle waren eher gemischt. Es wäre ein Leichtes zu sagen: "Ok, ich möchte mit diesen Leuten nichts mehr zu tun haben." Aber dann denkst du an die andere Seite. Was ist, wenn ich ein Kind wäre, das zu einem Athleten aufblickte, der wollte, dass ich es in meinem eigenen Leben besser mache, und dann geht er? Wie würde ich reagieren? Ich habe mich mit Dan getroffen, von Angesicht zu Angesicht, von Mann zu Mann. Wir haben uns ausgesprochen. Jeder macht Fehler. Ich habe auch Fehler gemacht. Wer bin ich, Groll zu hegen?

Ich verspreche keinen Titel. Ich weiß, wie schwer es ist, das zu schaffen. Wir sind noch nicht so weit. Keineswegs. Natürlich will ich nächste Saison gewinnen, aber ich bin realistisch. Es wird ein langer Prozess, noch länger als es zum Zeitpunkt 2010 war. Meine Geduld wird auf den Prüfstand gestellt. Ich weiß das. Die neue Situation umfasst einen neuen Coach und ein junges Team. Ich werde der alte Mann sein. Aber ich begeistere mich dafür, ein junges Team zusammenzuführen und ihnen zu helfen, einen Platz zu erreichen, von dem sie dachten, sie könnten ihn nicht erreichen. Ich sehe mich nun als Mentor und ich bin aufgeregt, einige dieser talentiertem Jungs nun zu führen. Ich denke, ich kann Kyrie Irving helfen, einer der besten Point Guards in unserer Liga zu werden. Ich denke, ich kann helfen, Tristan Thompson und Dion Waiters weiterzuentwickeln. Und ich kann es kaum erwarten mit Anderson Varejo, einer meiner liebsten Teamkollegen, wiedervereint zu sein.

"Ich komme heim"

Aber es geht nicht um den Kader. Ich fühle, es geht hier über Basketball hinaus. Ich habe eine Verantwortung zu tragen, in vielerei Hinsicht und ich nehme das sehr ernst. Meine Präsenz kann in Miami einen Unterschied ausmachen, aber ich denke, es kann dort, wo ich herkomme, mehr bedeuten. Ich will, dass Kinder im Nordosten Ohios, wie etwa die Drittklässer aus Akron, die ich durch meine Stiftung fördere, erkennen, dass es keinen besseren Ort zum Aufwachsen gibt. Vielleicht kommen einige nachher heim und gründen eine Familie oder eröffnen ein Geschäft. Das würde mich lächeln lassen. Unsere Gemeinschaft, die durch so viel hindurch musste, braucht alle Begabung, die es hat.

Im Nordosten Ohios ist nichts geschenkt. Alles ist erarbeitet. Du arbeitest für das, was du hast.

Ich bin bereit, diese Herausforderung anzunehmen. Ich komme heim.