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Peanuts und Spielzeit statt Traum-Gehalt

Peanuts und Spielzeit statt Traum-Gehalt

Im Sommer 2010 hat Rasid Mahalbasic im Alter von 19 Jahren einen Drei-plus-drei-Jahresvertrag beim europäischen Spitzenklub Fenerbahce Ülker Istanbul unterschrieben.

Seit dem Wochenende nennt der ÖBV-Nationalspieler allerdings den slowenischen Verein Zlatorog Lasko seinen Arbeitgeber.

Schon im Vorjahr war der 2,10 Meter große Power Forward/Center zweimal verliehen worden (Tofas Bursa, KK Split), und auch in der heurigen Saison kam Mahalbasic in keinem einzigen Bewerbsspiel für Fenerbahce zum Einsatz.

Freiwilliger Abschied von der Basketball-Traumwelt (Fenerbahce hat am Mittwoch seine eigene hypermoderne 14.000-Zuschauer-Halle Ülker Sports Arena eröffnet) und vom Traumgehalt, stattdessen vier Monate lang hoffentlich viel Spielzeit.

Im LAOLA1-Interview klärt der Topscorer des Nationalteams über die Hintergründe seines Abschieds aus der Türkei auf.

 

LAOLA1: Seit wann bist du auf der Suche nach einem neuen Verein gewesen?

Rasid Mahalbasic: Seit 8. Jänner. Ich habe den Vertrag meinerseits aufgelöst, da der Klub in Zahlungsrückstand war. Davor hatte Fenerbahce versucht, mich zu verleihen, aber kein interessierter Verein wollte bzw. konnte mein Gehalt zahlen. Daher habe ich mich entschlossen, nicht auf das Geld zu schauen, sondern darauf, dass ich vier Monate lang spielen kann. Im Vergleich zu meinem Gehalt bei Fenerbahce verdiene ich hier Peanuts, aber ich will spielen.

LAOLA1: Für Außenstehende ist schwer zu durchschauen, welche Pläne Fenerbahce mit dir hatte. Obwohl ein Superstar wie Mirsad Türkcan lange verletzt war, war der Kader unter dem Korb so breit besetzt, dass für einen jungen Spieler wie dich kein Bedarf bestand. Auch in der nationalen Liga waren Einsätze wegen der strengen Legionärsregel unwahrscheinlich.

Mahalbasic: Der Trainer wollte mich anmelden, aber das Management war dagegen. Ich habe keine Ahnung, was sie tatsächlich geplant haben, aber wenn man mehr Geld hat als man braucht, kann man ja immer irgendwie investieren. Ich habe die ganze Zeit normal mittrainiert und in der Vorbereitung auch recht viel gespielt, danach aber nur noch zugeschaut.

LAOLA1: Was hat den Ausschlag für Lasko gegeben? Dadurch, dass du nun billiger zu haben warst, gab es sicher einige Optionen?

Mahalbasic: Es gab in Deutschland und Italien Möglichkeiten, mich längerfristig zu binden, aber leider nicht mit Spielgarantie. Hier in Lasko wurde mir gesagt, dass ich viel spielen werde. Ich hoffe, dass das auch so sein wird und ich gute Statistiken haben werde. Ich wollte zudem zu einem Klub, der international spielt, was hier mit der Teilnahme an der Adria-Liga gegeben ist. Ich will aus den 20 oder 25 Spielen das Maximum herausholen, damit ich für das Nationalteam ready bin. Dort will ich wieder meine Leistung zeigen und nach der EM-Qualifikation wieder einen guten Verein bekommen. Ich habe mich ja bislang über das Nationalteam verkauft und das wird sich nicht ändern.

LAOLA1: Was sind die Ziele des Klubs für den Rest der Saison?

Mahalbasic: In der Adria-Liga vom letzten Platz wegzukommen und in der slowenischen Liga so gut wie möglich abzuschneiden.

LAOLA1: Wie siehst du das Fenerbahce-Abenteuer im Nachhinein? Würdest du etwas anders machen oder hat dir diese Erfahrung ohnehin viel gebracht?

Mahalbasic: Von der Erfahrung und von meiner Entwicklung her war es sicher gut, nur habe ich nie die Chance erhalten zu spielen. Wenn ich diese Chance erhalten hätte, wüsste ich, wo ich stehe. So muss ich mich fragen: Wenn ich gespielt hätte, wäre ich geblieben? Oder hätte ich gesehen, dass ich nicht gut genug für dieses Niveau bin? Offene Fragen werden immer bleiben. Mein Ziel ist natürlich, wieder auf dieses Niveau zu kommen.

LAOLA1: Ist die Trennung freundschaftlich verlaufen?

Mahalbasic: Ja, ja. Von den Arbeitern im Klub über die Trainer bis zum Management, war alles ganz freundschaftlich. Die Leute waren alle sehr nett zu mir. Es ist einfach hart in diesem Geschäft. Es hat natürlich jeder verstanden, dass es für mich in meinem Alter in erster Linie wichtig ist zu spielen.

LAOLA1: War die Entscheidung zum Ausstieg aus dem Vertrag eine schwierige für dich?

Mahalbasic: Ich sehe meinen Ausstieg als Investition: Ein, zwei Jahre weniger verdienen, damit ich dann vielleicht wieder einen Millionen-Vertrag bekomme. Was bringt einem all das Geld, wenn man nur sitzt? Da fühlt man sich unterfordert. Das Leben in Istanbul ist wunderschön, aber wird auch nach einiger Zeit langweilig.

LAOLA1: Was nimmst du sportlich aus deiner Zeit bei Fenerbahce mit? Wo liegen die größten Unterschiede im Vergleich zu Teams auf nicht ganz so hohem Niveau?

Mahalbasic: Ganz zu Beginn muss man sich daran gewöhnen, dass es sehr professionell abläuft. Das Verhalten "on and off the court" ist ganz anders. Zum Training kommst du eine halbe Stunde früher und bereitest dich vor, oder du kommst noch früher, gehst ins Fitness-Studio und wärmst dich selbstständig auf. Wenn der Trainer in die Halle kommt, musst du schon ready sein. Du musst auf die Ernährung aufpassen, schauen, dass du genügend Schlaf bekommst. Du musst darauf achten, was du in der Öffentlichkeit isst und trinkst, wie du dich benimmst. Auch was die Verbindung Spieler-Trainer-Fans-Umfeld betrifft, lernt man viel. Hier in Lasko, wo das Niveau etwas niedriger ist, sieht man die Unterschiede deutlich. Im technischen Bereich habe ich ebenfalls viel gelernt. Ich habe tagtäglich sehr viel trainiert, besonders individuell 1-gegen-0 mit dem Individualtrainer. Körperlich habe ich große Fortschritte gemacht.

 

Das Gespräch führte Hubert Schmidt