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Knights-Lektion für respektlose Le-Mans-Stars

Knights-Lektion für respektlose Le-Mans-Stars

Es kam nicht aus dem Nichts.

Damit, dass die magnofit Güssing Knights den französischen Spitzenklub Le Mans Sarthe Basket zum Auftakt der "Last 16" der EuroChallenge fordern können würden, durfte man rechnen.

Zu stark waren die Leistungen des österreichischen Basketball-Meisters, als dass man eine Abfuhr erwartet hätte.

Doch was sich am Dienstagabend vor 800 Fans im Südburgenland abspielte, damit hatte wirklich niemand gerechnet.

Die Knights, in der ABL-Tabelle mit einer 13:7-Bilanz Dritte, führten den mit internationalen Stars gespickten Fünften der französischen LNB über weite Strecken vor und lagen beim 82:65-Erfolg zwischenzeitlich mit bis zu 24 Punkten in Führung.

Fehlender Respekt

Die Gäste, für die Ex-ÖBV-Teamchef Neno Asceric von 2000 bis 2003 aktiv gewesen war, wirkten von Beginn an nicht "ready" für das Spiel und begingen gegen die gewohnt aggressive und aktive Knights-Defense Turnover um Turnover.

"Ich habe meiner Mannschaft vor zwei Tagen, gestern und auch heute Morgen gesagt, den Gegner zu respektieren", war Le-Mans-Coach Erman Kunter darüber erbost, dass sein Team keinen Respekt vor dem Gegner zeigte.

"Es ist eine Schande für mich, aber nun müssen wir arbeiten und fünf weitere Spiele spielen", meinte der ehemalige türkische Teamchef.

In das gleiche Horn stieß sein Guard Antoine Eito: "Wir haben unseren Gegner nicht respektiert. Um zu verteidigen, braucht man Kampfgeist. Sie hatten ihn, wir nicht. Nun müssen wir in den verbleibenden Spielen Leistung zeigen. Heute war es eine Schande, zumindest für mich."

Ex-NBA-Spieler unsichtbar

Dabei war Eito mit seinen 14 Punkten neben dem Polen Michal Ignerski noch einer der Lichtblicke der Franzosen.

Ex-NBA-Champion Rodrigue Beaubois erzielte sechs Punkte, Ex-Clipper Daniel Ewing ganze vier und Ex-Barcelona-Big-Man C.J. Wallace wirkte bei seinem Debüt mit zwei Zählern und vier Ballverlusten überhaupt völlig von der Rolle.

Ex-NBA-Guard Ewing war abgemeldet

Während bei Le Mans der Europameister und WM-Dritte Charles Kahudi nach drei Minuten verletzt ausfiel, musste Güssing auf Routinier Marcus Heard (aus privaten Gründen in den USA) und den verletzten Nationalspieler David Hasenburger verzichten.

Sechs Eigenbauspieler, angeführt von den ÖBV-Stützen Thomas Klepeisz und Sebastian Koch, zeichneten neben den zwei Bulgaren Kostov und Georgiev und den beiden US-Boys Travis Taylor und Chris Dunn für den Sieg verantwortlich.

Besonders beeindruckte der 16-jährige Jakob Ernst in seinem dreiminütigen Einsatz vor der Pause mit zwei Punkten, einem Assist und einem Steal.

Zollner: "Außergewöhnliche Leistung"

Knights-Coach Matthias Zollner konnte mit seinen Mannen naturgemäß zufrieden sein.

"Gratulation an meine Mannschaft für diese außergewöhnliche Leistung. Gegen die sehr talentierte Mannschaft von Le Mans mussten wir unser bisher bestes Spiel zeigen, speziell ohne unsere zwei Innenspieler David Hasenburger und Marcus Heard. Ich bin sehr stolz darauf, wie wir es geschafft haben, uns gegen ihre Innenspieler durchzusetzen."

Chavdar Kostov, der mit 21 Punkten Topscorer der Begegnung war, jubelte: "Wir haben eines unserer besten Spiele in diesem Jahr gespielt. Wir wussten, dass der Schlüssel zum Erfolg die Verteidigung sein wird und wir haben eine Menge an Energie dafür verwendet."

Beaubois sorgte für NBA-Schlagzeilen

Besonders überraschend war, dass die Ex-NBA-Guards von Le Mans dem Spiel gegen den Güssinger Druck nicht ihren Stempel aufdrücken konnten.

Während Ewing in zwei Saisonen (2005-2007) im Dress der Los Angeles Clippers zwar auf 127 Einsätze kam, aber mit 3,4 Punkten im Schnitt eine eher bescheidene Rolle einnahm, war Roddy Beaubois bereits in seiner Rookie Saison ein Star.

Der 1,88 Meter große Guard wusste 2009/10 für die Dallas Mavericks mit 7,1 Punkten pro Partie aufzuzeigen.

Ratlos: Wallace, Kunter, Beaubois (v.l.n.r.)

Zwei Rookie-Rekorde

Viel beeindruckender sind aber zwei statistische Errungenschaften des mittlerweile 26-jährigen Franzosen:

Er wurde der erste Spieler der NBA-Geschichte, der in seiner Rookie-Saison zumindest 50 Prozent aus dem Feld (51,8), 40 Prozent jenseits der Dreipunkte-Linie (40,9) und 80 Prozent vom Freiwurf (80,8) traf.

Gegen die Golden State Warriors erzielte er überragende 40 Punkte und traf neun von elf Dreier-Versuchen, was ebenfalls Rookie-Rekord bedeutete.

Selbst in den Playoffs hatte Beaubois einen großen Impact: So brachte er sein Team im sechsten Spiel der Erstrunden-Serie gegen die San Antonio Spurs mit 16 Zählern von einem 22-Punkte-Rückstand fast noch zurück.

Verletzt zum Championship-Ring

In seiner zweiten Saison durfte Beaubois sogar die Larry-O'Brien-Trophäe in die Höhe stemmen.

Wegen eines Fußbruchs und einer weiteren Fußverletzung versäumte er aber den Großteil der Saison und war auch in den Playoffs nicht fit.

Auch 2011/12 und 2012/13 lief Beaubois für die Mavs auf, verpasste aber erneut wegen mehrerer Verletzungen viele Partien, unterschrieb 2014 für Charleroi und schließlich für Le Mans.

Revanche im Februar

Beaubois und die Franzosen haben am 10. Februar die Gelegenheit, sich an den Knights zu revanchieren.

Zuvor gastieren die Güssinger bei Usak Sportif (20.1.) und JSF Nanterre (28.1.).

Nanterre gewann das Auftaktspiel gegen die Türken überlegen 100:67.

Die ersten zwei der Gruppe J steigen in das Viertelfinale auf. Die nächste Sensation, auf die man in Güssing weiter spitzen darf.


Hubert Schmidt