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"Über den Meistertitel rede ich gar nicht"

Mit Deteri Mayes ging im Sommer DIE Galionsfigur des Gmundner Basketballs, auch Ian Boylan verließ die Oberösterreicher.

Doch die Abgänge wurden überraschend problemlos ersetzt, und nach einer hervorragenden Saison gingen die Allianz Swans als Favorit in die ABL-Playoffs.

Mittlerweile stehen die Schwäne bereits im Halbfinale, doch nach den Ausfällen ihrer Forwards Richard Poiger und Reggie Arnold ist der vierfache Meister in der Serie gegen den Lokalrivalen WBC Raiffeisen Wels für viele leichter Außenseiter.

Auch Head Coach Mathias Fischer ist dieser Meinung. Wie er es trotzdem in das Finale schaffen will, verrät er im LAOLA1-Interview.

LAOLA1: Supercup- und Cupsieg, Platz 1 nach der Hauptrunde, Halbfinal-Einzug: Wie überrascht bist du über den so reibungslos verlaufenen Umbau der Mannschaft?

Mathias Fischer: Es ist schon überraschend. Wir haben drei neue Spieler bekommen und wichtige Leistungsträger verloren. D.T. Mayes und Ian Boylan waren zwei Identifikationsfiguren. Wir haben eine Mannschaft aufgebaut, die sich stetig entwickelt hat. Ich denke, wir haben einen guten Basketball gespielt und waren am Ende der Hauptrunde auch verdient ganz oben. Die Spieler, die wir verpflichtet haben, haben einen super Job gemacht. Richi Poiger hat super eingeschlagen, Sharaud Curry hat sich an das Spiel in Österreich gewöhnt, Reggie Arnold war vor allem in der H1 und in den Playoffs eine der Stützen der Mannschaft.

LAOLA1: Hat auch geholfen, dass die Konkurrenten bis auf Klosterneuburg ebenfalls einen Umbau betreiben mussten bzw. gerade Titelverteidiger Oberwart einige Spieler abgeben musste?

Fischer: Ja, natürlich. Oberwart war ohne Volcic und ohne Parker eine andere Mannschaft. Die Liga ist vielleicht nicht unbedingt schwächer, aber auf jeden Fall ausgeglichener geworden. Es war noch nie so eng wie in diesem Jahr. Der Kampf um die Mittelfeldplätze war bis zum Ende spannend. Und Klosterneuburg war lange ganz oben, ehe die Verletzungen einsetzten. Gerade in den Playoffs ist es daher wichtig, dass alle Spieler fit sind.

LAOLA1: Recht ausgeglichen war auch die Viertelfinalserie gegen den BC Vienna. Wie erleichtert warst du, dass ihr euch am Ende doch recht souverän mit 3:1 durchgesetzt habt? Oder gab es trotz des 0:1-Rückstands ohnehin keine Sorge?

Fischer: Ich bin sehr froh, dass wir das erste Spiel verloren haben. Wir haben mit 14 geführt. Ich habe gewusst, dass wir gegen eine Mannschaft spielen, die ich nicht scouten kann. Ich konnte nur Clips von den individuellen Spielern zeigen. Es war sehr schwierig zu erkennen, bzw. es war nicht zu erkennen, welche Systeme läuft diese Mannschaft und was exekutiert diese Mannschaft eigentlich. Das waren fünf Zocker und jeder von denen ist im 1-gegen-1 sehr gut. Wir hatten das Problem, dass wir nie gegen so eine Mannschaft gespielt hatten. Ich kann nur sagen, es ist verdammt schwer, gegen so eine Mannschaft zu spielen. Da war überhaupt kein Play, da wurde kein Pick-and-Roll gespielt, da wurden die wildesten Würfe genommen und teilweise auch aus sieben, acht Metern getroffen. Insofern bin ich sehr zufrieden, dass unsere Mannschaft rechtzeitig gewarnt wurde. Wir haben in der Folge jeweils drei Viertel solide gespielt und Vienna in den letzten zehn Minuten jeweils überlaufen.

Mike Opplands Rolle wurde deutlich größer

LAOLA1: Wie sehr treffen euch die Ausfälle von Richard Poiger und nun auch Reggie Arnold im Hinblick auf die restlichen Playoffs?

Fischer: Die treffen uns sehr. Wir haben zwei Starter verloren, die rund 25 Minuten pro Spiel gespielt haben. Beide sind wichtige Spieler. Reggie ist mein bester Verteidiger, der in der Lage ist, fast jeden Spieler zu stoppen. Gerade auf den Positionen 2 und 3 brauche ich einen guten Verteidiger, gegen Wels insbesondere gegen Pryor und Brown. Reggie hätte bis zu 40 Minuten spielen können, nun muss ich diese Zeit auf Enis Murati, Peter Hütter und Mike Oppland aufteilen. Ich kenne aber meine Mannschaft, sie wird kämpfen. Peter hat zuletzt einen super Job gemacht und wird jetzt viel Verantwortung übernehmen. Und natürlich auch Mike Oppland, der ein Arbeitstier ist.

LAOLA1: Trotz der Ausfälle habt ihr noch acht Spieler, die Basketball spielen können - die "zweite Reihe" um Peter Hütter und Thomas Stelzer verfügt über sehr viel Erfahrung. Sind eure Chancen auf den Titel stark gesunken oder können die Ausfälle die Mannschaft zusammenschweißen und ihr den extra Kick geben?

Fischer: Ich rede gar nicht über den Meistertitel, der ist für mich in weite Ferne gerückt. Ich rede erstmal über die Serie gegen Wels. Wels hat gegen Oberwart hervorragend gespielt und sie gesweept. Das muss man respektieren. Sie sind alle gesund, hatten eine längere Pause und haben über die Saison guten Basketball gespielt. Wir müssen erstmal dieses Halbfinale überstehen, bevor wir über das Finale reden können.

LAOLA1: Wird sich an eurer Spielanlage etwas ändern? Ihr habt ja zwei große Flügelspieler verloren.

Fischer: Ja, wir werden einen etwas anderen Basketball spielen. Offensiv haben wir zwei, drei Sachen modifiziert, aber wir können jetzt nicht unsere Set-Plays ändern. Wir können mit der kleineren Rotation auch nicht über 40 Minuten defensiv Druck aufbauen, dazu sind Mike Oppland und Peter Hütter im Vergleich zu einem Reggie Arnold auch zu langsam. Insofern haben wir uns zwei, drei andere Dinge in der Defense überlegt.

LAOLA1: Worauf wird es gegen Wels ankommen?

Fischer: Wir müssen ihnen die einfachen Punkte in der Transition, also im Gegenangriff wegnehmen. Zudem sind sie unter dem Korb mit Werner, Lamesic und Kohlmaier gut besetzt, wir müssen die Rebounds kontrollieren. Außerdem müssen wir sie von außen zu schwierigen Würfen zwingen. Gegen Oberwart haben sie Spiele trotz hohen Rückstands von der Dreier-Linie gedreht - das müssen wir verhindern.

LAOLA1: Wie siehst du die Chancenverteilung, wer ist dein Favorit in der anderen Serie und insgesamt auf den Titel?

Fischer: Es ist sehr schwer zu sagen. Kapfenberg wird der Ausfall von Fears zunächst sehr, sehr weh tun. Er ist ein sehr wichtiger Mann - nicht nur das Scoren, sondern auch die Assists, die Defense und die Fast-Breaks betreffend. Da sehe ich einen kleinen Vorteil bei Klosterneuburg, das über den tiefsten Kader verfügt. Kapfenberg wird sehr viel über High-Pick-and-Roll-Situationen spielen, Klosterneuburg ist unter dem Korb sehr stark, wo Kapfenberg wiederum dünn besetzt ist. Auch insgesamt sehe ich keinen eindeutigen Favoriten. Am ehesten würde ich diese Rolle Wels zuschieben.

 

Das Gespräch führte Hubert Schmidt