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Dakar: Abenteuer, Legenden und Gefahren

Dakar: Abenteuer, Legenden und Gefahren

Am 5. Jänner startet das härteste Langstrecken-Rennen der Motorsportwelt: Die Rallye Dakar.

Die legendäre Wüstentour wird zum 34. Mal ausgetragen, da sie 2008 aufgrund von Terrordrohungen im letzten Moment abgesagt wurde.

Offiziell findet sie zum 35. Mal statt. LAOLA1 hat daher genau 35 Fakten zusammengestellt, die die Faszination Dakar in all ihren Facetten beleuchten.

 

WIE ALLES BEGANN

 

Bei der Rallye Abidjan-Nizza im Jahre 1977 kommt der französische Motorradfahrer Thierry Sabine in der Wüste von Libyen vom Kurs ab.

Sabine kann gerettet werden und ist vollkommen fasziniert von den Landschaften, die er gesehen hat. Er entwirft eine Strecke, die von Europa aus durch die Region Agadez bis nach Dakar führt. Die Rallye Paris-Dakar ist geboren.

 

Ein Jahr darauf findet auch schon die erste Austragung der Rallye statt: 182 Teilnehmer starten am 26. Dezember 1978 in Paris.

74 Fahrer erreichen am 14. Jänner 1979 das Ziel in Dakar. Die ersten Sieger sind der Franzose Francois Genestier bei den Autos sowie Cyril Neveu bei den Motorrädern.

 

 1982 nimmt Mark Thatcher - Sohn der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher - mit seiner Co-Pilotin Anne-Charlotte Verney an der Rallye teil.

Gemeinsam mit einem Mechaniker werden Thatcher und Verney sechs Tage lang in der Wüste vermisst. Nach einer groß angelegten Suche werden sie von einem Suchflugzeug der algerischen Luftwaffe entdeckt und gerettet.

 

 1983 wird der Rallye ein besonderes Medieninteresse zuteil, da genau zur Zeit der Austragung in der Sandwüste Ténéré ein erbarmungsloser, nicht enden wollender Sandsturm tobt und rund 40 Fahrer vom Kurs abbringt.

Einige benötigen bis zu vier Tage, um die Orientierung und den richtigen Weg wiederzufinden. Eine Legende ist geboren.

LEGENDEN


Dakar-Gründer Thierry Sabine, der französische Sänger Daniel Balavoine, die Journalistin Nathaly Odent, der Pilot François Xavier-Bagnoud und der Funker Jean-Paul Le Fur kommen 1986 bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben. Das Rennen wird dennoch fortgesetzt.

Die Asche von Thierry Sabine wird in der Wüste verstreut. Sein Vater Gilbert und Patrick Verdoy übernehmen die Organisation.

 

Im Camp von Bamako in Mali wird 1988 der Peugeot 405er Turbo 16 des Führenden Finnen Ari Vatanen gestohlen.

Zwar bekommt die Teamleitung den Wagen gegen eine Lösegeldzahlung zurück, doch zu diesem Zeitpunkt ist die Karenzzeit für Vatanen bereits abgelaufen und er wird aus der Wertung genommen. Am Ende gewinnt mit Juha Kankkunen ein Landsmann Vatanens.

 

1990 findet die Dakar mit den meisten Sonderprüfungskilometern statt: 8.564 Kilometer quer durch sieben Länder beinhaltet die Ausgabe.

1979 findet die Paris-Dakar mit den wenigsten Sonderprüfungskilometern statt - 3.168.

 

Eine außergewöhnliche Auflage ist die Rallye 1992: Der afrikanische Kontinent wird vom Norden bis zum Süden durchquert. "Paris – Kapstadt" führt auf 22 Etappen mit einer Gesamt-Streckenlänge von 12.427 km durch zehn Länder.

Es gewinnt der Franzose Hubert Auriol gemeinsam mit seinem Navigator Philippe Monnet. Damit ist Auriol der Erste, der in den Kategorien Motorrad (bereits 1981 und 1983) und Auto gewinnen kann.

VON PARIS-DAKAR ZUR RALLYE DAKAR


In der Geschichte der Rallye gibt es bislang eine einzige Absage. Aufgrund von Terrordrohungen konnte die Paris-Dakar 2008 nicht stattfinden.

Im Vorfeld wurden vier Franzosen und drei mauretanische Militärangehörigen ermordet.

 

Erst am Abend vor dem Start wird die Absage der Auflage von 2008 bekannt gegeben. Die Teilnehmer sind schockiert, begrüßen aber gleichzeitig das verantwortungsvolle Vorgehen der Veranstalter.

Drei Wochen später zeigt sich, dass die Entscheidung richtig war: Mitten im Zentrum von Nouakchott wird ein Anschlag verübt.

 

Aufgrund der Terrorvorfälle wird die Rallye seit 2009 unter dem Namen Dakar in Südamerika durchgeführt.

Sie startete in Buenos Aires und führte durch Argentinien und Chile. Das Zuschauerinteresse war von Beginn an auch in Südamerika überraschend groß.

 

Die bis dato letzte Rallye, die Dakar 2012, war somit die 34. Austragung und die 33., die tatsächlich ausgefahren wurde.

Sie fand zum vierten Mal in Südamerika statt.


AFRICA RACE

 

Nach dem Abwandern der klassischen Dakar ruft Rallye-Legende Hubert Auriol die historische Wüstenquerung neu ins Leben.

Das „Africa Race“ findet seither auf der Originalroute der Paris-Dakar statt und führt auf elf Etappen nach Dakar.



Schnell ist „Africa Race“ wieder zu einer Großveranstaltung geworden. Heuer haben sich rund 500 Teilnehmer aus 27 Nationen auf den 5.600 Kilometer weiten Weg von Frankreich über Spanien, Marokko und Mauretanien in den Senegal gemacht.

Auch das Schauspieler-Brüderpaar Gregor Bloéb und Tobias Moretti nimmt heuer an dem Wüsten-Abenteuer teil.

REKORDE

Die Deutsche Jutta Kleinschmidt schreibt 2001 im Mitsubishi Dakar-Geschichte: Als erste und bisher einzige Frau gewinnt sie die Wüstentour. Nach 20 Etappen haben sie und ihr Beifahrer Andreas Schulz gerade einmal 2:39 Minuten Vorsprung auf den Japaner Hiroshi Masuoka.

13 Jahre zuvor gibt sie ihr Dakar-Debüt mit dem Motorrad. 1997 gewinnt sie als erste Frau einen Etappe und führt zwischenzeitlich – ebenfalls als erste Frau – die Gesamtführung an.

 

Insgesamt gelingt es drei deutschsprachigen Fahrern, das Rennen zu gewinnen. Darunter den Deutschen Karl-Friedrich Capito 1985 bei den Trucks sowie Jutta Kleinschmidt 2001 bei den Autos.

Als einziger Österreicher gewinnt Peter Reif 1997 bei den Lastwagen.

Absoluter Rekord-Dakar-Sieger ist der Franzose Stephane Peterhansel: Zehn Siege stehen in seinem Lebenslauf, er ist neben Hubert Auriol der Einzige, der sowohl auf vier als auch auf zwei Rädern siegt.

2012 gelingt im der zehnte Sieg - insgesamt triumphiert er viermal (2004, 2005, 2007 und 2012) gemeinsam mit Beifahrer Jean-Paul-Cottret im Auto, sowie sechsmal mit dem Motorrad (1991–1993, 1995, 1997 und 1998).

 

Neben Peterhansel ist Ari Vatanen mit vier Siegen der erfolgreichste Autofahrer der Dakar.

Vatanen führt mit 56 Etappensiegen zusätzlich die Liste der Tagessieger an.

 

Der Japaner Yoshimasa Sugawara nimmt bereits zum 30. Mal an der Dakar teil. Damit ist er einsamer Rekordhalter.

Mit 71 Jahren will Sugawara sich noch lange nicht zur Ruhe setzen, zweimal startete er mit dem Motorrad, sieben Mal mit dem Auto und seit 1992 mit dem Lastwagen.

 

WISSENSWERTES


Der österreichische Hersteller KTM aus Mattighofen in Oberösterreich ist in der Motorradklasse das Nonplusultra.

Unter anderem fährt Titelverteidiger Cyril Despres (4 Siege) für KTM.

 

Veranstalter der Dakar ist das französische Unternehmen A.S.O. (Amaury Sport Organisation). Der Sport-Veranstalter organisiert unter anderem auch die Tour de France und den Marathon de Paris.

Die Rallye wird in 189 Länder übertragen, die Zahl der Zuschauer weltweit liegt geschätzt bei rund 2,2 Milliarden.

 

Viel Aufmerksamkeit hat die Ankündigung des Spaniers Jose Luis Alvarez auf sich gezogen.

Er will die Wüstenrallye 2013 in einem umgebauten Smart bestreiten.

 

DIE DÜSTERE SEITE


Das Abenteuer Dakar fordert jedoch auch viele Opfer. Es darf nicht vergessen werden, dass die Fahrer ihr Leben aufs Spiel setzen, in dem sie an der Wüstenrallye teilnehmen.

Über die genaue Anzahl der Todesopfer herrscht Uneinigkeit, Quellen sprechen von 59 bis 61 Toten. Welche Zahl auch stimmt, sie ist in jedem Fall zu hoch.

 

Das jüngste Opfer ist der Motorradrennfahrer Jorge Andrés Boero. Der Argentinier, der gerade einmal 38 Jahre alt wurde, verunfallte auf der ersten Etappe der Dakar 2012 tödlich.

Motorradfahrer sind besonders gefährdet, gerade in der jüngeren Zeit verunglückten viele tödlich. So auch der Dakar-Sieger von 2001 und 2002, der Italiener Fabrizio Meoni, der bei einem Sturz während der Rallye 2005 verstarb.


Doch auch Zuschauer riskieren ihr Leben, wenn sie live dabei sein wollen. 2006 starben etwa neben dem australischen Motorradfahrer Andy Caldecott auch zwei junge Zuschauer.

Aufgrund der vielen Todesopfer im Publikum gilt seit einigen Jahren ein Tempolimit in Ortschaften.

KRITIK


Das Aktionskollektiv für die anonymen Opfer der Rallye Dakar wurde 2006 nach dem Tod zweier Kinder gegründet und fordert die Abschaffung der Rallye.

Das Kollektiv fasst die Rallye als "ökologische Aggression" und als "menschliche Verachtung der afrikanischen Länder" auf.

 

Laut chilenischen Archäologen bedroht die Rallye das historische Erbe der Region.

Trotz der Existenz von offiziellen Dokumenten, “welche die Zerstörung und schwere Schäden an archäologischen Stätten beweisen”, seien Klagen systematisch abgewiesen worden.

 

Perus Paläontologen warnen ebenfalls davor, dass die erneute Austragung der Rallye den Fossilienstand in der Wüste von Ica bedrohe. Bereits 2011 habe es große Schäden durch Fahrzeuge und Zuschauer gegeben.

Die Wüste von Ica beinhaltet den wohl größten "Fossilienfriedhof" der Welt.

REGELN UND VORGABEN


Die Fahrer erhalten ein tägliches Roadbook, in dem Route, Charakteristika der Etappe und Wegpunkte, die passiert werden müssen, vermerkt sind.

Die Route der Dakar ist aufgeteilt in Wertungsprüfungen, bei denen die Teilnehmer auf reservierten Pisten auf Zeit fahren sowie in Verbindungsetappen, bei denen eine Zeitvorgabe eingehalten werden muss. Eine Zeitkarte wird bei jedem Teilnehmer an verschiedenen Kontrollpunkten von der Rennleitung abgestempelt.

 

Kommt ein Fahrer durch einen Defekt oder Sturz nicht mehr alleine weiter, ist Hilfe von Außenstehenden nur auf bestimmten Abschnitten zulässig. Während der Wertungsprüfung ist jegliche Hilfe der Servicecrew untersagt. Allerdings dürfen sich die Teilnehmer gegenseitig helfen.

Verbotene Hilfeleistung wird beim härtesten Autorennen der Welt empfindlich bestraft.

DAKAR 2013


Die Ausgabe 2013 führt durch drei Länder: Peru, Argentinien und Chile. Am 5. Jänner startet das Extrem-Rennen in Lima und endet am 19. Jänner in Santiago.

Ingesamt haben sich in den vier Kategorien 458 Fahrer beziehungsweise Teams gemeldet - 157 Autos, 40 Quads, 75 Trucks und 186 Motorräder.

 

Der dreifache Sieger Marc Coma aus Spanien muss 2013 auf die Dakar verzichten. Der 36-jährige KTM-Motorradfahrer leidet an den Folgen einer Schulterverletzung, die er sich bei der Marokko-Rallye zugezogen hat.

Damit sind die Chancen von Dauerrivale Cyril Despres auf den fünften Titel deutlich gestiegen. Zudem bekommt KTM-Ersatzpilot Kurt Caselli zu seinem Dakar-Debüt.

Der Amstettener Ferdinand Kreidl ist der einzige Österreicher im Starterfeld.

Aufgrund eines Defekts konnte er 2012 die Rallye nicht beenden. 2013 hofft er auf eine Zielankunft.

 

8574 Kilometer müssen die PKWs 2013 bewältigen.

Die Strecken der anderen drei Kategorien sind etwas kürzer: Für Motorräder und Quads beträgt sie 8.423 Kilometer, für Lastwägen 8.121 Kilometern.

 

Die Rallye fördert und unterstützt mehrere Initiativen in Afrika und Südamerika.

Auch der Verein „Un Techo para mi País“, der in Argentinien, Chile und Peru tätig ist, wird von der Rallye unterstützt. In vier Jahren kamen bisher 510.000 Dollar zusammen, mit denen 250 Notunterkünfte gebaut werden konnten.

 

Henriette Werner