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Kraihamer: "Wir sind auch nur Menschen"

Kraihamer:

Dominik Kraihamer stehen in Le Mans schwierige 24 Stunden bevor. Der jüngste Pilot (22) der Königsklasse LMP1 hat nicht nur mit technischen Tücken seines Gefährts zu kämpfen, auch seelischen Ballast nimmt der Salzburger mit ins Cockpit.

Beim offiziellen Vor-Test vor zwei Wochen verunglückte sein Teamkollege Guillaume Moreau schwer.

Eine Not-Operation an der Wirbelsäule war nötig, um eine drohende Lähmung abzuwenden. „Er hat wohl Glück im Unglück gehabt und dürfte keine Langzeitschäden davontragen“, erklärt Kraihamer gegenüber LAOLA1.

„In den Porsche-Kurven ist er zu schnell in einen Linksknick gefahren. Dann ist ihm das Heck ausgebrochen und er ist frontal in eine Mauer abgeflogen“, schildert der 22-Jährige den Unfall seines Teamkollegen.

Harte mentale Probe

Der Crash warf das Team in seinem Test-Programm zurück. Schlimmer aber war die mentale Belastung: „Wir durften ihn noch sehen, bevor er ins Krankenhaus geflogen wurde. Es war hart, den Teamkollegen so leiden zu sehen. Danach steigt man mit einem komischen Gefühl ins Auto.“

Im Gespräch kommt Kraihamer ins Grübeln. „Man denkt als Rennfahrer zwar nicht, dass man unsterblich ist. Man muss solche Dinge beim Fahren aber ausblenden. Durch solche Unfälle wird man leider wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt. Wir sind auch nur Menschen, das sind auch nur Maschinen.“

In seiner noch jungen Karriere ist es für Kraihamer das erste Mal, dass er sich mit so einem schweren Unfall auseinandersetzen muss: „Das ist ein Lernprozess – leider auf die ganz harte Tour.“

Hochkarätiger Ersatz

Ersatz für Moreau ist mittlerweile gefunden: Kein Geringerer als Franck Montagny – als Peugeot-Werkspilot in Le Mans bereits dreimal am Podest – wird sich das Cockpit mit Kraihamer und Bertrand Baguette teilen.

„Eine starke Leistung von unserem Teammanager, dass wir so ein Kaliber verpflichten konnten“, freut sich Kraihamer. Dass so ein kurzfristiger Fahrerwechsel für Schwierigkeiten sorgt, glaubt er nicht: „Franck wird da mit seiner Erfahrung überhaupt keine Probleme haben und sich schnell zurecht finden.“

„Von ihm und seiner Erfahrung kann ich sicherlich einiges lernen“, ist sich Kraihamer sicher.

Keine Wunderdinge erwarten

Und die sportlichen Ansprüche für die „24 Stunden von Le Mans“? „Das realistische Ziel für uns kann nur ein Durchkommen sein. Wir haben leider seit Saisonbeginn Probleme mit Geschwindigkeit und der Leistungsfähigkeit des Motors.“

„Vom Chassis her hat das Team einen Megajob gemacht“, führt der Salzburger aus. „Aber durch unseren Motor sind wir leider gehandicapt.“

„Die Datenauswertung vom Test hat ergeben, dass wir auf den Geraden nur ein km/h schneller waren als der beste LMP2. Das war natürlich eine Watsch’n.“

„Die anderen werden uns auf den Geraden um die Ohren fahren, da können wir wenig machen. Aber wenn man in Le Mans die Zielflagge sieht, ist man meistens ohnehin weit vorne klassiert.“

Am Sonntag um 15 Uhr wissen Kraihamer und Co. mehr. Moreau wird seinem Team vom Krankenhaus aus die Daumen drücken.

Michael Höller