news

Die ausgeglichenste Formel 1 aller Zeiten

Die ausgeglichenste Formel 1 aller Zeiten

Jetzt ist es amtlich: Die Formel-1-Fans haben den spannendsten Saisonstart aller Zeiten hinter sich!

Sechs verschiedene Sieger in sechs Rennen gab es in der 63-jährigen F1-Geschichte bislang noch nie.

Mark Webbers Sieg in Monte Carlo am Sonntag (Rennbericht>>) fiel aber denkbar knapp aus, war am Ende bis zu einem gewissen Grad auch dem überholunfreundlichen Kurs im Fürstentum geschuldet.

Die Top-6 waren nach 78 Runden gerade einmal durch 6,158 Sekunden getrennt. Die Situation in der Fahrer-WM gestaltet sich nach den ersten sechs Rennen nicht weniger spannend.

Sextett innerhalb eines Sieges

Wirft man einen Blick auf den aktuellen Stand, sieht man, dass sechs Piloten innerhalb von 25 Punkten (umgerechnet ein Sieg) liegen. Genau diese Anzahl trennt derzeit Fernando Alonso von Kimi Räikkönen (siehe Tabelle).

Der WM-Leader selbst kann sein Glück kaum fassen. "Wir verlassen Monaco mit der Führung in der Weltmeisterschaft. Wenn es mir nach dem Rennen in Melbourne gesagt worden wäre, hätte ich es niemals geglaubt", gibt sich der Spanier erstaunt.

Zu Beginn der Saison galt der Ferrari als kaum konkurrenzfähig. Alonso hielt sich aber bislang in allen Rennen schadlos und holte das absolute Maximum heraus. Mittlerweile ist auch Felipe Massa (6. in Monaco) wieder auf Speed der Top-Piloten. Ein Indiz dafür, dass Ferrari technisch wieder zur Spitze aufgeschlossen hat.

McLaren ließ Chancen ungenutzt

In der Defensive befindet sich hingegen McLaren. Zu Saisonstart hatte man das schnellste Auto, holte in den ersten drei Rennen zwei Pole Positions, fünf Podestplätze und sechs Trainings-Bestzeiten (siehe Tabelle unten).

Seither gab es aber nicht mehr viel zu gewinnen. In Barcelona verlor Hamilton seine Pole Position wegen einer Strafe (Getriebewechsel), dem Podest blieb man drei Mal in Folge fern.

Bei Hamilton schrillen bereits die Alarmglocken: "Da gibt es auf jeden Fall einiges zu tun. Wir fallen Rennen für Rennen immer weiter zurück. Uns fehlt es ernsthaft an Geschwindigkeit."

Durchhalteparolen von Hamilton

"Wir kämpfen weiter. Wir müssen sicherstellen, nicht noch weiter Punkte zu verlieren und Zeit zu finden. Die Jungs sind schneller als wir und wir müssen herausfinden, wie wir den Anschluss herstellen können", sagt der aktuell WM-Vierte.

Fahrer Team Punkte (zurück) Siege Podest Top-10
1. Fernando Alonso (ESP) Ferrari 76 1 3 6
2. Sebastian Vettel (GER) Red Bull 73 (-3) 1 2 5
3. Mark Webber (AUS) Red Bull 73 (-3) 1 1 4
4. Lewis Hamilton (GBR) McLaren 63 (-13) - 3 6
5. Nico Rosberg (GER) Mercedes 59 (-17) 1 2 4
6. Kimi Räikkönen (FIN) Lotus 51 (-25) - 2 5

Zumindest ist Hamilton neben Alonso der einzige Pilot, der bei allen bisherigen Rennen in den Punkterängen landete. Hält er diese Serie aufrecht, könnte sich das am Ende bezahlt machen.

Teamkollege Jenson Button holte in den letzten drei Rennen hingegen nur zwei Zähler, scheiterte zudem zweimal in Q2. Das ist seine schlechteste Ausbeute seit seinen Zeiten beim inferioren Honda-Werksteam.

Webber: Siege zählen

Wie es besser geht, zeigte in Monaco Mark Webber. In den ersten fünf Rennen jeweils nicht am Podest, meldete er sich mit einem Sieg in Monte Carlo eindrucksvoll zurück im WM-Rennen.

Was es heuer braucht, um den Titel zu gewinnen, ist dem Australier klar: "Es geht darum konstant Punkte zu holen. Am Ende entscheiden aber die Siege die WM. Das haben sie immer getan, denn der Unterschied zwischen 25 und 18 Punkte ist zu groß."

Die Technik-Schlacht beginnt

Allmählich wird der WM-Kampf zu einem "Mehrfronten-Krieg". In Monaco bahnte sich bereits ein Streit am Grünen Tisch an: Ferrari und McLaren überlegten gegen die Unterbodenkonstruktion von Red Bull Protest einzulegen.

Australien Malaysia China Bahrain Spanien Monaco
Pole Position Hamilton Hamilton Rosberg Vettel Maldonado Webber
Sieger Button Alonso Rosberg Vettel Maldonado Webber
schn. Runde Button Räikkönen Kobayashi Vettel Grosjean Perez
WM-Leader Button Alonso Hamilton Vettel Vettel/Alonso Alonso

Dafür ließen die beiden Erzrivalen sogar ihre Technik-Chefs (Paddy Lowe und Pat Fry) in einem Ferrari-Truck zum "Kriegsrat" zusammentreten.

Endgültige Klärung in dieser Causa soll es am Montag geben: Dann tritt in Monte Carlo die "Technical Working Group" zusammen. Es ist nicht auszuschließen, dass die FIA die RBR-Konstruktion dort für nicht zulässig erklärt.

Nun brennt auch der Transfermarkt

Auch am Transfermarkt beginnt es allmählich zu brodeln: Bei den fünf Top-Teams hat jeweils nur ein Fahrer einen Vertrag für kommende Saison: Vettel (RBR), Alonso (Ferrari), Button (McLaren), Rosberg (Mercedes) und Räikkönen (Lotus).

Wie die britischen Zeitungen "Sunday Times" und "Independent" am Rande des Monaco-GPs berichteten, könnte es in der Winterpause wilde Rochaden geben: Vettel soll bereits einen Vorvertrag mit Ferrari für 2014 unterzeichnet haben.

Im "Übergangsjahr" 2013 könnte Webber in seiner Abschieds-Saison den Platz an Alonsos Seite einnehmen und Red Bull sich im Gegenzug Hamilton sichern, der bei McLaren immer unglücklicher wirkt.

Für den Briten soll aber auch Mercedes eine Option sein. Für die Fans verspricht diese spannende Situation auf und abseits der Strecke in den nächsten Rennen jede Menge Spannung.

Michael Höller