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Hamiltons Pole-Position nachträglich aberkannt

Hamiltons Pole-Position nachträglich aberkannt

Lewis Hamiltons Pole Position im Grand Prix von Spanien wurde nachträglich aberkannt.

Der Engländer war, nachdem er mit seiner letzten Runde in letzter Sekunde die schnellste Zeit erobert hatte, wegen Spritmangel auf der Strecke stehen geblieben. Damit verletzte er eine FIA-Regel, die besagt, dass man am Ende des Qualifyings in die Box zurückkehren muss.

Hamiltons gesamtes Quali-Ergebnis wurde von den Sportkommissären des Automobil-Weltverbandes (FIA) gestrichen - mehr als vier Stunden nach Ende des Zeittrainings.

Rückversetzung auf den letzten Startplatz

Der 27-jährige Engländer darf das Rennen zwar vom letzten Startplatz aus in Angriff nehmen, verliert aber die 22. Pole seiner Karriere und damit wohl auch die Chance, die WM-Führung zu übernehmen.

Durch seine Rückversetzung eroberte der Überraschungsmann Pastor Maldonado im Williams die Pole Position. Neben ihm fuhr der zuletzt mit Problemen an seinem Ferrari kämpfende Lokalmatador Fernando Alonso in die erste Startreihe.

"Höhere Gewalt"

Kurz nach der Zieldurchfahrt stellte Hamilton sein Auto auf Anweisung des Teams neben der Strecke ab. Das Regulativ besagt, dass nach der Rückkehr an die Box noch mindestens ein Liter Sprit für eine Probe bereitstehen muss. Nur bei "höherer Gewalt" muss das Auto nicht zurückgebracht werden.

"Wir akzeptieren, dass die Sportkommissäre unserer Interpretation von höherer Gewalt nicht zugestimmt haben", erklärte McLaren in einer Stellungnahme. "Unser Ziel ist es nun, unsere Punkteausbeute zu maximieren."

Menschliches Versagen

Das Team argumentierte die zu geringe Spritmenge mit menschlichem Versagen. Ein Mitarbeiter habe einfach zu wenig Sprit eingefüllt, erklärte McLaren-Sportdirektor Sam Michael vor der Kommission. Diese Argumentation war zu wenig.

"Regel ist Regel", sagte Hamilton mit finsterer Miene. Ironischerweise wurde der Sprit-Paragraf (Artikel 6.6.2 des technischen Regulativs) sogar wegen des Briten eingeführt, nachdem es 2010 in Kanada einen ähnlichen Vorfall gegeben hatte.

Laut McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh seien 1,3 Liter Benzin aus Hamiltons gestopptem Auto entnommen worden. Für eine ganze Runde benötigt man laut Experteneinschätzung deren zwei.

Vettel taktiert

Einen Rückschlag setzte es für Red Bull. Weltmeister Sebastian Vettel kam nicht über Platz sieben hinaus, sein Teamkollege Mark Webber erreichte als Elfter nicht einmal die entscheidende Quali-Phase. Der Rückstand gab den Bullen Rätsel auf.

"Wir haben uns die erste Startreihe erwartet", gestand Motorsportchef Helmut Marko. Im Abschlusstraining am Vormittag sei noch alles nach Plan gelaufen, WM-Leader Vettel war der Schnellste.

Zumindest sparte Vettel einen Satz weicher Reifen, weil er im Quali-Finale keine volle Runde mehr drehte. "Solange wir nicht wissen, wie wir in zwei Stunden so viel verlieren, hilft das aber wenig", betonte Marko.

"Es gibt keine Logik." Die Pirelli-Pneus dürften nur in einem extrem engen Temperaturfenster funktionieren. Am Sonntag (Rennstart 14.00 Uhr) soll es auf dem Circuit de Catalunya deutlich kühler werden.

Bittere Pille für Hamilton

Hamilton dominierte bei 29 Grad Luft- und 41 Asphalttemperatur eigentlich. Lediglich in der zweiten Phase überraschte Maldonado mit Bestzeit. "Das Auto hat sich großartig angefühlt. Das war eines der besten Qualifyings, das ich je gefahren bin", erklärte Hamilton noch im Glauben, er wäre Erster.

Nach zwei Pole Positions und zwei zweiten Plätzen muss der McLaren-Pilot erstmals in der Saison ein Saisonrennen aus einer anderen Startreihe als der ersten in Angriff nehmen.

Die Rückversetzung ist für Hamilton doppelt bitter, liegt er doch in der WM nur vier Punkte hinter Spitzenreiter Vettel auf Platz zwei.

Ferrari über Fortschritt erfreut

Selbst der WM-Fünfte Alonso ist nur zehn Zähler zurück. Der runderneuerte F2012 des Spaniers dürfte funktionieren. Ferrari hat für den Europa-Auftakt sieben Teile verändert, darunter den Unterboden samt Diffusor.

"Das ist definitiv ein Schritt nach vorne", sagte Alonso. Von einem Top-3-Platz habe er nicht einmal geträumt.

Hinter dem Lokalmatador lauern die Geheimfavoriten Romain Grosjean und Kimi Räikkönen. Die beiden Lotus-Piloten, zuletzt schon in Bahrain auf dem Podest, dürften laut Trainingsaufschlüssen auf lange Distanzen die Schnellsten sein. Und schließlich will auch noch Vettel angreifen.

Maldonado überrascht

"Ich werde versuchen, gleich einige Plätze gutzumachen", versprach der Titelverteidiger. "Aber man muss auch durch die ersten Kurven kommen." Der Deutsche startet zwischen seinen Mercedes-Landsleuten Nico Rosberg und Michael Schumacher.

McLaren musste auch das frühe Aus von Jenson Button verkraften. Der Ex-Weltmeister kam nicht über Startplatz zehn hinaus, steht neben Kobayashi. Letzterer war in den beiden vergangenen Jahren noch auf Pole gefahren.

Maldonado stellte erstmals seit Nico Hülkenberg 2010 in Brasilien einen Williams in die erste Startreihe - die wahre Sensation. "Wir haben unglaublich hart dafür gearbeitet", versicherte der 27-Jährige.