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Flashback: Rempel-Rentner und Boxen-Feuer

Flashback: Rempel-Rentner und Boxen-Feuer

In der verrückten Saison 2012 war sogar das Rennen auf dem "Schnarch-Kurs" in Barcelona spannend.

Aus einer "geerbten" Pole Position resultierte der fünfte Sieger vom fünften Team im fünften Rennen.

Pastor Maldonado heißt das neue Siegergesicht, das für eine Hymnen-Premiere in Katalonien sorgte.

Ein eingeschlafenes Gesicht hatte hingegen Michael Schumacher, der einen Unfall verschuldete und anschließend auch noch im Paddock rumpöbelte.

Nach dem Rennen sorgte ein Brand beim siegreichen Williams-Team für Aufregung und Verletzte.

Der Flashback zum Rennwochenende in Spanien:

MAN OF THE RACE: Pastor Maldonado

MAN OF THE RACE: Pastor Maldonado

Die tollste Aufholjagd im gesamten Feld lieferte eigentlich Lewis Hamilton, der sich nach der verlorenen Pole Position vom letzten Platz auf Rang acht nach vorne kämpfte. Dennoch ist Pastor Maldonado unser "Man of the Race". Er lieferte ein tolles Qualifying, ein fehlerfreies Rennen und hatte vom Kommandostand die nötige Unterstützung durch die richtige Strategie. Im Gegensatz zum Australien-GP, wo er auf Rang fünf liegend in der letzten Runde seinen Boliden durch einen Fahrfehler wegwarf, blieb er diesmal eiskalt und war der souveränste Mann an diesem GP-Wochenende. Nach Nico Rosberg und Lewis Hamilton ist er damit der dritte GP2-Champion der Geschichte, der auch in der Formel 1 ein Rennen gewinnen konnte. Während des Boxen-Feuers legte er zudem selber Hand an und trug seinen am Bein verletzten Cousin Manuel (12) auf seinen Schultern aus der Gefahrenzone. Bravo, Pastor!

Porträt von Pastor Maldonado>>

LOSER OF THE RACE: Michael Schumacher

LOSER OF THE RACE: Michael Schumacher

Führerschein-Besitzer sollten ab einem gewissen Alter ihre Fahrtauglichkeit überprüfen lassen. Und am besten sollte man diese Regelung auch gleich für die Formel 1 übernehmen. Der Auffahrunfall des ältesten Piloten im Feld (43) war der beste Beweis dafür. In Runde 13 knallte Michael Schumacher Bruno Senna am Ende der Start/Ziel-Geraden ins Heck und schoss beide Boliden ins Aus.

Ein klarer Flüchtigkeitsfehler des siebenfachen Champions, der anschließend nicht nur Senna über den Boxenfunk als "Idioten" beschimpfte, sondern auch jegliche Schuld von sich wies: "Er (Senna, Anm.) durfte nicht plötzlich nach links verteidigen. Das war genau der kritische Punkt, der zu diesem Unfall geführt hat." Im TV forderte er sogar eine Strafe für seinen Unfallgegner. Die Stewards ließen sich von seinen Rechtfertigungen aber nicht beeindrucken: In Monte Carlo muss "Schumi" fünf Plätze weiter hinten starten. Völlig zurecht. Pensionist Schumacher, bitte zur Fahrtauglichkeitsprüfung!

Schocker der Woche: Boxen-Brand

Die gesamt Williams-Crew stellte sich soeben zum Siegerfoto vor der Box auf, als hinter ihnen eine Stichflamme an Bruno Sennas aufgebocktem Boliden aufloderte. Ein Funke aus dem KERS soll ausgeflossenes Benzin entflammt haben. Der Brand wurde rasch gelöscht, doch 31 Menschen mussten anschließend im Medical Center mit Rauchgasvergiftungen und Brandwunden behandelt werden. Laut FIA-Angaben wurde sogar eine Person wegen der Schwere der Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Der Schaden für Williams und die Streckenbetreiber: rund drei Millionen Euro. Die FIA hat eine Untersuchung angekündigt.

Bericht über den Brand>>

Pfusch der Woche: Karthikeyans Kamera

F1-Schlusslicht HRT ließ Anfang Mai die Testfahrten in Mugello aus, um sich der Weiterentwicklung der Boliden zu widmen und den Umzug in eine Ex-Tennishalle nahe Madrid durchzuführen, wie man angab. In Barcelona schaffte man es aber nicht einmal, die Kamera an Narain Karthikeyans Boliden ordnungsgemäß festzuschrauben: Diese lockerte sich in Q1 und der Inder konnte keinen zweiten Stint mehr fahren. Dass er überhaupt starten durfte, verdankt Karthikeyan der Rennkommission, die 107-Prozent-Hürde hatte er am Samstag nämlich verpasst.

Auslaufmodell der Woche: Brasilianer

Mit Bruno Senna und Felipe Massa hat die dritterfolgreichste Nation der F1-Geschichte (101 Siege, acht WM-Titel) zwei Fahrer im aktuellen Starterfeld. Wie man in Barcelona gerüchteweise hörte, könnten beide aber bald weg vom Fenster sein. Massas Zukunft hängt seit längerem am seidenen Faden. In Monte Carlo soll ein finales Ultimatum ablaufen. Und auch Senna könnte sein Cockpit bald los sein. Ersatzfahrer Valtteri Bottas durfte im 1. Training ran und könnte den Brasilianer bald auch im Rennen ersetzen. Ein Aus beider brasilianischer Piloten wäre für die stolze Motorsport-Nation der Super-GAU.

Gerücht über Massa-Abgang>>

Zahlen zum Wochenende:

1,3 - Menge in Litern an entnommenem Sprit aus Lewis Hamiltons McLaren nach dem Qualifying. Um seine Auslaufrunde zu beenden und damit seine Pole Position zu behalten, hätte es etwas über zwei Liter benötigt.

3 - So niedrig muss die Startposition mindestens sein, wenn man ein F1-Rennen in Barcelona gewinnen will. Von 22 bisherigen Spanien-GPs auf dem Circuit de Catalunya wurden 17 vom Pole-Setter gewonnen. Vier weitere Male blieb der Pilot von Startplatz zwei siegreich. Nur 1996 (Schumacher als 3.) siegte ein Fahrer von außerhalb der ersten Startreihe in Barcelona.

5 - Anzahl an verschiedenen GP-Siegern von verschiedenen Teams in der verrückten Saison 2012. Der Rekord aus dem Jahr 1982 wird dennoch schwer zu knacken sein: Damals siegten elf Piloten von sieben verschiedenen Rennställen.

21 - Seit Sonntag Anzahl der Nationen, die einen GP-Sieger stellen durften. Pastor Maldonado sorgte dafür, dass erstmals in der F1-Geschichte die Hymne Venezuelas bei einer Siegerehrung gespielt wurde. Damit stellen nur noch drei Nationen, die noch nie gewinnen konnten, aktuelle Fahrer: Japan (Kobayashi), Russland (Petrov) und Indien (Karthikeyan).

104 - So viele Piloten konnten bislang ein F1-Rennen gewinnen. Eine Pole Position gelang bisher nur 95 Fahrern.

Michael Höller