news

Flashback: Silberner Hauch weht durch das Paddock

Flashback: Silberner Hauch weht durch das Paddock

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Nein, manchmal strahlt auch Silber!

In Shanghai landete erstmals seit 1955 ein reinrassiger "Silberpfeil" auf dem ersten Platz. Mit Nico Rosberg gab es noch dazu einen Fahrer, der beim China-Trip sein "erstes Mal" feierte.

Die Zuschauermassen waren wieder einmal überschaubar, dafür warf der nächste Grand Prix schon seine blutigen Schatten voraus.

Der Flashback zum Rennwochenende in Shanghai:

MAN OF THE RACE: Nico Rosberg

MAN OF THE RACE: Nico Rosberg

Das Wochenende gehörte voll und ganz dem Deutschen. Erste Pole Position, erster Sieg und jede Menge mediale Aufmerksamkeit für den sonst in Deutschland im Schatten von Vettel und Schumacher stehenden 26-Jährigen.

Im 111. Rennen seiner Karriere ist im der lange vorhergesagte Durchbruch gelungen und er konnte seinem Vater nacheifern (Story >>). Trotz der Souveränität des Sieges blieb er aber zurückhaltend für die nächsten Rennen: "Es ist der erste Sieg und wir haben noch ein paar Probleme im Rennen. Perfekt stehen wir noch nicht da. Es fehlt, glaube ich, noch ein bisschen was, wenn die Bedingungen anders sind, so wie vielleicht in Bahrain, wo es heißer ist."

LOSER OF THE RACE: Der Lollipop-Mann

LOSER OF THE RACE: Der Lollipop-Mann

So gut Rosberg abgefertigt wurde, so schlecht erging es Michael Schumacher. Der Rekordweltmeister verteidigte am Start Rang zwei gegen die heranrasenden McLaren und hätte wohl seinen ersten Podestplatz einfahren können, wenn da nicht ein Malheur beim ersten Boxenstopp passiert wäre.

Der rechte Vorderreifen wollte sich nicht sofort anschrauben lassen, die Mechaniker werkten herum, doch plötzlich hob der Lollipop-Mann sein Arbeitsgerät und ließ Schumacher mit losem Vorderrad losfahren. Nicht nur, dass der Mercedes-Bedienstete kein Zeichen zum Ablassen bekam, hob er seinen Lollipop auch noch, als ein Hintermann in der Boxengasse gerade die Mercedes-Pit passierte. Für den "Unsafe Release" setzte es nachträglich eine Geldstrafe gegen das Team. Schumi nahm den verpatzten Pit Stop mit Humor und sprach davon, die gefrusteten Mechaniker "ordentlich zu drücken".

Tweet der Woche: Red Bull Racing

Die für 200.000 Zuseher ausgelegte Anlage war schon lange nicht mehr ausverkauft. Die Formel 1 interessiert in China so wenige Zuschauer (oder sind die horrenden Ticket-Preise für Otto Normalchinesen einfach zu hoch?), dass man heuer ganze Grandstands mit riesigen Werbebannern beflaggte. "Entweder diese Tribünen sind leer oder alle halten dort gemeinsam ein riesiges rotes Banner nach oben", twitterte Red Bull Racing in dieser Causa zynisch.

Spannungsfaktor der Woche: Pirelli-Pneus

DRS hin, KERS her - richtig spannend werden Nicht-Regen-Rennen der Formel 1 erst dann, wenn die Fahrer auf unterschiedlichen Strategien unterwegs sind. Hart oder weich? Zwei oder drei Stopps? Diese Fragen beschäftigten die Kommandostände am Sonntag und sorgten dafür, dass es vor allem im letzten Rennviertel Überholmanöver am Fließband gab. Alleine in den letzten acht Runden wechselte Platz zwei zwischen drei verschiedenen Piloten (von Räikkönen an Vettel an Button). Pirelli hat mit seinen Reifen wortwörtlich die "richtige Mischung" gefunden.

Wunsch der Woche: Coolere Siegehrungen

Jenson Button ist ein cooler Typ! Kein Wunder, dass ihm die lahmen, weil sterilen, Siegerehrungen der Formel 1 zu langweilig sind. "Ich würde Siege gerne anders zelebrieren! Wir müssen auf unsere Motoren aufpassen, die mehrere Rennen halten müssen. Wir können also keine Donuts vor den Zusehern drehen oder kurz stehenbleiben um Flaggen für die Ehrenrunde aufzunehmen. Uns werden damit Momente wie Mansells Sieg damals in Silverstone verwehrt", ärgerte sich der McLaren-Pilot. Wir stimmen zu!

Ignorant der Woche: Bernie Ecclestone

Jede Woche neue Anschläge, jede Woche neue Tote: In Bahrain soll es nach wie vor drunter und drüber gehen. Nur einer will davon nichts wissen und zieht sein Millionengeschäft auf dem arabischen Inselstaat eiskalt durch: Bernie Ecclestone. In einem Interview mit "motorsport-total.com" stellte er sogar die Glaubwürdigkeit von Amnesty International, das die Situation in Bahrain mehrfach anprangerte, in Frage: "Diese Menschenrechtler gibt es überall auf der Welt. Die werden bezahlt, das sind doch auch Geschäftsunternehmen!"

Zahlen zum Wochenende:

9 - Anzahl an China-GPs in der Geschichte. Rosberg ist bereits der achte Sieger, Mercedes der fünfte siegreiche Konstrukteur. Einziger Pilot, der in Shanghai zweimal gewinnen konnte? Lewis Hamilton.

70 - Seit Montag Alter von Williams-Boss Frank. Jochen Rindt wäre übrigens am kommenden Mittwoch ebenfalls 70 geworden.

103 - So viele Fahrer konnten bislang ein Rennen der Formel 1 gewinnen. Der letzte Debüt-Sieger vor Nico Rosberg? Mark Webber 2009.

111 - So viele Rennen musste Rosberg bestreiten, bis er endlich ganz oben stehen durfte.

322,4 - km/h war die Höchstgeschwindigkeit im Qualifying. Erzielt von Sauber-Samurai Kamui Kobayashi, der damit seinen Teamkollegen Sergio Perez um 3,2 km/h abhängte.

2003 - Jahr, in dem es zuletzt in den ersten drei Rennen drei verschiedene Sieger gab und der amtierende Weltmeister nicht darunter war.

Michael Höller