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Alonso nutzt Fehler der Konkurrenz eiskalt aus

Alonso nutzt Fehler der Konkurrenz eiskalt aus

Totgesagte leben länger.

2012 trifft das auch auf das erfolgreichste Team der F1-Geschichte zu: die Scuderia Ferrari.

Teamchef Stefano Domenicali ließ in Maranello das schwächste Auto seit Jahren fertigen und musste bereits mehrfach zum Rapport zu Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo.

Dennoch geht mit Fernando Alonso ausgerechnet ein Ferraristi als WM-Leader in die erste kleine Pause (China-GP erst am 15. April) der Königsklasse.

Der Spanier holte mit Rang fünf in Melbourne und dem Sieg in Sepang mehr heraus, als in den kühnsten Träumen erhofft.

Alonso nimmt Geschenke dankend an

Ein Erfolg, den er einzig und alleine seinem Rennfahrer-Geschick zuschreiben darf. Große Hilfe war der F2012 bislang nicht. "Alonso trotz Ferrari WM-Leader", sollten die aktuellen Schlagzeilen heißen.

Wie schlecht der Ferrari eigentlich ist, lässt ein Blick auf Felipe Massas Ergebnisse erahnen: Ein Ausfall und Rang 15 in Malaysia sprechen eine eindeutige Sprache.

Die großen WM-Favoriten von McLaren und Red Bull Racing patzten in den ersten beiden Rennen am Fließband. Alonso glänzte dagegen durch Kaltschnäuzigkeit und den richtigen Riecher.

Ein Blick auf die Fehler der Konkurrenz in den ersten beiden Saisonrennen:

Lewis Hamilton (30 Pkt.)

Lewis Hamilton (30 Pkt.)

Zwei Mal Pole Position, im Ziel beide Male nur Dritter. Lewis Hamilton hätte weit mehr als 30 Punkte sammeln können. In Melbourne verschlief er aber den Start (offiziell wegen eines Kupplungs-Problems) und verlor zudem durch einen nicht optimal getimten Boxenstopp Rang zwei an Sebastian Vettel.

In Sepang gab es beim ersten Boxenstopp Probleme mit dem Wagenheber am Heck, der nicht gleich einrasten wollte. Nach dem Restart lag Hamilton zwar noch in Führung, wechselte aber eine Runde später als Fernando Alonso  auf die Intermediates und wurde an den Boxen zudem von Sergio Perez überrascht. Den Speed des Führungs-Duos konnte Hamilton vor allem im mittleren Renndrittel kaum mitgehen.

Mit nur fünf Punkten Rückstand ist der Weltmeister von 2008 aber erster Alonso-Jäger.

Fazit: Im Qualifying dominant, im Rennen dank strategischer Fehler und Boxen-Pannen zwei Mal keine echte Chance auf den Sieg.

Jenson Button (25 Pkt.)

Jenson Button (25 Pkt.)

In Melbourne ging ihm noch alles auf, in Sepang dafür alles schief. Jenson Button krachte beim Malaysia-GP auf Podestkurs in Runde 15 Narain Karthikeyan ins Auto und ramponierte sich dabei den Frontflügel, der beim anschließenden Stopp getauscht werden musste.

Insgesamt kam der Brite fünf Mal an die Box, das Taktieren mit frischen Intermediates und dem frühen Wechsel auf Slicks ging aber nicht auf. Rang 14 bedeutete bei vier Ausfällen die schlechteste Zielankunft seit seinem Wechsel zu McLaren.

In den Qualifyings war er zwei Mal langsamer als Teamkollege Lewis Hamilton, überhaupt konnte er als McLaren-Fahrer bislang noch keine Pole Position erobern.

Fazit: Gala in Melbourne, unnötiger Fehler beim Überholen von Karthikeyan in Sepang.

Mark Webber (24 Pkt.)

Mark Webber (24 Pkt.)

Mark Webber verpasste zwar sowohl in Melbourne, als auch Sepang das Podest. Als zweimaliger Vierter hielt sich der Zeitrückstand aber beide Male in Grenzen.

In Melbourne startete er schlecht und kämpfte sich anschließend nach vorne. Auch in Sepang, wo er zu Halbzeit nur Sechster war, lieferte er sich einige tolle Duelle. Erfreulich für den Australier: Er konnte im Qualifying Vettel bereits zwei Mal schlagen.

Richtig gefährlich wurde er in den Renn-Situationen aber weder den McLaren, noch seinem Teamkollegen.

Fazit: Zwei unauffällige Rennen, aber solider Punktehamster ohne große Fehler.

Sebastian Vettel (18 Pkt.)

Sebastian Vettel (18 Pkt.)

Der Qualifying-Dominator der Vorsaison hatte bislang mit dem RB8 zu kämpfen. Zweimal Sechster im Qualifying, beide Male vom Teamkollegen Mark Webber geschlagen.

In Melbourne holte er mit Rang zwei noch das Maximum heraus, in Sepang lief es weit schlechter. Der Quali-Poker mit harten Reifen wurde durch die frühen Regenfälle zunichte gemacht. In der 48. Runde ging er beim Überrunden von Narain Karthikeyan zudem etwas zu ungestüm zu Werke. Frei von Schuld war der wenig umsichtige Inder bei diesem Unfall keinesfalls, dennoch hätte Vettel diesen Quasi-Ausfall verhindern können.

Der Reifenschaden kostete Vettel am Ende zwölf wichtige Punkte und Rang zwei in der WM-Wertung. Mit 17 Zählern Rückstand auf Alonso kommt der Doppel-Weltmeister damit nur als WM-Sechster nach Shanghai.

Fazit: Wenn er die Rennen nicht von der Spitze aus kontrollieren kann (so wie im Vorjahr von Saisonbeginn an), zeigt Vettel plötzlich wieder Nerven.

Mercedes und Lotus

Mercedes und Lotus

Vom reinen Grund-Speed her sind die Autos von Lotus und Mercedes heuer wohl über den Ferrari zu stellen. Aber auch diese beiden Rennställe begingen in den beiden ersten Saisonrennen Fehler.

Mercedes zeigte in den Qualifyings auf, ließ in den Rennen aber schwer nach. Fakt ist, dass die Silberpfeile einen viel höheren Reifenverschleiß als die Boliden der Konkurrenz haben, was dazu führt, dass Rosberg und Schumacher ihre Konkurrenten nicht lange hinter sich halten können. Bei Schumacher kam in Sepang hinzu, dass er vom ungestümen Grosjean in der 1. Runde umgedreht wurde und sein Rennen damit früh hinüber war.

Eben jener Grosjean hält in den ersten beiden Rennen bei nur vier gefahrenen Runden. In Melbourne nach schlechtem Start in ein Scharmützel mit Maldonado verwickelt, krachte er in Sepang Schumacher ins Heck und verabschiedete sich wenig später nach einem Dreher in den Kies, in dem er stecken blieb. Die Ausbeute nach den guten Startplätzen 3 und 7: 0 Punkte.

Kimi Räikkönen steht mit 16 Zählern deutlich besser da. Der Finne musste seine Chancen auf die vorderen Ränge bisher aber beide Male schon nach dem Qualifying begraben: In Melbourne verpatzte er seine letzte Runde im Q1 und startete nur von der 17. Position. In Sepang eroberte er Rang fünf, musste wegen eines Getriebewechsels aber auf die zehn zurück.

Fazit: Mercedes in der Quali hui, im Rennen pfui. Grosjean muss in den Startphasen der GPs ruhiger zu Werke gehen, Räikkönen könnte zum Podestkandidaten werden, sobald er es in die ersten drei Startreihen schafft.

Michael Höller