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"Kann sein, dass ich bald eine größere Rolle spiele"

Seit dem Triumph von Juan Pablo Montoya 2004 in Brasilien wartet das Formel-1-Team Williams auf einen Grand-Prix-Sieg.

Bald 15 Jahre ist es her, dass der Kanadier Jacques Villeneuve 1997 den siebenten Fahrer- und neunten Konstrukteurstitel für den englischen Rennstall aus Grove einfuhr.

Auf dem Weg zurück in die Erfolgsspur spielt seit November 2009 der Österreicher Christian Wolff als Teilhaber eine entscheidende Rolle, die nach den Personalrochaden der vergangenen Wochen bald noch wichtiger werden könnte als bisher.

Hofübergabe bei Williams

Der seit 1986 im Rollstuhl sitzende Teamchef Frank Williams verließ Anfang März den Williams-Vorstand, kurz darauf verkündete mit Geschäftsführer Adam Parr auch der Vorstandsvorsitzende sein Ausscheiden.

Wolff, der einen signifikanten zweistelligen Anteil am Team besitzt, aber auch der seit heuer als Piloten-Mentor engagierte Alexander Wurz könnten bald schon tragende Rollen bei Williams spielen.

Das deutete der 40-jährige Wiener vor seinem Abflug zum China-Grand-Prix in Wien an.

Zurück an die Spitze?

Sportlich lief es zuletzt freilich nicht sehr gut. 2011 verzeichnete der Rennstall, der mit 113 Siegen die Nummer drei hinter Ferrari und McLaren ist, das schwächste Jahr seiner Geschichte.

Finanziell wurde es dank des vor einem Jahr vollzogenen Börsenganges dennoch zum Erfolg. Auch Team-Direktor Wolff hofft, dass sein Team möglichst bald wieder an glorreiche Zeiten anschließt.

Im APA-Interview glaubt er, dass Williams bald wieder bereit für Podiumsplätze oder sogar Siege ist.

Frage: Bei Williams tut sich in der Chefetage sehr viel. Wird sich auch an Ihrer Position etwas ändern?

Wolff: "Mit dem Weggang von Adam Parr wird die Gesamtstruktur neu sortiert. In diesem Rahmen kann es sein, dass meine Rolle größer wird. Ich werde aber keinen Fulltime-Job bei Williams übernehmen. Frank (Williams, Anm.) und ich wollen dieses Unternehmen weiter eigentümergesteuert führen. Wenn im Racing ein Vakuum entstehen sollte, wäre das aber etwas, was ich mir gut vorstellen kann."

Frage: Wird man Sie bald sogar an der Boxenmauer sehen?

Wolff (lacht): "Nein. Da kann ich nicht viel einbringen, außer dumm zuzuschauen. Wenn ihr mich dort je seht, wisst ihr, dass ich ein Ego-Problem habe. Es geht eher darum, die richtigen Leute gut zu unterstützen. Alex Wurz etwa kann unbedingt eine Rolle spielen. Er ist leider noch Autorennfahrer, er wäre ein fantastischer Mann. Er ist ein guter Fahrer, gut vernetzt und hat den Überblick. Er hat noch eine lange Formel-1-Karriere vor sich."

Frage: Wie sind Sie mit der bisherigen Saison und ihren Fahrern  Pastor Maldonado und Bruno Senna zufrieden?

Wolff: "Die Piloten sind in einem Entwicklungsstadium, in dem Fehler noch zugelassen werden müssen. Ich gehe davon aus, dass das intelligente Burschen sind und wir mit den beiden schon bald Resultate einfahren werden."

Frage: Sind Leistungen wie Platz zwei des Sauber-Fahrers Sergio Perez zuletzt in Malaysia auch bei Williams möglich?

Wolff: "Durchaus. Wären wir in den ersten zwei Rennen fehlerfrei geblieben, wäre Pastor Sechster und Vierter geworden. Wenn die Fahrer mehr Erfahrung bekommen und technische Unabwägbarkeiten aus dem Weg geräumt sind, ist das Auto in der Lage, aufs Podium zu fahren oder sogar Rennen zu gewinnen."

Frage: Hat Williams die neuen Regeln genutzt, um für 2012 ein starkes Auto zu bauen?

Wolff: "Von den wirklich innovativen Dingen hat Mercedes das einzige wirklich gefunden, nämlich dieses verkappte F-Schacht-System. Ob es legal ist, weiß ich nicht. Sonst sind alle Autos bis auf McLaren ziemlich gleich. Man sieht, dass jene Autos im Rennen vorne sind, die mit ihren Reifen gut und schonend umgehen können. Deshalb gibt es auch die eine oder andere Überraschung am Sonntag, wie zuletzt Perez, oder dass Williams bei der Race Pace ganz vorne zu finden ist."

Frage: Was kann Williams dauerhaft wieder an die Spitze  zurückbringen?

Wolff: "Die kontinuierliche Arbeit. Ich bin zweieinhalb Jahre dabei, fünf Jahre sind ein realistisches Ziel. Wir haben jetzt eine technische Mannschaft, die in der Lage ist, ein schnelles Auto zu bauen. Man darf sich da natürlich auch nichts vormachen. Die großen Teams arbeiten auf Teufel komm raus an Upgrades, dieser Prozess geht jetzt immer schneller. Da gilt es, dabeizubleiben."

Frage: Glauben Sie, dass in Bahrain gefahren wird?

Wolff: "Das liegt nicht in meiner Hand. Wenn man findet, dass man in Bahrain sicher fahren und es moralisch vertreten kann, wird man dort fahren. Wenn die Entscheidungsträger finden, dass es nicht so ist, wird man nicht fahren. Wir sind für jede Entscheidung bereit."