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F1 in Spielberg und die Bedeutung für die Region

F1 in Spielberg und die Bedeutung für die Region

Der Formel 1-GP von Österreich ist für den steirischen Tourismus ein Glücksfall: Rund 190.000 Besucher werden am Rennwochenende in Spielberg erwartet und alleine in Deutschland, der Schweiz und Österreich werden mehr als zehn Mio. Menschen die Liveübertragungen im Fernsehen anschauen.

Erich Neuhold, Geschäftsführer des Steiermark Tourismus, im Interview mit der APA:

Frage: Wie geht es Ihnen wenige Tage vor einem so wichtigen touristischen Ereignis in der Steiermark?

Erich Neuhold: Toll, nach zehn Jahren ist die Formel 1 wieder zurückgekehrt, und um das beneiden uns, glaube ich, viele. Ich denke, dass wir da international noch mehr Aufmerksamkeit erzielen. Die Ski-WM, Formel 1 und die Freestyle- und Snowboard-WM kommendes Jahr am Kreischberg, das sind schon Veranstaltungen, die haben sehr hohe Breitenwirkung.

Frage: Was ging Ihnen als erstes durch den Kopf, als Sie vom Comeback erfahren haben?

Neuhold: Großartig, weil von so einem Großevent profitieren alle, vom Tischler bis zum Bauunternehmer und zum Gastwirt. Und man sieht auch, was für einen positiven Impuls das in der Region ausgelöst hat, welche Aufbruchsstimmung da jetzt herrscht. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn in der Region nicht so viel mit dem Event als Aufhänger investiert worden wäre. Und damit meine ich nicht nur das Investment in den Ring von Red Bull, sondern es gibt über 50 private Initiativen, wo Hoteliers oder Gastwirte in Qualität und in Kapazitätsausweitung investierten. Man kann es nicht hoch genug einschätzen, was das für eine Region bedeutet, die hinsichtlich Struktur großen Aufholbedarf gehabt hat.

Frage: Wie viel haben die Privaten investiert?

Neuhold: 17 Mio. Euro in der Region Murtal. Da sind Qualitätsverbesserungen und Kapazitätserweiterungen bis hin zu neuen Hotels dabei. Man sieht auch, dass die Zahl der Sommergäste im Fünf-Jahres-Vergleich um 28 Prozent gestiegen ist. Sie liegt nun bei 156.000. Und die Zahl der Nächtigungen stieg um 27 Prozent auf 600.000. Das ist ein Signal, wie positiv sich nun die Region von einer Industrie- in eine Tourismusregion entwickelt hat.

Frage: Was hat sich in Ihrem Arbeitsalltag durch die Formel 1 in Spielberg verändert?

Neuhold: Zu allererst war es interessant, weil wir uns gerne werblich stärker eingebracht hätten, das war aber aufgrund der strikten Verträge, die es eben in der Formel 1 gibt, nicht möglich. Umso mehr freue ich mich, dass die Initiative mit den 'Grid Girls' zustande gekommen ist. Diese tragen nämlich Dirndl vom Heimatwerk und das ist sehr sympathisch. Aber werblich hat es da ansonsten gar keine Möglichkeiten gegeben. Wir hätten gerne Branding-Maßnahmen gesetzt, aber das geht einfach nicht wegen der Sponsor-Verträge. Das grüne Steiermark-Herz wäre natürlich schön im Fernsehen gewesen. Dafür ist die Formel 1 nun fixer Bestandteil aller unserer Kommunikationsmaßnahmen.

Frage: Was erwarten Sie sich als Geschäftsführer des Steiermark Tourismus von der Formel 1 in Spielberg?

Neuhold: Ich hoffe, dass neben der Rennübertragung auch das eine oder andere schöne Bild aus der Steiermark in die Welt geht. Immerhin ist der Ring in eine wunderbare Landschaft eingebettet. Außerdem hoffe ich, dass die zahlreichen Medienvertreter auch etwas mitnehmen aus der Steiermark und die Zeit haben, sich etwas anzusehen. Und ich erwarte mir schon einen starken Impuls für die Bekanntheit der Steiermark.

Frage: Welchen Effekt hat das Comeback auf den steirischen Tourismus?

Neuhold: In Zahlen ist das sehr schwer zu messen. Aber wir wissen laut einer Studie, dass 240 Mio. Euro bisher in den ehemaligen Österreich-Ring und die Region Murtal investiert wurden. 402 Vollarbeitsplätze wurden dadurch geschaffen. Durch die Rückkehr der Formel 1 rechnet man mit einer Wertschöpfung von 74,5 Mio. Euro. Das sind schon sehr beeindruckende Zahlen. Die Formel 1 wird eine sportliche Facette in den Mosaiksteinen der schon sehr vielfältigen Steiermark sein.

Frage: Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Formel 1 auf Ihre Tourismus-Bilanz 2014 in punkto Gäste-Ankünfte und Nächtigungen ein?

Neuhold: Ich glaube an eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Es würde mich überraschen, wenn es nun ganz starke Sprünge gibt, aber ich glaube, dass die Region auf einem sehr guten Kurs ist. Es würde mich freuen, wenn Initiativen, wie jene mit den 1.000 Fahrrädern, noch mehr Dynamik hineinbringen. Wenn diese auch noch auslösen, dass mehr Radwege gebaut werden und allgemein die Freizeitinfrastruktur ausgebaut wird, kann es natürlich auch noch schneller gehen.

Frage: Wie sieht es mit der Buchungslage am GP-Wochenende aus?

Neuhold: Perfekt. Im zumutbaren Umkreis von etwa 45 Minuten Anreise sind wir gut gebucht.

Frage: Angenommen, die gute Fee würde zu Ihnen kommen und Sie hätten drei Wünsche frei, welche wären das im Zusammenhang mit der Formel 1?

Neuhold: Dadurch, dass die Formel 1 wieder in Spielberg stattfindet, würde ich sagen, ist die Fee schon da gewesen. (Lacht) Danke, liebe Fee.

Frage: Was wäre für Sie das Worst-Case-Szenario?

Neuhold: Dass er abgesagt wird.

Frage: Halten Sie das für realistisch?

Neuhold: Nein. Er wird stattfinden.

Frage: Nächstes Jahr auch noch?

Neuhold: Bestimmt, ich höre von allen Seiten Positives. Ich glaube, das ist so wichtig für die Region, da müssen vielleicht andere Interessen hintenangestellt werden.

Frage: Welche drei Worte fallen Ihnen spontan beim Namen Dietrich Mateschitz ein?

Neuhold: Respekt, Treue zu Partnern der ersten Stunde, Verbundenheit zu seiner Heimat und Top-Unternehmer.

Frage: Das waren aber mehr als drei.

Neuhold (lacht): Das ist auch schwierig. Ich habe ihn schon einmal getroffen, aber noch nicht die Gelegenheit gehabt, mit ihm zu sprechen.

Frage: Ist das ein Wunsch?

Neuhold: Ja, absolut. Er ist eine interessante Persönlichkeit. Da kann man sicher viel lernen.

Frage: Wo werden Sie sich das Rennen anschauen?

Neuhold: Ich werde es vor Ort mitverfolgen, ich wurde eingeladen.