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"Müssen überlegen, was es uns bringen würde"

Red Bull ist derzeit das Maß aller Dinge in der Formel 1. Selbst Ex-Weltmeister Lewis Hamilton wird nachgesagt, in der kommenden Saison für den österreichisch-englischen Rennstall fahren zu wollen.

In der Fabrik in Milton Keynes wird die Wunderwaffe RB7 gebaut, mit der Weltmeister Sebastian Vettel der Konkurrenz um die Ohren fährt.

Im Rahmen einer Werksbesichtigung sprach Teamchef Christian Horner am Mittwoch vor dem Heim-Grand-Prix in Silverstone mit der APA über Hamilton, die Zukunft von Mark Webber und die Arbeiten am Auto für 2012:

Frage: Sie haben einen Wechsel von Lewis Hamilton zu Red Bull als "unwahrscheinlich" bezeichnet. Warum wäre es nicht wünschenswert, zwei der drei besten Piloten der Welt im Team zu haben?

Horner: "Auf dem Papier sieht es attraktiv aus, aber Lewis steht bei McLaren unter Vertrag. Wir sind glücklich mit dem Job, den unsere Fahrer machen. Es gibt keinen Fahrer, den wir lieber hätten als Sebastian (Vettel). Ich verstehe, warum Lewis für Red Bull fahren möchte. Wir müssen aber überlegen, was es uns bringen würde. Man muss die Dynamik in einem Team im Hinterkopf behalten. Es hat in der Vergangenheit schon Stallduelle gegeben und jemand anderer ist Weltmeister geworden. Die Harmonie ist wichtig."

Frage: Inwiefern spielt die Leistung von Mark Webber eine Rolle bei der Entscheidung? Kann er wirklich selbst entscheiden, ob er weiterfahren will, so wie er es darstellt?

Horner: "Das ist wie in einer Ehe. Beide Seiten müssen es wirklich wollen, damit es Sinn macht. Ich hoffe, wir werden uns zusammensetzen und ein sehr offenes Gespräch führen. Ich bin guter Dinge. Im Lauf des Sommers sollten wir mehr wissen."

Frage: Red-Bull-Junior Daniel Ricciardo debütiert in Silverstone für HRT. Ist er für 2012 eine Option für Red Bull Racing oder führt sein Weg sicherlich über Toro Rosso?

Horner: "Daniel steht noch am Beginn seiner Formel-1-Karriere. Er hat jetzt die Chance, sich zu beweisen. Er soll aber seine natürliche Entwicklung nehmen, bis er zu einem Topteam kommt."

Frage: Welchen Effekt erwarten sie vom Zwischengas-Verbot ab Silverstone? Welche Teams werden mehr betroffen sein, welche weniger?

Horner: "Das ist ein kompliziertes Thema. Es ist ziemlich seltsam, dass die Regeln während einer Saison klargestellt werden. Hoffentlich ist es für alle gleich, aber es wird Unterschiede geben. Silverstone ist nicht der beste Maßstab für die Auswirkungen. Es gibt andere Strecken, auf denen der Effekt viel größer ist."

Frage: Adrian Newey soll bereits am Auto für 2012 arbeiten. Wieviel wird derzeit in die Entwicklung des RB8 investiert?

Horner: "Man kann nicht auf das nächste Jahr vergessen. Adrian teilt seine Zeit derzeit in etwa 50:50. Er hat schon eine Idee vom neuen Auto. Die Lektionen, die wir mit dem RB7 gelernt haben, werden wir weiterziehen. Es ist eher eine Evolution als eine Revolution. Dennoch haben wir keine Garantien, dass wir weiterhin so weit vorne sind. Das kann sich in der Formel 1 sehr schnell ändern - sogar von einem Wochenende zum anderen."

Frage: Was ist die größte Stärke, die den Autos derzeit zugrunde liegt?

Horner: "Die größte Stärke sind die Menschen. Die Kontinuität und die Stabilität im Team sind groß. Am RB5, am RB6, am RB7 und am RB8 haben praktisch immer dieselben Leute gearbeitet. Sie mögen das Umfeld, es ist ein Enthusiasmus zu spüren. Wir sind nicht so ein großes Team wie unsere größten Rivalen, aber wir sind clever. Es herrscht ein anderer Ethos im Team."

Frage: Ist es einfacher, in einem Team überschaubarer Größe an einem Strang zu ziehen als zum Beispiel bei einem Autohersteller?
Horner: "Wir arbeiten als ein Team. Als solches haben wir sehr klare Ziele und Visionen. Aber das ist immer noch die Fabrik eines Formel-1-Konstrukteurs. Wir geben nicht irgendetwas vor, das wir nicht sind. Wir haben strategisch und gut investiert. Aber wir müssen unsere Ressourcen weiterhin intelligent einsetzen."