news

Die zehn packendsten Finali aller Zeiten

Die zehn packendsten Finali aller Zeiten

Sonntag ist D-Day in der Formel 1!

In Sao Paulo treffen sich Sebastian Vettel und Fernando Alonso zum letzten Rennen des spannenden Titel-Showdowns.

13 Punkte trennen die beiden WM-Rivalen im Moment. Vettel hat die komfortable Ausgangsposition, dass ihm ein vierter Rang in jedem Fall zum Titelgewinn reicht.

Doch wie die Vergangenheit gezeigt hat, kann auch der größte Vorsprung am Ende nicht reichen, wenn dem Mensch die Nerven oder der Maschine die Technik versagt.

LAOLA1 mit den zehn packendsten Saisonfinali aller Zeiten:

1974: Punktegleich zum Finale

1974: Punktegleich zum Finale
Zum ersten und bislang einzigen Mal lagen 1974 vor dem letzten Rennen zwei Piloten punktegleich an der Spitze: Emerson Fittipaldi und Clay Regazzoni. In Watkins Glen würde sich derjenige zum Champion küren, der besser abschneidet. In der Startaufstellung gingen die Konkurrenten unmittelbar hintereinander von acht und neun auf die Strecke. Regazzonis Ferrari machte aber von Anfang an Probleme und so kam er letztlich mit vier Runden Rückstand ins Ziel, Fittipaldi reichte ein vierter Platz zum zweiten Titel.

1976: Leben statt Titel

1976: Leben statt Titel
Titelverteidiger Niki Lauda ging 1976 mit drei Punkten Vorsprung auf James Hunt in den finalen Japan-GP. Von Position drei startete der Österreicher unmittelbar hinter seinem Konkurrenten ins Rennen. Wegen des miserablen Wetters in Fuji (damals lebensgefährlich) entschloss er sich wie Emerson Fittipaldi oder Carlos Pace dazu, sein Auto nach nur zwei Runden freiwillig an der Box abzustellen. Hunt zog den GP durch und holte exakt jenen dritten Platz, der nötig war, um Lauda den Titel wegzuschnappen. "Mein Leben ist mehr wert als ein Titel", sagte Lauda später. Der Österreicher hatte wenige Wochen zuvor seinen schweren Feuer-Unfall am Nürburgring mit schweren Verbrennungen nur knapp überlebt.

1981: Das Drama von Las Vegas

1981: Das Drama von Las Vegas
Die WM 1981 wurde am Gelände des Caesar's Palace Hotels entschieden. Carlos Reutemann ging einen Punkt vor Nelson Piquet und sechs vor Jacques Laffite in den finalen Lauf. Der Argentinier sicherte sich die Pole Position, startete aber schlecht. Nach einer Runde lag er nur mehr auf dem fünften Platz, was aber immer noch zum Titel gereicht hätte. Nach 17 von 75 Runden passierte aber auch Piquet seinen WM-Konkurrenten, dessen Williams immer mehr an Leistung verlor. Bis zur Zielflagge verlor Reutemann eine Runde auf Sieger Alan Jones und Piquet krönte sich mit Platz fünf einen Punkt vor dem Argentinier zum Champion.

1983: Der doppelte Piquet

1983: Der doppelte Piquet
Wieder kam Nelson Piquet als Zweitplatzierter eines WM-Dreikampfs zu einem F1-Finale. Und wieder reichte dem Brasilianer ein siegloses Rennen (diesmal Platz drei) zum Titel! WM-Leader Alain Prost lag 35 Runden lang auf Podest- und Titelkurs, als er mit Turbo-Schaden aufgeben musste. Der dritte Kandidat mit Chancen auf die Krone, Rene Arnoux, musste seinen Ferrari bereits nach neun Runden mit kaputtem Motor abstellen und so war der Weg frei für "Abstauber" Piquet.

1986: Dreikampf bis zum bitteren Ende

1986: Dreikampf bis zum bitteren Ende
1986 verfolgten die Fans das bis dahin spannendste Finale einer Formel-1-Saison. Nigel Mansell kam als Führender nach Adelaide - sechs Punkte vor Alain Prost und sieben vor seinem Williams-Kollegen Nelson Piquet. Nach 63 Runden lag Piquet vor Prost und Mansell, womit der Brite 20 Runden vor Schluss noch immer auf WM-Kurs war. Doch dann platzten der rechte Hinterreifen und Mansells WM-Träume. Für eine Runde war Piquet virtueller Weltmeister, ehe ihn Frank Williams aus Angst vor einem weiteren Reifenplatzer an die Box holte. Piquet pushte zwar bis zum Schluss, doch er konnte Prost nicht mehr abfangen (4,2 Sekunden fehlten) und musste ihm zum Titel gratulieren.

1994: "Schummel-Schumi" schießt Hill ab

1994:
Es war das Jahr, in dem "Schummel-Schumi" geboren wurde. Vor dem Finale in Melbourne lag Michael Schumacher nur noch einen Zähler vor Damon Hill. Im Rennen konnte der Deutsche die Führung lange behaupten, ehe er in Runde 36 in die Mauer rutschte. Er konnte sich zwar wieder auf die Strecke zurückkämpfen, doch just im selben Moment tauchte Hill auf und setzte zum Überholmanöver an. Schumacher riskierte alles, kollidierte mit dem Briten und flog in die Reifenstapel. Dabei beschädigte er auch Hills Fahrzeug. Da auch dieser das Rennen aufgeben musste, war die WM zugunsten des Deutschen entschieden.

1997: Die Gerechtigkeit siegt

1997: Die Gerechtigkeit siegt
Die Ausgangslage vor dem Finale in Jerez versprach Dramatik pur: Michael Schumacher führte die WM wieder nur einen Punkt vor Jacques Villeneuve an. Im Rennen lief alles zugunsten Schumachers: Er konnte sich von seinen Verfolgern lösen und hatte bereits einen komfortablen Vorsprung, ehe er zum zweiten Mal zum Reifenwechseln an die Box kam. Mit den neuen Pneus begannen die Probleme, Villeneuve machte Sekunde um Sekunde gut und schloss auf. In der 48. Runde setzte er zum Überholmanöver an. Schumacher versuchte, den Williams seines Gegners zu rammen und blieb im Kiesbett stecken. Villeneuve konnte weiterfahren, wurde Dritter und holte den Titel, während Schumacher nachträglich alle Punkte der Saison aberkannt wurden.

2007: Nervenschlacht in Brasilien

2007: Nervenschlacht in Brasilien
Lewis Hamilton ging in seiner Rookie-Saison als Führender in das WM-Finale. Vor dem Rennen in Sao Paulo hatte er vier Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen Fernando Alonso und sogar sieben auf Ferraristi Kimi Räikkönen. Im Qualifying sah alles nach Hamilton aus: Der Brite startete von der zwei unmittelbar vor Räikkönen. Der Finne erwischte aber den besseren Start und auch Alonso zog am Briten vorbei. In der ersten Runde verbremste sich Hamilton, schaltete falsch (McLaren verkauft dies bis heute als "technisches Getriebeproblem") und kam am Ende mit einer Runde Rückstand auf Neo-Weltmeister Räikkönen nur als Siebenter ins Ziel.

2008: Nur eine Kurve fehlte

2008: Nur eine Kurve fehlte
2008 duellierten sich erneut McLaren und Ferrari um den Fahrer-Titel. Lewis Hamilton ging mit komfortabel wirkenden sieben Punkten Vorsprung auf Felipe Massa in dessen Heimrennen in Sao Paulo. Mit einer fragwürdig konservativen Strategie stellte Ron Dennis seinen Schützling im Qualifying nur auf den vierten Startplatz. Bei wechselnden Bedingungen nahm das Chaos seinen Lauf. Während Massa von Pole Position aus einsam seine Kreise an der Spitze zog, plagte sich Hamilton auf dem gerade noch ausreichenden fünften Platz durch den stärker werdenden Regen. Zwei Runden vor Schluss ging Sebastian Vettel an Hamilton vorbei, womit dieser plötzlich den Titel los war! Massa jubelte im Ziel bereits, seine Familie in der Box und die Fans auf den Rängen tobten. Im strömenden Regen noch immer auf Slicks unterwegs, musste allerdings der auf Rang vier liegende Timo Glock im letzten Sektor seine Geschwindigkeit drosseln um nicht abzufliegen. Hamilton - auf Intermediates - ging in der allerletzten Kurve der Saison am schleichenden Deutschen vorbei und sicherte sich den rettenden fünften Platz. Nicht nur Massa weinte bittere Tränen, nachdem ihm über den Boxenfunk schon zum WM-Titel gratuliert worden war.

2010: Der erste Vierkampf

2010: Der erste Vierkampf

2010 hatten erstmals in der F1-Geschichte noch vier Piloten die Chance, sich beim Saisonfinale in Abu Dhabi zum Weltmeister zu krönen. Fernando Alonso kam als Top-Favorit ins Emirat, führte er doch vor Mark Webber, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton die WM an. Im Qualifying hielt der Spanier Titel-Kurs, startete hinter Vettel und Hamilton aus der zweiten Reihe. Eine Safety-Car-Phase in Runde eins sorgte dafür, dass u.a. Vitaly Petrov und Nico Rosberg an die Box kamen, während die Titelrivalen draußen blieben. Während Vettel und Hamilton souverän die Plätze eins und zwei einfuhren, hingen Webber und Alonso nach ihren Boxenstopps 40 Sekunden hinter den Früh-Stoppern Petrov und Rosberg fest. Der Spanier wurde vor dem Australier nur Siebenter, fluchte nach dem Rennen über den Russen und verpasste um vier Punkte den Titel, der überraschend an Vettel ging.

 

Michael Höller/Christoph Nister