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"Man hätte teilweise anders damit umgehen können"

Dort, wo er 2008 als jüngster Grand-Prix-Sieger aller Zeiten in die Geschichte eingegangen ist, hat Sebastian Vettel eine kritische Bilanz gezogen.

"Wenn man das erste halbe Jahr betrachtet, ist mit Sicherheit vieles schief gegangen auf meiner Seite. Und man hätte teilweise ein bisschen anders damit umgehen können", sagte Vettel in Monza.

Der Frust des Deutschen, der mit Red Bull vier Mal in Folge Weltmeister geworden ist, mit der 2014er-Autogeneration aber gar nicht zurechtkommt, ist nachvollziehbar.

Vettel nimmt Alonso-Stichelei gelassen

Nur zwei Podestplätze (jeweils 3.) stehen nach zwölf Rennen auf seinem Jahres-Konto, während Neo-Teamkollege Daniel Ricciardo im Schatten der Mercedes-Dominanz bereits drei Mal gewonnen hat.

Dass Ferrari-Konkurrent Fernando Alonso immer wieder stichelt und auch in Italien gemeint hatte, Vettel sei eben nicht der Beste, wird der mittlerweile 27-jährige Vettel wegstecken.

"Ich bin kein nachtragender Mensch", versicherte der Deutsche, der ungeachtet der bisherigen Pleiten-und Pannenserie weiterarbeitet.

Wohl auch in dem Wissen, dass bereits Millionen-Angebote anderer Teams vorliegen. "Ich bin aber nach wie vor glücklich da, wo ich bin", meinte Vettel. "Ich fühle derzeit keine Notwendigkeit, etwas anderes zu tun."

"Haben eine Menge großartiger Menschen"

Anders sieht es wohl aus, wenn Red Bull bzw. Motorenlieferant Renault auch 2015 nicht in die Spur kommt.

Die aktuellen Probleme, der Abgang von Stardesigner Adrian Newey und der Wechsel von Vettels Chefingenieur ins Team-Management ließ die Frage aufkommen, ob beim austro-englischen Weltmeisterteam das "Dream Team" der vergangenen Jahre nicht gerade am Zerfallen ist.

"Einige haben halt ihre Positionen verändert. Die kriegen halt unanständige Angebote und treffen ihre eigenen Entscheidungen", bedauerte Vettel die Situation, sieht aber insgesamt kein großes Problem.

"Wir haben weiterhin eine Menge großartiger Menschen an Bord. Und Änderungen müssen nicht nur negativ sein."

Anderes Chassis in Monza

Zumindest nach außen hin halten sich die Bedenken Vettels also in Grenzen.

Obwohl er zugab, unlängst ein graues Haar entdeckt zu haben. "Solange aber nicht alle grau sind oder ausfallen, habe ich kein Problem", witzelte der Deutsche.

Verhindern kann das am ehesten ein sofortiger Leistungssprung. "Wir haben nach Spa ein, zwei Sachen gefunden, die helfen sollen", sagte Vettel, der in Monza mit einem anderen Chassis an den Start geht.

"Was aber nicht heißt, dass das jetzt ein neues Auto ist. Es war der Wurm drin, und so können wir das in Zukunft ausschließen", betonte der Weltmeister, der seine "Suzie" heuer schon einmal als "Gurke" bezeichnet hatte.

Erneute Kritik an den neuen Regeln

Selbst ein Autotausch mit Ricciardo wurde ventiliert. "Ich glaube aber nicht an den Teufel, der uns die Suppe versalzt", winkte Vettel ab.

"Bei uns hat in Belgien etwas nicht gepasst, was bei Daniel gut gepasst hat. Wir haben die Lektionen gelernt. Aber natürlich würden wir das lieber abseits der Rennen testen können."

Vettel leidet extrem an den Änderungen, die mit den neuen Sechszylinder-Turbo-Hybridautos gekommen sind. "Man hat damit viel vom Fahrer weg und hin zu den Ingenieuren genommen."

Außerdem, so Vettel: "Hätte ich lieber doppelt so viele Zylinder. Aber es schaut nicht so aus, als ob wir jemals wieder in diese Richtung gehen."

"...auch wenn sie großteils für Ferrari sind"

Ob er beim Europa-Abschied 2014 in der Parklandschaft von Monza Bäume ausreißen kann, schien eher unwahrscheinlich.

Zumindest die Stimmung im legendären Speed-Tempel nördlich von Mailand sorgt bei Vettel aber stets für positives Feeling.

"Es ist eine alte Strecke und nicht so eine breite Asphaltlandschaft wie sonst überall. Die Atmosphäre ist großartig, die Fans sind verrückt. Auch wenn sie großteils für Ferrari sind."