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Sebastian Vettel - ein schlechter Verlierer?

Sebastian Vettel - ein schlechter Verlierer?

Er umarmte ihn, hob ihn hoch und drückte ihn fest.

Sebastian Vettel gratulierte seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo überschwänglich zu dessen erstem Sieg in der Formel 1.

Gute Miene zum bösen Spiel?

Der Australier triumphierte beim Grand Prix von Kanada in Montreal und bescherte Red Bull Racing den ersten Erfolg in der laufenden Saison. (Zum Rennbericht)

Vettel selbst wurde Dritter und stand damit zum zweiten Mal nach Malaysia (ebenfalls Rang drei) am Podest und feierte zunächst überschwänglich, ehe er zum verbalen Rundumschlag ausholte und seinen Frust vom Stapel abließ.

Schimpftirade gegen die "Gurke"

„Entschuldigung, man muss ja mal sagen, dass da mit unserer Gurke auf der Geraden nichts geht“, schimpfte der amtierende Weltmeister über sein Arbeitsgerät, den Red Bull RB10.

Es sei „frustrierend“, 50 Runden hinterherzufahren und sich die Zähne auszubeißen. Es ist das altbekannte Problem: Die Renault-Power in Vettels „Suzie“ reicht auf den Geraden nicht aus, um den von Mercedes angetriebenen Konkurrenz-Autos Paroli zu bieten.

Vettel kam nach seinem ersten Boxenstopp hinter Nico Hülkenberg wieder auf die Strecke. Zwar hätte er durchaus schnellere Rundenzeiten als sein deutscher Landsmann auf den Circuit Gilles Villeneuve knallen können, doch er kam aufgrund des fehlenden Top-Speeds nicht an diesem vorbei.

„Letzten Endes war mein Rennen zu diesem Zeitpunkt vorbei“, konstatiert der Heppenheimer ernüchtert. „Wir kamen nicht vorbei, das hat man gesehen. Ohne die Probleme von Force India wären wir auch zum Ende nicht vorbeigekommen.“

Wut auf das eigene Team

Vettel war zudem außer sich, weil er sich sicher war, dass „der Sieg in Reichweite war“. Um diesen fühlte er sich durch sein eigenes Team betrogen. „Ich bin natürlich angefressen, weil die Strategie mich über das Knie gelegt hat“, erklärte der 26-Jährige.

Der erfolgsverwöhnte Vierfach-Weltmeister ging noch weiter: „Ich hätte mir gewünscht, dass uns da was Cleveres einfällt mit der Strategie, aber das war nicht der Fall. Wir haben den Sieg hergeschenkt, weil uns nichts eingefallen ist.“

Vettel, der schlechte Verlierer?

Davon will er nichts wissen. „Für ihn (Ricciardo) ist es natürlich ein fantastischer Tag. Ich glaube, es bringt nichts, in diesem Moment mit einem nicht so gut aufgelegten Gesicht herumzulaufen.“

Klar sei aber auch, dass es ihn nervt, von anderen geschlagen zu werden, „denn um Zweiter oder Dritter zu werden, bin ich nicht da“.

Weltmeister wird nervös

Langsam, aber sicher wird Vettel nervös. Nicht nur, dass Ricciardo für den ersten Sieg der „Bullen“ in dieser bislang durchwachsenen Saison sorgte, der Australier setzt sich auch in der Fahrer-WM weiter ab.

Mit fünf Top-4-Ergebnissen in Folge – seit Bahrain punktete er auch jedes Mal besser als Vettel – hat er sich auf den dritten WM-Rang vorgekämpft und liegt bereits 19 Zähler vor dem in den letzten vier Jahren erfolgreichsten Fahrer der Königsklasse des Motorsports.


Christoph Nister